Selbsteinschätzung und Objektivität bei Hundehaltern

  • Hm, ich fand nie, dass meine Kinder die Schönsten, Besten, Intelligentesten etc. wären. Sie sind meine Kinder, und die liebt man auch sehr!
    Deshalb muss man aber nicht komplett den Sinn für die Realität verlieren.

    Max finde ich hübsch, aber vorallem ist er ein Triefauge, hat PL, irgendwie nicht gut stehende Ellbogen und kann ein ziemlich unbeherrschter Nervzwerg sein, dem man seine teilweisen Aussetzer nicht zutraut.
    Ich hätte ihn nie über ne Hündin gelassen... die Vorbesitzer sahen das anders, und er hat daher schon Nachwuchs gehabt.

    Dexter ist mein Schönling - ich finde ihn wirklich schön! Aber er neigt zum Ansetzen, und es ist schwer ihn auf einem guten Gewicht zu halten. Von seinem nicht sonderlich festen Wesen mal abgesehen.
    Aber er ist einfühlsam, ein Clown, einfach ein Schatz!


    Geschmäcker sind eh verschieden. Ich find auch so einige Hunde überhaupt nicht schön oder gar hübsch, und nicht jeder findet meine Jungs toll - ist eben so :ka:
    Solange es nicht beleidigend oder unsachlich wird, ist das ok.
    Aber wir müßen auch zu keinen Ausstellungen.

  • Von allen Seiten kommen dann Erklärungsversuche, es wird auf den Richter geschimpft, es werden emotionale Trostworte á la "für dich ist er eh der Schönste gesucht und noch eine ganze Menge mehr eigenartiger Aktionen gestartet.

    Die sahen sich einfach in der Pflicht dich zu trösten, wie sie selber auch getröstet werden möchten und Zuspruch brauchen.
    Leider sind viele Leute nicht ehrlich genug, um einen ins Gesicht zu sagen, das der Richter recht hat. Sie denken es, aber sagen etwas anderes.Es ist einfach nur blablabla um etwas zu sagen, 5 Minuten später haben sie es wieder vergessen.

  • Ich find's ganz normal, dass man (oder eben viele) da nicht (so ganz) objektiv sein können.
    Ja, vielleicht so bisschen wie bei Kindern - das eigene ist das Schönste, Schlauste, Süßeste, Tollste. Einfach das Beste eben.
    Und selbst wenn man weiß, es gibt vielleicht doch ein bisschen schlauere oder welche, die dies besser können, jenes besser können - das eigene ist und bleibt halt trotzdem das Beste. :D


    Und genau das finde ich eben nicht.

    Mein Hund ist mein Hund mit allen Fehlern und Macken.
    Kann man dazu nicht einfach stehen oder wird der eigene Vierbeiner weniger liebenswert, wenn man offen dazu steht, dass er einen unglücklichen Körperbau hat , jagt wie Sau, beim Autofahren kläfft oder zu doof ist ein IntelligenzSpiel zu lösen?

    Die Schau war jetzt nur gerade ein aktuelles Beispiel. Mir kommt es nur bisweilen so vor, als würden sich die Leute schämen, wenn sie nicht den perfekten Hund haben oder zumindest ihren Hund in den Himmel jubeln und alle Fehler weglieben.

  • Ich glaub, Joeys Züchterin wäre jetzt am Montag eher entsetzt über ein V für Joeys Schwester gewesen |) .

    Im Bereich Beurteilung der Schönheit würde mich ein G oder SG aber auch nicht stören. Schlägt es sich auf die Arbeitsleistung/evtl. Gesundheit nieder, was da kritisiert wird, ok, das gibt natürlich sehr zu Denken. Aber der Rest ist doch von Außen übergestülpt, Rasse ist halt so definiert, Richter hat auch seine Vorlieben... hätte für mich jetzt nichts damit zu tun, wie schön mein Hund für mich ist. Ist natürlich ärgerlich, wenn sonst alles passt von Wesen und Arbeitsleistung her und dann scheitert es an einem kleinen Schönheitsmangel oder knapp aus dem Standard rausgerutscht oder so... Aber so lange man nicht in erster Linie eine Ausstellungskarriere anstrebt oder den Deckrüden überhaupt aufbauen will oder so :ka:

    Würde ich züchten wollen, bräuchte ich auch erst mal ein SG und klar würde es mich dann wurmen, wenn es an Kleinigkeiten/Richtervorlieben scheitert. Wüsste ich dagegen, der Hund ist eh aus den und den Gründen nicht mal SG, würde ich mir die Austellerei einfach schenken... Würde ich ihn dennoch so phänomenal finden in jeder anderen Hinsicht, würde ich halt geneigte Richter besuchen, bis ich mein SG hab. Bei Joey wüsste ich auch, dass sie auf Ausstellungen kein V bekäme, würde mich also auch nicht ärgern, wenn es dann eintritt...

  • Und genau das finde ich eben nicht.

    Mein Hund ist mein Hund mit allen Fehlern und Macken.
    Kann man dazu nicht einfach stehen oder wird der eigene Vierbeiner weniger liebenswert, wenn man offen dazu steht, dass er einen unglücklichen Körperbau hat , jagt wie Sau, beim Autofahren kläfft oder zu doof ist ein IntelligenzSpiel zu lösen?

    Die Schau war jetzt nur gerade ein aktuelles Beispiel. Mir kommt es nur bisweilen so vor, als würden sich die Leute schämen, wenn sie nicht den perfekten Hund haben oder zumindest ihren Hund in den Himmel jubeln und alle Fehler weglieben.

    Mh, ich finde weniger, dass das Ganze was damit zu tun hat, den objektiv, in jeder Hinsicht für jedermann ultimativ perfekten Hund zu haben.
    Ich glaube nicht, dass das viele denken.
    Und zum Beispiel mit dem Intelligenzspielzeug: Doch, ich kann bspw. zugeben, dass es hellere Lampen am Leuchter gibt als meine Maus, was so was angeht. Das bestreite ich absolut nicht. :hust:
    Und trotzdem würde es mich verletzen und sauer machen, wenn jetzt jemand herkäme und sagen würde, Mia ist ja strunzedoof und sogar zu blöd für so ein Intelligenzsspielzeug. Einfach weil das was Verächtliches hat, und für mich es einfach nur süß ist, dass sie manchmal bisschen auf dem Schlauch steht. :cuinlove: :D
    Aber ich gehe eben auch nicht hin und sage: Schaut her, wie schlau mein Hund ist, die löst diese Spiele in Null komma Nix! ... und am Ende braucht mit Glück 10 Minuten, mit Pech rallt sie gar nich, wie das Ding funzt. |)
    Tja, DANN brauch ich auch nicht pissig sein, wenn jemand lacht... und auch da kommt es ja wieder ganz, ganz arg drauf an, wie jemand Kritik äußert. Ob nett, mit einem Lächeln im Gesicht, oder eben ganz trocken, von oben herab sozusagen...


    Ach, was rede ich. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde es menschlich, dass man nicht so gern hört, was ein geliebtes Lebewesen nicht kann, nicht bringt, nicht hat usw. Aber das hat doch nicht zwingend (bei manchen vielleicht schon) was damit zu tun, dass sie Fehler nicht eingestehen können und vorgeben, den perfekten Hund zu haben.

  • Aber gerade Ausstellungen sollten sich doch an relativ objektiv messbaren Maßstäben orientieren (also eigentlich). Und da finde ich schon, man kann problemlos sagen, das und das von meinem Hund passt da rein und das und das eben nicht so. So wäre Joey z.B. eher zu schmal gebaut, eher zu langer Kopf, zu wenig Fell. Wie ihre Schwester (die aber dennoch ein SG bekam). Der Rest ist dann z.B. Winkelung, Zähne, Ohren, Bewegungen, Farbverteilung etc, da sollte dann zumindest ein guter Teil von stimmen, um fürs SG zu reichen. Es sagt ja nichts über Schönheit aus, sondern über (interpretierten) Rassestandard. Da würde es mich wirklich nicht ärgern, wenn jemand meint, mein Hund zeigt in den und den Punkten Abweichungen, denn letztlich sagt es mehr über den Rassestandard aus als über meinen Hund.

    Aber auch wenn es ums Wesen geht: ich weiß ja, wo für mich Vor- und Nachteile liegen, was super in mein Leben passt, das muss für andere doch nicht mal ansatzweise so gelten. So kann ich es je nach Kritik und Gegenüber auch ganz im Gegenteil als positiv auffassen, was da kritisiert wird. Und klar weiß ich um "interessantere" Charakterzüge, ist ja auch nicht schlimm. Keiner meiner Hunde wäre für jeden perfekt, wie sollte das auch gehen :???:

    Vielleicht bin ich zu sehr Kopfmensch, aber so wirklich nachvollziehen, wieso man sich so sehr davon abhängig macht, wie Fremde den eigenen Hund empfinden, kann ich tatsächlich nicht.

    Wie gesagt, wenn man vom Wesen und von den Arbeitsleistungen her einen supertollen Hund hat und er darf nicht in die Zucht wegen eines G statt eines SG... das ist schon ein wenig ärgerlich, aber so ganz aus der Optik fallen kann ein Rassehund bei den meisten Rassen halt auch nicht, will man nach Rassestandard züchten. Ist bei Gebrauchshunden wohl schon ein Diskussionsthema, wie sehr es nach Optik gehen muss...

  • Kann man dazu nicht einfach stehen oder wird der eigene Vierbeiner weniger liebenswert, wenn man offen dazu steht, dass er einen unglücklichen Körperbau hat , jagt wie Sau, beim Autofahren kläfft oder zu doof ist ein IntelligenzSpiel zu lösen?

    Objektiv: Nein.
    Subjektiv: Ja!

    Natürlich fällt das vom Gefühl auf mich als Halter zurück, gerade wenn der Hund Macken hat. Niemand sieht, wie viel Arbeit in einen Hund gesteckt wurde. Wenn der "Köter" Autos jagt, hast DU Ihn falsch erzogen. Wenn er in einer Gehorsamsprüfung durchfällt, hast DU es nicht geschafft, ihn zu erziehen. Wenn er einen optischen Mangel hast, hast DU ihn falsch ausgesucht. Es ist also für viele sehr wohl ein Angriff auf die eigenen Kompetenzen. Es muss nicht so extrem sein, wie von mir beschrieben, aber ich kann das Gefühl schon nachvollziehen.
    Warum sonst würden wir uns ärgern, wenn jemand schlecht über unsere Hunde redet? Ob diese eingeschränkte Kritikfähigkeit hilfreich ist, wenn ich Fortschritt und Erfolg anstrebe, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

  • Mein Hund ist mein Hund mit allen Fehlern und Macken.

    So sollte es sein.

    Kann man dazu nicht einfach stehen oder wird der eigene Vierbeiner weniger liebenswert, wenn man offen dazu steht, dass er einen unglücklichen Körperbau hat , jagt wie Sau, beim Autofahren kläfft oder zu doof ist ein IntelligenzSpiel zu lösen?

    Die Leute finden ihren eigenen Hund liebenswert, über alles. Sie lieben auch seinen Macken.
    Er soll aber auch für Aussenstehende liebenswert sein. Vor allen, perfekt. Da passen keine Macken, da MUSS der Hund perfekt sein.
    Warum muss der Hund für andere perfekt sein ? Weil man sonst tuscheln könnte, das der Hund Ausschuss ist, weil er körperliche Macken hat, das der Halter in der Erziehung versagt hat, wenn der Hund kläfft, zieht, jagt, anspringt oder unbegabt ist.
    Denn das geht ja gar nicht ! Trotzdem lieben die HH ihren Hund wie er ist, mit sämtlichen Macken. Nur in der Öffentlichkeit muss alles perfekt sein und passen.
    Sie wollen, können aber nicht dazu stehen, weil sie unter Druck stehen und immer besser als der Andere sein müssen.

    Raphaela, du siehst deinen Hund wie er ist und das ist wichtig.
    Du siehst, wie es ist und setzt dich nicht selber unter Druck, wie die Hundehalter, die wollen aber nicht können, denn das sind die Hundehalter, die auch getröstet werden wollen und Zuspruch brauchen.

  • Er soll aber auch für Aussenstehende liebenswert sein. Vor allen, perfekt. Da passen keine Macken, da MUSS der Hund perfekt sein.
    Warum muss der Hund für andere perfekt sein ? Weil man sonst tuscheln könnte, das der Hund Ausschuss ist, weil er körperliche Macken hat, das der Halter in der Erziehung versagt hat, wenn der Hund kläfft, zieht, jagt, anspringt oder unbegabt ist.

    Sehen das wirklich viele so? Natürlich ist es doof, wenn mein Hund andere ängstigt, aber ich will z.B. wachsame Hunde und Bellfreudigkeit stört micht nicht. Ich mag sehr aktive Hunde. Sagt mir nun jemand "Oh, der wär mir aber zu lebhaft!", dann denke ich mir, wie gut dass er es ist :D !! Sagt mir jemand, Smilla wäre ihm zu laut, denke ich mir, wie gerne ich mit ihr diskutiere xD . Ernsthaft, es findet doch eh jeder andere Dinge an einem Hund gut, wie kann man sich da persönlich angegriffen fühlen, wenn es nicht dieselben sind? Es sagt doch mehr über den anderen Menschen als über meinen Hund aus...

  • !! Sagt mir jemand, Smilla wäre ihm zu laut, denke ich mir, wie gerne ich mit ihr diskutiere . Ernsthaft, es findet doch eh jeder andere Dinge an einem Hund gut, wie kann man sich da persönlich angegriffen fühlen, wenn es nicht dieselben sind?

    Aber du zählst ja auch neutrale Eigenschaften auf: Lebhaftigkeit (kann auch positiv aufgefasst werden), Gesprächigkeit ...
    "Smilla ist unerzogen und stinkt!"
    Diese Aussage über meinen Hund könnte ich zum Beispiel nicht bei jeder Person locker sehen.

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