Junghund mit 4 Monaten zu alt?

  • Nur noch ein Wort zu denen, die sagen, dass Hunde keine Vorerfahrungen brauchen und auch so alles ganz prima wird. Ich könnte auf Anhieb vermutlich weit über hundert Gegenbeispiele aufzählen, weil ich mit denen, wo eben nicht alles rosarot verlief auch zu tun habe. Ich finde nicht, dass ein Züchter dieses Lotteriespiel betreiben sollte.

    Naja, ich sehe in der Praxis auch nur die Hunde, bei denen Knochen fressen in Obstipation durch Knochenkot und perforierten Gedärmen und Zahnfrakturen und feststeckenden Knochenstücken in Mundhöhle und Speiseröhre endet - da könnte ich auch, wie die meisten TÄ, drauf verfallen, dass Knochen füttern immer und ohne Ausnahme gefährlich ist und fast immer in Verletzungen endet.

    Du barfst doch auch (ich auch, mehr oder minder...), oder? Dann weißt du ja, dass das so nicht zutrifft.

    Ich könnt mir vorstellen, dass das ähnlich ist, wenn man als Hundetrainer arbeitet. Da kriegt man halt vermehrt die Fälle zu sehen, wo es schiefgegangen ist.

  • Ja natürlich, wenn der Hund mir ängstlich vorkommt oder ich ansonsten beim Abholen ein ungutes Gefühl habe, nehme ich ihn nicht mit. Aber das wäre ja bei einem 8-Wochen-Welpen genauso oder bei einem erwachsenen Hund.

    Mir gehts es ja jetzt primär darum, welche Vor- und Nachteile es hat, einen Hund zu nehmen, der eben nicht erst 8 Wochen, sondern 16 Wochen alt ist. Und da wurde ja gesagt, dass die wichtige Prägephase ja dann vorbei wäre und das ein großer Nachteil wäre. Und da frage ich mich halt, ob es nicht auch sein kann, dass ich als Hundelaie vielleicht sogar mehr kaputt machen könnte, als ein verantwortungsbewusster, erfahrener Züchter (davon gehe ich jetzt erstmal aus). Bzw. ob es wirklich wichtig ist, ob der Hund sein zukünftiges Leben mit 12 Wochen oder erst vier Wochen später kennenlernt.

  • Naja, ich sehe in der Praxis auch nur die Hunde, bei denen Knochen fressen in Obstipation durch Knochenkot und perforierten Gedärmen und Zahnfrakturen und feststeckenden Knochenstücken in Mundhöhle und Speiseröhre endet - da könnte ich auch, wie die meisten TÄ, drauf verfallen, dass Knochen füttern immer und ohne Ausnahme gefährlich ist und fast immer in Verletzungen endet.
    Du barfst doch auch (ich auch, mehr oder minder...), oder? Dann weißt du ja, dass das so nicht zutrifft.

    Ich könnt mir vorstellen, dass das ähnlich ist, wenn man als Hundetrainer arbeitet. Da kriegt man halt vermehrt die Fälle zu sehen, wo es schiefgegangen ist.

    ich behaupte mal, dass viele Hunde im Alltag Schwierigkeiten haben, das aber von den HH gar nicht gesehen wird, oder wenn sie es merken, nicht auf die Aufzuchtbedingungen zurückführen.

    Im Nachhinein behaupte ich, dass die beiden BX, die bei mir waren/ sind, auch nur mässig auf ein " normales " Familienleben in der Stadt vorbereitet wurden.

    Beide irgendwo im Nirgendwo ländlich bzw. mitten im Wald geboren.

    Ich will den Züchtern nichts Böses, aber ich glaube, man hätte andere Voraussetzungen schaffen können.

  • Hallo,

    irgendwer schrieb, dass mit 16 Wochen die erste Unsicherheitsphase wäre - das stimmt so meines Wissens nach nicht - oft ist es eher um die 8. Woche rum - und daher ist es manchmal auch gar nicht so gut, den Hund dann zu holen.

    Wir haben unsere ja mit ca.4- 4,5 Monaten bekommen.

    Manchmal wünschte ich mir, ich hätte sie früher kennengelernt und hätte ihr mehr zeigen können - aber man weiß doch nie, was wäre wenn.

    Der Grundcharakter vom Hund ändert sich ja nicht.

    Wenn Du ein gutes Gefühl hast - spricht doch nichts dagegen!

    Ich beneide zwar auch manchmal etwas die Leute, die ihren Hund schon mit 8 Wochen kannten - aber andererseits - unsere Hündin ist mit ihren Geschwistern+Mutter aufgewachsen(und ab ca. 5 Wochen war sie mit diesen auf einer Pflegestelle) - kannte zwar nicht wirklich was - aber war fast schon stubenrein, als sie aus dem Ausland zu uns kam - und hat auch fast nichts kaputt gemacht.(Ca. 2-3 Untersetzter zernagt und meine Badelatschen mal angeknabbert - das war's)

    Bei der Stubenreinheit hatten wir vielleicht auch wieder den Vorteil, dass sie den Großteil ihres jungen Lebens draußen gelebt hatte - und eben Gras und Erde als vertraut erachtete.

    Demnach ich finde 16 Wochen nicht zu alt - wenn es dann auch noch ein guter Züchter ist, wird er wohl kaum den Welpen einfach so in die Ecke gestellt haben. :-)

    /edit: Achja - unsere kam ja von eher ländlich mitten in die Großstadt mit mehrspuriger Straße und lauten Straßenbahnen.
    Am Anfang stand sie einfach nur verängstigt da.
    Heute kümmern sie die Straßenbahnen und die vielen Autos überhaupt nicht.
    Also war es mit 16 Wochen noch nicht zu spät. ;-)

  • Ich bin da wohl sehr unbedarft.
    Ich sehe in der Welpenzeit hauptsächlich, dass der Züchter dafür sorgt, dass die Welpen ausreichend hochwertige Nahrung bekommen, eine warme und sichere Unterkunft haben, Sauberkeit gewährleistet ist, Sonnenlicht und frische Luft.
    Die Grundsteine für ein gutes Immunsystem und damit Gesundheit sollen gelegt werden.
    Das Welpengehege soll Anreize schaffen sich auszuprobieren, zu toben, verschiedene Untergründe kennen zu lernen.
    Die Tiere sollen medizinisch gut versorgt sein.
    Ab der 6. und 7. Woche sind auch Außenausflüge von Vorteil.

    Ist der Welpe über die 8 Wochen hinaus beim Züchter, würde ich mir Gewöhnung an Autofahren, Leine, Begegnungen mit Fremdhunden und unterschiedlichen Menschen wünschen. Natürlich auch Sauberkeitstraining.
    Alles andere darf dann der zukünftige Besitzer leisten.
    Ich finde daher ein Alter von 4 Monaten, wenn die Welpen nicht weitgehendst sich selbst überlassen worden sind, nicht unbedingt schwierig.

    Wie gesagt, möglicherweise blauäugig.

    LG, Friederike

  • Von einem seriösen Züchter würde ich erwarten, dass er die Welpen gleich gut, wenn nicht besser aufziehen kann als ich. Wenn er das nicht kann, dann würde ich dort auch keinen 8 Wochen alten Welpen nehmen.
    Das gilt natürlich für Hunde, die später keine "Job" ausführen müssen. Es gibt ja Leute, die sehr früh ihren Welpen auf bestimmte Situationen prägen wollen oder ihn langsam und behutsam in den Hundesport einführen möchten. Das ist dann etwas anderes.

    Aber den Welpen würde ich auch anschauen.

  • Ich denke, wenn ein Züchter die Hunde vernünftig auf ein Leben mit allen möglichen Eventualitäten vorbereitet, dann spricht nichts dagegen, sich einen älteren Hund vom Züchter zu holen. Ob der Hund alles mitbekommen hat, was er mitbekommen sollte, muss man vor Ort ansehen und versuchen, dabei keine rosarote Brille aufzuhaben.

    Rein prinzipiell kenne ich viele Hunde von ambitionierten Züchtern, die auch mit den Kleinen allein laufen waren, Autofahren, Alltagsgeräusche, Kinder, Stadtgang etc. geübt haben und deren Welpen eigentlich hätten optimal vorbereitet sein müssen und bei denen am Ende trotzdem oft irgendwas nicht gepasst hat, das bei genauer Betrachtung schon sehr früh schief gelaufen sein muss.

    Ich vermute, dass wenige Leute die Ahnung haben, die flying-paws auch dank ihrer großen Erfahrung in beiden Bereichen (Training und Zucht) mitbringt und wenigen Züchtern bewusst ist, wo bei ihnen in der Aufzucht was schief läuft.

    Andererseits habe ich hier ein Hundeexemplar, bei dem in den ersten 5 Monaten so ziemlich alles schief gelaufen ist, was schief laufen kann. Die war in der ersten Zeit nur anstrengend und auch nicht gänzlich ungefährlich und heute ist sie deutlich entspannter, ruhiger und alltagstauglicher als alle unsere Zucht-Hunde (also Hunde aus Zuchten). Dabei sind die grundsätzlichen Rasseeigenschaften nicht so unähnlich.

    Ich würde mir einen Hund, der mich interessiert, auch mit 4 Monaten ansehen und wenn es passt kaufen. Keiner meiner derzeitigen Hunde ist als Welpe eingezogen, bei einem Züchter würde ich aber deutlich höhere Maßstäbe anlegen, als bei einem Tierschutzhund.

  • Rein prinzipiell kenne ich viele Hunde von ambitionierten Züchtern, die auch mit den Kleinen allein laufen waren, Autofahren, Alltagsgeräusche, Kinder, Stadtgang etc. geübt haben und deren Welpen eigentlich hätten optimal vorbereitet sein müssen und bei denen am Ende trotzdem oft irgendwas nicht gepasst hat, das bei genauer Betrachtung schon sehr früh schief gelaufen sein muss

    Das finde ich total interessant. Kannst du dazu noch mehr sagen? (Hoffentlich nicht OT von mir)

  • Das finde ich total interessant. Kannst du dazu noch mehr sagen? (Hoffentlich nicht OT von mir)

    Ich meine da viele Kleinigkeiten (Ressourcenverteidigung, Agression, Kontrollverhalten etc.). Es wurden mit den Welpen und Junghunden die erwarteten Stichpunkte abgearbeitet - die Hunde waren in der Hundeschule, sind Auto gefahren, haben alle notwendigen Untersuchungen gehabt, Kinder kennengelernt etc. Trotzdem zeigen alle Welpen eines Wurfes ähnliche Verhaltensweisen und Stressreaktionen, wie z.B. Übersprunghandlungen, wenn es an Aktivitäten geht oder Verhaltensweisen, die darauf schließen lassen, dass schon die Welpen im Alltag frustriert wurden, z.B. Hackenkneifen bei Bewegung oder scheinbar plötzlich auftretende Agression.

    Der Hundehalter bringt diese Verhaltensweisen nicht mit der Prägung im frühen Alter zusammen, weil er z.B. nicht weiß, dass ausnahmslos alle Geschwister das gleiche Verhalten zeigen und es dafür eine einfache Erklärung gibt (z.B. Gangway-Training) oder er betrachtet das Alter als pubertär bedingt und weiß z.B. bei scheinbar urplötzlich auftretendem Ressourcenverteidigungsverhalten nicht, dass der Welpe dauerhaft überfordert damit war, sich gegen ältere oder stärkere Hunde nicht durchsetzen zu können. Auch andere Dinge, wie Hetzverhalten mitten im Straßenverkehr, werden darauf geschoben, dass es eben rassebedingte Eigenschaften sind. Schließlich hat man die Hunde ja vorher im Verkehr gesehen ... nur eben nicht gewusst, dass der Hund an immer exakt denselben Stellen ausgeführt wurde.

    Es gibt sehr viele Kleinigkeiten, bei denen Probleme nicht erst dann entstanden sind, wenn sie sich im Verhalten auswirken und ein sehr entspannt wirkender Welpe, kann mit zunehmendem Alter ein Verhalten an den Tag legen, das faktisch unnormal wirkt, egal ob der Hund agressiv wird, plötzlich Ticks ausbildet, gar depriviert wirkt oder Stress beim / durchs Lernen hat, mit dem er nicht umgehen kann.

    Wir sind dann als Halter schnell dabei, die Rasse, das Alter oder irgendwelche Erfahrungen als Ursache auszumachen, obwohl das Verhalten weit öfter eine Kumulation aus verschiedenen Einflüssen darstellt und einige Einflüsse im Welpenalter zu suchen sind.

    Einen plötzlich komplizierten Hund würde ich natürlich zuerst einem medizinischen Check unterziehen und bei in der Rasse gehäuft auftretenden Problemen, auch nie die Rasse-Komponente außer Acht lassen, aber es ist eben längst nicht so, dass jedem Züchter wirklich klar ist, in welchem Lebensalter welche Hirnentwicklung stattfindet und welche Basis wann für späteres Verhalten gelegt wird. Kommen dann Hunde mit 2 - 3 Lebensjahren und Problemen zurück, liegt natürlich der Schluss nahe, dass da nach dem Auszug was schief gelaufen ist. Es ist außerdem noch ein anderes paar Schuhe, ob es dem Hundebesitzer dann irgendwas bringt, auf Ursachenforschung zu gehen, oder ob er sich aufs Umkonditionieren, Gegentrainieren, Verbieten etc. verlegt, weil er das Problem managen muss.

  • Ich könnt mir vorstellen, dass das ähnlich ist, wenn man als Hundetrainer arbeitet. Da kriegt man halt vermehrt die Fälle zu sehen, wo es schiefgegangen ist.

    Nein. Ich sehe die, die richtig gut vorbereitet werden, weil das diejenigen sind, die in meine Welpengruppe kommen, teilweise dafür weitere Wege fahren, weil bei mir eben nicht das "wir lassen sie mal gleich von der Leine, lustig durchs bunte Bälle-Bad hüpfen und alles unter sich regeln" stattfindet. Dann sind dort die Leute, die sich bewusst für einen Tierschutzwelpen entschieden haben. Diese Leute bleiben meist langfristig bzw. ich bekomme mit wie sie sind, wenn sie älter sind.

    Dann gibt es noch die große Masse, von der hier die Rede ist. Mit diesen Hunden habe ich wenn, erst viel zu spät zu tun. Mit den ersten in der Junghundentwicklung. Leider ist es dann vielen zu anstrengend. Die, die ich da noch nicht treffe, dann später, wenn sie über den Tierschutz ein neues Zuhause bekommen.

    Und dann eben noch all die, die niemals in eine Hundeschule gehen würden. Die seh ich draußen. Mit all ihren "liebenswerten Angewohnheiten". Womit wir bei dieser Aussage wären:

    ich behaupte mal, dass viele Hunde im Alltag Schwierigkeiten haben, das aber von den HH gar nicht gesehen wird, oder wenn sie es merken, nicht auf die Aufzuchtbedingungen zurückführen.

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