Qualzuchten III

  • Gibt es denn Rassen bei denen alles OK ist, nicht Überzüchtet bzw. Qualzucht?

    Da müsste man sicher mal alle Extreme ausschliessen, also nicht übermässig gross, nicht übermässig klein. Dann fallen alle Kurznasen weg, ist ja klar.

    Rassen mit verkürzten Gliedmassen (Achondroplasie, resp. Chondrodysplasie) fallen ebenfalls weg sowie auch überlange Rücken.

    Dann müsste man alle Sonderfarben wegstreichen, also Merle, Dilution und Scheckung. Bei den Ohren sollten es keine Schlappohren sein, sondern Stehohren. Alle Veränderungen am Skelett und Rückenwirbel fallen auch weg (Ridge, Korkzieher-Rute, etc.).

    Übermässiger Haarwuchs wäre auch auszuschliessen wie auch faltige Haut.

    Hmmmm, was bleibt dann übrig? Ich versuche mal zu beschreiben, wie so ein Idealhund aussehen müsste:

    - mittelgross, ca. 20 kg

    - normal lange Nase

    - Kurzstockhaar

    - Stehohren

    - wildfarben

    - idealer Körperbau, also leicht rechteckig, Rücken etwas länger als Widerristhöhe, ideale Winkelungen in allen Gelenken

    - lange Rute

    - keine Massenvermehrung, kein Modehund

    Tja, was für eine Rasse ist das, hat jemand Vorschläge?:???:

  • @Biras

    Bis auf einzelne Ausnahmen (wie zB Niederläufigkeit bei Teckeln oder den Corgies) sämtliche Hunde die für die Jagd oder die Arbeit am Vieh eingesetzt wurden und nie in Mode kamen.

    Bei Hunden die Leistung bringen mussten gibt es natürlich vereinzelt starke Überzüchtungen, wie zB der Windhundtyp. Wobei ich die jetzt nicht als QZ bezeichen würde, abgesehen von irgendwelchen Auswüchsen der Showzucht.

    Größtenteils sind Rassen betroffen die entweder in die Griffel der Showzüchter oder einer Modewelle geraten sind, eindeutig betroffen.

  • Ich hätte jetzt zuerst unter den nordischen Jagdhunden gesucht.

    Wobei "Idealhund" und Qualzucht ja Welten auseinander liegen, kein Hund leidet weil er 60 cm hat und dazu 30 kg wiegt, die optimale Fellbeschaffenheit hängt vom Breitengrad ab, die meisten Hängeohren machen absolut Null Probleme, selbiges gilt für einige anatomische Abweichungen vom Ideal.

    (Zur Sicherheit, das ist als Anmerkung gedacht, nicht als Kritik)

  • Wobei "Idealhund" und Qualzucht ja Welten auseinander liegen, kein Hund leidet weil er 60 cm hat und dazu 30 kg wiegt,

    Ja, "Qualzucht" ist übertrieben bei vom Ideal abweichenden Rassen. Ich habe aber in meinem Ausschlussverfahren auch "ganz normale" Krankheiten mit einbezogen, z.B. Gelenkprobleme, HD, etc. bei grösseren, schwereren Hunden, Hautprobleme bei übermässigem Fell und zu wenig Pflege, (chronische) Ohrentzündungen bei Hänge-Ohren, alles "Kann"-Krankheiten, nicht Muss. Alles, was in irgendeiner Richtung übertrieben wird, kann Krankheiten auslösen, entspricht somit also nicht dem "absolut gesunden" Idealhund.

    Bei meiner Beschreibung fallen mir auch in erster Linie Hunde vom Urhund-Typ ein, nordische Spitze, so was in der Art.

    Der Charakter und die Eignung zum "idealen" Familienhund ist bei dieser ganzen Körperbau-Geschichte nicht berücksichtigt.

  • Ich empfinde Samojeden als recht gesund. Aber da diese immer beliebter werden, werden auch da immer mehr Hunde zu Plüschmonstern gezüchtet.

    Huskys sind vom Körperbau so ziemlich der Idealhund. Wendig genug für die Jagd, ausdauernder Läufer, wetterfestes Fell und charakterlich relativ stabil.

  • Ich finde das sehr Interessant, kann wegen Unwissenheit aber nichts dazu beitragen.

    Vielleicht hat ein Mod. Lust das vom Qualzucht Thread abzutrennen und einen neuen Thrad aufmachen....z.B. Welche Rasse gilt noch als Gesund bzw. hat die wenigsten Krankheiten....oder so ähnlich.

  • Araber überzüchtet ? Showlinien vielleicht... Distanzaraber sind ja wohl Arbeitszucht?

    Genau, das meine ich ja. Die Showlinien sind weniger funktional, die Arbeitslinien schon, wobei auch bei Showarabern nur das Gesicht verzuechtet wird, die Hinterhand soll korrekt und gerade bleiben. Bei Hunden scheint das bei Showlinien anders auszusehen.

    Edit: Exakt, El Rey Magnum, genau so wie die meisten Showaraber, hat dieses ueberzuechtete Nasenbein, aber die Beine sind korrekt und gerade. Der wird auch mit 20 Jahren noch gut laufen koennen und keine oder wenig Arthrose haben. Nur zu sehr langen Fesseln neigen die. Bei den meisten Pferden werden nur Koerpermasse, Hals oder Nacken "verzuechtet". Die Hinterhand muss korrekt stehen. Das hat glaube ich fast jeder Zuechter verstanden.

    Sehr viele Showaraber bzw. Araber mit "Bananenkopf" werden uebrigens erfolgreich geritten.

    Bei den Show-Arabern ist´s leider nicht nur der Kopf, der sinnfrei verzüchtet wird. Kaum ein ernsthafter Reiter wünscht sich ein Pferd mit diesem eeeewig langen Rücken, einer

    Kruppe wie eine Tischplatte und vor,- oder rückbiegige Gliedmaßen. Der angezüchtete, sehr hoch angesetzte, Schwanenhals beeinträchtigt oft die Beizäumung und damit

    eine runde, ausbalancierte, schonende Bewegung - und lange Nutzung. Der Araber ist eigentlich ein kurzes, quadratisches Pferd - was heute im Showring teilweise rumläuft entspricht dem null. Es ist inzwischen schon so weit, dass Halter/Züchter von korrekten Arabern (im alten Typ) ihre Pferde nicht mehr vorstellen, Hengste werden wegen mangelnder Nachfrage kastriert obwohl sie aussehen, wie aus einem alten Foto entsprungen.

  • Bei den Ohren sollten es keine Schlappohren sein, sondern Stehohren.

    Das ist mir persönlich z.B. jetzt schon alles zu pauschal, zu einfach vorgestellt, ein global-einheitliches Hundebild (immer wieder werden zuerst die Nordischen und die Japaner erwähnt) für jeden Zweck und Lebensraum, aber: Form follows function :ka:

    Hab mir die Schlappohren jetzt einfach mal rausgezogen (nicht, weil der schier überwältigende Teil aller HSH-artigen Schlappohren tragen - persönlich würde ich ja eher Knick-Schlapp-Ohren dazu sagen), sondern weil ich mich daran erinnerte, dass beim Fuchsexperiment automatisch Schlappohren "passierten". Dahinter lag aber keinerlei optisches Zuchtziel: "Oh, wir hätten jetzt gerne Füchse mit Schlappohren", die passierten einfach sowie auch Farbveränderungen usw.).

    Vll. sind Stehohren bei Füchsen in Menschenhand nicht zweckmässig, die Fuchsfarbe erfüllt keiner Sinn mehr usw. usf. Schlappohren fallen z.B. auch bei Steh-Ohren-Rassen, gelten dort nur als Zuchtfehler. Auch bei Strassenhunden, die sich in Generation X sich wild vermehren, kommt jetzt am Ende nicht global das Erscheinungsbild eines Nordischen oder eines Japanischen heraus (eher ganz im Gegenteil).:ka: Also würde ich die Richtung schon als falschen Diskussionsansatz werten.

    Oder z.B. die Grösse. Wenn Hundehalter über den optimalen Hund diskutieren, vergessen sie häufig, wie gross z.B. doch Wölfe sind , wie vielfältig sich die Gruppe der Caniden darstellt (gross, klein, winzig, hochbeinig, quadratisch, niederläufig .... einfarbig, mehrfarbig ...). Die grössten Wölfe leben m.E. in Russland, Kanada und Alaska. Lt. Wiki können sie eine Schulterhöhe von 80 cm erreichen, oder der hier: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Mackenzie-Wolf, wird sogar 90 cm angegeben.

    Oder wenn man als Ziel, den Hund ganz ohne Erbkrankheiten generieren möchte, bleibt aussen vor, dass Erbkrankheiten auch in der Natur das Leben begleiten, oder den Menschen. Wölfe bekommen auch HD (und und und), wenn sie alt genug werden. Ich persönlich habe HD (bin nicht nach VDH gezüchtet, ich schwörs :D) und noch so einige andere "Merkwürdigkeiten".


    Huskys sind vom Körperbau so ziemlich der Idealhund. Wendig genug für die Jagd, ausdauernder Läufer, wetterfestes Fell und charakterlich relativ stabil.

    Aber als Begleithund völlig ungeeignet ... und je nach Region, dürfte ihnen ihr "wetterfestes" Fell eher hinderlich sein. Wenn man sich vorstellt, man wolle nur den passenden Charakter in diese Form und Farbe züchten, um den optimalen Hund für den Menschen zu gestalten, hat man es schon wieder vergessen: Form follows function (oder hier: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kogeographische_Regel - wenn man mal in den Artikel reinschnuppert, erkennt man schnell: so simpel ist das gar nicht).

    Bei meiner Beschreibung fallen mir auch in erster Linie Hunde vom Urhund-Typ ein, nordische Spitze, so was in der Art.

    Der Charakter und die Eignung zum "idealen" Familienhund ist bei dieser ganzen Körperbau-Geschichte nicht berücksichtigt.

    Das ist ja eben der Denkfehler, dass man meint, die optimale Form für jeden Zweck erschaffen zu können. Änderst Du Funktion (Charakter und die Eignung), ändert sich auch der Körper.

    Vielleicht hat ein Mod. Lust das vom Qualzucht Thread abzutrennen und einen neuen Thrad aufmachen....z.B. Welche Rasse gilt noch als Gesund bzw. hat die wenigsten Krankheiten....oder so ähnlich.

    Irgendwo gibt es schon einen Thread dazu. Kann mich nur nicht mehr erinnern, wie der Titel war.

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