Einen Hund einschläfern, der noch frisst und sich freuen kann?

  • Wenn es mein Hund wäre würde ich mich zu seinem Wohl für den letzten Schritt entscheiden. M.E. ist das kein hundewürdiges Leben mehr, dafür sind es einfach zuviele Einschränkungen. Fressen ist ein reiner Selbsterhaltungstrieb, das wäre für mich kein Grund einen Hund nicht von seinem Leid zu erlösen.

  • wegen der vermuteten Schmerzen im Rücken kannst du ja auch noch mal einen guten Osteopathen oder Physiotherapeuthen schauen lassen. Vielleicht wird sie schon etwas etspannter wenn da nichts mehr zwickt. Aber ich weiß nicht ob ich selbst ihr diesen zusätzlichen Stress noch zumuten würde.

  • Schwierige Sitation, die ich sehr gut verstehen kann..
    Geh in dich und wäge ab, wie viel Zeit am Tag ist gut- wie viel schlecht.
    Ich hab die ähnliche Situation bei meinem Pflegi (Shih-Tzu, fast 17 Jahre). Er ist auch dement, blind, fast taub, pinkelt ab und zu in die Bude. Aber er geht noch 1-2x am Tag für 15-30 Minuten relativ flott
    Gassi, erkennt seine Leute noch (mich & sein Herrchen) und freut sich dann einen ab. Fressen tut er meist noch sehr gut, bis auf 2 Stck. hat er auch noch alle Zähne, Kauzeug nimmt er auch noch. Wandern geht er abends auch gern, hin und her.


    Aber er hat keine Probleme mit dem Alleinbleiben, ganz allein ist er eh selten, da Lupo ja auch noch da ist und Herrchen die beiden betreut wenn ich arbeiten bin.
    Sein Frauchen wollte ihn vor fast 3 Jahren, als die Blindheit einsetzte, schon einschläfern- das wäre eindeutig zu früh gewesen.


    Hunde, die sterben wollen, keinen Lebenswillen mehr haben, stellen die Nahrungsaufnahme und oft auch das Trinken selbständig ein.
    Das ist dann meist ein deutliches Zeichen. Das dann zu akzeptieren ist schwer, viele rennen zum Doc, geben noch mehr Medis, versuchen mit allem das Futter schmackhaft zu machen..
    Vor einiger Zeit ist der Beagle eines Bekannten auf natürliche Art & Weise gestorben, es ging über ein paar Tage, begleitet durch THP & Tierarzt. War für ihn nicht leicht, seinem Opi quasi nur die Pfote zu halten und alles seinen Weg gehen zu lassen. Der Opi ist ganz friedlich eingeschlafen, ohne Schmerzen oder Angst.

  • Hunde, die sterben wollen, keinen Lebenswillen mehr haben, stellen die Nahrungsaufnahme und oft auch das Trinken selbständig ein.

    Das ist leider sehr häufig nicht der Fall, zumindest nicht so, dass man die Tatsache, dass man daraus schließen könnte, dass ein Tier noch "Lebenswillen" oder gar Lebensfreude hat.


    Gerade, wenn Demenz ein Problem darstellt, wird oft einfach nur "aus Gewohnheit" gefressen. Außerdem ist der instinktive Selbsterhaltungstrieb, der völlig losgelöst vom Bewußtsein, also vom bewußten "Ich will leben!" individuell unterschiedlich stark ausgeprägt.

  • Ich stand auch mal vor dieser Entscheidung. Meine 17 1/2 jährige Hündin hatte auch diverse gesundheitliche Einschränkungen und ich wusste einfach nicht wann der richtige Zeitpunkt "dafür" sein soll. Ich war ganztags arbeiten und sie war dann die ganze Zeit bei meiner genauso tattrigen Großmutter.
    Sie hat viel in die Wohnung gemacht, ist dann darin ausgerutscht und ist gefallen, sie war häufig orientierungslos und fast blind und taub. Ihr ist alles sehr schwer gefallen, aber sie war so stark und hat immer noch das Nötigste gefressen und hat sich aufs Gassigehen gefreut. Aber die Treppen waren dann schon immer das nächste Hindernis. Alles war sehr beschwerlich. Mehr als das.


    Ich habe mir dann vorgestellt wie wohl der letzte Gang aussehen sollte.
    Für mich und sie wäre es das Schlimmste gewesen, wenn ich es nicht rechtzeitig nach Hause geschafft hätte. Ich war die absolute Bezugsperson und sie hatte so eine Angst vorm Tierarzt... Hätte sie ihren letzten Gang mit jemand Fremdes dahin gemusst, hätte ich mir das nicht verzeihen können. Dazu musste ich mir das Szenario vorstellen, wenn meine Oma mit ihr alleine gewesen wäre und sie irgendeinen Anfall bekommen hätte. Meine Oma wäre einfach nur überfordert gewesen und ihr nicht helfen können und mein Weg von der Arbeit nach Hause dauerte nun mal mindestens 30Minuten.
    Und dann habe ich mich grundsätzlich gefragt, ob man es denn wirklich bis zum Schlimmsten kommen lassen muss.
    Meine Arbeitskollegin ist erst kurz vorher mir ihrer sterbenden alten Hündin im Arm (die wild zuckte und winselte) unter Tränen zum Tierarzt gerast.
    Da habe ich mich entschieden meine Maus "in Frieden" gehen zu lassen.
    Ich habe manchmal heute noch daran zu knacken, aber es war für uns die beste Entscheidung. So konnte ich bei ihr sein. Vorbereitet ist man nie auf sowas, aber der Gang war friedlich und schmerzlos.
    Das war unsere Geschichte in Kurzform.


    Du wirst schon die richtige Entscheidung für deine Maus treffen. Ich kann deine Sorgen und Gedanken nachvollziehen. Fühle dich auch von mir gedrückt.
    :streichel:

  • Was für eine furchtbar schwere Entscheidung..... :verzweifelt:


    Was ich wohl auf jeden Fall täte, ist Urlaub nehmen so lange es eben geht und mich ausgiebig verabschieden...

  • Ich habe hier auch eine fast 16jährige Hündin. Sie ist auch pflegeintensiv geworden. Sie ist auch dement, kotinkontinent, die Augen haben auch nachgelassen, schläft viel. Bekommt auch ihre Medis und ab und an auch Schmerzmittel. Nachts muss ich auch mal mit ihr nach draußen.


    Gegen das unruhige Umherlaufen wenn ich nicht zuhause bin, da kommt sie in einen Laufstall. Ich glaube, sie ist auch froh drum.


    Fressen und Trinken funktioniert sehr gut und der Spaziergang findet nur noch im Garten statt (Trippelgang). Ihre Nase funktioniert noch sehr gut; Gerüche draußen werden noch verfolgt und Leckerli-Suchspiele in der Wohnung werden aktiv wahrgenommen.


    Manchmal wird auch mir die Belastung zu groß und ich bin am Stöhnen. Ich denke, das darf man dann auch mal!

  • Ich verstehe nur zu gut, dass du dir etwas sehr eindeutiges wünscht, wie nicht mehr fressen, keine Freude mehr haben...
    Meine Jeannie (auch fast 16 Jahre alt) hat nicht mehr gefressen - aber manchmal hat sie dann doch ein paar Bissen vom Grillhuhn verdrückt oder von einem ganz tollen Leckerli. Und zwischendurch sogar mal 2 Tage ganz normales Futter.
    Die Tierklinik in der ich die damals war, vertrat die Ansicht, dass man nicht einschläfern soll, solange der Hund noch am Leben teilnimmt - sich also nicht zurück zieht, in einem anderen Raum verkriecht.
    Sie ist auch noch jeden Tag ihrer üblichen Routine nachgegangen und hat ein Bad im Brunnen genommen, das hat den TA auch sehr beeindruckt. Ich glaube mittlerweile, dass das gar nix weiter zu bedeuten hatte. Nach dem Bad hat sie 15 bis 20 Minute gezittert, sich dann aber langsam erholt. Auch an ihrem letzten Tag hat sie sich danach noch genüsslich im Gras gewälzt.


    Ich habe 2 Wochen lang auf ein eindeutiges Signal gewartet/gehofft. Umsonst.
    Ich glaube wir neigen heute dazu zu lange zu warten...


    Es tut mir sehr leid, dass du mit dieser Entscheidung ringen musst!


    Liebe Grüße
    Sabine

  • Erfahrungsgemäß ist die Entscheidung in dieser Zögerphase noch nicht reif - das kann sich aber ändern, auch schnell ändern und dann ist Eindeutigkeit da.


    Ich weiß nicht bzw. bezweifle, ob du diese Entscheidung rein rational und per Nachdenken treffen kannst...
    Ich würde mich in Ruhe mit dem Hund hinsetzen und von Mensch-zu-Hund-kommunzieren. Quasi gemeinsam "besprechen", was zu tun ist. Reinhorchen, lauschen, darauf vertrauen, dass ihr beide gut im Kontakt seid und letztlich, "tief drinnen", wisst, was gerade passiert und was zu tun ist. Lauschen, ob der Hund dir etwas zu sagen hat. Und auch weinen, bis du die Entscheidung sehen kannst.


    :streichel:

  • Danke,
    das hilft mir hier alles sehr.
    @BigJoy Ich habe das schon ein paar mal probiert, erst heute Nacht, weil ich nicht schlafen konnte (ja,ich habe meine Süße geweckt). Sie sagt mir immer nur (finde ich :)) wie lieb sie mich hat. Ansonsten ist ihr ziemlich viel schnurz geworden. Manchmal scheint sie einfach nur müde zu sein, zu müde....

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