Unsere Hibbelhunde - schneller, höher, weiter!

  • Juliaundbalou na das meine ich ja. Vllt habe ich mich nicht gut genug ausgedrückt. Das Hibbeln ist, nach unserem Training, nahezu weg, bzw sehr kontrollierbar für mich geworden. Der Hund ist in unserem Alltag mit unseren Reizen ein sehr gut führbarer Hund geworden.

    Was geblieben ist, ist das "Autistentum", wie Du es nennst. Gäste zuhause sind nicht so einfach, Gassi mit Fremdhunden lasse ich nur noch mit einer speziellen Hündin zu, möglichst viel Gleichbleibendes.

    Jetzt hier am Kursort mit vielen fremden Reizen muss ich ihm sehr helfen und gestern habe ich ihn überfordert. Mal sehen, wie es die nächsten Tage so wird. Heute vormittag muss ich nicht unterrichten und sitze mit Emil im Zimmer. Bevor ich mittags wieder unterrichte gehe ich noch eine große Runde mit ihm und hoffe, dass er danach schläft. Nachmittags ist Theorie, da kommt er mit in den Raum. Denke das geht, hat er sich an sich dran gewöhnt. Er hat die Softbox im Raum und verkrümelt sich da rein.

    Reize filtern in "Geht mich was an - geht mich nichts an" fällt ihm nach wie vor enorm schwer. Hält er aber inzwischen viel besser aus. Er bleibt vor allem ansprechbar für mich (bis auf gestern Abend - wie gesagt, meine Schuld).

  • flying-paws

    Vielen Dank auch, jetzt verstehe ich das auch. Vorher wars für mich auch zu kryptisch. So versuch ich das nun mal. Vorher im Treppenhaus hat das schon tadellos funktioniert. Ich bin aber noch skeptisch, ob und in welchem Zeitrahmen das nachgeben auf Leinenzug auch in ablenkendem Gebiet und beim Laufen geht.

    Wie machst du das während dem Training in entspannten Situationen wenn du an der Kurzen Leine irgendwohin musst, der Hund aber das nachgeben noch nicht umsetzt und durch „go“ und Reize halt doch immer wieder mal reinläuft? Man kann ja den Hund schlecht nicht mehr an der kurzen Leine haben bis es sitzt. Ich blieb jeweils stehen oder hab die Richtung gewechselt nach kurzer Warnung aka „Leinenendsignal“ damit Zug halt nicht belohnt wird. Allerdings möchte ich ja nicht warnen müssen alle paar Meter. Wie managest du das?

    Wie wärs, wenn wir deine Methode für die Leinenführigkeit mal in einen eigenen Thread packen? Die alten Links usw.? Es sind ja schon viele daran interessiert und fragen nach, so wäre die Info besser zu finden. Wär dir das recht? Falls ja, soll ich oder magst du selber?

  • Wer den Unterschied zwischen einem Autisten und einem "einfach mal aufgeregten" Hund erleben will, kann sich Hilde und Zack anschauen. Beide reinrassige Malis. Hilde: Autistin - total. In bekannter Umgebung und mit fortschreitendem Alter ist sie schon "fast" ein "normaler" Hund - ändert sich die Umgebung (und wir reden hier von ALLEM außer Haus, Büro, Auto, Haus meiner Eltern), ist das für sie nicht zu filtern. Da braucht sie Kommandos und Kontrolle, um sich nicht selbst um die Ohren zu fliegen und es ist anstrengend für sie. Und für mich. Also - geht schon, aber ich tu uns beiden das nicht allzuoft an.

    Zacki hingegen hat sehr gute Nerven. Ist einfach nur ein 18 Monate alter leistungsgezogener Malinois Rüde - der (zum Glück) eine niedrige Reizschwelle hat für bestimmte Trigger. Grundsätzlich aber kann der durch Menschenmengen, enge Aufzüge, Krach, Schüsse, Einkaufspassagen etc pp mit mir laufen und das perlt an ihm ab. (Er ist eher ein "Ich will mich jetzt aber aufregen, ich find das jetzt gut" Modell - das ist dann eher eine mentale Sache zwischen ihm und mir, wer die besseren Argumente heute hat... dog-face-w-sunglasses)

  • Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Vicky eher vom Typ "Autistin" (*) ist oder vom Typ "Ey, geil, bissel aufréegännn!".

    Sie braucht schon einen sehr klar strukturierten Alltag und bei Abweichungen eine recht enge Führung; kleine Abweichungen kann sie dann verkraften, größeres wie Ortswechsel, fremde FeWo oder so aber nicht mehr. Andererseits steigert sie sich aber auch manchmal mit Wonne in Aufregungszustände rein, die nicht sein müssten. Hmh. Also unklarer Befund. Nur eins weiß ich: das Modul "Wenn Frauchen dabei ist, wird das schon alles ok sein hier" ist bei ihr nicht eingebaut worden. Und leider spiegelt sie meinen Stress - selbst wenn der ganz woanders her kommt - immer sofort.

    Schlimmer als das unmittelbare Durchdrehen in bestimmten Situationen, das seltener wird, ist akkumulierter (Mikro-)Stress. In der Situation selber zeigt sie es kaum. Aber der führt dann dazu, dass sie sich zuhause ganz schlecht entspannt und nicht mehr genug Schlaf und Ruhe abbekommt, wodurch ... na, ihr wisst schon. Ich muss wirklich immer mit Argusaugen drauf schauen, ob möglichst viele Vicky-Parameter noch im grünen Bereich sind. Ein bißchen kommt mir das immer so vor wie in dem Film "Lohn der Angst", wo LKWs mit hochempfindlichem, hochexplosivem Nitroglyzerin vorsichtig durch eine rumpelige Landschaft gefahren werden müssen.

    Im Moment ist es aber gerade angenehm ruhig bei uns. Heute haben wir sogar eine wilde Fahradanhängerfahrt durch unbekannte Gegenden (auch große Kreuzung und so) absolviert und sie konnte danach im Café trotzdem ganz gut auf ihrer Decke rumliegen. Hat sogar den Kopf abgelegt und lag auch mal kurz auf der Seite. Und konnte hinterher zu Hause auch gut schlafen dann. Meine Freundin/Kollegin, mit der ich mich getroffen hatte, hat gar nicht verstanden, warum ich so stolz auf den unspektakulär rumliegenden Hund war, weil "der macht ja gar nix". Ich hoffe, das ist jetzt wirklich ein bissel allg. Entspannung und nicht nur die dämpfende Wirkung der Scheinträchtigkeit (Vickys Appetit nach muss der Scheinwelpenwurf diesmal riesig sein).

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    (*)

    Ich hab eigentlich nur wenig Ahnung von Autismus und hoffe, niemand unter den Mitlesenden fühlt sich jetzt unangenehm berührt von der flapsigen Wortwahl.

  • Ich wüsste sehr gern wie man den Unterschied feststellen kann.

    Prinzipiell passt das auch auf Lola, genauso gut kann die aber bloß einfach hibbelig sein und mit dem Filtern von Reizen überfordert.

    Meine Trainerin fand, Lola ist tlw so bisschen in ihrer eigenen Welt. Die MERKT manchmal gar nicht, dass sie nicht mehr macht, was sie soll. Son richtiger Drops manchmal.

    Neue Umgebung stresst IMMER, ich wähle tatsächlich meistens aus ihr bekannten Runden aus und mache maximal einmal die Woche was Neues. Leider fehlt es ihr auch an diesem "geht schon klar, wenn Frauchen dabei ist"-Ding.

    Oder wenn auf der bekannten Strecke plötzlich was anders ist.... Lola wird ausflippen. Geht schließlich nicht, gehört da gar nicht hin.

    Ich mache deshalb eben genau nie genau den gleichen Ablauf. Denn wenn ich dann mal was ändern muss an den Zeiten oder so ... blöd. Also sie hat Rituale beim Losgehen, beim Aussteigen aus dem Auto, wenn ich sie alleine lasse usw. Aber ich gehe nicht jeden Morgen eine große Runde in Wald oder Wiese sondern eben tlw erst mittags und morgens dafür eine Mittlere Runde hier durchs Viertel.

    Abends gehe ich niemals jeden Abend rund um den Hof sondern immer mal nur auf die Wiese nebens Haus. Lola versteht sonst scheinbar nicht, dass wenn wir sonst die Runde gehen und plötzlich nicht, was da los ist. Dann steht sie wie ein Esel überfordert mit sich und will partout die Runde gehen. Wie ein kleines Kind. Aber ein sehr niedliches.

    Aber: kann sehr fokussiert arbeiten. Irre.

  • Aber: kann sehr fokussiert arbeiten. Irre.

    Kenn ich. Vicky auch noch im größten Irrsinn. Arbeit hilft ihr auch sehr, da rauszukommen bzw. nicht reinzurutschen.

    Beim Menschen wäre das durchaus typisch für Autisten. Viele Autisten haben sogenannte Spezialinteressen. Das kann alles mögliche sein, von Briefmarken über Autos, bis hin zu bestimmten Tieren oder Spielen. In diesem Gebiet kann unfassbar viel Konzentration bzw Durchhaltevermögen aufgebracht werden.

  • Hier ist es ähnlich wie bei Hummel

    Erbse: Autistin

    Grinch und Kevin: ich will mich jetzt aufregen, weil das macht man so.
    Eggnog: ein (anstrengender) lebendiger, lebensfroher Quirl, mit Tomaten in den Ohren und Testosteron im Hirn und Hang zum „ich will mich jetzt Hibbeln, weil ich nicht weiß, wohin mit meiner Energie.“

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  • Hilde: Autistin - total. In bekannter Umgebung und mit fortschreitendem Alter ist sie schon "fast" ein "normaler" Hund - ändert sich die Umgebung (und wir reden hier von ALLEM außer Haus, Büro, Auto, Haus meiner Eltern), ist das für sie nicht zu filtern. Da braucht sie Kommandos und Kontrolle, um sich nicht selbst um die Ohren zu fliegen und es ist anstrengend für sie. Und für mich. Also - geht schon, aber ich tu uns beiden das nicht allzuoft an.

    Ja, das beschreibt es mit Emil auch sehr gut. Also doch Autist

    Leider fehlt es ihr auch an diesem "geht schon klar, wenn Frauchen dabei ist"-Ding.

    Oder wenn auf der bekannten Strecke plötzlich was anders ist.... Lola wird ausflippen. Geht schließlich nicht, gehört da gar nicht hin.


    Aber: kann sehr fokussiert arbeiten. Irre.

    Das hat Emil durchs Training mitbekommen. Hups, nicht meine Aufgabe, ok lass ich es die Olle machen. Er verläßt sich viel mehr auf mich inzwischen. Und das hat ihm sehr viel Stress genommen.

    Klar, jetzt hier in der aufregenden Situation muss ich ihn eben enger führen, auch mal managen, aber heute klappte es ziemlich gut. Niemand wurde angeschnauzt und er hat im Schulungsraum geschlafen. Niemals tief, also er ruht eher. Und das auch nicht durchgehend, aber trotzdem super. Einziger Ausrutscher...eine Katze kam unbemerkt (von uns Menschen) in den Raum. Da ist Emil dezent ausgeflippt. Bei uns gibt es keine Freigänger, Katzen sind mega spannend. Aber auch da konnte ich ihn abbrechen und auf mich umorientieren. Das klappte zwar nicht sofort, aber dann eben schon.

    Fokussiert arbeiten konnte er schon immer. Schon vor unserem durchschlagenden Training war er auf dem Platz im Arbeitsmodus. Oder auch in unserem Garten beim Üben. Voll sein Ding, Schnabel zu und los geht's. Aber auf dem hupla aus dem Auto und dann bis es losging….da hatten alle einen Tinnitus.

    Werde nie vergessen, wie ich nach besagtem Training das erste Mal auf den Hupla gefahren bin. Beim Ankommen sah ich schon, dass sämtliche Anwesenden quasi die ohren anklappen, steige aus, hole Emil aus dem Wagen, muss einmal verbal abbrechen und dann.... Ruhe. Man starrte uns mit großen Augen entgegen. :shocked::shocked::shocked::shocked::shocked::shocked::shocked:

    Die wundersame Verwandlung des Emil vom Glimmersee. Bis heute wundern sich die Leute über seine unfassbare Veränderung.

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