Unsere Junghunde...der alltägliche Wahnsinn Teil VI

Hui, interessante Diskussionen hier!

Neben dem Leinegehen ist der Jagdtrieb ja mit Abstand unsere größte Baustelle. Heute waren wir zu Besuch in einem Schrebergarten und leider hab ich zu spät gehört, dass die Hasen haben. Da stand der Hund schon vor dem Auslauf - und ist natürlich ausgetickt. Der Hase über den Zaun... naja, lassen wir die Details. Es haben zum Glück alle überlebt. Die Hasenbesitzerin mit ein paar Kratzern.

Felix musste dann angebunden liegen und hat mind. eine Stunde durchgefiept. Immer wieder ist er aufgesprungen und hat versucht trotz Leine zu dem Stall zu kommen. Aber nach 1,5 Stunden hat er entspannt und aufgegeben. Dann sind wir aufgebrochen.

Was aber erfreulich war - ich war heute morgen mit ihm hier Gassi (recht unbekanntes Gelände). Mit Schleppleine und er hat super gehört! Das wäre vor ein paar Monaten undenkbar gewesen!

Der Angeber:

Ich habe meinen "...den Hund, den man braucht." ja auch hier sitzen. War nervig und aufreibend und stressig und bringt einen an seine Grenzen. Irgendwann kommt dann der "Wir habens geschafft - Moment!" und dann wars die Sache plötzlich wert.
Aber ich bin jetzt doch recht froh über den einfachen Pudel. Der hat auch seine Baustellen (Hysterie ), aber die sind neu und ich kenne sie von Fini nicht. So ein bisschen Abwechslung ist doch mal ganz nett

Am Samstag nach dem Hundeplatz bin ich mit den Hunden noch eine Runde zum Fluss gegangen, damit sie sich abkühlen können bevor wir heim fahren. Naja, was ich nicht wusste - an den Weg angrenzend ist ein großes Grundstück mit freilaufendne Hühnern. Finya saß da und blickte gelangweilt drein, "Was machen wir hier bitte???" (Geflügel/Vögel jagt sie nicht) und Frodo sind fast die Augen rausgefallen. "Soooo viele Vögel und die fliegen gar nicht weg und man kann bestimmt so toll hinterher laufen und überhaupt"
Aber ich muss sagen, er hat immense Impulskontrolle bewiesen und den Hühnern eine gefühlte Ewigkeit ruhig zu geschaut, obwohl er extrem angespannt war (konnte kein Futter nehmen und er nimmt draußen normal immer Futter und konnte sich nicht von selbst abwenden).
Er ist aber kein einziges Mal in die Leine gesprungen oder hat sich sonst wie aufgeführt, sondern hat zum Teil sogar seine Pfote zum Vorstehen gehoben.
Richtig richtig toll!
Scheinbar hat das ewig lange antrainieren von "Vögel werden angezeigt und niemals gejagt!" was gebracht

Ich finde Hibbeln/Fiepen, Hochfahren (obwohl man eh nicht ans Ziel kommt /kommen darf)... etc. ja nicht unstressiger als eine klare Ansage. Nur "nett" zu trainieren muss defintiv nicht stressfreier für den Hund sein. Natürlich, wenn man merkt, der Hund entspannt, nimmt Führung an, orientiert sich um... rein ohne irgendein lautes Wort, ein Aufstampfen, ein "hey so nicht!", ist das toll. Aber wenn man sich da tot trainiert und der Hund ist weiterhin im Stress und man selbst auch...?!

Ich will nicht sagen, dass Strenge dann zwangsläufig hilft, aber zumindest mal überdenken, was fährt den Hund runter und was fährt ihn rauf. Wie kann ich unterbrechen, ohne Stress auszulösen und trotzdem verbindlich? Mit Smilla habe ich da ja grad so einen Paradefall , sie darf nicht gestresst werden. Und kennt wirklich keinen Abbruch, da sie einfach immer zu nett und ansprechbar dafür war. Bei ihr entwickel ich gerade Strategien, sie "raus zu nehmen". Festhalten, extrem ruhige Alternative, Ablage... Mittlerweile nimmt sie es immer mehr an. Mit wirklicher "Ablenkung" bin ich da grad aufgeschmissen.

Mit Joey bin ich schon recht verbindlich und funktioniert sehr gut. Also Lucy ist so: sie will nur einen Korridor. Sie ist extrem eigenständig und will gar keine Alternativen vorgegeben haben. Sie hat ein: supertoll!!! und ein "das geht gar nicht!!!" und bewegt sich halt zu 99% völlig frei dazwischen. Grisu zeigt(e) so einiges, was nicht geht im Alltag für mich. Bei ihm habe ich sehr viel umorientiert, Alternativen trainiert... aber so im Nachhinein... dann steigert er sich halt in die Alternativen rein, bzw. bei den extremen Auslösesituationen wirkt es nicht wirklich. Es hat uns weiter gebracht, ihm alternative Aufgaben zu geben, ja. Er will ja, er arbeitet toll mit. Aber in manchen Situationen will man halt bloß, dass der Hund sich zurück nimmt und fertig.

Joey also... ich kam heute von der Toilette zurück ins Wohnzimmer, sie lag entspannt etwa 2,5 Meter neben dem noch halb gefüllten Katzennapf (den ich vergessen hatte). Für sie war klar, das ist eh keine Option (dafür warf Smilla mir dann einen kurzen Blick zu und stürzte sich drauf , mein ohne-Grenzen-Hund...). Joey blieb dennoch liegen! Heute auf dem morgenspaziergang sprang ein Reh sehr dicht vor Joey hoch, sie war etwa 30 Meter vor uns, der Rest der Hunde näher bei mir. Ich habe nur abgewartet. Joey schaute... und kam dann zu mir gerannt... Sie macht gerade einen richtigen Sprung in der Entwicklung und mein "neuer" Weg zahlt sich aus, bislang.

@Lucy_Lou Ich les ja so gern von euch und finde deinen Umgang mit deinen vieren eh so toll, hab da echt Respekt vor

Ich zitier mich mal selbst aus unserem Thread, bin so stolz.

Zitat von FairytaleFenja

Und dann bin ich mit den beiden noch die kleine Runde zu Ende gelaufen. Beide NUR am Halsband, kein Geschirr, KEINE Schleppe. Ihr erinnert euch an unser Kaninchendilemma an Ostern?! Mh... aber ich vertraue Abby im Moment wieder ziemlich, und Fenja interessierte sich die letzte Zeit auch gar nicht mehr für Vögel. Hasen sehe ich in der Regel vor beiden. Soweit, so gut ...
Fenja kommt an eine kleine Weggabelung, schnuffelt nach Mäusen, ich rufe sie, sie reagiert nicht, wird aber plötzlich stocksteif und glotzt. Durch die hohen Wiesen erkenne ich natürlich nichts, ich pfeife. Fenja reagiert logisch -.- nicht und schießt voraus, Abby macht paar Sprünge hinterher, ich pfeife wieder und ziehe den zweiten Pfiff ins Unermessliche, hatte ich das Gefühl Abby steht stocksteif und glotzt. Ich höre auf zu pfeifen, rufe ihren Namen, locke, gehe paar Schritte rückwärts. Sie steht wie gemalt und schaut ... und dreht sich zu mir und kommt Da durfte sie ganz viel Geflügelcreme schlabbern und mit dem Plüschschweinchen spielen. So eine wunderbar tolle Maus! Sie ist Fenja UND dem Hasen nicht hinterher!
Fenja lief dem Hasen dann kurz nach, hab sie im hohen Gras gesehen, fiepend und mit Jagdbellen, großes Dislike . Sie hat ihn aber schnell verloren und schien zu suchen, ich hab dann gerufen und sie kam sogar direkt freudig galoppierend (!), normal kommt sie ja maximal trabend, eher schleichend, zu uns zurück. Also das Ganze ging maximal zwei Minuten. Klar, dass Fenja jetzt sowas von platt ist und sich zu Hause direkt hingelegt hat.
Ich bin auf jeden Fall irre irre stolz auf mein Zaubermädchen .

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Zitat von Mejin

Ich bin z.B. eher ein geduldiger Warter und mache mir halt meine Gedanken - Zoey ist ein Fiepser und ein Hibbel wie nix - ich möchte eigentlich nicht von ihr lernen ungeduldig zu werden. X-D
Und dass Gäste eines Restaurants/Leute auf der Parkbank denken ich quäle den Hund, nur da wir gerade mal warten - das ist auch nicht toll - und egal ist es mir auch immernoch nicht. ;-)

Die Kombi Warter und Fiepser ist aber eigentlich nicht die Schlechteste, oder? Ich hätte gerne eine Portion "Warter" für mich selbst. Emil ist weniger Fiepser, als eher Kläffer . Aber eben immer auf einem hohen Erregungslevel. Ich bin aber leider kein Mensch, der immer in sich ruht.
Ich hatte ein extrem anstrengendes WE und heute morgen irre Rückenschmerzen und das Plüsch benimmt sich wie offene Hose. Heute war ganz übel. Brettert wieder hinter jedem Hund her, bellt, tobt an der Leine... allerdings waren wir auch in relativ unbekanntem Gebiet. Er ist dann vorhin so in die Schlepp gedonnert, dass ich dachte mir bricht mein Rücken, da gabs auch mal ne echte Ansage, aber ich habe nicht den Eindruck, dass es ihn großartig tangiert.

Er spiegelt sehr, wenn es mir nicht gut geht. er ist so sensibel, dass er auf meine Schieflage mit emotionaler Schieflage reagiert. Für mich natürlich ne Chance an mir zu arbeiten....heute allerdings einfach anstrengend

Zitat von ricci

"
Ich hatte vorher so einen Hund, der immer ohne leine laufen konnte wir haben uns auch blind verstanden (so wie es @Hummel von ihrem Terrier beschrieb).

Ja, mein Alter war auch so ein offline-Hund. Dachte auch, einen Welpen werde ich sicher auch zu so einem Hund machen können, Emil hat mich gelehrt, dass es wohl nicht so ist. Ok, er ist erst ein Jahr alt, aber bei dem Gedanken er könnte in Strassennähe unkontrolliert unterwegs sein treibt mir den Kaltschweiß auf die Haut. Glaube auch nicht, dass das jemals möglich sein wird...

physioclaudi: Das Ziel, einen Offline-Hund zu haben, verfolgt uns auch.
Oft gehts, in bestimmten Gassen, auf bekannten Wiesen, zu "guten" Uhrzeiten.
Aber WEHE, der Abend dämmert und die Katzen kommen raus. Grad vorhin hat mir mein knapp 6kg-Rüsserl die Flexi aus der Hand gefetzt - und die hab ich nur genommen, weil sie schon im Garten so aufgestachelt und jagdlustig war -, weil sich das Katzenvieh des übernächsten Nachbarn für mich unsichtbar hinter einem Pfosten zusammen gerollt hatte (wir haben etliche neue Nachbarn bekommen, keiner mit Hund, dafür etliche kreischende Kleinkinder und gefühlte 100 Katzen ). Üblicherweise gehen wir am Abend meist oben ohne, aber das kann ich jetzt wieder für eine Zeitlang knicken. Dass sie bei Katzensichtung jemals brems- oder gar stoppbar wird, glaub ich fast nicht. Unter Tags üben wir oft mit wirklich guten Leckerlis, das geht. Aber Kooperationswunder ist sie keines.

Wobei sie tatsächlich jedem Vogel nach springt, wenn ich geistig nicht ganz da bin, mich Arbeit oder Kinder stressen. Dann gibts aber inzwischen von vornherein Leinenknast, den zusätzlichen Ärger brauch ich nicht (mehr), bringt ja keinem was.

Zitat von HollyAussie

Holly liebt alten Döner vom Straßenrand - für ruhiges Verhalten und zurück nehmen, darf sie sogar etwas davon haben

Hält du sie so an der Leine, dass sie nicht rankommt, und gibst ihr das 'ok', wenn sie sich zurücknimmt?
Django darf auch gelegentlich mal was Fressen.

@Hummel Wie baut man einen aversiven Abbruch auf?
Ich war früher in einer Hundeschule, die eigentlich nur aversiv und ohne Bestärkung gearbeitet hat, da kamen wir gar nicht mit klar. Ich bin auch nicht gut darin glaube ich.
Jetzt sind wir erstmal bei der positiven Verstärkung angekommen und nutzen das ganz viel.
An bei manchen Problemen sind mir die Fortschritte damit zu klein, so zum Beispiel das Anspringen. (Da kommt ja noch dazu, dass viele Leute ihn fürs Anspringen belohnen.)
Statt da ständig mit der Leine zu managen und ihn einzuschränken, wäre ein Abbruch sinnvoll.

Warum muss denn ein Hund immer offline laufen bzw. was hat “sich blind verstehen“ mit offline laufen zu tun?
Für mich heißt das nur, dass ich meinen Hund sehr gut einschätzen kann und er mich, aber das geht doch auch an der Leine und mit einem komplizierteren Hund?
Frodo wäre als Einzelhund bestimmt auch ein Offlinehund, ich vertrau ihm trotzdem bei Weitem nicht blind, zumindest noch nicht
Aber ich habe auch kein Bedürfnis danach, dass meine Hunde überall ohne Leine laufen können.