Der "gefährliche" Hund

  • NRW zB ist ja ziemlich straight was die Rasseliste angeht, aber andererseits auch recht fair was nicht angeordnete Wesenstests angeht, sprich man möchte für seinen Listenhund eine Leinen- und/oder Maulkorbbefreiung haben reicht es bis zum 2. Geburtstag des Hundes nachzuweisen, dass man eine Hundeschule besucht und so lange darf der Hund auch ohne Leine/Korb rumlaufen, erst danach ist ein bestandener Wesenstest erforderlich, wenn’s eben so bleiben soll.
    Welpen/Junghunde zu testen ist ggf gut für die Stadtkasse, mehr aber auch nicht...


    Und egal welche Regelung man einführt - die Leute die sich nicht dran halten wollen hast trotzdem immer...

  • Ich oute mich mal.

    Ich bin nämlich der Meinung, dass ab bestimmten Grenzen, die überschritten werden, jedes Lebewesen auf dieser Erde das Recht haben muss, seine körperliche Unversehrtheit auch verteidigen zu dürfen.

    Der Meinung bin ich auch. Deshalb gibt es bei Vorfällen ja auch immer eine Einzelfallentscheidung.

    Vor Jahren bin ich mal im Net auf einen Bericht von Feddersen-Petersen gestoßen, wo sie über eine auffällig gewordene (Beißvorfall beim Menschen) SoKa-Hündin berichtete, die ihr zur Begutachtung vorgestellt wurde.

    Ich erinnere mich an das Detail, diese Hündin hätte sich völlig unproblematisch vor ihr auf den Boden und auf die Seite gelegt, sich anfassen lassen.

    Da waren noch weitere Details beschrieben, die ich nicht mehr so richtig zusammenbekomme - aber das Fazit ihres Gutachtens war eben: Diese Hündin ist nicht gefährlich, sie hat den Wesenstest bestanden.


    Ich mußte z.B. überhaupt keinen Sachkundetest machen, weil ich nachweislich über Jahrzehnte große Hunde halte.

    Und nun?

    Hier reihe ich mich ein. Wobei - sicher auch bei dir - das Kriterium der "langen Hundehaltung" nicht alleine ausreichte, sondern eine "lange Hundehaltung OHNE Vorfälle" die Vorraussetzung dafür war (und ist), diese Sachkunde nicht mehr nachweisen zu müssen.

    ............

    1. Ich bin der Meinung, es gibt genug Vorschriften. Sie müssen nur strikter eingehalten, und auch geprüft werden.

    2. Bei um die 10.000.000 Hunden in Deutschland erscheint mir die Anzahl der wirklichen Deppen doch äußerst gering. Klar "wurschteln" sich auch etliche Halter irgendwie durch (ich denke auch immer mal wieder: Der arme Hund - würde der Halter sich mal ein wenig mehr mit der Materie befassen, oder mehr Empathie für seinen Hund aufbringen, würde das eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität für den Hund bringen), aber unterm Strich ist die Masse der Hundehalter doch zumindest so verantwortungsbewusst, sich mit Hund so durch diese Welt zu bewegen, dass sie eben nicht zu einer "Gefahr" für ihre Umwelt werden.

    Aus diesen Gründen missfällt mir gerade der Anspruch an einen für ALLE Hunde geforderten "Test des Wesens", denn dadurch wird die Verantwortung des Menschen aus meiner Sicht auf eine völlig überzogene, nahezu perfektionistisch anmutende Anspruchshaltung auf den Hund übertragen.

    Das ist mMn äußerst ungerecht, weil Hunde Lebewesen sind - und auch diese werden nun mal von ihrer Umwelt geformt.

    Dem Menschen die Verantwortung mehr bewusst zu machen, die er ja freiwillig mit der Anschaffung eines Hundes übernimmt, ist für mich der einzig sinnvolle und GERECHTE Weg, den ich da sehe.

    Ein Punkt, bei dem Menschen tatsächlich "wach" werden ... ist das Portemonnaie ...|)

    Wenn Menschen zur Verantwortung gezogen werden KÖNNEN, und es sie im Geldsäckel empfindlich trifft wenn sie Regeln nicht einhalten ... überlegen sie es sich mehrfach, ob sie das Risiko in Kauf nehmen wollen.

    Wobei natürlich nicht alles mit Geld bezahlt werden kann und soll. Rechtsverstöße, Schaden an Menschen oder Tieren - das ist noch mal eine andere Hausnummer; Dafür gibt es aber mMn auch genügend Gesetze.

    Hierfür ist eine lückenlose Zuordnung des Hundes nötig, von seiner Geburt/Ankunft an bis zum aktuellen Halter.

    Chippflicht für alle Hunde, und eine gemeinsame Datenbank.

    Kommt ein Hund aus dubioser Quelle (deshalb meine Forderung nach genehmigungspflichtiger Vermehrung), so wird die Quelle direkt mit zur Verantwortung gezogen; Kann/will der Halter die Quelle nicht angeben, so trifft es ihn doppelt.

    Die Weitergabe von Hunden muss gemeldet werden, wofür (ähnlich wie beim Auto) auch der Verkäufer in der Pflicht ist.

    Natürlich müssen dann auch Überlegungen hinsichtlich Übergangsfristen angestellt werden; Halter, die schon Hunde HABEN sollten die Möglichkeit bekommen, diese auch halten zu dürfen ohne einen Nachweis für die Vergangenheit nachweisen zu müssen.

    Aus meiner Sicht sollen auch die DEPPEN zur Verantwortung gezogen werden - und nicht eine Generalbestrafung aller Hundehalter, nur weil einige sich damit schwertun, sich an Regeln und Gesetze zu halten.

  • Hundundmehr


    Im oberen Teil bin ich bei Dir.

    Zum Thema der Haftung gibts ja schon die verschuldensunabhängige Gefährdungshaftung. Die „Mitverantwortung“ für Züchter lässt sich aus meiner Sicht allerdings (bzw. gerade deswegen) nicht so regeln, dass das rechtlich (da sind wir jetzt ja voll im Haftungsrecht) irgendwie haltbar ist.

  • Da habe ich missverständlich formuliert.

    Kommt es zu einem VORFALL, ist für den Vorfall der Halter verantwortlich.

    Stellt sich dabei heraus, dass der Hund aus einer dubiosen Quelle stammt, so wird eine (Geld-)Strafe fällig für

    - die Quelle (weil sie "dubios" ist und die - dann geltenden - Regeln für Vermehrung/Beschaffung nicht eingehalten hat)

    - der Halter, weil er sich einen Hund aus einer solchen Quelle beschafft hat; hier alternativ, wenn der Halter die Quelle nicht benennen kann/will, eine doppelte (Geld-)Strafe.

    Um meinen Gedankengang mal nachvollziehbarer zu machen: Ich habe dabei vornehmlich diese "Hinterhofzuchten" im Kopf, bei denen Menschen die Motivation haben, gefährliche Hunde zu produzieren für ein entsprechendes Klientel, welches gerne Geld bezahlt um einen solchen Hund zu haben.

    Dass dies eben nicht bestimmte Rassen treffen darf, weil genau diese Deppen eben auf eine andere, einigermaßen dafür geeignete Rasse ausweichen, darüber sind wir hier im DF uns doch alle einig, oder?

    Für mich stellt es sich auch als Verbesserung FÜR HUNDE dar, wenn eben nicht jeder "einfach so" Hunde produzieren darf.

  • Wenn ich mit einem fremden Hund Sport machen, bin ich doch nicht automatisch "Halter", oder?

    Ich merke schon, daß ich da ganz andere Definitionen habe! :D

    Wie beim Auto...

    Um ein Auto besitzen zu dürfen brauch ich auch keinen Führerschein

    Nur wenn ich es selbst fahren will

    Und jedesmal wenn ich jemanden damit fahren lassen will

    Muss ich kontrollieren ob derjenige eine gültige fahrerlaubnis hat

  • Aus diesen Gründen missfällt mir gerade der Anspruch an einen für ALLE Hunde geforderten "Test des Wesens", denn dadurch wird die Verantwortung des Menschen aus meiner Sicht auf eine völlig überzogene, nahezu perfektionistisch anmutende Anspruchshaltung auf den Hund übertragen.

    Das ist mMn äußerst ungerecht, weil Hunde Lebewesen sind - und auch diese werden nun mal von ihrer Umwelt geformt.

    Du meinst also, mehr Realität führe zu mehr Illusionen?


    Dem Menschen die Verantwortung mehr bewusst zu machen, die er ja freiwillig mit der Anschaffung eines Hundes übernimmt, ist für mich der einzig sinnvolle und GERECHTE Weg, den ich da sehe.

    Wie willst Du das ohne einen realistischeren Blick auf den Hund schaffen? Mit noch mehr Theorie und Künststückchen? Oder wie überhaupt, wenn es doch gar keinen Hundeführerschein für alle geben soll? Das fällt doch nicht einfach vom Himmel. Und ich finde es auch nicht gerecht, dass "nur" Halter von Sokas in eine (ziemlich harte) Mangel genommen werden, der gemeine HH (auf dessen Konto vermutlich die meisten Vorfälle gehen), einfach so seelig lächelnd "der will doch nur spielen ... ach wie schön sie spielen" säuselt ... (davon ab, dass der Begriff "Gefährdung" sehr relativ ist und sich mitnichten nur auf Beissvorfälle bezieht bzw. nicht nur darauf beziehen sollte).

    Edit: Bei den Haltern, die solche Test schon gemacht haben, aus welchen Gründen auch immer (gibt ja verschiedene), konnte ein solcher Effekt nicht nachgewiesen werden (also eine perfektionistisch anmutende Anspruchshaltung). Bis vor kurzem war ja hier SKN obligatorisch, jahrelang. Bei guten Tests waren auch WT-Elemente mit drin, es ging also auch darum, selbst einschätzen zu können, wie Hund in Krisensituationen reagiert. Die auf den Hund projizierte Anspruchshaltung sucht man allerdings vergeblich in Massen (denn die Massen an HH haben diese Dinger ja gemacht ... also bis die Generationen wechseln).

  • wir hatten es schon, aber ich ergänz es der Vollständigkeit halber auch gerne wieder: für die Hunde, die den wt nicht bestehen, muss dann Euthanasie erlaub werden. Sonst haben wir deutschlandweit wieder Hamburger hallen. Ohne Ende.

  • Hundundmehr


    Den Gedankengang finde ich nachvollziehbar und unterstützenswert. Mir fällts nur schwer, mir eine Umsetzung in (Rechts-)Praxis vorzustellen, die nicht wirklich ein gravierender Eingriff in die - wenn man so will - freie Marktwirtschaft darstellt und dann einfach Tücken und nicht kalkulierbare Konsequenzen mit sich bringen, die man im Vorfeld schlecht ermessen kann bzw. die das Ganze nur mit Riesenaufwand umsetzbar machen.

    Wenn ich so überlege: Man müsste Zulassungskriterien und Voraussetzungen für Zuchterlaubnis schaffen, private Vermittlung sicherheitshalber ganz verbieten, Importverbote bzw. -beschränkungen auf alle Hunde ausweiten ... Damit man ganz klar definiert hat, was eine legale Quelle ist. Den „freien Erwerb“ unter Strafe stellen. Sich den unweigerlich nachfolgenden Diskussionen stellen, ob davon nicht genau so andere Tierarten betroffen sein sollten ...

    So als denkbare Konsequenzen: Puppy Milll Betreiber z. B. könnten von solchen Regelungen profitieren, die auf eine Art Professionalisierung des Zuchtwesens hinauslaufen. Tatsächliche Ups-Würfe oder Privatabgabe, weil man seinem Tier nicht mehr gerecht werden kann, würden schwieriger ...

  • wir hatten es schon, aber ich ergänz es der Vollständigkeit halber auch gerne wieder: für die Hunde, die den wt nicht bestehen, muss dann Euthanasie erlaub werden. Sonst haben wir deutschlandweit wieder Hamburger hallen. Ohne Ende.

    Irgendwie macht mir das hier schon fast Angst

    Ich verstehe nicht warum Hundehalter in einem "freien demokratischen Land"

    Sich so sehr Mühe gegeben eine Gefahr aus ihrem Leben zu bannen

    Die rein statistisch nur ein geringes Risiko darstellt

    Was ist da eigentlich die Motivation?

    Am Ende das gleiche in "gut" wie beim "schlechten" Kampf -oder Tutnix Halter?

    Wofür braucht es diese heftige polarisierung?

    Braucht es das um sich selbst oder der Welt zu beweisen wie toll man ist?

    Guck mal, der hat voll legal gut krass braves Hund

    Und ist voll schlau und perfekte hundefreundliches Fachmensch

    Voll geprüft auf Wesen,Gehorsam, Wissen, alle beide

    So voll krass so, voll mit krassem Diplom so

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