Intuitive Erziehung

  • Natürliche Erziehung (das Wort "Natürlich" wurde erst geändert nachdem es hier einigen nicht passte bzw sie es nicht verstanden; nun passt halt "Intuitiv" nicht) bedeutet ganz einfach: mit dem Hund leben. Jeden Tag an Situation, Umfeld, Charakter, Gegebenheit leben. Wie das letztendlich aussieht, das ist individuell. Wie das dann noch im Einzelnen heißt, ist auch wurscht. Es ging nur darum mal zu schauen wie es bei Einzelnen aussieht. Und zwar ohne sich vorher einen großen Plan zurechtzulegen wie was zu sein hat. Sondern mit Empathie, Bauchgefühl, vorhandenen Wissen. Und das, ich wiederhole mich, individuell.
    Ich finde es schon immer sehr vermessen, dass der wissenschaftlich interessierte Part Begriffsdefinitionen auf die Spitze treiben muss. Im Alltag läuft das nun einmal anders. Und das DF ist ein Alltagforum und kein Wissenschaftsforum. Aufklärung: Eine feine Sache, aber das wirklich permanente Zerpflücken und die Grundsatzdiskussion verleiden nicht Wissenschaft verbissenen Menschen das Mitschreiben.


    Meinen ersten Hund Jimmy habe ich einfach so erzogen. Natürlich, ohne Verkopfung, ohne das Analysieren jeder Zuckung usw. Das Material von heute gab es 1979 noch gar nicht. Der nächste Hund war nicht von mir wirklich gewollt, an dem bin ich dann leicht verzweifelt. Natürliche Erziehung (also Alltag leben und situativ handeln) führte wieder zu einem leicht führigen aber immer irgendwie jammenden Hund. Die Erfahrungen von Heute hätten mir da sehr geholfen. 2000 dann mein erster Kontakt mit der Hundeszene, welche mir allerdings bei ihm auch nicht weiter half. Es kam Verein, Mitarbeit als Trainer und die Verkopfung
    fing an. Ich habe eine Menge gelernt, viele Seminare besucht, mit Kunden gearbeitet, alle Informationen "inhaliert" die mir begegneten und Barry (2002 übernommen) hat mich ab 2005 wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Denn ihm war das "aber die Lerntheorie sagt" in der Form, wie sie von manchen propagiert wird, schnuppe. Das Wissen von Vorhandenem ist natürlich ein Segen, die verbissene Umsetzung und der Umgang damit aber ein Fluch. Kein „wenn etwas so ist muss ich es so machen“, sondern: „Schaun wir mal“.


    Was in der einen Situation wunderbar funktioniert, kann in der anderen Situation völlig fehl am Platz sein. Vor allen Dingen lernt Hund oft nicht mitzudenken. Nicht falsch verstehen: Das Wissen über die Gesetzmäßigkeit vorhandenem (das in der Lerntheorie vorhandene ist ja schließlich nicht vom Menschen erfunden worden sondern „nur“ erkannt) ist für alle Beteiligten (Mensch und Hund) von großem Vorteil.


    Dann kam Ashkii, und alles war wieder anders. Aus der „Verkopfung“ war ich leider immer noch nicht ganz draußen und habe damit wertvolle Zeit vergeudet. Dann kam Carlos, dann Nia. Wieder lernte ich Neues. Und die Erkenntnis, dass nichts so ist wie Mensch es gern hätte. Langsam aber sicher bin ich in der „Natürlichen Erziehung“ wieder angekommen. Der Tag, das Leben, der jeweilige Hund sagt was gebraucht wird, wo situativ Grenzen nötig sind. „Natürliche Erziehung“ ist weder richtig noch falsch, noch gut noch schlecht. Sie ist nur eins nicht: Verkopfung und klammern an Begrifflichkeiten.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Intuitive Erziehung* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Natürliche Erziehung (das Wort "Natürlich" wurde erst geändert nachdem es hier einigen nicht passte bzw sie es nicht verstanden; nun passt halt "Intuitiv" nicht) bedeutet ganz einfach: mit dem Hund leben.


      Das bedeutet es für dich.
      Die ersten Posts hier haben doch gezeigt das jeder darunter etwas anderes versteht.


      Und wenn man sinnvoll miteinander sich austauschen möchte, muss man doch eine Basis finden und das erstmal gemeinsam klären.
      Anders gehts doch gar nicht.
      Es geht nicht darum dass es uns nicht passt, sondern darum dass wir nicht aneinander vorbeireden möchten.


      Nach deiner Definition ist "natürliche Hunderziehung" ALLES - egal ob ich Clicker, Leckerchen schmeiße, Würge, 100 Bücher lese oder eben gar nix mache.
      Dann ist das aber kein Austausch über Erziehung - sondern über Zusammenleben mit Hunden.
      Das sind schon zwei unterschiedliche Themen ...

    • Und wenn man sinnvoll miteinander sich austauschen möchte, muss man doch eine Basis finden und das erstmal gemeinsam klären.
      Anders gehts doch gar nicht.
      Es geht nicht darum dass es uns nicht passt, sondern darum dass wir nicht aneinander vorbeireden möchten.


      Genau das ist der Punkt. Ich bringe mich z. B. sehr gern hier und da ein, aber nicht, wenn man erst zig Mal erklären muss, wie man was meint ...


      Ich habe auch die vorigen Beiträge nicht als "Zeigefinger " oder "verkopftes aufdröseln" verstanden, sondern als Versuch, genau diese von allen verstandene Basis zu schaffen.

    • :???: Ich hab nie gesagt, dass ich nicht strafe.Wo aber bei Licht an, damit der Hund, der runter will! Weil zu warm, gehen kann, sich aber nicht traut, eine Stafe ist, wenn ich das Licht anmache und ihm damit die Möglichkeit gebe, zu gehen, erschließt sich mir jetzt gerade mal nicht.

      Das stimmt da habe ich dich schlicht falsch verstanden. Sorry.

    • Nö, ich habe mich nach der Intention der Themenstarterin gerichtet. Sollte eigentlich Sinn sein, wenn ein Thema eröffnet wird. Da dies aber nicht der Fall ist, wird natürlich aneinander vorbei geredet und "schara" könnte sich die Finger wundschreiben.
      Die Basis wird jetzt von anderen vorgegeben.


      Zusammenleben mit Hunden beinhaltet immer Erziehung. Aber wie sieht die aus wenn man sich nicht ständig den Kopf macht (im Voraus plant) welchen Handgriff man wie wann machen muss und welche Tricks (Sitz, Platz und Co) man Hund nun dringend wie wann warum beibringen muss.

    • Mir fällt gerade auf, dass ich zum eigentlichen Thema auch noch gar nicht so viel beigetragen habe ... :pfeif:


      Wie bereits geschrieben, habe ich Arek seit gut 4 Jahren. Das erste jahr war sehr "methodisch" mit Hundeschule, Büchern, fachsimpeleien usw - das hat mir auch gut getan.
      Mittlerweile bin ich da wesentlich entspannter.
      ich bin z.B. recht inkonsequent (weil mein Hund das nicht braucht).
      Ich benutze seltener 100% klare Kommandos - weil ich die Erfahrung gemacht habe dass mein Hund weiß was ich meine wenn ich "Äh Äh" vor mich her sage - obwohl das korrekte Kommando "Nein" lautet.


      Dafür habe ich auch gelernt, dass ich mehr Körpersignale nutzen muss weil Worte mein Hund nicht so gut versteht. Merkt er sich schlecht. Wir haben für alles ein Sichtzeichen, das funzt gut. Das Wort nutze ich nur für mich - Menschen sind halt so ;)


      Neulich hatte ich nen tollen Moment:


      Ich wohne im Plattenbaueviertel was halt relativ belebt ist, mit Straßenbahn, Menschen, Autos in 30er Zonen, Ampeln usw. Aber auch sehr viel grün und breite Wege zwischen den Blöcken. ich gehe eigentlich die meiste Zeit mit Flexileine (da haben wir uns eingespielt).
      Neulich wollte ich die Gassirunde mit einer erledigung verbinden.
      ich habe 2 volle Ikea-Tüten ins Sozialkaufhaus bringen wollen - nach Feierabend.


      Bin also mit Arek und Tüten runter und bevor ich die Tür zum Hof aufgemacht habe,
      habe ich Arek zu mir geholt, mich hingekniet, ihn Sitz machen lassen.
      Dann habe ich gesagt
      "So mein Lieber, wir versuchen das heute mal - ich hab hier zwei große Tüten und keine Lust auf Flexi. Du darfst jetzt ohne Leine los ABER das muss klappen, verstanden?
      Wenn du 1 mal nicht hörst und Mist baust, bleibst du im Beifuss bis wir da sind. OK?"
      Klar kann er mich nicht verstehen ;)


      Aber es war erstaunlich - ich hatte so einen super braven Hund den Weg zum Kaufhaus. Das war einfach nur toll.
      Brav an jedem Übergang gewartet, nicht zu anderen Hunden schnuffeln gegangen, nicht auf die wiese gerannt um zu gucken ob Leute wieder Essen aus dem Block geschmissen haben ...


      Und als wir dann bei Sozialkaufhaus waren habe ich (diesmal ohne Sichtzeichen weil ich ja Hände voll hatte)
      ihn sitz und bleib machen lassen an sicherer Ecke und bin reingegangen.


      Das war für mich ein neues "Verstehen" - einfach nur schön.
      Aber ich hab eh das Gefühl dass es irgendwie immer mehr "Bindung" zwischen uns gibt. ich kann es schlecht erklären.


      Als Arek ankam damals war er ja shcon super souverän, unkompliziert, alltagstauglich, sicher usw.
      hat sich aber nie gerne anfassen lassen oder gekuschelt. Hat so gehört dass es nie Schwierigkeiten gab - aber sich auch nicht so sehr an uns orientiert.
      Das hat sich nach gut 2 Jahren geändert - da habe ich nochmal nen deutlichen Bindungszuwachs gemerkt. Dass er sich mehr an uns orientiert, dass wir uns mehr ohne Kommandos verstehen.
      Da hatte ich das Gefühl "Jetzt ist er angekommen".


      Und jetzt im Moment kommt irgendwie wieder son Schwung "Bindung" dazu.
      Er ucht aktiv unsere Nähe, wird (nur von uns) so richtig gerne durchgekrault. Bleibt fast die ganze Nacht im Bett liegen. (Er durfte shcon immer ins Bett - aber ging sonst imme rkurz nach dem wir ins bett kamen, auf seinen Platz unterm Schreibtisch)


      Ich find noch etwas sehr schön:
      Ich bin seit fast 3 Wochen Zuhause - krankgeschrieben (gut, eher unschön).
      und wusel halt tagsüber hier und da rum. Steh auf, geh auf klo, hol mir wasser usw.
      Arek bleibt unbeteiligt liegen. ABER wenn ich die Absicht habe "So, jetzt ist zeit für gassi, ich mach mich fertig udn dann gehts los" - ohne dass ich das laut sage - genau dann steht Arek mit auf und kommt zur Tür.
      Hat was xD

    • allein der Versuch, dieses Konstrukt in eine Form pressen zu wollen, ihm einen Namen geben zu wollen und es unbedingt beschreiben und in Worte fassen zu wollen, macht für mich aus ""natürlicher/intuitiver Erziehung" eine "verkopfte Erziehung".
      Denn genau das ist der erste Schritt weg von Intuition, von Bauchgefühl.

    • Ich denke von mir behaupten zu können, dass ich einen recht guten theoretischen Background habe, was Lerntheorie, Ausdrucksverhalten, Möglichkeiten der Problemlösung etc. anbelangt.


      Eine Herangehensweise über reine Intuition ist ja eigentlich nur möglich, wenn man sich möglichst frei macht von Erlerntem.
      Das andere Extrem wäre eine fortwährende Analyse anhand von erworbenem Wissen und ein Umgang, der ausschließlich systematisch auf diesem Theorie-Paket aufbaut.
      Ist mir beides fremd.


      Mein Konzept seit einigen Jahren ist, kein Konzept zu haben.
      Zwar habe ich ab und zu noch gezielt an einem bestimmten Problembereich meiner älteren Hündin gearbeitet - ansonsten genieße ich das Leben mit meinen Hunden ohne lästigen Masterplan.


      Das beste Zeichen, dass das bei uns funktioniert, ist, dass wir einen entspannten, von Vertrauen geprägten Umgang miteinander haben, für den es keine theoretische Abhandlung und keine halbgaren intuitiven Impulse benötigte.


      Ich mach mir einfach keinen Stress und vertraue darauf, dass mein Wissen auf der einen Seite und mein (meist) gesunder Menschenverstand auf der anderen Seite das regeln.


      Funktioniert.

    • allein der Versuch, dieses Konstrukt in eine Form pressen zu wollen, ihm einen Namen geben zu wollen und es unbedingt beschreiben und in Worte fassen zu wollen, macht für mich aus ""natürlicher/intuitiver Erziehung" eine "verkopfte Erziehung".
      Denn genau das ist der erste Schritt weg von Intuition, von Bauchgefühl.

      Welchem Konstrukt? Wer presst wo? Warum darf nichts beschrieben werden oder versucht werden in Worte zu fassen? Massig Beschreibungen wie man etwas machen könnte (statt ungemütlich machen sollte es doch besser so oder so oder so aussehen) sind erlaubt, aber Beschreibungen wie z.B. von *Manfred007* oder *ThorstenD* dürfen nicht unter einer Bezeichnung erfolgen weil es irgendwem nicht passt? Braucht doch keiner zu schreiben wenn es ihm nicht passt. "Intuitiv" war nicht die erste Idee der Themenstarterin, dass wurde sehr subtil erzwungen und führt dadurch noch mehr zu Irritationen.


      Zum Thema: Wenn ich nicht da bin, müssen Nia und Ashkii ins Schlafzimmer. Da kann Ashkii entspannen bzw. da hat er auch seine Decken, Kissen und andere Stoffe, die er gern umsortiert, stapelt usw. . Im Wohnzimmer mag ich die nicht haben und Kissen im Wohnzimmer dürfen auch nicht "umdekoriert" werden. Anfangs hieß es immer "ich gehe mal weg, geht mal ins Zimmer" bis Nia anfing mit Ashkii im Schlepptau schon ins Zimmer zu gehen wenn ich mich vorbereitete wegzugehen. "Zimmer" ist also ein nebenbei erlernter Begriff. Gestern schleppt er nun seine große Decke ins Wohnzimmer. "Nö, das Teil will ich nicht hier haben, bringe es mal wieder ins Zimmer" mit Zeigegeste Richtung Zimmer. Ashkii wurschtelt weiter damit rum. Etwas mehr Nachdruck in meiner Stimme: "Nein, ich will das nicht, bring die Decke ins Zimmer zurück". Und: Ashkii schleift die Decke ins Zimmer. Bei Ashkii ein schönes Zeichen dass er konzentriert war und "zugehört" hat (wie und warum er das nun verstanden ist mir wurscht). Er lebt gern in seiner Welt und ist meist viel zu aufgeregt als sich auf meine Wünsche zu konzentrieren.
      In seiner Welpenzeit konnte ich das auch schon mal beobachten: Er hat weder die Worte "Sitz" Anfangs gelernt noch "leg dich mal hin". Nachdem er paar Wochen bei uns wohnte durfte er ohne Box schlafen, nachdem ich gesehen habe, dass er sich nichts "einverleibt" was ihm nicht gut tun könnte. Er hätte ins Bett kommen können, aber irgendwie war er anfangs unruhig und tigerte in der Gegend herum. Das klakkern seiner Krallen ging mir bald auf die Nerven. Ich bat ihn ins Bett zu kommen, keine Reaktion. Hinweis auf seine Box, in die er sich hätte legen können, half auch nicht. Also kam von mir ein ungeduldiges "Man, legt dich doch jetzt endlich irgendwo hin und gib Ruhe". Siehe da, er legt sich dann irgendwo hin und es ward Ruhe.
      Anweisungen von mir fand er schon immer doof. Sein Inneres sagte ihm immer er solle das Gegenteil machen. Das konnte er auf die Spitze treiben: Vorhanden mehrere Stühle, ein Sessel, ein Bett, eine offene Box. Er tigert wieder unruhig umher. Nun will ich es wissen: Zeige ihn den Sessel: "leg dich darauf und gib Ruhe". Nö, er geht aufs Bett. Ok. Dann fängt er wieder an zu tigern. "Leg dich doch wieder aufs Bett, aber gebe Ruhe". Nein, er legt sich auf den Sessel. Noch zwei Versuche von mir, dann ignoriere ich einfach (Lachen kann ich mir auch nicht verkneifen) und nun ist endlich Ruhe. Verkrümelte sich in die Box und schlief dann in Ruhe.

    Jetzt mitmachen!

    Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!