Qualzuchten II

  • Ich glaube, dass Halter solcher Hunde der Spiegel für die wachsende Empathielosigkeit unserer Gesellschaft sind. (Anders kann ich mir z.B. auch nicht erklären, warum man Rettungskräfte behindert oder gar beschimpft usw ...) Das spiegelt sich ja überall wider. Jeder ist darauf bedacht, dass alles drumherum den eigenen Interessen angepasst sein muss. Wenn man sich Werbung anschaut, haut es auch immer genau in diese Kerbe. Die Selbstverwirklichung ist aus dem Ruder gelaufen. Man ist nur noch mit sich selbst beschäftigt. Wie es anderen dabei geht - scheißegal.

    Es ist für mich ein wirklich hoher Grad an Perversion, wenn jemand behauptet, er liebt seinen Hund und dann bewusst dafür sorgt, dass er leidet und früh verreckt. (Ja, das meine ich wörtlich.) Ich kann mit solchen Menschen wirklich ganz, ganz schlecht umgehen und meide sie, weil ich sonst ungehalten und biestig werde.


    In meiner Hundeschule gibt es nicht ohne Grund so gut wie keine Halter von Qualzuchtrassen. Sie kommen ziemlich schnell nicht wieder. Nicht, weil ich sie beschimpfe. Ich sage ihnen einfach, was Fakt ist. (Das tue ich bei anderen Hundehaltern mit anderen Rassen allerdings auch - also, ich rede keinem nach dem Mund, nur, damit es denen gut in den Kram passt.) Und, wenn da so ein armes Vieh vor sich hinröchelt, dann ist einer der ersten Hinweise, dass sie bitte in eine Fachklinik gehen sollen, damit der Hund operiert wird. Da hatte ich schon Leute, die haben gesagt, dass wollen sie nicht, dann würde der womöglich noch mehr raus wollen zum Gassi! Ja, da werde ich dann auch mal ungehalten. Das muss ich ganz klar sagen. Solchen Menschen gegenüber kann ich auch keinen Respekt mehr aufbringen. Nicht mal mehr Toleranz. Das ist vorbei. Ekelhaft ist das.

  • Ich habe bei manchen Haltern von Mops co den Eindruck, dass es sozusagen ein Statussymbol ist, wenn der Hund diverse OPs hinter sich hat. So nach dem Motto, schaut mal, was wir alles für unseren Hund an Geld investieren. Die Leute sehen da oftmals anscheinend kaum den gesundheitlichen Aspekt sondern empfinden solche OPs als Tuning für Hunde. Aber weniger aus dem Grund, dass es dem Tier besser geht, sondern um damit anzugeben und glauben dann noch, dass sie Tierschützer sind

    (Ich rede hier nicht von vernünftigen Halter solcher Hunde, also bitte nicht angesprochen fühlen. Ihr wißt bestimmt selber, welches Klientel an "Tussis" ich hier anspreche)

  • Ich war nach dem Gespräch total traurig, der Hund war wirklich wunderschön und anscheinend der 6 er im Lotto für einen Frenchy Liebhaber und die Halterin wußte das überhaupt nicht zu schätzen sondern schimpfte und nörgelte nur über ihren Hund.

    Ich hatte eine Kundin mit "Retromops". Wenn ich mich nicht irre ein Mischling mit JRT. Der Plan, ein frei atmender Mops. Den hatte sie dann. Und zusätzlich einen JRT im Mopskostüm. Und jetzt ratet mal. Sie hat ihn weg gegeben, weil er ihr zu aktiv war.

    Andere Kundin hatte zwei Möpse, beide schnaufend und röchelnd. Die arme Frau hatte eine schwere Zeit, weil Krebs mit OP, Chemo, Bestrahlung, das volle Programm. Und ein Mann, der voll arbeitet. Sie meinte dann, dass sie in der Zeit sehr froh war, dass ihre Möpse so genügsam sind. Die lagen den ganzen Tag schnarchend um sie herum und 3x5 Minuten Pipi am Tag reichte eben auch.

  • Ich kann mich auch schwer zurückhalten, wenn jemand die körperlichen, gewollten(!) Beeinträchtigungen

    ausblendet oder schön reden will. Mich würde das ewige Geröchel, Gerotze und Pumpen echt nervlich

    fertig machen, wie kann man so etwas gutheißen - und wissentlich unterstützen?

    Warum wünscht man sich ein behindertes Tier? Dass behinderte Tiere eine Lebensberechtigung haben, oftmals trotzdem ein gutes Leben führen und Liebe verdienen, braucht man nicht diskutieren,ist so. Aber diese Behinderungen (Brachyzephalie) sind ja gewollt, bewusst produziert.

    Was denkt sich da ein Züchter, Käufer, Rassefreund? Toll, wie der Hund nicht atmen kann? Super, dass er bei 15 Grad und 2km Gassi am Ende ist? Lecker, wie die Falten stinken wenn man sie nicht ständig trocknet? Prima, dass er nicht richtig gucken kann, weil ihm die Nasenfalte die Sicht nimmt? Erfreut einen die Geräuschkulisse?

    Nichts gegen Bully und Co aus dem TS/ Privatabgabe (oder aus einer Zucht wie BamBam) -aber die Unterstützung der regulären Zuchtrichtung kann ich nicht verstehen.

  • wie kann man so etwas gutheißen - und wissentlich unterstützen?

    Manche Leute denken nicht von 12 bis Mittag.

    Hier in der Nachbarschaft hatte eine Familie einen Frenchie, der wurde keine 2 Jahre alt. Dann wurde ein neuer gekauft. Auch der verstarb mit unter 2 Jahren. Vor ein paar Monaten kam dann Frenchie Nr. 3. Ich hab ihn auch schon ewig nicht mehr gesehen.

    Manche kapieren es einfach nicht. Oder wollen es nicht kapieren:ka:

  • Neulich beim Tierarzt mitbekommen:

    Ältere Dame kommt in die Praxis - ohne Tier. Sie meldet sich an und ich höre, wie sie sagt: "Ich hätte gern einen Termin beim Herrn Doktor. Er hat ja vor zwei Jahren unseren Mops operiert ... Gaumensegel. Der ist ja nun verstorben, aber wir bekommen nächste Woche einen Welpen und ich wollte mich erkundigen, wann wir die OP machen lassen können. Man weiß ja, dass das bei der Rasse nötig ist."

    Irgendwie will mir das einfach auch nicht in den Kopf.

    Kein Mensch kauft doch ein neues Auto mit dem Gedanken, dass die Reifen eh kaputt sind und macht direkt einen Termin für die Reparatur?

  • Ich frag mich da auch immer, ob ein TA die OP wirklich machen muss. Klar, zum Wohl des Einzeltieres ist die OP gut, aber wäre es nicht auf lange Sicht wirkungsvoller zu sagen: Wir sind nicht der Reparaturtrupp für ein völlig durchgeknalltes Zuchtgeschehen? Auch bei Ausstellungen, Zuchtzulassung etc sind TA doch beteiligt. Warum machen die da mit? Ich finde das unethisch.

  • Da müssten halt wirklich alle Beteiligten in eine Richtung gucken. Und zwar in Richtung aktivem Tierschutz. Amtsvets bei Ausstellung und Zuchten, Werbung, Kleinanzeigen. Gesetzgebung. Alle Tä müssten allzeit 'solche' Halter Aufklären. Während dem ersten impfen, in der OP Besprechung, jedesmal wenn Hund und Halter da sind WG Knie/ Luft/ haut entsprechend ernsthaft. Zwangsweise zb den Film mit der intubierten Bulldogge. Und als Gegenstück vor allem Bilder und Clips mit gesunden Hunden. Vornehmlich der betroffenen Rassen. Damit die Kunden und Liebhaberschar Mal sieht wie es sein soll und ist. Sollte ja bald kein Problem mehr sein (Zucht Niederlande,frenchies. Gibt's ja jetzt schon ein kleines bisschen Hoffnung). Wie bei den geschredderten Küken oder dem Batteriehühnern.

  • Das wär toll.

    Wobei gerade bei Moderassen wie Frenchies die Verbandszucht nur einen kleinen Teil der Produktion abdeckt. An die Vermehrer u. deren "preisbewusste Kunden" kommt man über die offizielle Zucht(zulassungs)schiene nicht dran.

    Wichtig ist sicher auch, das Image der Kurznasen & Co. zu ruinieren bzw. breit aufzuklären statt immer und immer wieder solche Hunde in der Werbung zu zeigen etc. Na, das wurde hier sicher schon zigmal besprochen.

    Seufz. Die Menschheit ist so bescheuert.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!