Qualzuchten III

  • merle mit Qualzucht in verbindung zu bringen ist ja jetzt nicht so weit hergeholt. Zumal da ja auch explizit nicht steht, das merle generell qual bedeutet.
    Aber um merle sollte es jetzt zumindest einmal nicht gehen, sondern mir ging es um die Nackthunde.

    Mir zumindest war das bis gestern nicht bewusst, das die oft erblinden, nach dem lesen sind mir aber zumindest direkt ein paar insta account mit bereits oder fast blinden nackthunden eingefallen

  • Auch der Erblindung kann man vorbeugen, wenn man gentestet vor dem Verpaaren. Sowohl für PLL, als auch für pra, gibt es Gentests, die gute Züchter machen.

    Weitere Faktoren, wieso ausgerechnet Chinese Cresteds/Haarlose Hunde vermehrt erblinden sollen, sind mir nicht bekannt. Dann müsste man jede Rasse, wo pra und PLL vorkommen kann, mit listen. zB Aussies, Jack Russell Terrier und Co

  • "Partner Hund" schreibt was von Schwächen des Aufhängeapparates der Linse, die genetisch bedingtsein soll. Dazu würde ich ja gern mal die Quelle wissen. Ist mir nämlich auch nicht bekannt. Mir sind aber auch nicht übermäßig viele blinde Nackthunde bekannt...

    LG Anna

  • Ich nehme an, bei den Doggen geht es u. a. um sowas wie idiopathische Aggression, zumindest idiopathisch, solange nicht näher untersucht.

    Da kursiert das Gerücht, dass es Linien gibt, die möglicherweise eine Art Anfallserkrankung vererben, die zu heftigen Aussetzern führt. Es gab und gibt vereinzelt recht heftige Beißvorfälle die auf eine neurologische Störung/Gehirnerkrankung zurück gehen könnten.

    Gibt es dazu wissenschaftliche Untersuchungen oder kommt das aus der selben Ecke, wie die Behauptung, die Beißvrofälle beim Dobermann mit der eigenen Familie würden mit dem zu kleinen Schädel zusammenhängen?

    Gute Frage.

    Gerücht mit wahrem Kern oder so. Im englischen Sprachraum taucht das früher auf, als im Deutschen und auch da geht es in die Richtung, möglicherweise vererbliche Anfallserkrankung. "Rage Syndrom" bzw. "Cockerwut" .

    Ob das allerdings hier gemeint war, weiß ich nicht. Aber wenn es um psychische Schädigungen durch Zucht geht, zumindest hab ich straalster so verstanden, wär das - vielleicht ein Punkt. Neben zunehmenden Wesensmängeln wie übermäßige Ängstlichkeit. (Der Hund, der Angst vor seinem eigenen Schatten hat oder eigenartige Sterotypen entwickelt ohne ersichtlichen Grund. So ne Dogge kannte ich auch tatsächlich. Aber ob die repräsentiv war? Keine Ahnung. )

  • 'Cockerwut' war auch mit mein erster Gedanke bei straalsters Statements.

    Doch ob ein stereotyper Hund (die arme Dogge) aus einem Wurf für eine gesamte Rasse steht, oder für unsachgemäße Verpaarung, oder miserable Bedingungen während der Trächtigkeit/Niederkunft/Aufzucht usw. ist schwierig zu beurteilen.

  • Also ich verstehe straalster so, dass man überall Qualzucht findet, wenn man Hunde unter diesem Aspekt betrachtet.

    Das Problem bei der Definition Qualzucht ist ein anderes: Qualzucht bezieht sich immer nur auf das jeweilige, individuelle Exemplar, welches tatsächlich unter bestimmten Merkmalen leidet.

    Eine (tatsächlich, und nicht "schön geredete") ungehindert atmende und ausreichend "klimatisierte" Kurznase ist KEINE Qualzucht - ein (z. B.) Geschwisterchen aus dem gleichen Wurf MIT Problemen resultierend aus der Brachycephalie dagegen IST Qualzucht.

    Solange also ein bestimmter Anteil einer gesamten Rasse nicht an Qualzuchtsymptomatiken leidet, kann per TSchG nicht von einer Qualzuchtrasse gesprochen werden.

    ...............

    Wir sind uns doch hier in einem Punkt völlig einig: Es wird hinsichtlich Vermehrung zu sehr darauf geachtet, was DEM MENSCHEN gefällt, und zu wenig darauf, ob es für den Hund gut ist oder nicht.

    Hier hilft nur, das Bewusstsein für Problematiken zu verbreiten und zu verstärken - und diejenigen zu stärken, die sich der Probleme bewusst sind und etwas dafür tun, um diese zu bekämpfen. Das betrifft gleichermaßen Welpenproduzenten UND Welpenabnehmer.

  • Dann mal ein ganz konkretes Beispiel zum Thema Krankheit und Schmerzen: Golden Retriever in den USA

    Mehr als 61 Prozent dieser Rasse sterben an teils schmerzhaften Krebserkrankungen.

    In den 1990ern tauchte Krebs als Todesursache bei dieser Rasse noch nicht einmal wirklich statistisch relevant auf.

    Jetzt belegen die Golden Retriever damit den ersten Platz von allen Rassen.

    Das heißt, mehr als die Hälfte und fast zwei Drittel dieser Rasse (die Population der USA betreffend) leiden teilweise jahrelang an Schmerzen, sind krank, eingeschränkt.

    Für mich wäre das damit eine Qualzuchtrasse.

    ----

    Aggressionsverhalten gegen die eigenen Besitzer beim Spaniel

    Zitat


    One interesting phenotype that has been well described is owner-directed aggression (127), which occurs in nearly half of all springer spaniels and at a lower frequency in related breeds like the English cocker spaniel (125). Manifesting as unprovoked biting or other threatening behaviors, owner-directed aggression is the major behavioral problem many experts report they encounter. Although training and environmental factors clearly play a role, the overrepresentation of some breeds with the phenotype suggests a clear rationale for a GWAS.

    Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3322674/

    ----

    Weitere Verhaltens-/Zwangsstörungen (siehe obiger Text auf ncbi. Ich habe nur die Quellen nochmals gesondert aufgeführt):

    Dodman NH, Karlsson EK, Moon-Fanelli A, Galdzicka M, Perloski M, et al. A canine chromosome 7 locus confers compulsive disorder susceptibility. Mol Psychiatry. 2010;15:8–10. [PubMed] [Google Scholar]


    Moon-Fanelli AA, Dodman NH. Description and development of compulsive tail chasing in terriers and response to clomipramine treatment. J Am Vet Med Assoc. 1998;212:1252–57. [PubMed] [Google Scholar]


    Guter Anfangspunkt für gesundheitliche Statistiken und Trends:

    https://www.ofa.org/diseases/breed-statistics

  • Aber es wird doch nicht absichtlich auf das Merkmal krebsanfällig hingezüchtet. Und auch nicht auf ein anderes Merkmal das eindeutig mit Krebs korreliert.

    Dass man etwas dagegen tun sollte, klar, aber in meine Definition von Qualzucht passt das nicht.

  • Den obigen Beitrag samt Links und Quellen habe ich gepostet, weil mir die Aufklärung wichtig ist.

    Und jetzt mal zum Umgang mit dem Thema.

    Die Forderungshaltung von einigen hier ist erschreckend.

    Weil ich das kritischer betrachte als sehr viele hier und mich eingehender damit beschäftigt habe, soll ich Statistiken und Studien bringen (und wahrscheinlich am besten noch für alle kostenlos in meiner Freizeit übersetzen). Warum?

    Warum stehe ich denn in der Beweispflicht, wenn ich das kritischer sehe und nicht ausschließlich auf Brachyzephalie begrenze?

    Ich habe sogar schon Anfangspunkte und entsprechende wissenschaftliche Datenbanken als Hilfestellung gegeben, in denen sich jeder selbst informieren kann. Jeder zu vielen Sachen Zugang hat.

    N paar Klicks. N paar Minuten Lesezeit. Das sollte wohl jeder, der sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen möchte, investieren. Aber stattdessen soll ich quasi eine allgemeinverständliche Doktorarbeit (natürlich mit umfassender Quellenangabe) abliefern, weil in den Worten einiger hier: "auf Ratespiele hab ich keine Lust" und "mir zu nebulös".

    Ihr könnt durchaus selbst tätig werden und recherchieren. Dann könnt ihr vielleicht auch mal belegen, dass alle anderen Rassen ja ach so gesund sind und bei ihnen keine vergleichbare, potenzielle Gefahr durch falsche Zucht besteht oder bereits krankhafte Tendenzen vorhanden sind.

    Ihr könnt doch nicht ernsthaft gleichzeitig dazu aufrufen, dass sich jeder Hundekäufer umfassend informieren muss und im nächsten Moment zu faul sein, um euch zu informieren - aber trotzdem Behauptungen rauswerfen.


    Javik - laut in Deutschland gültiger Definition ist genau das Qualzucht - hab hier schon mehrfach die Definition gepostet. Denn selbst die Duldung von so etwas fällt unter Qualzucht. Und bei den FB ist es doch nicht viel anders. In jungen Jahren sind einige noch gut drauf. Aber sie haben häufig ein kurzes Leben und ein großer Teil davon ist von Leid bestimmt. Obwohl die ebenfalls nicht gezielt auf Atemprobleme gezüchtet werden. Das wird halt als Nebeneffekt der kurzen Nasen in Kauf genommen.

    Aber wenn ein Hund sein halbes Leben mit Krebsschmerzen verbringt ist es keine Qualzucht? Weil da wird ja nur der Nebeneffekt in Kauf genommen, das nahezu zwei Drittel der Hunde schmerzhaften Krebs entwickeln und ein kurzes Leben haben?


    Den Unterschied musst du mir mal erklären.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!