Qualzuchten II

  • Mittlerweile ist doch der Dogmatismus so fortgeschritten, daß allen Ernstes der Schlittenhund als einzig akzeptabler Phänotyp vorangestellt wird. Da braucht man über Hund und Hundezucht nicht mehr zu diskutieren - logische Weiterentwicklung ist eben dann die Faszination für und Rechtfertigung von Wolfshybriden. Das greift ja auch in Europa um sich.

    Dieses Negieren der Entwicklungsgeschichte von Hunden, deren Einsatzgebiete ihren so unterschiedlichen Körperbau und auch mentale Eigenschaften bedingt hat, führt dazu, daß jede Abweichung vom Idealbild (Wolf) als krankhaft angesehen wird, unabhängig von ihrer Ausprägung.

    Chondrodysplasie kann der Dachsbracke genauso wie dem Bassett-Hound vorgeworfen werden, nur das die Dachsbracke jagdlich im Einsatz steht und "Laufwarzen" ihrem Einsatz nicht förderlich sind. Demzufolge wird es zu keiner Übertypisierung kommen, so lange der Gebrauch zur Jagd der Existenzzweck der Dachsbracke ist.

    Riesenwuchs und Teacup-Verzwergung sind ungesunde, nicht durch den Gebrauch zu rechtfertigende Übertreibungen, aber sehr große und im Verhältnis zum Wolf dazu sehr kleine Hunde gab und gibt es während der gesamten Domestikationsgeschichte des Hundes und in allen Hochkulturen.

    Der Vorwurf der Brachycephalie bei Boxer, Bullmastiff, Bordeauxdogge usw. negiert auch den Zweck der Zucht dieser Rassegruppe und die Vorteile eines maßvoll verkürzten Fanges beim Packen. So lange die jeweilige Rasse ihren Fang zum Packen und Halten einsetzen muß UND körperlich gefordert wird, ist ein gefährlicher Übertyp wie bei Schoßhunden wie Mops oder Pekingese nicht durchsetzungsfähig. Dafür müssen aber die leistungsbereiten Varianten wieder und wieder gegenüber den zu Übertyp neigenden Varianten ausselektiert werden. Heisst Prüfungen, auch wenn es nicht gerade kuschelig ist, aber der gesunde Hund bietet es an und kann es ohne Überlastung. Der Belastungstest der Möpse wird verhöhnt, aber eine aussagekräftigere Prüfung ist dann wieder nicht recht! Den Widerspruch verstehe, wer will! Wasch mich, aber mach mich nicht nass...

    Dieser Extremismus, alles für schlecht zu erklären, was von einem subjektivem Mittelmaß abweicht, stösst letztlich 90 % aller Hundehalter irgendwann vor den Kopf, weil kaum einer in der glücklichen Lage ist, einen wolfsgleichen Hund zu besitzen, und jede Abweichung davon das Potential hat, als pathologisch bezeichnet zu werden.

    • Neu

    Hi


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    • weil kaum einer in der glücklichen Lage ist, einen wolfsgleichen Hund zu besitzen,

      Ooooch... ersatzweise geht auch Dingogleich :D ;)

      Sorry, nach müde kommt blöd oder so.

      Ich verstehe aber, was Du meinst.

      Könntest Du vielleicht mal ein Profilbild Deiner Boxer einstellen, damit der Fang überhaupt Gestalt bekommt?

      Ich hege ein wenig den Verdacht, dass der Fang eines Boxers beim Mops oder FB als Riesenfortschritt, nur erreichbar durch Fremdblut (was zumindest kurz- und mittelfristig so sein wird!) erreichbar und VOLLKOMMEN akzeptabel bejubelt würde....

    • Gleich am Anfang: Boxer sind nicht meine Rasse ;)

      Ich finds n bissel strange. Immer wieder kommt die Aussage man solle gewisse Rassen einem gescheiten Belastungstest unterziehen... Irgendwer meint dann Boxer = kurze Schnauze/verkuerzter Kopf = Qualzucht.
      Dann kommt jemand und sagt, dass die Hunde aber auch bei 30°C Leistung bringen und darueber wird sich dann mockiert!?
      Muessten Mops und Co. im Hochsommer wirkliche (!) Leistung erbringen und nur darueber eine ZZL erhalten, haette sich das Thema Qualzucht erledigt. Es wuerde keine Zuchttiere mehr geben.
      Boxer muessen mWn eine IPO ablegen um die Koerung zu bekommen. Egal wie man nun dazu steht (fuer mich ist eine Selektion ueber IPO nicht das absolut Wahre): Ein Hund der koerperlich am Ende ist, der wird diese Leistung im Hochsommer nicht bringen koennen. Und den bekommt man auch nicht auftrainiert!

      Was genau will man nun?
      Btw. Kein Belgier-RZV in DE hat eine IPO (oder einen anderen Leistungsnachweis) als Voraussetzung fuer eine ZZL (viele der Showhunde koennten das auch gar nicht...). Dennoch kommt keiner auf die Idee die Belgier als Qualzucht zu bezeichnen..


      EDIT: Sorry der groessere Text sollte nicht groesser sein *motz*

    • Ich denke, was die Sache komplizierter macht und hier grad weniger berücksichtigt wird, ist, dass man doch unterscheiden sollte zwischen den definierten Begriffen für die (teils krankhaften genetischen) Veränderungen, und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität der Tiere. Das stimmt eben nicht 100% überein, und macht die Schubladisierung schwieriger. Egal ob Brachycephalie, Achondrosysplasie oder Schlappohren - es gibt nicht nur schwarz und weiss, sondern auch Übergangsbereiche, in denen keine Einschränkung der Lebensqualität oder Leistungsfähigkeit für einen durchschnittlichen Haushund auszumachen ist. Wird man da zu absulotistisch, macht man das ganze Anliegen des Qualzuchtverbots unglaubwürdig, indem man jede Menge leistungsfähige Hunde ohne nähere Betrachtung als gequält und leidend etikettiert. Das kann letztlich dem Anliegen nur schaden - es wäre so viel sinnvoller, die Kräfte zur Ausmerzung der wirklich üblen Deformationen zu bündeln.

      Der Grauzonenbereich wird sich dadurch automatisch eher in Richtung weniger übertypisiert verschieben. Rassen im Übergangsbereich sollten nicht das erste Ziel sein, auch wenn es wünschenswert wäre, dass deren Liebhaber sich der Problematik rechtzeitig bewusst sind und Gegensteuer geben.

    • Ich denke man könnte durchaus eine medizinisch-anatomisch begründete Leitlinie verfassen bei der eine züchterische Grenze gezogen werden sollte.

      Wenn man dabei jetzt mal die Brachycephalie betrachtet so könnte man zum Beispiel festlegen, dass eine zu starke Obstruktion der Atemwege grundsätzlich zu Zuchtausschluss führt. Messbare Parameter wären hier unter anderem die Länge des Gaumensegels und die Ausformung der Nasenlöcher. Sowas ist aus meiner Sicht aussagekräftiger und auch ein verlässlicheres und objektiveres Maß, als ein wie auch immer gestalteter Belastungstest.


      Zitat von Gammur

      er ist konstruiert und geformt worden, nicht durch die Natur, nicht durch Umwelteinflüsse, nur durch uns Menschen.

      Auch der Mensch ist ein Umwelteinfluss, da er biologisch betrachtet nicht außerhalb der Natur steht. Der Anschluss des Hundes an den Menschen fand vermutlich vor mehreren zehntausend Jahren statt, die starke Zuchtselektion nach optischen Merkmalen findet aber maximal seit etwa 2000 Jahren statt. Die strenge Trennung in Rasse-Linien und gezielte Förderung von einzelnen Merkmalen bis hin zur Übertypisierung und über ganze Populationen hinweg ist sogar nur ein Produkt des 20sten Jahrhunderts.

      Der Hund ist nicht vom Menschen konstruiert und entworfen, er ist ein Kulturfolger der im Laufe der Zeit eine geradezu symbiontischen Beziehung mit dem Menschen eingegangen ist. Viele der Merkmale die den Hund vom Wolf unterscheiden (geringere Körpergröße, geringere Hirnmasse, geringere Mimik, hohe Kohlenhydrattoleranz in der Nahrung...etc) hängen unmittelbar damit zusammen, dass diese Merkmale einst für Wölfe als Kulturfolger der Menschen einen Selektionsvorteil brachten. Demnach sind sie nicht vom Menschen konstruiert, sondern eine evolutionäre Folge aus der Änderung ihrer Lebensumstände.

    • Es ist eine Sache der Wahrnehmung. Was bedeutet üble Deformationen? Darüber wird sich hier doch schon seit gefühlten Millionen Seiten gestritten. Was für den einen schon Übel ist, ist für den Anderen kein Problem (vor allen Dingen welche solch eine Rasse in der Gemeinschaft lebt oder auch noch gezüchtet wird). Die sog. "leistungsfähigen" Hunde sind oft einfach nur Familienhunde bzw. ist eine Zucht mit ihnen gar nicht geplant. Der einzelne Hund ist also völlig irrelevant für die Rasse an und für sich.

      Das funktioniert nicht. Zusammenarbeit ist für Menschen ein Fremdwort. Dann wäre Qualzucht schon gar kein Thema mehr, es hätte sich genau so entwickelt wie Du, *naijra*, es Dir vorstellst.

      Nur ein Schnitt wird etwas bringen. Wünsche Einzelner müssen hinten an stehen.

    • Exakt, der einzelne Hund ist irrelevant. Ob der einzelne Leistungshund auf dem Sofa lebt oder nicht ist somit voellig egal! Die Qualzuchtrasse Boxer hat einen Belastungstest als Vorgabe zur ZZL. Wer das nicht packt, der ist raus und wird sich nicht vermehren (offiziell...was ausserhalb des RZV passiert ist ein anderes Thema). Das Problem ist also was genau?

    • Zitat von Murmelchen

      Die Qualzuchtrasse Boxer hat einen Belastungstest als Vorgabe zur ZZL. Wer das nicht packt, der ist raus und wird sich nicht vermehren

      Die Frage ist natürlich wie der Belastungstest aussieht und wie streng kontrolliert wird.
      Beim Mops muss der Hund 1000 Meter innerhalb von 11Minuten laufen (was für einen gesunden Hund ja praktisch gar nichts ist). Danach wird getestet ob sich die Atemfequenz des Hundes schnell genug wieder beruhigt hat.
      Wenn keine genauen Werte festgehalten wurden unterliegt die Beurteilung der Atemfrequenz dem subjektiven Empfinden des Tierarztes. Desweiteren ist das Ergebnis abhängig von Alter, Wetter, Grundfitness des Hundes etc und sagt wenig deutliches darüber aus ob er anatomische Qualzuchtmerkmale vererbt oder nicht.

      Ich fände an dieser Stelle konkrete Vorgaben zur Beurteilung der Anatomie wie gesagt sinnvoller als einen halbherzigen Belastungstest.

      Der Boxer ist ja bei weitem nicht so stark von der Brachycephalie betroffen wie der Mops, weiß jemand wie da der Test aussieht? Gibt es überhaupt einen und wenn ja, ist dass dann nicht bereits ein Zugeständnis an die Tatsache, dass mit der Rasse eben auch nicht alles in Ordnung ist?

    • Der Boxer muss meines Wissens die normale AD ablegen. Sprich 20 Kilometer am Rad.
      Keine Ahnung, was daran ein Zugeständnis sein soll, es ist eine Arbeitsprüfung, wie sie auch bei anderen Rassen gefordert wird.

      Da braucht man über Hund und Hundezucht nicht mehr zu diskutieren - logische Weiterentwicklung ist eben dann die Faszination für und Rechtfertigung von Wolfshybriden. Das greift ja auch in Europa um sich.


      Und da sind wir meiner Meinung nach in einem neuen Bereich der Qualzucht, vor dem man gerne die Augen verschließt.
      Körperlich mögen diese Hunde gesund sein und die meisten denken bei "Qualzucht" ja nur an kurze Beine oder Nasen, aber Hunde zu züchten, die charakterlich nicht für die Haustierhaltung geschaffen sind und diese als spezielles Haustier für den Liebhaber zu verkaufen, fällt für mich genau so unter die Thematik.

      In den USA sieht man wohin das führt, die Auffangstationen für solche Hunde sind brechend voll, weil ein Wolfsmischling eben kein Hund und auch kein "etwas anspruchsvollerer Hund" ist.

    • Unser Beppo ist Pekinese und gehört somit auch zu den Qualzuchtrassen....wobei er wirklich keine Probleme mit Bewegung, Atmung ect. hat. Er ist allerdings optisch auch entfernt vom typischen gewünschten Pekinesenbild wie z.b. hier zu sehen ist
      http://www.1dpc.de/Deckrueden.htm

      Mittlerweile habe ich über eine Gruppe ein paar Pekinesen kennengelernt, die zwar nie eine Zuchtzulassung aufgrund ihrer Optik ( alle mit Nase, weiten Nasenlöchern und gemäßigtem Fell) allerdings , wie Beppo, begeisterte und ausdauernde Spaziergänger sind und sich auch wirklich frei bewegen können. Da kann man sich nur fragen warum weiterhin an Fellmonstern ohne vernünftiger Atmung festgehalten wird.

      Beppo`s Fell wurde von uns noch nie gekürzt oder ausgedünnt....viele Leute erkennen ihn daher gar nicht als Pekinese.

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