Bauchgefühl in der Hundeerziehung

  • Ja doch. Ich bezog mich auf das Zitat von @mairi und dann auf deines.

    Ich habe, wie du im weiteren Verlauf meines Zitat sehen kannst (aber nicht mit zitiert hast) nicht behauptet, dass Gemeinheiten in der Hundeerziehung verheimlicht werden.
    Im Gegenteil.

    Das wollte ich nur richtig stellen :fear:

  • Mag sein, dass es in anderen Bereichen des Lebens das "reine" Bauchgefühl gibt. Mag sein, dass es einige Menschen gibt für die das auch in der Hundeerziehung gilt. Aber ich behaupte einfach mal für den ganz großen Teil der Menschheit gilt das einfach nicht.

    Ich würde schon behaupten eine solide Sensibilität zu besitzen. Dennoch war mein Bauchgefühl vor 15 Jahren ein ganz anderen in Bezug auf Hunde als heute. Woher sollte ich denn wissen, wie Hundi sich fühlt? Selbst wenn er sich mal "schlecht" mit einer Erziehungsmethode fühlt, ist das ja wichtig und richtig wegen Dominanz und so. Man wurde von "klein" auf ab dem ersten Hund darauf vorbereitet, dass das oberste Gebot ist, nicht die Rolle des Alphatieres zu verlieren und dass es Hundis größtes Ziel ist, diese Rolle einzunehmen. Wenn einem beigebracht wird, dass Leinenruck und Alphawurf ganz normale Dinge sind. Schlagen is doof, ist ja unhündisch, aber alles andere ging. Mein Bauchgefühl hat da einfach nicht gewarnt, wenn das Hundchen einen Fehler machte und dafür dominiert wurde.

    Heute versteht man Hunde besser. Wissensbeschaffung ist einfacher. Aufgrund Erfahrung (Vergleich des Zusammenlebens damals/heute ), Hintergrundwissen, hat sich auch mein Bauchgefühl verändert und wurde wahrscheinlich einfach richtig(er) gerückt.

    Ich denke daher auch, dass man Anfängern nicht dauernd nur zu ihrem Bauchgefühl raten sollte. Gerade solange man von der Schwester des Freundes des Cousins nur mal etwas zum Thema Dominanz gehört hat (und das kommt einfach noch ca andauernd vor...), wird jedes Beißen, jedes Knurren von Welpi doch dahingehend interpretiert und das Bauchgefühl wird einem die falschen Maßnahmen raten. Welpi ist überdreht? Klar, ist nicht ausgelastet. Müssen noch ein paar Stunden mehr raus. :)

    Da brauch man doch nur mal die ganzen Threads im Welpenforum hier durchklicken. ;)

  • @YoumaMitMensch

    Mein Bauchgefühl sagt mir aber auch, dass ich auf unerwünschte Ratschläge nichts geben sollte. :D

    Wenn ich Rat brauche und ich bekomme 10 Ideen, dann nehme ich sie mir zu Herzen. Und da kommt dann wieder mein Bauchgefühl zum Tragen, was davon für meinen Hund umsetzbar ist.

  • Ganz ganz viele Leute spüren es, aber sie haben keinen Mut.

    Ok, Bauchgefühl haben und danach auch handeln (können) sind sicher noch mal unterschiedliche Ebenen.

    Aber das ist es eben: Das Bauchgefühl kann einen auch trügen. Wenn mein Auto ein komisches Geräusch macht, dann sagt mir mein Bauchgefühl vielleicht, dass was mit dem Motor ist. Geh ich in die Werkstatt und die sagen mir, dass was mit der Schaltung ist - argumentiere ich dann dagegen? Oder denk ich eher, dass die ja nun Ahnung und Ausbildung haben und entsprechend "wissen" werden, was mit dem Auto ist. Entsprechend geht es vielen Leuten, die in Hundeschulen und -vereine gehen und auf die Kompetenz dort vertrauen.

    Nun sind Autos natürlich keine Lebewesen und man braucht für den Umgang mit ihnen recht wenig Empathie. Weiter oben schrieb jemand, Bauchgefühl habe mit Empathie und Sich-Hineinversetzen-Können zu tun.

    Sicherlich auch. Nur fällt uns das schon bei unserer eigenen Spezies manchmal verdammt schwer - wie wahrscheinlich ist es, dass es da bei einer fremden Spezies immer gut klappt? Bzw. ist auch da Wissen und entsprechende Interpretation gefragt: Ich bin empathisch und liebevoll und deswegen sagt mir mein Bauchgefühl, dass der Hund nach erfolgreichem Rückruf einen fetten Kuss auf den Kopf kriegt?

    Ganz weit hergeholt ist das nicht - sind die am häufigsten bzw. mit den heftigsten Folgen von Hunden Gebissenen nicht die ganzen 5-jährigen Mädels, die den Hund herzlich umarmen und ihn dann im Gesicht hängen haben? Bei denen kann man ziemlich gut davon ausgehen, dass das Bauchgefühl noch nicht von Trainern, Hundeforen, etc. geprägt ist...

  • Hmmm... mein Bauchgefühl hat zumindest meinem Rüden schon mehrfach das Leben gerettet.

    In 2 Fällen ging es ihm gar nicht wirklich schlecht, ich hatte nur ein "dummes Bauchgefühl".
    Er hat gefressen, war mit draußen, alle Geschäfte verrichtet (beim ersten Mal war alles ein wenig "halbherzig" was er so tat, beim 2. Mal hat er 3 mal erbrochen.

    Beide Male habe ich ihn in die Klinik gebracht (wenn ich bei denen anrufe und sage "Ich habe ein doofes Gefühl!" sagen die "Dann komm her!"

    Beim ersten Mal war es der Beginn seiner unheilbaren chronischen absolut seltenen (weltweit gibt es keine Studie darüber) Nierenerkrankung, beim 2. Mal eine Pankreatitis, die so schon schlimm genug war und in Verbindung mit der Nierenerkrankung ein absolutes Desaster!
    In beiden Fällen würde es meinen Hund nicht mehr geben, wenn ich auf meinen Kopf gehört hätte, der sagte: "dem ist nur ein bisschen schlecht, hat draußen irgendwelchen Müll gefressen...."

    Es gab und gibt genug andere Situationen, wo er viel ruhiger ("halbherziger") war und auch mehr erbrochen hat (Nachteil der lebenslangen Medikation...), wo ich völlig gelassen geblieben bin und einen Besuch in der Klinik nicht mal angedacht habe.
    Weil in meinem Kopf (oder Bauch ;) ) keine rote Lampe leuchtete!

    Ja, ich höre auf mein Bauchgefühl!
    Bisher hat es mich noch nie betrogen.

    In der Erziehung höre ich außerdem auf meine Erfahrung und auf meinen Verstand :D

  • So oder so ein sehr interessantes Thema.
    Aber mein Bauchgefühl sagt, dass es nun Zeit ist, zu schweigen.
    Dass ich nur mutmaßen kann und, dass es wohl noch sehr lange braucht, bis die menschliche Psyche und alles was dazu gehört, auch nur ansatzweise wirklich erklärbar ist.

    Aber spannend isses total.

  • Bauchgefühl ist ja eigentlich Intuition. Und die ist bei dem einen mehr ausgeprägt, bei dem anderen weniger. Das hat ja auch viel mit Erfahrung und Erziehung zu tun.
    Es gibt Kopfmenschen, es gibt Bauchmenschen. Richtig und wichtig ist beides. Ich glaube, das wir immer beides anwenden, nur eben in verschiedenen Reihenfolgen und in unterschiedlicher Gewichtung. Das eine wird ohne das andere nie effektiv einsetzbar sein.
    Bei Hunden finde ich Bauchgefühl einfach deshalb wichtig, weil sie selbst sehr intuitiv sind und einfach nicht Kopflastig mit dem Menschen kommunizieren (können).
    Wenn hier viel von “den Hund lesen“ die Rede ist, dann ist das doch nichts anderes, als ein intuitives Verstehen das mit Wissen aufgefüllt wird.

  • Zitat


    Wenn hier viel von “den Hund lesen“ die Rede ist, dann ist das doch nichts anderes, als ein intuitives Verstehen das mit Wissen aufgefüllt wird.

    Naja ich meine damit schon, dass ich mir ein 6 stündiges Seminar angetan habe was sie mit Körpersprache beschäftigte und danach auf die Einzelheiten geachtet.

    Am Ende ist glaube ich das Bauchgefühl ein nicht bewusstes Erkennen von Mustern oder eben ein nicht bewusstes Erkennen eines Ausbruchs aus bekannten Mustern.

  • Ohne nach der ersten Seite weitergelesen zu haben: Mein Bauchgefühl lernt mit der Zeit und wächst mit den Herausforderungen. Mit Hund wie mit Pferd und Kindern.

    Anfangs ist man ahnungslos, aber - in der Regel - voll Motivation und gutem Willen. Man macht Fehler, lernt aus diesen, verinnerlicht die Folgen, beobachet das eigene Tier/Kind, sieht seine Entwicklung, liest vielleicht ein bisschen, redet mit anderen HH/Reitern/Eltern, das alles zusammen ergibt das, was man tief drinnen als "richtig" empfindet.

    Und das spuckt mir dann aus, dass ich meinen Hund beschütze und mich vor ihn stelle, wenn ein großer, freilaufender Labbi ankommt und sie sich schon auf 10m demütig mit dem Bauch auf den Boden kauert, wie grad vorhin bei der Abendrunde. :motzen:

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