Rückruf richtig belohnen/trainieren

  • Junghunde gehen nicht gerne alleine Touren, dass ist gegen ihre Natur.
    Das mach ich mir zu nutze. Bei älteren sieht das schon anders aus, die drehen gern mal ne runde Alleine, was ich begrüße.

    Kenne ich nun ganz anders.
    Auch aus der Wolfsforschung ist es doch gerade so, dass junge Hunde gerne mal rumwandern und Erfahrungen sammeln.


    Bei Wolfs-Welpen beschreibt Bloch einen Wanderradius wenn alle anderen schlafen um die 3 Kilometer von der Höhle.


    Ist doch auch normal. Die spielen und erkunden und entfernen sich auch mal weiter.


    In meiner Lebenswirklichkeit, geht das absolut gar nicht, dass Hunde so rumstrolchen, wie es ja früher auf Dörfern und auch in der Stadt auch noch absolut üblich war in Deutschland.


    Der einzige Unterschied ist, der ältere Hund, der die Wege gut kennt, hat Routine und kann das. Bei jungen Hunden gibts halt unfallbedingte Verluste.

  • @Wasser


    Keine Ahnung was die Wölfe so treiben. An anderer stelle lese ich über Jungwölfe etwas anderes.


    Ich orientiere mich an den "Wildwürfen", Welpen, Junghunde usw., die wir im Tierschutz betreut haben.


    Sich krampfhaft interessant machen klappt nicht. Aber wer mit Humor und Freude an die Erziehung rangeht, der findet sowieso immer wieder Dinge, die ein Bedürfnis des Hundes befriedigen und bei denen der Halter authentisch bleibt. Und warum diese Highlights für den Hund nicht als Belohnung für den Rückruf einsetzen?

    Für mich zählt was der Halter in seiner Gesamtheit für den Hund bedeutet. Das ist die Basis auf der alles wächst und gedeiht. Was sind Highlights?


    Durchs Unterholz, in Mäuselöcher buddeln, raufen, am Wasserfall mit 15 Hunden Stoff geben, Schafskopf vor die Masia geworfen, auf dem Fischmarkt was abstauben, auf dem Nachbarshof gemeinsam grillen, Jokobsweg laufen, kämpfchen, spielen, verarzten?
    Ich setze keine Highlights, des Highlights wegen. Das ist in bestimmten Lebensabschnitten sein Alltag.


    Ich glaube nicht daran, dass mein Hund zuverlässiger Anweisungen befolgen wird, weil ich als "Kreischwurst" vor ihm rumtanze. Wenn ich das tun muß um etwas Dopamin aus ihm herauszukitzeln, dann ist mir das A. zu Künstlich, und B. hab ich an andere stelle Nachholbedarf.


    Ich hatte imTierheim oft den direkten vergleich. Hundetrainer, Ergeizige Helfer usw. aus ganz europa mit ihren Hundebibeln vorm Gesicht. Die fummelten da mit Erziehungsmethoden an den Hunden herum, mit mäßigem erfolg. Während der Hund gesichert und an der schleppleide aufbaut werden sollte, war ich schon Wochen vorher zb. Offline mit dem im Wald Zelten. Ich setze auf Hundgerechte gemeinsame Erlebnisse. Was ein komm bedeutet, weiß ein Hund auch nach 10min. Die "Zuverlässigkeit" baue ich über die Basis aus und nicht über kurzfristige "Dopaminshots".




    LG, Jeder wie er mag. :smile:

  • Letzlich zählt das Ergebnis, ob im Notfall der Hund zu seiner und der Umwelt Sicherheit zuverlässigt kommt.


    Tut er das nicht, mit welcher Begründung auch immer, ist es unverantwortlich, ihn auf die Umwelt loszulassen.


    Tut er das, ist es mir egal, mit welchem philosophischem Unterbau und Methoden das geschafft wurde (sofern nicht tierschutzrechtlich benklich).


    Ich möchte nur von sich selbst verwirklichenden Tutnixen verschont werden.

  • Ich habe meiner Hündin den Rückruf so gelernt:


    Sie war dabei immer an der Flexileine um zu verhindern, dass sie das Kommando ignorieren kann. Anfangs hab ich "hier" gerufen wenn sie nicht abgelenkt war, hab mich von ihr weg bewegt und wenn sie dann zu mir kam, gab es ein sehr schmackhaftes Leckerlie (Frolic).
    Als das nach wenigen Malen gut geklappt hat und mein Hund kapiert hat, was "hier" bedeutet, bin ich nach dem Kommando stehengeblieben und wenn sie bei mir war, gab es das Leckerlie.
    Dann wurde das gesteigert, wenn sie gerade geschnüffelt hat. Wenn sie dann mal nicht sofort gehört hat, hab ich kurz an der Flexileine "geruckt", also keinen starken Leinenruck, sondern nur so, dass sie gemerkt hat, dass ich etwas von ihr möchte. Dann hab ich nochmals "hier" gerufen, weil ich ja dann ihre Aufmerksamkeit hatte. Da gab es dann keine Belohnung. Sie hat schnell kapiert, dass es die Belohnung nur gibt, wenn sie gleich nach dem 1. Kommando kommt.
    Als das super funktioniert hat, wurde das Ganze ohne Leine mit wenig Abstand geübt und dann die Schwierigkeit immer mehr gesteigert. Klappt bis jetzt (sie ist 2 Jahre) sehr gut. Leckerlie gibt es jetzt nur noch ganz sporadisch.
    So kann ich sie von allem Alltäglichen abrufen.
    Außerdem hab ich einen Pfiff, den ich nur bei Jagdabbruch benutze, auf den hat sie bisher 100%ig gehört.

  • Für mich zählt was der Halter in seiner Gesamtheit für den Hund bedeutet. Das ist die Basis auf der alles wächst und gedeiht. Was sind Highlights?
    Durchs Unterholz, in Mäuselöcher buddeln, raufen, am Wasserfall mit 15 Hunden Stoff geben, Schafskopf vor die Masia geworfen, auf dem Fischmarkt was abstauben, auf dem Nachbarshof gemeinsam grillen, Jokobsweg laufen, kämpfchen, spielen, verarzten?
    Ich setze keine Highlights, des Highlights wegen. Das ist in bestimmten Lebensabschnitten sein Alltag.

    das hat für mich mehr mit genereller Bindung zu tun und ich denke jeder "gute" Hundehalter hat diese gemeinsamen Erlebnisse mit seinem Hund. Dass nicht jeder ein gutes Händchen für Hunde hat ist leider auch klar :muede:


    Ich rede aber von einem Abruf, bei dem der Hund sich sofort umdreht und in schnellem Tempo zu mir spurtet, selbst bei großer Ablenkung. Vielleicht brauchst du das nicht wirklich und läufst einsamere Wege, deine Hunde jagen nicht oder sind nicht an anderen Hunden interessiert. Wir laufen im Wald, dicht besiedelte aber wildreiche Gegend, und haben öfter mal Bedarf :D


    Highlight habe ich extra geschrieben, weil es für jeden Hund was anderes ist. Tess liebt Spielzeug und Stöckchen werfen, ich mach das aber draußen selten, da ich nicht mag dass sie dann nur noch an mir klebt und das Spielzeug angeiert :lol: Mir ist lieber sie schnüffelt und dreht ihre Runden. Habe ich doch mal Lust, was zu werfen, dann verbinde ich das manchmal einfach mit dem Abruf. Ich rufe, sie rennt auf mich zu, auf ihrem Weg zu mir ziehe ich ihr Spielzeug raus und werfe es dann vom Hund weg hinter mich so dass sie nochmal mehr Gas gibt. So verknüpft sie immer neu auch die Geschwindigkeit mit dem Abruf.


    Aber wie Quarus sagt: Hauptsache es funktioniert im Alltag, so dass dem Hund nichts passieren kann und niemand belästigt wird. Der Alltag ist ja für jeden ein anderer.

  • Unsere Hündin war da eine Musterschülerin. Die konnten wir auch schon mit 12 Wochen aus dem Spiel mit anderen Welpen/Hunden abrufen ( Mit Wort oder Pfiff). Die ist sofort und gezielt zu uns gerast. Der Co-Trainer von unserer Hundetrainerin meinte noch " Das braucht ihr nicht versuchen. Das wird noch nicht klappen." Er hat vor staunen den Mund nicht mehr zubekommen.
    Mit ihr hatten wir es wirklich leicht in allem.


    Sonst haben wir es immer so gemacht.
    Immer wenn der Hund von sich aus sich zu uns gedreht hat, uns angeschaut hat, auf uns zukam ( auch wenn es nur einen Schritt war), hat er eine Belohnung bekommen. Das kann von Hund zu Hund unterschiedlich sein. Bei unserer Hündin wäre spielen etwas werfen auch eine Belohnung. Das wurde weiter ausgebaut. Etwas später haben wir , wenn er auf uns zukam, das Wort gesagt oder den Pfiff gemacht und uns wie bolle gefreut.
    Wir haben ihn nur gerufen, wenn wir uns sicher waren das er auch kommt.
    Wir haben auch viele spannende Sachen zusammen gemacht und spannende Sachen zusammen entdeckt.


    Ich denke auch es ist wichtig eine gute Bindung zu seinem Hund zu haben. Ich würde sagen ohne Bindung funktioniert kein Rückruf.


    LG
    Sacco

  • Was für "Wildwürfe" du betreust würde mich interssieren, aber ich glaube mit dir kann man nicht sachlich diskutieren.
    Du hast deine Meinung und die ist richtig.

    Ich glaube nicht daran, dass mein Hund zuverlässiger Anweisungen befolgen wird, weil ich als "Kreischwurst" vor ihm rumtanze.

    Welche Gedankengänge veranlassen dich dazu, zu denken, dass Training "Kreischwurst tanzen" bedeutet?

  • Mit "Wildwürfen" meine ich im Grunde "verwilderte" Haushunde die sich bei Trächtigkeit fest Niederlassen. Für die Vermittlung sind diese Hunde nicht geeignet, darum lässt man sie nach Möglichkeit am besten Dort wo sie sind.
    Solange die Elterntiere ihren Wurf betreuen, wird nicht eingegriffen um sie medizinisch zu versorgen oder sie zu kastrieren.


    Auch die Welpen/Junghunde Hunde der Nachbarhöfe werden ziemlich locker gehalten. Was soll ich den anderes denken, wenn ich sehe, dass die "kleinen" erst ab einem bestimmten alter alleine ohne Eltertiere ihre Runde drehen. Das ist hier ganz normal, das wird dir jeder Bauer bestätigen. Ausnahmen gibt es selbstverständlich auch..aber die sind sehr selten.


    Ja, ich habe meine Meinung und die ist richtig. Mir bleibt nichts anderes übrig.
    Ich beurteile das was ich sehe.
    Da ist auch einer der gründe, warum ich nichts mehr im Tierheim machen möchte. Da schlagen Tierschützer auf, die wissen von Anfang an alles besser. Haben sie ja irgendwo gelesen oder aufm Vortrag von xy gehört. Das kann wirklich stressen wenn man alle Monate jemanden auf den fuß bekommt, der schon alles weiß. Ich hab mich jahrelang passiv verhalten, die Augen offen aber die Backen gehalten. Was nicht bedeutet, das ich mich nicht überzeugen lasse wenn sich die Sachlage ändert.



    Ok, "kreischwurstTänze"..kann ich auch anders ausdrücken. Von mir bekommen Hunde eine Bestätigung (ein, Blick oder sonstwas), aber keine kurzfristige Belohnung.


    lg

  • @Boomerang: Sorry, aber einige deiner Aussagen sind zwar wirklich amüsant zu lesen, wenn allerdings Hundeerziehung mit Kleinkinderziehung verglichen bzw. in Beziehung gesetzt wird, dann frage ich mich, ob du deine Worte wirklich ernst meinst oder nur eine Art von "Humor" hast, die mir fremd ist. :pfeif:


    Ich lebe in keiner Gegend, in der verwilderte Haushunde zum Alltag gehören, aber ich lebe ja auch in Niedersachsen. Andererseits bin ich interessiert, alltagserprobte Trainingstipps zum Thema RR zu bekommen - ohne "Kreischwursttanz-Mentalität" (Warum diese Waldorfschul-Anspielung?) und ohne eine Hundebelohnung per Blick. Was immer du in einen Blick hineinlegen kannst, ist mir nicht bekannt, aber mein Hund möchte etwas zwischen die Zähne bekommen, wenn er trainiert mit mir.


    Also: Ausgehend von der Hypothese, dass du Trainingsanfängern relevante und zielführende Hinweise zum Aufbau eines RR geben kannst - warum äußerst du dich sonst in diesem Thread? -, wie würden diese aussehen?


  • Auch die Welpen/Junghunde Hunde der Nachbarhöfe werden ziemlich locker gehalten. Was soll ich den anderes denken, wenn ich sehe, dass die "kleinen" erst ab einem bestimmten alter alleine ohne Eltertiere ihre Runde drehen. Das ist hier ganz normal, das wird dir jeder Bauer bestätigen.
    lg

    Die Bauern hier bei uns (ja, ich wohne auch recht ländlich), werden dir eher bestätigen dass sie ab spätestens 8 Wochen keinen Welpen mehr durchfüttern :hust: . Da wird leider in der Regel früh selektiert (also eher mit Geburt), wen man früh genug los wird. Du scheinst da in einer ziemlichen Idylle zu leben... Auch die Jäger hier sind nicht so tolerant, einem Junghund seinen Freiraum zum Lernen zu gönnen... Wo bitte lebst du? Ganz ernst gemeint, das ist wirklich fernab jeder Realität bei mir auf dem Land. Ja, Hofhunde ohne Zaun gibt es hier und auch in vielen Dörfern so 1-2 Hunde, die halt öfter mal alleine unterwegs sind. Aber wie gesagt nichts "halb-verwildertes" und keinerlei Junghunde beim Bauern, außer er will einen behalten... Lebst du in Deutschland?

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