Rettungshunde - Allgemeiner Talk Thread

  • RafiLe1985

    Ich kenne einige (BRH) Staffeln, die auch Trümmer trainieren. Wir haben auch eine Trümmergruppe in der Staffel, und bei StaffelFoBis fahren wir auch möglichst in Zentren mit Trümmergelände. Da allerdings einen Termin zu kriegen, ist mittlerweile echt schwer, wenn man sich nicht über ein Jahr im Voraus anmeldet, da viele Zentren mittlerweile auch für andere RHS-Verbände und Sportler offen sind.

    Ein offener Streit ist es definitiv nicht, aber man bekommt am Rande mit (jedenfalls bei meinem Verband), dass es für normale Mitglieder (also keine Ausbilder mit Zertifizierungswunsch) immer schwieriger wird, sich überhaupt an Seminaren anzumelden, weil die Wartelisten ellenlang sind, und das es immer mehr Seminare für Sportler gibt. Und das kann man mittlerweile nicht mehr auf Corona schieben, meiner Meinung nach.

    Das heißt nicht, dass ich RHS Sport nicht gut finde, das hat genauso seine Berechtigung wie andere Hundesportarten. Aber man merkt, dass der Aufwand fürs Ehrenamt viele abschreckt (bei freien Staffeln geht es ja noch, aber bei DRK und Co Staffeln kommt nochmal mehr Aufwand dazu durch Sani-tätigkeiten) und dann eher in den Sport abwandern. Und diese Entwicklung sehe ich kritisch...

  • Aber man merkt, dass der Aufwand fürs Ehrenamt viele abschreckt (bei freien Staffeln geht es ja noch, aber bei DRK und Co Staffeln kommt nochmal mehr Aufwand dazu durch Sani-tätigkeiten) und dann eher in den Sport abwandern. Und diese Entwicklung sehe ich kritisch...

    Das kann man ja aber eher weniger dem Sport vorwerfen. Es wäre dann eher eine Frage, wie man das Ehrenamt ggf. attraktiver gestalten kann. Hat man die Zeit nicht, fehlt diese egal ob es den Sport gibt oder nicht.

    Rettungshundesport hat ja nun auch nicht eine unfassbare Masse an Mitgliedern.

    Das Seminarangebot fand ich bei meinem Einstieg bei den Rettungshunden eher sehr dünne, das scheint mir auch eher ein grundsätzliches Problem zu sein, als an den Sportlern zu liegen.

  • Degurina Ja, zumal es auch für Flächenhunde durchaus sinnvoll ist, auch in Trümmern Erfahrungen zu sammeln. Trümmer ist im Vergleich zu Fläche aber eben nochmal ein größerer Aufwand, sowohl finanziell als auch vom Zeitaufwand her. Wir fahren Anfang Januar jetzt nach Paris. Fünf Tage, Gesamtkosten (mit Hotel und Fahrt) ca. 450€.

    Ich glaube das ist auch vor allem das, was man beim Ehrenamt verbessern könnte. Wir stellen ja schon unsere Zeit kostenlos zur Verfügung. Da wäre es gut, wenn es irgendeinen Topf für die Kosten rund ums Training geben würde. Naja, zumindest muss man keine Hundesteuer bezahlen. ;)

  • Einsätze laufen darauf hinaus, daß man irgendwann vielleicht vor einer Leiche steht.

    Man ist bei der Suche mit einem Helfer nachts alleine im Wald unterwegs. Daneben sind andere Gebiete mit Suchenden, aber in deinem Suchgebiet bist du alleine unterwegs mit dem Helfer.

    Man könnte riskieren, angegriffen zu werden, wenn man jemanden sucht der sich umbringen möchte und mit Messer unterwegs ist.

    Mit all dem muß ein Mensch auch umgehen können.

    Dazu kommen die Einsätze, die zu 90% nachts stattfinden. Mama mit Kind kann vielleicht nicht um 1 Uhr nachts einfach aufstehen und auf Einsatz fahren. Tagsüber ins Training ist aber kein Problem, weil da ein Babysitter verfügbar ist.

    Auch nicht jeder Partner und jedes Familienmitglied macht den Zeitaufwand mit, den es bedeutet, in einer Rettungshundestaffel zu trainieren und auch aktiv zu sein. Rettungshundearbeit im Einsatzbereich bedeutet, daß man auch entsprechende theoretische Kenntnisse erwerben muß, was einen zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet. Man muß Erste Hilfe können, man muß mit dem Funkgerät umgehen können. Man muß sich im Gelände orientieren können, und das ganze bei Wind und Wetter.

    Man braucht Kenntnisse in Kynologie und Erste Hilfe am Hund. Man muß Bescheid wissen über Wetter und Witterungsbedingungen und Einteilung eines Suchgebiets und irgendwelche taktischen Zeichen lernen, die an Unglücksorten wie Trümmerfeldern verwendet werden. In einer Einsatzstaffel sucht der Hund selbstständig, angepaßt an Gelände und Witterung und seine Erfahrung und Reichweite.

    Was ich mitbekommen habe, wird im Sportbereich eher nach Schema F gesucht und der Hund ständig durch die Gegend geschickt wie beim Revieren, statt selbstständig arbeiten und den Wind bestmöglich ausnutzen zu können, um schnellstmöglich zum Erfolg kommen zu können.

    Es gibt also ungefähr eine Millionen Unterschiede zwischen Einsatzrettungshundearbeit und Sportrettungshundearbeit *gg

    Seminare gibt es genauso im Einsatzbereich. Aber die werden dann eher z.b von den Organisationen angeboten, und stehen nicht jedermann zur Verfügung wie bei einem Sporthundehotel oder so. da werden gezielt Probleme der einzelnen Hunde gearbeitet, oder irgendwelche besonderen Suchgebiete zur Verfügung gestellt, damit die Hunde Erfahrungen sammeln können. Ist ja auch hilfreich, wenn mal ein anderer Trainer draufschaut. ist wie überall, der eigenen Trainer wird irgendwann vielleicht mal betriebsblind, und eine zweiter Trainer sieht etwas, das dem ersten entgangen ist, oder bringt halt schlichtweg andere Erfahrungen mit.

    Auch wir selbst als Staffel bieten regelmäßig im Herbst einen Lehrgang an. Mit Trainern aus der Staffel, aber auch externen Ausbildern. Die sind regelmäßig ausgebucht.

    SAN-Dienste muß man nicht zwangsweise leisten, das ist grundsätzlich freiwillig bei uns. Aber es wird natürlich gerne gesehen, wenn man eine kleine Vorführung auf einer Heimtier-Messe macht, oder den Infostand der Organisation zum Thema Hausnotruf auf einer Messe personell ergänzt. Hunde sind eben immer ein Anziehungspunkt für Publikum, deswegen wird die Staffel gerne hinzugezogen, und auch gezeigt.

    Trümmer- oder Gebäudetrainings zur veranstalten, ist sehr wertvoll auch für Flächensuchhunde, auch bei dieser Arbeit lernen sie noch viel dazu. Wir haben dafür z.b einen Steinbruch gehabt, oder eine Baustoffhandlung, Kiesgrube oder eine Bauschuttdeponie der Stadt, oder irgendwelche alten Abrißhäuser, wie z.b ehemalige Fabriken oder Krankenhäuser o.ä., dafür brauchts keine dezidierten Trainingsgelände. Wenn man nach sowas schaut, wird man relativ schnell fündig, und irgendwer hat immer irgendwelche connections irgendwohin.

  • Wie muss ich mir denn Seminare vorstellen? Wäre das nicht etwas, dass auch Leute aus RH-Staffeln mitmachen könnten, oder ist das sportspezifisch?

    Ist schwierig, wie oben schon geschrieben, gibt es komplett andere Prioritäten im Training.

    Wir als Rettungshundestaffel lassen den Hund deutlich selbstständiger arbeiten. Ein Trainer aus dem Sportbereich würde ganz anders mit demselben Hund arbeiten, als einer aus der Einsatzpraxis.

  • Wie viele Einsätze habt ihr im Jahr durchschnittlich?

    Und wer kann euch anfordern? Polizei, Feuerwehr? Auch Privatleute?

    Unterschiedlich. Vor Corona deutlich mehr (also 20+/Jahr glaube ich, seitdem sehr viel weniger. Ich selbst bin aber auch erst 1,5 Jahre dabei.

    Meine Staffel ist in Hessen und keiner Rettungsorganisation angeschlossen, d. h. wir werden in der Regel von der Polizei nachalarmiert.

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