Groß- und Kleinhund - Wie kommt es zu den Todesfällen?

  • Hunde switchen im Gegensatz zu Wölfen zwischen den Funktionskreisen.

    Der Funktionskreis "Beutefangverhalten" besteht aus Orientieren-Fixieren-Anpirschen-Hetzen-Packen-Schütteln-Fressen.

    Wenn der Wolf jagd, befindet er sich in diesem Funktionskreis und durchläuft alle Sequenzen.

    Da Hunde keine Wölfe mehr sind und durch gezielte Zucht auf Verhalten selektiert wurden, ist dieser Funktionskreis bei vielen Rassen unvollständig.

    Beim Terrier zum Beispiel hat man nur auf die Sequenzen "Packen" und "Schütteln" selektiert, beim Border Collie auf "Fixieren" und "Anpirschen".

    Wenn ich Hunde genau in diesen Bereichen des Beutefangverhalten fördere (zum Beispiel durch Ball werfen) wird das Verhalten zusätzlich verstärkt und der Hund in diesem Bereich trainiert.

    Switcht der Hund dann um in den Funktionskreis Beutefangverhalten, weil er auf bewegte Reize anspricht, kann es schnell sein, dass ein Kleinhund zum Opfer wird. Es geht dann nur noch um den bewegten Reiz, das kann der Ball sein, das kann aber auch der Kleinhund sein.
    Unsere Hunde gehen nicht wie Wölfe auf die Jagd, mit dem Ziel, sich zu ernähren.
    Unsere Hunde jagen lediglich, da dieses Verhalten als Wolfserbe immer noch genetisch verankert ist.

    Auf der anderen Seite gibt es noch die Mobber, die ein dem Beutefangverhalten ähnliches Muster durchlaufen. Sie scannen die Umgebung (Orientieren) nache einem möglichen Opfer, Fixieren dieses und pirschen sich an, hetzen dann an und wenn der andere Hund dann weg läuft, kann es sein, dass dem Hetzen dann noch das Packen und Schütteln folgt.

    Ich denke, in den meisten Fällen kommt ein Kleinhund zu Schaden, weil der andere Hunde ins Beutefangverhalten verfällt und auf die schnellen Bewegungen reagiert.

    Natürlich kann es auch sein, dass ein Hund von einem anderen tot gebissen wird, weil selbst in einem Kommentkampf die Größenverhältnisse für den Kleinhund nachteilig sind, bei einem Ernstkampf erst recht.

    Es hat also nichts mit Aggression oder mit mangelndem Sozialverhalten zu tun, weil es in einem ganz anderen Funktionskreis stattfindet.

    Hier ist ein interessanter Artikel dazu:

    Die Mär vom Jagdtrieb - Vorurteile & Tatsachen

  • Ich hatte bislang einmal das seltene "Vergnügen" zu sehen, wie eine sehr gut ausgebildete Jagdhündin ( Weimaraner) von jetzt auf gleich einen Chihuahua jagde, im Nacken packte und schüttelte. Sie ließ nur deshalb ab, weil die Hundeführerin noch schnell genug reagierte und die Hündin an und für sich einen sehr guten Grundgehorsam hatte. Dem Kleinen ist Gott sei Dank nicht allzu viel passiert. Er mußte zwar zum Tierarzt, damit die Löcher (Reißzähne) versorgt werden konnten und er hatte, verständlicherweise, einen riesengroßen Schock, aber er hat überlebt.
    Ich selber habe zwei Zwergschnauzermädchen, die ältere spielt grundsätzlich mit keinem Hund, wegen einiger unschöner Erfahrungen im Welpenalter mit größeren Welpen (Border Collie und Labrador). Die jüngere ist da nicht so sensibilisiert, sie würde mit allen Hunden spielen. Ich lasse es jedoch nicht zu, dabei geht es mir nicht nur um das Beuteverhalten mancher anderer Hunde, sondern auch darum, dass meine kleinen bei sehr rauhen Spielen durchaus verletzt werden können. Alleine wenn ich schon sehe wie ein Labbi, Rotti, Berner oder ganz egal welche große Rasse, mit ihren großen Pranken auf den Rücken von meiner kleinen Tilde hauen. Das ist sicherlich von den Großen nicht böse gemeint, den Kleinen tut es jedoch weh und im ungünstigsten Fall kann es dabei durchaus zu Verletzungen oder Blockaden kommen.
    Außerdem habe ich auch keine Lust meine Beiden als "Übungsobjekte" für große Hunde zur Verfügung zu stellen. Die Schmerzen haben die Kleinen und auf den Tierarztkosten bleibe auch ich sitzen.

  • Ich habe hier mit meinen 2 Windhund Mixen Hunde die absolut auf Sichtreiz anspringen und das Hetzen lieben.
    Meine zwei sind absolut problemlos mit Kleinsthunden wenn wir diesen begegnen. Wir können mit ihnen Gassi gehen, sie zu Besuch in der Wohnung haben usw. da würde ich mir nie Gedanken machen. Aber ich würde keinen meiner 2 Hunde frei mit Kleinsthunden toben lassen.
    Erstens wäre mir das Größenverhältnis selbst bei 12kg Emma und einem Hund unter 5kg zu groß. Beim Toben wird auch mal gerempelt und umgehauen, auch wenn da keine böse Absicht hinter steckt wurde mir da zu viel passieren können.
    In so einer Situation hätte ich jetzt auch keine Angst dass meine Hunde den Hund selbst im Spiel mit Beute verwechseln, wir hatten aber schon folgende Situation:
    Ich war mit den Hunden auf den Feldern, beide angeleint. Da springt ca. 20m vor uns ein Feldhase auf, rennt 300m übers Feld und rennt dann in einen Feldweg. Ich hatte 2 kreischende Hunde an der Leine die nur hinterher wollten.
    Kaum war der Hase außer Sicht kommt direkt aus dem Feldweg eine Frau mit 2 Kleinsthunden. Die Kleinsthunde 20m vor der Halterin. Meine Hunde waren eh schon so hochgefahren durch den Hasen, die sehen nur dass sich da etwas Kleines schnell bewegt und hängen mir wieder kreischend in der Leine. Das war absolutes Jagdverhalten. Ohne Leine wären sie hingerannt und ich weiß nicht ob sie noch rechtzeitig kapiert hätten dass das Hunde sind. Wenn die dann noch panisch quiekend weggerannt wären . . . . hätte ich meine Hand nicht dafür ins Feuer gelegt dass meine Zwei nicht ausversehen getötet hätten.
    Sobald die Zwei aber kapiert haben dass es Hunde sind brauche ich mir darüber keine Gedanken machen. Jedes Kaninchen mit 3-4kg würden sie sofort töten, aber niemals absichtlich einen 1kg Hund.

    Ich selbst würde übrigens meine 12kg Hündin auch nicht mit Hunden über 40kg toben lasse, auch wenn ich weiß dass sie sich durchsetzen kann und deutlich schneller und wendiger ist als ein Hund mit mehr als 40kg. Mir ist die Gefahr einfach zu groß dass ausversehen etwas passiert.

  • Ich unterschreibe das so. Meine (besonders Brienne) reagieren auf Sichtreize, und schnelle Bewegungen. Wenn ein kleiner Hund wegrennt, und dabei vielleicht noch quiekt würde ich auch nicht die Hand ins Feuer legen.
    Beide kennen von klein auf Hunde jeder Größe, Form und Farbe - das ist in dem Moment aber egal, da gibt es ein schnelles Objekt auf der Flucht... Windhunde sind SIcht- und Hetzjäger, und bei manchen kommt das mehr durch alsbei anderen.

  • damit es zu solchen Verwechslungen kommt, muss aber nicht mal ein besonderes Größenverhältnis vorhanden sein.

    Ich habs schon mal selber erlebt, dass meine Hündin (Sicht- und Spurjäger) nen Irish Setter für ein Reh gehalten hat. Der Hund tauchte an einer Ecke auf, Besitzer war ein Stück dahinter und nicht sichtbar und sie hat sofort ins Jagdverhalten geschaltet.
    Hat sich aber abpfeifen lassen und dann auch realisiert, dass es ein anderer Hund war.


    Ich hatte es auch schon mal, dass vor ihren Augen ein Chihuahua auf den Boden gesetzt wurde und irgendwas in ihrem Hirn auf 'Jagd' geschaltet hat und sie anfing mit Jagdgebell. Damals war sie noch nicht soweit, dass sie solche Reize still ertragen konnte.
    Und Jagdbellen und pöbeln ist was völlig anderes, allein schon von der Tonlage her.

    Wohl gemerkt hatte sie vor der Sache mit dem Chihuahua durchaus schon Kontakt mit anderen Chihuahuas, die hat sie auf Anweisung auch immer ignoriert, aber die wurden nie so deutlich vor ihr auf den Boden gesetzt.

  • Was wegläuft und dabei noch Angst hat ist Beute. Da spielt die Grösse gar nicht mal die entscheide Rolle. Nur sind die kleinen Hunde leider oft auch die ängstlichen und leicht schwer zu verletzen.
    Ob ein Hund vorher den Umgang mit Kleinen Hunden gelernt hat, spielt leider auch nicht zwangsläufig eine Rolle. Der Hund lernt ja nicht “kennst du einen - kennst du alle“. Das Verhalten des kleinen Hundes ist ausschlaggebend. Kleine, souveräne Hunde werden auch nicht Gegenstand einer Jagd, das werden nur die, die sich wie ein Beutetier verhalten.

  • Trotzdem erkennt mein Hund den Unterschied zwischen Kaninchen und Kleinhund. Bei ersteren wird der Jagdtrieb allein durch die Ohren (oder vielleicht auch den Geruch) ausgelöst, denn andere Kleintiere (wie Meerschweine) sind längst nicht so interessant.

  • mein Staff, Hector, ist mit einem Kleinsthund aufgewachsen. er kennt sie, er weiss dass sie ein Hund ist. dennoch hat er sie beim Vorbeirennen - obwohl sie einen grell Lila Mantel anhatte - einfach gepackt. es ist ihr nix passiert, sie hat es Dank Mantel garnicht mitbekommen und für ihn hat das gleich Konsequenzen gehabt. dennoch hat mir das die Vorstellung von "das ist alles nur eine Sache der Sozialisierung/Gewohnheit" ziemlich verhauen.
    er hat seit dem Vorfall garkeinen Freilauf mehr, ist immer durch eine Schlepp gesichert und wir arbeiten am Abbruchkommando + Umorientierung (via Spielzeug werfen/ Ziva an ihm vorbei rennen lassen mit Beute). mir ist das sonst zu gefährlich. deswegen hat er keinen Kontakt zu Hunden die klein und zierlich sind.

    ich habe mich mal umgehört und erfahren dass dieses Packen eines anderen Hundes im Vorbeirennen garnicht so selten ist. dass er sie mit Beute verwechselt glaube ich schlichtweg nicht. er ist nicht so dumm einen Artgenossen nicht zu erkennen...

    ich kenne (leider) aber auch Leute denen das egal ist und deren Hunde frei rumlaufen. wenn sie dann einen Kleinsthund hetzen, packen und schütteln ist der Hund nicht Schuld denn er ist ja nur ein Tier.

  • Ich glaube nicht, daß das etwas mit Groß- oder Kleinhund zu tun hat.
    Ein großer Hund, der einen kleinen Hund tötet, würde sehr wahrscheinlich auch einen größeren Hund angreifen und schwer verletzen.
    Nur, daß ein größerer Hund solch eine Attacke überleben würde.

    Solch angreifenden Hunde sind für mich einfach nur unverträgliche Hunde, die jeden Hund angreifen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!