Hundehaltung gestern und heute

  • Ich habe als Kind gelernt: Wenn du einen fremden Hund streicheln willst, frag zuerst die Besitzer: Kann man den streicheln? Man ging also davon aus, dass es auch Hunde gibt, die man nicht streicheln kann, weil sie es nicht mögen.

    War der Besitzer einverstanden, sollte ich dem Hund erst einmal die Hand hinhalten und ihn daran schnuppern lassen bevor ich ihn anfasse.

    So hat man u. a. früher versucht, sein Kind vor Hundebissen zu schützen.

    Ja so habe ich das auch gelernt und eben auch, dass es durchaus Hunde gibt die es nicht leiden können und das war dann auch vollkommen in Ordnung. Ich habe nur das Gefühl, dass es inzwischen ein absolutes Unding vom Hund ist wenn er eben durch Knurren oder auch bellen signalisiert, dass er es nicht möchte. Ist dann immer direkt ein gefährlicher und aggressiver Hund. Akzeptiert wird es nur wenn die Hunde rückwärts gehen.

    Ich kenn das auch so. Das war irgendwie Allgemeinwissen und auch das Wort der Eltern galt damals mehr - jedenfalls bei mir.

    Ich musste, als ich meinen Hund neu hatte, fix lernen mit dieser Erlaubnis und Ermutigung zur Übergriffigkeit von Kindern und Erwachsenen umzugehen.

  • Ich denke, der Punkt war eher eine komplett andere gesellschaftliche Wertung von Dingen wie Gefühlen oder auch persönlicher Zufriedenheit. Das galt keineswegs nur für Tiere; Menschen gegenüber wurde genauso gedacht, gehandelt und erzogen. Das war natürlich immer schon individuell verschieden, und auch in verschiedenen Familien unterschiedlich tradiert. Aber der große gesellschaftliche Konsens war beispielsweise zu Zeiten von "Ehre, Pflicht und Vaterland" doch ein deutlich anderer als unsere heutige Vorstellung von persönlicher Freiheit. Es war deshalb auch früher nicht so, als hätten die Menschen nicht auch gemerkt, wenn ein Tier beispielsweise Schmerzen hatte - es war bloß nicht so wichtig. So wie auch Kinder durchaus gesagt bekamen "Kinder soll man sehen, nicht hören", "stell dich nicht so an" etc. Während heute der mitdenkende Mensch gefragt ist, war es früher sehr lange der obrigkeitshörige Mensch, der als erstrebenswert galt. Nur als minimale Beispiele. Und genau so wurde auch den Tieren allgemein und den Hunden im Besonderen gegenüber getreten. Da bekamen halt Kind oder Hund ein paar übergezogen, wenn sie nicht spurten - na und? Immerhin wurde von den Erwachsenen ja auch erwartet, dass sie gesellschaftlich höher gestellten gegenüber brav buckelten, sonst gab es richtig Ärger...

  • früher war auf keinen Fall besser ... außer vielleicht das es weniger Hunde gab.

    Ich bin ländlich aufgewachsen und kenne es auch noch das überzählige Welpen getötet wurden, der Jäger Hunde erschoss und das bissige Hunde geschlagen oder getötet wurden.

    Wir wurden als Kinder immer mit unserem bissigen Hund losgeschickt und dann gab es halt mal Hundekämpfe oder es wurde mal wer gebissen.

    Da wurde nicht trainiert oder aus dem Ausland gerettet.

    Diese Zeit möchte ich nicht zurück ...

  • Wir hatten jahrelang Jemanden in der Familie, der (wahrschinlich noch heute) im "Damals" lebt und immer noch genau so denkt und handelt wie Montagsmodell es beschreibt.
    Als ich dafür ausgelacht wurde, dass ich meinen Hund abwechslungsreich füttere und jedes Jahr zum TA gehe, habe ich gemerkt, dass ich mich weiterentwickelt habe, andere nicht.

  • "Wenn es einmal richtig weh tut merken die Hunde sich das viel besser."

    Den Satz hör ich hier auch seehr oft.

    "Wenn der Hund einmal winselt, dann hat er es sich gemerkt."

    Jop den Spruch kenne ich auch von jungen Leuten.

    Oder wen der Hund Müll plündert wenn niemand da war, den Hund das Um die Ohren zu hauen.

    Wenn ich Tipps gebe kommt dann immer der zb. Der braucht das, du bist zu weich, anders lernt er das nicht.

  • Meine Schwester hat mir von einem Welpenkurs erzählt bei dem ordentlich an der Leine geruckt wurde und die Trainerin nur meinte: "Wenn es einmal richtig weh tut merken die Hunde sich das viel besser." Keine Geschichte aus den 1970ern sondern aus vergangenem Monat.

    Ja da hab ich auch das Gefühl, dass das noch wirklich weit verbreitet ist. Gern auch anders verpackt aber mit gleichem Inhalt.

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