Qualzuchten III

  • "wird das Tier mit dem Laufband vertraut gemacht und die individuelle Laufgeschwindigkeit beim Mops im Trab (4-8 km/h) eingestellt"

    Moment, verstehe ich das richtig? Die Fitness des Mopses wird gegen eine schon rassespezifisch angepasste Belastung getestet? Und dann auch noch nur 15 Minuten? Herrje.

    Ziel ist es, die Herzfrequenz um mind. 40% zu erhöhen, das kann ja auch schon ziemlich schnell passieren. Die Frage ist eben, wie das konkret ausgewertet wird.

  • Hmmm, minimale Anforderungen, die der Hund da beim "Fitnesstest" erfüllen muss. Dazu die Aussagen, dass ja auch ein Hund mit kurzer Schnauze freiatmend sein kann (den würde ich gern mal sehen oder besser gesagt hören |)), dass ja unbedingt diese tausende Jahre alte Rasse erhalten bleiben muss und dass ja die meisten Hunde nicht aus VDH-Zucht kommen, also eh die anderen Schuld sind... Also irgendwie das immer gleiche "wir wollen nix ändern, aber müssen halt so tun, als ob" :muede:

  • Nun, ganz verkehrt finde ich das nicht.

    Man kann nun mal leider nicht mit wirklich hohen Anforderungen beginnen. Zucht rechnet über Jahrzehnte. Drum wird sich die Gesundheit nicht in NullkommaNichts von 0 auf 100 steigern lassen.

    Hier noch ein Textabsatz aus dem 2. Link

    Wie unterscheidet sich der neue standardisierte Test vom alten

    „Mopstest“?

    An der TiHo Hannover haben wir einen Fitnesstest entwickelt, der
    unter standardisierten Bedingungen auf einem Laufband stattfindet
    und immer gleich abläuft (s. Kasten). Die Standardisierung des Tests
    erlaubt eine objektive und gerechte Bewertung der Hunde. Das Lauf-
    band bringt die Tiere dazu, in gleichmäßigem Tempo zu traben. Die
    Geschwindigkeit des Laufbands wird dabei individuell auf das Tier
    eingestellt. Damit die Hunde dennoch ausreichend belastet werden,
    wurde festgelegt, dass sich ihre Herzfrequenz um mindestens 40 %
    des individuellen Ruhewertes erhöhen muss. Das ist ein Belastungs-
    wert, der die Tiere fordert, aber in der Regel unter ihrer Leistungs-
    grenze liegt, damit sie nicht überfordert werden. Nach der Belastung
    auf dem Laufband werden die Werte des Hundes weiter gemessen, bis
    sie ihr Ruheniveau erreicht haben. Auf diese Weise wird festgestellt,
    wie lange der Hund braucht, um sich zu erholen.

    Welche Vorteile hat der neue Test noch?

    Die Durchführung auf einem Laufband ermöglicht es den Untersuchern,
    das Tier während des gesamten Tests zu beobachten und Herzfrequenz,
    Atmung und Atemgeräusche kontinuierlich aufzuzeichnen. Das ist wich-
    tig, weil sich beim alten Test gezeigt hat, dass einige Hunde mit BOAS
    bereits wenige Minuten nach der Belastung keine Symptome mehr zeigen
    – sie nach dem Test also als gesund erschienen, obwohl sie Atembeschwer-
    den während der Belastung hatten. Die durchgehende gesundheitliche
    Überwachung der Tiere während des Tests verhindert auch, dass die
    Hunde sich überanstrengen und im schlimmsten Falle kollabieren. Letz-
    teres ist auch der Grund, warum von den Hunden keine Maximalleistung
    gefordert wird. In unserem submaximalen Fitnesstest bewegt sich die
    Belastung vielmehr unter der Leistungsgrenze gesunder Tiere.

    Wie wurde festgestellt, dass sich der Test für die Einstufung der

    Fitness von Möpsen und für die Identifikation von Qualzuchtmerk-

    malen eignet (Evaluierung)?

    Die Studien zur Tauglichkeit des Fitnesstests, die Evaluierungsstu-
    dien, wurden an drei verschiedenen Standorten, nämlich an der TiHo
    Hannover, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Ludwig-Maxi-
    milians-Universität München vorgenommen. Der standardisierte Fit-
    nesstest wurde an allen drei Standorten mit unterschiedlichen Teams
    erfolgreich durchgeführt. Er funktioniert also überall. In einem zwei-
    ten Evaluierungsschritt prüften wir außerdem in vier parallelen und
    unabhängigen Untersuchungen, ob ein und dasselbe Tier im Fitness-
    test von verschiedenen Untersuchern gleich bewertet wird. Wenn man
    berücksichtigt, dass es in Biologie und Medizin keine 100% gibt, war
    das eindeutig der Fall und ein Beweis dafür, dass der Test eine nicht
    untersucherabhängige, objektive Bewertung ermöglich

    Was folgern Sie und Ihre Arbeitsgruppe aus Ihren Ergebnissen ins-
    gesamt und inwieweit können Ihre Erkenntnisse für die Beurteilung
    von Möpsen genutzt werden.
    Mit der Entwicklung und der Evaluierung des standardisierten Fitness-
    tests haben wir eine wissenschaftlich fundierte Methode geschaffen, die
    sich erwiesenermaßen dazu eignet, mit hoher Sicherheit Möpse ohne
    BOAS für die Zucht zu identifizieren. Mit einer gezielten Zucht von Hun-
    den, die frei atmen können, könnte die Zukunft dieser über 2000 Jahre
    alten Rasse gesichert werden. Das wäre sehr wünschenswert, denn der
    Mops zeichnet sich durch einen einzigarten und liebenswerten Charakter
    aus, der ihm viele Freunde auf der ganzen Welt beschert hat.
    Das Beispiel anderer Rassen zeigt, dass man durch die gezielte Aus-
    wahl und Verpaarung von Zuchttieren erbliche Krankheiten und
    Gesundheitsprobleme aus einer Rasse herauszüchten kann. Nur
    einige Beispiele: Beim Hovawart konnte die Hüftgelenksdysplasie, die
    der Rasse lange große Probleme machte, durch konsequente Zucht-
    wahl zum Verschwinden gebracht werden. Die Rasse Deutsche Dogge
    wurde von einer erblichen Erkrankung des Herzmuskels (Kardiomyo-
    pathie) durch gezielte Verpaarung befreit. Und viele Gesundheits-
    probleme des Bernhardiners verschwanden wieder, nachdem man
    züchterisch normale Körpermaße statt eines grenzenlosen Riesenwuchses

    bevorzugte.

  • Nun, ganz verkehrt finde ich das nicht.

    Man kann nun mal leider nicht mit wirklich hohen Anforderungen beginnen. Zucht rechnet über Jahrzehnte. Drum wird sich die Gesundheit nicht in NullkommaNichts von 0 auf 100 steigern lassen.

    Naja, wenn sich innerhalb einer Rasse kaum Individuen finden lassen, für die ein paar Minuten locker traben am Stück keine sportliche Höchstleistung ist, dann ist die logische Schlussfolgerung, die Zucht sofort einzustellen - und nicht, die Kriterien dann halt soweit zu senken, dass auch jede gesundheitliche Großbaustelle besteht.

    Da ist es völlig egal, ob man die Rasse vielleicht über zig Jahrzehnte wieder hinbiegen könnte, die unzähligen Hunde, die auf diesem Weg dann halt Pech gehabt haben, kann doch niemand schulterzuckend akzeptieren, der sich auch nur einen Deut um die Hunde schert...

  • Nun, ganz verkehrt finde ich das nicht.

    Man kann nun mal leider nicht mit wirklich hohen Anforderungen beginnen. Zucht rechnet über Jahrzehnte. Drum wird sich die Gesundheit nicht in NullkommaNichts von 0 auf 100 steigern lassen.

    Naja, wenn sich innerhalb einer Rasse kaum Individuen finden lassen, für die ein paar Minuten locker traben am Stück keine sportliche Höchstleistung ist, dann ist die logische Schlussfolgerung, die Zucht sofort einzustellen - und nicht, die Kriterien dann halt soweit zu senken, dass auch jede gesundheitliche Großbaustelle besteht.

    Da ist es völlig egal, ob man die Rasse vielleicht über zig Jahrzehnte wieder hinbiegen könnte, die unzähligen Hunde, die auf diesem Weg dann halt Pech gehabt haben, kann doch niemand schulterzuckend akzeptieren, der sich auch nur einen Deut um die Hunde schert...

    Ich finde den Ansatz, den Fitnesstest streng standardisiert, veterinärmedizinisch überwacht und wissenschaftlich ausgewertet durchzuführen, sehr begrüßenswert. Der Test soll ja auch keine Positivauslese sein, wo der leistungsfähigste Hund übrigbleibt und die anderen bis zum Kollaps getrieben werden, sondern ganz im Gegenteil eine Negativauslese, ohne daß man diese Hunde umbringt.

  • Ich sag mal so ... besser als nix.

    Aber ja, ob das wirklich was bringt, bezweifle ich mal stark.

    EDIT: Tendenziell finde ich es auch irgendwie fraglich, wenn Unikliniken (!) am brachycephalen Hund festhalten wollen ("liebenswürdiger Charakter") und suggieren, durch einen 15 minütigen Test auf dem Laufband, könnte man offensichtlich anatomische Probleme rausselektieren ...

    Die Frage ist auch, in welche Alter wird der Test gemacht?

    Leider muss man ja sagen, dass es für viele Hunde ein Unterschied ist, ob sie 1 oder 5 jährig sind und mit BOAS rumrennen.

  • Der Mops ist eine künstlich gezüchtete Art, wie (fast) alle anderen Rassen auch. Seine Anwesenheit hat keinen Einfluss auf die Umwelt, wie es bei so vielen vom Aussterben bedrohten Tierarten der Fall ist.

    Warum muss man an einer Rasse festhalten, die ganz offensichtlich leidet? Komplettes Haltungsverbot (mit Bestandsschutz für bereits existierende Tiere natürlich), egal aus welcher "Zucht" der Hund kommt, wäre für mich der einzig gangbare Weg. Alles andere nimmt weiteres Leid in Kauf und nur weil es Menschen gibt, die diese Hunde putzig finden.

  • Leider muss man ja sagen, dass es für viele Hunde ein Unterschied ist, ob sie 1 oder 5 jährig sind und mit BOAS rumrennen.

    Mit BOAS rennen sie genau eben NICHT mehr rum... :flushed_face: aber ich weiss schon, was Du meinst.

    Das stelle ich auch fest, dass viele Plattnasen-Besitzer behaupten, dass ihre Hunde üüüüberhaupt nicht eingeschränkt seien und völlig wilde Hummeln seien. Wenn ich dann nachfrage, wie alt die denn seien, reden sie in 9 von 10 Fällen immer von jungen Hunden, 1-jährig bis max. 2.


    Die wirklich schlimmen Probleme mit BOAS bauen sich aber erst im Laufe der Jahre auf mit zunehmendem Alter (ausser diejenigen, die schon als Welpe eine eingedrückte Negativ-Nase haben, die Extremfälle :face_screaming_in_fear: ).

    Ich muss das leider hautnah miterleben bei einer Nachbarin mit ihrem Frenchie-Rüden (4 J). Er stellt eine Extremform dar von vorne bis hinten... extrem kurzatmig, röchelt dauernd und hat bereits jetzt bei 10 Grad Atemnot, einen viereckigen, gedrungenen Körperbau wie ein Panzer, kann kaum laufen vor lauter MuskelnFett, keine Rute, bzw. irgendeine Art von Stummelknorpel, den man kaum sieht.

    Der Hund tut mir unglaublich leid... :weary_face: grad kürzlich "musste" ich mit ihm ein Stück des Weges laufen, weil wir uns unterwegs zufällig begegneten. Ich war einmal mehr völlig schockiert von diesem Elend, durfte aber nichts sagen... :loudly_crying_face: Bongo hat Angst vor ihm, weil er nicht weiss, wie er dieses seltsame Geschöpf einordnen soll.

  • Clover Heißt dann ab sofort gar nichts mehr tun?

    Aussterben wird der Mops dann trotzdem nicht, dank Händler, Vermehrer, "süssen" Upswürfen und doch nur 1x weil...

    Zucht einstellen ist ja nicht "gar nichts tun". Aber wäre halt mal eine klare Positionierung innerhalb eines Vereins, der gern als Garant für seriöse Zucht genannt wird. Und auch wenn der größte Teil dieser Hunde nicht aus VDH-Zuchten kommen, zählt doch jeder Hund, der gar nicht erst mit solchen Einschränkungen geboren wird.

    Natürlich wäre es nur ein Tropfen auf den heißen Stein und man wird dem Ganzen nur über ein generelles Zucht - und Haltungsverbot überhaupt beikommen können.

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