Der "gefährliche" Hund

  • Über diese ganze Geschichte musste ich nun erst einmal gründlich nachdenken, denn ich finde das von mehreren Seiten her schwierig. Und worauf ich besonders herumgekaut habe ist die jeweilige "Botschaft", die so ein Urteil sendet.

    Wenn ich zunächst auf die Polizei schaue, dann gibt es bereits dort einen Zwiespalt. Einerseits darf es nicht so weit kommen, dass die Polizei in ihrer Einsatzfähigkeit durch zu einschränkende Urteile quasi gelähmt wird. Andererseits haben sie eine gewaltige Machtbefugnis gegenüber dem "Normalbürger", und auch eine entsprechend hohe Verantwortung. Wer mit Kindern in einer Aufsichtsposition arbeitet steht ja auch jederzeit mit einem Bein im Knast, wenn irgendwas passiert zählt kein "kann ja mal passieren". Ärzte kennen diesen Druck ebenfalls, das Beispiel mit den Fluglotsen wurde ja auch schon genannt. Hier muss und sollte sich jeder immer wieder selbst prüfen, ob er diesem Druck (noch) gewachsen ist oder nicht. Denn wo es um Menschen geht, können Fehler zwar passieren, haben aber u.U. dramatische Folgen.

    Auch darf man im Bezug auf die Polizei nicht vergessen, dass sie eben per se eine Sonderstellung in der Gesellschaft haben. Hier besteht immer die rein menschliche Gefahr, dass eine Gruppendynamik entsteht mit entsprechendem Gefahrenpotential. Im Kleinen haben das die Vorfälle gerade hier in Frankfurt gezeigt. Nicht umsonst haben wir das Prinzip der Gewaltentrennung, und ich bin durchaus froh, dass eine waffentragende Behörde mit Zugriff auf persönliche Daten unter externer Aufsicht steht.

    Auf der anderen Seite die Jugendlichen. Die haben nicht einfach einen blöden Streich gemacht, sondern durchaus eine gewisse kriminelle Energie bewiesen. (Dumme Streiche sind für mich irgendwelche hirnrissigen Spontanaktionen. Und auch für die sollte jeder bitte schön die Verantwortung übernehmen.) So oder so bin ich durchaus dafür, dass jeder für sein Verhalten verantwortlich ist, und auch mit den entsprechenden Konsequenzen rechnen und leben sollte. Da ist ein Schmerzensgeld echt die falsche Botschaft!

    Natürlich können wir hier über den genauen Hergang nur spekulieren. Wirklich wissen, was da eigentlich los war, können nur die Beteiligten. (Und selbst da bin ich mir nicht so sicher, die persönlichen Wahrnehmungen gerade in so einer Stresssituation gehen da oft gewaltig auseinander. Also gut möglich, dass jede der beiden Parteien durchaus glaubt, die Wahrheit zu sagen.) Fakt ist: Ein Polizist mit Diensthund muss diesen auch einsetzen können und dürfen, sonst macht das keinen Sinn. Fakt ist auch, wenn man keine Eskalationen vorprogrammieren will muss jeder Straftäter die Möglichkeit haben, aufgeben zu können ohne dabei auseinander genommen zu werden. Von daher fände ich es das wohl sinnvollste Signal, wenn einerseits durch eine Abmahnung oder ähnliches sichergestellt wird, dass der Polizist einen Denkzettel erhält; andererseits dürfen aber die Jugendlichen, die sich immerhin selbst in diese Lage gebracht haben, nicht auch noch mit einem Schmerzensgeld dafür entschädigt wären. Das wäre was anderes, wenn es bei einer normalen Verkehrskontrolle durch dumme Umstände dazu gekommen wäre. Aber so? Nee, sorry, falsche Botschaft.

  • In dem Artikel stand nichts davon, dass er Verstärkung angefordert hat.

    Doch, das stand da:

    Zitat

    Der Polizist, der mit seinem Hund alleine unterwegs war, setzte sich mit dem Dienstfahrzeug dahinter und gab eindeutige Anhaltezeichen. Doch der Fahrer des Wagens gab Gas und flüchtete. Der Diensthundeführer nahm die Verfolgung auf und alarmierte Unterstützungskräfte.

    Waffe passt auf manche Diensthunde sehr sehr gut.

    Ich durfte einmal unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen Zeugin des Training eines harten Diensthundes sein. Mailos Trainer hat selbst lange als DHF und Ausbilder für Diensthunde in der JVA gearbeitet, der plaudert gerne mal aus dem Nähkästchen, besonders was die Trainingsmethoden und Ausbildungsziele mancher Anstalten angeht.

    Ziel sollte die „Umschulung“ des Hundes sein, denn der war so dermaßen unter Strom, dass er wirklich gefährlich war.

    Alltag war mit diesem Hund nicht drin.

    Arbeit war schon sehr schwierig, da er ähnlich wie die Ylvi in Brilon Kommandos selbstständig auflöste und dann angriff. Unterschied war nur - Ylvi hatte einen Auslösemoment, dieser Hund nicht.

    Ich habe noch nie zuvor einen Hund mehrfach mit Schmackes in ein Stachelhalsband rennen sehen, mit einer solchen Wucht, dass es den gesamten Körper von hinten nach vorne gehauen hat. Vor lauter Adrenalin hat der Hund davon nichts gemerkt, der hat das Verhalten immer wieder gezeigt. Sein „Fehler“ war übrigens „nur“, dass er nicht am Platz bleiben konnte, sobald der DHF sich von ihm entfernt hat. Stand der DHF neben ihm, war alles tutti.

    Mein Trainer erklärte nachher, dass manche Ausbilder den Hunden bewusst kein Kommando „Aus“ beibringen, der Hund wird körperlich vom „Opfer“ getrennt, soll bewusst nicht loslassen bis dahin. Das „Opfer“ soll fixiert werden, bis der DHF physisch die Trennung und Verhaftung vollzieht.

  • Mein Trainer erklärte nachher, dass manche Ausbilder den Hunden bewusst kein Kommando „Aus“ beibringen, der Hund wird körperlich vom „Opfer“ getrennt, soll bewusst nicht loslassen bis dahin. Das „Opfer“ soll fixiert werden, bis der DHF physisch die Trennung und Verhaftung vollzieht.

    Und wenn ich so etwas lese bin ich wiederum sehr froh darüber, dass sich Polizisten im Zweifel auch für den Einsatz ihres Diensthundes verantworten müssen.

  • Es gibt überall schwarze Schafe und veraltete Methoden, darum kam der Hund ja zur Korrektur zu meinem Trainer.

    Behalte aber auch im Hinterkopf, für welche Institution da ausgebildet wurde. Da sitzt niemand, nur weil er bei rot über die Ampel gelaufen ist und vermutlich auch keine Schwachköpfe wie die Halbstarken aus Brilon.

  • Ich Volldussel habe aus der Stadt Brilon in NRW jedesmal die Gemeinde Brillon in Frankreich gemacht :wallbash:

    Memo an mich: Brille auf mein Haupt, Schrift größer einstellen, oder vielleicht doch wieder zu einem helleren Stil wechseln |)

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    Ich habe schon lange nicht mehr so einen genialen Kommentar gelesen hier on board!

    Sehr, sehr gut :gut:

    Verhältnismäßigkeit, ich hasse diesen Begriff. Wenn man damit dienstlich zu tun hat ist warm Anziehen immer eine gute Option. Ich hatte 3x damit zu schaffen in 4 Jahren und jedes Mal Glück das die Entscheidungsträger ähnlich gedacht haben wie ich, aber das ist ein so elendig subjektiver Begriff... einfach zum kotzen.

  • In der JVA sitzen z.B. Schwarzfahrer.

    Richtig, wiederholtes Erschleichen von Dienstleistungen und Vorstrafe in Kombi,

    Und DANN auch noch in der JVA genug Theater machen, dass der Hund geholt wird.

    Routinemäßig sind die eher nicht im direkten Kontakt mit den Häftlingen sagt meine Quelle.

    Bei Zellendurchsuchungen sind die Häftlinge ausgesiedelt, damit alles reibungslos und schnell laufen kann.

    Als Absicherung der Beamten laufen die Hunde getrennt von den Häftlingen

  • Aeh ja.

    DH der Behoerden werden regelmaessig geprueft. Und es waere mir neu, dass die nicht trennen muessen/kein Kommando zum trennen kennen. Ich muesst jetzt nachlesen und dazu hab ich gerade keine Zeit...

    Ja es gibt Hunde, die das nicht lernen und das auch so abgesegnet ist. In DE waere mir das aber neu, eben weil bei uns alles vorgeschrieben ist und da mWn das trennen auf Kommando Pflicht ist (wobei da nicht das 'rueckwaerts rausfliegen' wie im Sport gemeint ist).

  • Kein trennen erlernen kenn ich eher ausm Ausland. Und auch da eher von speziellen Einsatzgruppen , nicht normalen DH :???:

    Offen gestanden find ich es ziemlich unnötig das der DHF sich jetzt noch weiter "verantworten" muss .Statt das die Leute die Mist gebaut haben mal die Füße stillhalten und kleine Brötchen backen , nein quatsch. Wo kommen wir denn dahin. |)

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