Rassehundezucht = Die heilige Kuh? Fragen zur Rasseneugründung und gezielten Mischlingszucht

  • Wenn der heutige Anspruch nach einem gemäßigten Allrounder verlangt, dann glaube ich nicht, dass es theoretisch unmöglich ist, so einen Hund zu züchten.


    Es wäre sicher möglich.
    Nur müsste sich irgendeine Institution der Sache annehmen, sonst wird das nix, wenn jeder seine eigenen Mixe vermehrt und ohne echtes Konzept da vor sich hinstümpert :ka:

  • Es wäre sicher möglich.
    Nur müsste sich irgendeine Institution der Sache annehmen, sonst wird das nix, wenn jeder seine eigenen Mixe vermehrt und ohne echtes Konzept da vor sich hinstümpert :ka:


    Jap. Sehe ich auch so.

  • Du weißt aber schon, wie die Vielfältigkeit der Rassen in den letzten Jahrhunderten so ab 1879 entstand, oder?

    Das als richtig angenommen frage ich mich erst recht, warum zwingend an den "alten" Rassen festhalten werden sollte.
    Innerhalb von 150 Jahren wäre es gelungen, mit dem derzeitigen Zuchtkonzept eine große Zahl von "Rassen" zu produzieren, von denen ein nicht unwesentlicher Teil (schwer) krank ist.
    Daraus könnte man folgern, daß an dem Konzept etwas nicht stimmt, statt innerhalb des Konzeptes zu versuchen, diese "Rassen" zu "verbessern"?

  • Ich ersetze das erste durch Erziehbarkeit / kontrollierbaren Jagdtrieb und bemerke, dass mein Hund für MICH so ist

  • Ja und warum reichen die dann nicht, Murmelchen?


    Genau das geht mir im Kopf rum, Helfstyna.

    Weil die halt zu 99% klein sind!? :???:




    Neue Rasse als Begleithund - ja kann man machen. Aber wenn bitte sinnhaft , mit ner vernünftigen durchdachten Basis und durchdachter Selektion ...

    Also zumindest ich meine das auch so! Wenn dann bitte gescheit und nicht ueber hirnloses vermehrern von irgendwelchen Rassen!

  • @hasilein75 mein JRT ist auch genau das für mich...er ist aber ein Ausnahmemodell und fällt daher für die meisten "normalo" HH auch raus. Und es ist ein großer Unterschied ob man einen Hund durch kundige Erziehung zu genau dem macht oder einen Hund sucht der am besten bereits so veranlagt ist! Das sind zwei Paar Schuhe denke ich.
    Ein kundiger Halter kann wahrscheinlich auch aus problematischeren Hunden einen tollen Begleiter machen. Aber es geht ja hier jetzt um eine "neue Rasse" die das genau so schon mitbringen soll, ohne dass langes fachkundiges Training nötig wäre.


    @Bonadea das glaube ich dir gleich und nicht umsonst werden sie ja auch gerne empfohlen, auch an Anfänger. Viele schreckt der Hang zur Hibbelei und Kläfferei ab den man als absoluter Anfänger auch erstmal handeln können muss, das ist vielleicht der Negativpunkt.


    Ich wollte damit nur sagen, dass ich absolut verstehen kann warum Leute sich einen Hund mit eben diesen Eigenschaften wünschen der aber nicht wie ein knöchelhoher Gremlin aussieht (überspitzt gesagt). Und unproblematisches Verhalten ist doch Welten entfernt von Steiff Tieren oder seelenlosen Zombies.


    Ich bin froh um jeden unproblematischen Wesenszug den meine Hunde mitbringen, warum also nicht mehr davon in netter/moderater Optik.


  • Nicht falsch verstehen, ich bin da ganz bei dir.



  • @Bonadea

  • Ich sehe das Problem auch darin, dass sich jede Familie unter dem perfekten familienbegleithund noch äußerlich wie vom Charakter her unterschiedliches vorstellen.


    Die Familie 1 stellt sich äußerlich ihren perfekten Hund mit stehohren, Kurzem Fell, möglichst bunt, mindestens 55 cm hoch, längere Schnauze, wenig unterwolle vor.
    Vom Wesen/Charakter hätten sie gerne, kaum jagdtrieb, bellt aber wenn es klingelt, oder nachts jemand durch den garten schleicht, soll kinderlieb sein, mit Artgenossen verträglich und mit kurzen Spaziergängen im kindertempo und garten zufrieden und ausgelastet sein. Gutes nervenkostüm und total umweltsicher bitte noch.


    Familie 2 möchte bitte äußerlich, nicht haarend, aber auch keine locken, bitte nicht höher als 50 cm, am liebsten schlappohen, am besten in weiß oder braun, Kulleraugen wären toll und eine süße stupsnase.
    Vom Wesen/Charakter soll der Hund nicht jagen, kinderlieb sein, möglichst nicht bellen, sich auch mitten in der Großstadt wohl fühlen, sowohl mit runden um den Block zufrieden sein, wie auch am Wochenende neben dem Fahrrad herlaufen können. Fremden freundlich gegenüber treten, aber nicht aufdringlich. Und wichtig, er soll mit den Kindern spielen.


    Familie 3 möchte äußerlich, wuschelig, eher schlank gebaut, 50 cm hoch, eher hell, damit niemand Angst hat, viel bürsten möchte man aber nicht, Fell soll trotzdem praktisch sein. Und bitte keine stehohren. Im Gesicht soll das Fell auch eher kurz sein, damit der Hund was sieht.
    Charakterlich soll deren perfekter Hund, mit Papi zum Joggen, mit Tochter zum ausreiten, mit sohnemann und Mutter nur um den Block. Er soll nicht bzw. kaum jagen, fremde Hunde und Menschen ignorieren, denn man möchte, dass sich der Hund nur auf die Familie bezieht, bitte nicht bzw. kaum bellen und sehr verträglich mit anderen Hunden und anderen Tieren jeder Art sein.


    Alles etwas überspitzt gesagt, also alle drei Familien stellen sich unter dem für sie perfekten begleithund etwas anderes vor. Wie soll das 1 Rasse bitte alles vereinigen?


    Das einzige was immer ein Punkt ist, auch bei mir selber ist viel/unkontrollierbarer jagdtrieb. Den möchte ich auch nicht haben, darum schaffe ich mir keine Vollblut Jagdhunde oder deren Mixe an.


    Jede Familie hat ihre eigene individuelle Vorstellung vom perfekten begleithund, dass kann keine einheitliche Rasse erfüllen und auch keine 10 reinen familienrassen, denn dann gibt es bei jeder dieser rassen etwas das Familie xyz stört und nicht passt.


    Dazu eben der fehlende Zusammenschluss von Züchtern die gemeinsam, gezielt, mit Sinn und Verstand diese familienbegleithunderasse zwischen 45 und 65 cm züchten. Ohne jagdtrieb, mit steh, schlapp, stehkippohren. Mit langem, Kurzem, stockhaarigem, nicht haarendem Fell, in schwarz, braun, weiß, getupft, gefleckt, mit Brand, ohne Brand, mit Merle, mit einfarbigen und mehrfarbigen Augen, die nicht bellen, beim klingeln bellen, nachts das Haus bewachen, nicht bewachen, mit zum Joggen gehen, mit dreimal am Tag um den Block gehen, mit reiner gartennutzung zufrieden sind usw.


    Ich kann den Wunsch nach möglichst wenig jagdtrieb, lustig, entspannt, ohne viel Arbeitstrieb und dennoch Freude an der hin und wieder Zusammenarbeit verstehen. Und dann eben noch so 50 cm hoch. Aber perfekt gibt es nicht, auch nicht bei der Zucht.


    Die Ansprüche bei der Zucht eines gebrauchshundes für den Dienst, sind zum Beispiel bei allen Behörden, dem Militär sehr ähnlich. Darum kann man darauf selektieren und gute Hunde züchten. Bei einem familienbegleithund sind die Wünsche und Ansprüche teilweise wahnsinnig unterschiedlich, von Familie zu Familie. Zucht bedeutet auch eine gewisse homogenität, das ginge so gar nicht.


    Und die eierlegendewollmilchsau, nun ja, die wird es nie geben. Perfektion in der "natur" ist ein ethisches Dilemma.


    Lg

  • Aber es gibt doch große Begleithunde Eurasier und Elo.
    Der Eurasier ist FCI anerkannt und der Zug für weitere Anpassungen schon abgefahren. Damit bleiben sind nur was für Leute die den nordischen Typ und das viele Fell mögen. Aber passen würde er trotzdem für viele.
    Beim Elo gibt es jetzt schon klein und groß womit 35-60 cm Stockmaßwünsche abgedeckt werden (und darunter gibt es eh viel). Es gibt auch schon verschiedene Felltypen, eine kurzhaarige oder ggf eben Haarvariante noch dazu (falls möglich) und er bedient doch theoretisch die "ich will einen Hund aber keine Arbeit"-Wünsche.
    Ich weiß nicht wo die Rasse momentan steht, aber der Anfang ist gemacht. Jetzt muss man der Rasse halt einfach noch etwas Zeit geben sich zu homogenisieren. Und wohl die Werbetrommel rühren, denn im Endeffekt, warum hat denn die Hälfte der Familien die besser ein Steifftier hätten einen Goldie? Weil die nur 5 Rassen kennen, DSH ist böse, BC zu anstrengend, Chi und Bully zu klein, also den Goldie. (Wo ich die SL übrigens auch schon fast in die Kategorie Begleithund einordnen würde, für die die einen Tick mehr wollen als Eurasier/Elo.)
    Und die perfekte Rasse für absolut jeden kann man nunmal nicht bedienen. Denn bekommt x halt keinen schwarzen Hund sondern einen hellen oder Steh- statt Hängeohren. Wenn es daran scheitert ist ein Lebewesen eh die falsche Wahl.


    Das Problem ist doch, dass die Leute Hunde wählen wie Handtaschen. Schön muss er sein, am besten noch was besonderes mit dem man auffällt und der Rest ist egal... Innenleben und Funktionalität egal... bis der Hund eben da ist und man blöd aus der Wäsche schaut.

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