Wie wird mein Hund erzogen und warum genau so?

  • Gibt es für euch Situationen, in denen es in Ordung ist, körperlich zu werden? Was müsste dafür erfüllt sein? Und wenn absolut nein .. warum nicht?
    Ich meine jetzt einen gezielten Tritt, einen Schlag... vielleicht auch STachelhalsbänder und so. Dünne Ketten.

    Oder psychische Gewalt .... gibt es Sachen, wo es in Ordnung ist?


    Ja, gibts hier bei Finya eindeutig, wenn sie den Nachbarskater angeht. Das war jetzt 2x in vier Jahren und da zerre ich sie am Nackenfell weg, weil sie nicht ansprechbar ist. Das ist für mich Schadensbegrenzung am Kater, nichts weiter.

    Normales AJT ist bei uns positiv und macht uns beiden Spaß.


    Ignorieren funktioniert bei ihr gar nicht. Ich wüsste auch gar nicht in welcher Situation ich das bei ihr verwenden sollte. Wenn sie Mist baut, braucht sie darauf sofort eine klare Antwort, wenn ich sie ignoriere, macht sie einfach locker flockig weiter.

    Bei Frodo klappt ignorieren dagegen gut. Er schreit und kreischt und heult und winselt, sobald ihm etwas, in welcher Form auch immer, nicht passt. Da wäre jede Zuwendung eine Belohnung. Den ignoriere ich tatsächlich konsequent bis er sich beruhigt hat und damit ist das ganze Gefiepse schon wesentlich weniger geworden.

  • Ehrlich gesagt find' ich auch, dass man es nie verallgemeinern kann. Ich arbeite !grundsätzlich! auch mit posotiver Bestärkung, schließe die negative aber nicht ganz aus.

    Mein Hund ist da ein bisschen zwiegespalten. In ihr bekannten Situationen wird sie schnell mal aufmüpfig und stellt bei netter Aufforderung auf Durchzug. Bei Menschen wo sie weiß, da klappt's, die können sich ned durchsetzen, ist sie wirklich ignorant und taub. Da hilft kein dutzi dutzi oder Umlenken.

    In diesen Situationen (die bei mir eher weniger vorkommen als bei anderen Familienmitgliedern) fliegt auch mal der ein oder andere Schlüssel oder es wird lauter mit dem Hund gesprochen. Bis da oben ankommt 'ach ups, vielleicht sollt ich doch aufhören..'

    Andere Situationen wiederum, vor allem die neuen, überfordern und stressen sie sehr schnell. Daran arbeiten wir mit einer positiven Engelsruhe- und geduld, die manch anderem schon beim Hals wieder raus kommen würde und manchmal echt anstrengend ist.

    Ich mach das immer vom Hund und von der Situation abhängig. Für jedes Tier bedeutet 'Strafe' und 'Belohnung' doch was anderes. Meine Große z. B. liebt es, zur Belohnung gestreichelt zu werden. Sie wartet regelrecht darauf und wenn man ihr keine körperliche Nähe schenkt, wird sie nervös und gestresst.

    Die Kleine dagegen HASST Körperkontakt, könnte man bei ihr super als Strafe einsetzen. Dann hat man einen Hund in Schockstarre der nur noch 2cm klein ist.

    Dafür liebt die Kleine in ihr unbehaglichen Situationen die Box, so kann man mit ihr super fremde Umgebungen bestreiten und sie an neue Sachen gewöhnen. Wenn die Box dabei ist, ist alles nur noch halb so schlimm.

    Die Große bekommt in der Box nichts mehr als Panik, die braucht Freiraum und läuft sich den Stress am besten ab.

    Drum wird hier ganz individuell gehandelt.

    Noch kurz zur körperlichen und psychischen Gewalt:

    Beides dramatisch, wobei sich viele die psychische Gewalt wohl schöner reden als die körperliche. Wenn wir laut werden oder was lautes auf den Boden werfen geht's ja schon in Richtung psychische Gewalt.

    Das machen wir wirkich nur dann, wenn die Große nach 10 Minuten wild am Zaun kläffen und nach 100-maliger netter Aufforderung immer noch nicht reagiert.

    Körperliche Gewalt hatten wir in 3 Jahren 2 mal, und zwar auch am Nackenfell packen und weg ziehen, weil sie ohne Grund auf eine Hündin in der Hundeschule drauf wollte.

    Aber einfach mal 'so', weil der Hund nicht Fuß laufen mag, an der Leine zieht, nicht gleich her kommt oder sonst was, sind körperliche oder psychische Gewalt auch für mich ein no-go.

  • Naja soll jeder machen wie er es will.
    Bei drei Hunde ist es ja auch anders als mit einen, wobei ich dann ehrlich gesagt getrennt gehen würde.
    Ich würde nie dran denken meinen Hund an zu schreien sie ist aber eh sehr ängstlich.

    Vielleicht bin ich da auch zu empfindlich (Jaja, die Tücken der schriftlichen Kommunikation) aber das klingt schon etwas "überheblich". Es gibt eben Hunde, bei denen man mal die Stimme erheben muss, damit sie überhaupt reagieren. Das hat nichts mit bösartigem Anbrüllen zu tun, sondern ist einfach ein "HALLO, HIER SPIELT DIE MUSIK!". Mein schwerst pubertierender Rüde beispielsweise fährt teilweise so sehr seinen eigenen Film, wenn er draußen pöbelt, das ich da mit netter Ansprache nicht weiter komme. Und ja, das ist eine Frage der Erziehung, aber Erziehung braucht eben auch seine Zeit.

    Dass man einen sehr sensiblen Hund nicht anschreit, versteht sich von selbst. Aber das muss man auch nicht. Sensible Hunde reagieren auf deutlich feinere Signale.

  • Wenn ich mit 3 Hunden nur getrennt gehen könnte, müsste ich arbeitslos werden und sämtliche anderen Verpflichtungen des Alltags über Bord werfen. Nö - Hunde können in einer Gruppe strukturiert und geordnet laufen. Also sollen sie es auch, wenn ich es brauche.

    Das einzige, was mich stört, sind Aussagen wie "wenn jemand seinen Hund strafen "muss", dann soll er das tun". Das klingt so, als wäre dieser Mensch hilflos und zu dumm, es anders zu tun. Und das ist sehr oft gar nicht der Fall, es ist eine bewusste Entscheidung, die man wählt, weil man sie selber (für sich UND für den Hund auch) am besten findet. Für mich gilt das jedenfalls und ich kenne auch viele andere Hundebesitzer (Mehrhunde und Einzelhunde), die das so wählen, weil es zu ihnen einfach passt. Und darum sind sie nicht schlechter als Hundehalter, die "nur positiv" arbeiten. Diese Wertung ist etwas, was in meinen Augen unangebracht und falsch ist und es scheint mir, als wollten sich Leute, die so argumentieren, über andere stellen.

  • Das einzige, was mich stört, sind Aussagen wie "wenn jemand seinen Hund strafen "muss", dann soll er das tun". Das klingt so, als wäre dieser Mensch hilflos und zu dumm, es anders zu tun. Und das ist sehr oft gar nicht der Fall, es ist eine bewusste Entscheidung, die man wählt, weil man sie selber (für sich UND für den Hund auch) am besten findet. Für mich gilt das jedenfalls und ich kenne auch viele andere Hundebesitzer (Mehrhunde und Einzelhunde), die das so wählen, weil es zu ihnen einfach passt. Und darum sind sie nicht schlechter als Hundehalter, die "nur positiv" arbeiten. Diese Wertung ist etwas, was in meinen Augen unangebracht und falsch ist und es scheint mir, als wollten sich Leute, die so argumentieren, über andere stellen.

    Das fasst das, was ich manchmal gerne schreiben würde, aber nie so richtig auf den Punkt bringen konnte, perfekt zusammen. :smile:

    Ich bin z.B. so richtig butterweich in der Hundeerziehung – natürlich könnte ich mich jetzt hinstellen und jedes Mal, wenn jemand (wie auch immer) mit postiver Strafe arbeitet, verächtlich sagen "Tja, wenn man das nötig hat..." oder ich kann mir klar machen, dass der andere HH dafür vermutlich gute Gründe hat und sich wahrscheinlich genauso viele Gedanken um sein Training gemacht hat, wie ich mir um meins. Kommt natürlich auf das Umfeld an, aber andere HH sind ja nicht grundsätzlich blöd, nur weil sie andere Methoden bevorzugen. Und ein bisschen mehr Austausch unter den "Lagern" statt kategorische Ablehung wäre zumindest bei uns auf dem HuPla wirklich nett.

  • Super! Ja genau das denke ich auch. Ich finde es ja nicht falsch, nur positiv zu arbeiten. Es ist einfach nicht mein Weg - mein Bauch sagt mir etwas anderes und so, wie ich es mit meinen Hunden und Pflegehunden und Sitterhunden mache, gibt es mir recht. Heißt aber nicht, dass jemand, der mit voller Überzeugung nur positiv arbeitet, nicht genauso Recht hat. "Recht haben" ist nichts Absolutes - es ist ziemlich subjektiv und außerdem sehr individuell. Genauso wie überhaupt die Definition von "Problem" - was für den einen eins ist, ist für den anderen gar keins.

  • Ich versuche immer alles so positiv wie möglich zu gestalten, allerdings "braucht" meiner durchaus auch mal ne deutliche Ansage. Wenn ich mit dem nur "gutschi gutschi" (und das meine ich jetzt nicht abwertend, wie gesagt, mache soviel wie möglich mit "gutschi gutschi") machen würde, würde der mich schlicht und ergreifend nicht ernst nehmen und das gnadenlos ausnutzen und sein Ding durchziehen.... Das passt bei ihm einfach nicht....

  • Ich weiss auch nicht wie sich die einen das vorstellen ... dass man nur motzend, schreiend, knuffend und blockend mit dem Hund durch die Gegend läuft?

    So im groben würd ich sagen dass ich ca 90%-95% positiv arbeite und den rest eben nach bedarf auch durchaus strafend, korrigierend wie mans auch immer nennen will ...

    Ok bei Tarek sinds momentan vl etwas mehr, der hat grad meist nur pubertären Quatsch im Kopf ... aber das geht auch vorbei ...

    Schliesslich muss es jeder selber wissen und für sich entscheiden ... Mir ist einfach wichtig dass niemand in meinem Umfeld belästig wird und ich mich auf meinen Hund verlassen kann , wie man das erreicht ist ja jedem selbst überlassen

  • "Recht haben" ist nichts Absolutes - es ist ziemlich subjektiv und außerdem sehr individuell. Genauso wie überhaupt die Definition von "Problem" - was für den einen eins ist, ist für den anderen gar keins.

    Ja, genau! :smile:

    Auch die Definition von "positiv arbeiten" schwankt ja z.B. sehr stark, je nachdem, wen man fragt. Mir wurde im Februar auf einem Seminar erklärt, dass ich meinem Hund keine verbale (!) Rückmeldung in Form eines leise gesprochenen "Schade" geben darf, weil das angeblich "unerträglichen psychischen Druck" aufbaut. :roll:

    Da hab' selbst ich als Clickerfan und Kekswerferin Probleme, das Erziehungskonzept dahinter noch nachzuvollziehen...

  • Ja, genau! :smile:
    Auch die Definition von "positiv arbeiten" schwankt ja z.B. sehr stark, je nachdem, wen man fragt. Mir wurde im Februar auf einem Seminar erklärt, dass ich meinem Hund keine verbale (!) Rückmeldung in Form eines leise gesprochenen "Schade" geben darf, weil das angeblich "unerträglichen psychischen Druck" aufbaut. :roll:

    Da hab' selbst ich als Clickerfan und Kekswerferin Probleme, das Erziehungskonzept dahinter noch nachzuvollziehen...

    Da sieht man, dass man nicht alles so verallgemeinern sollte. Einstein hat beim Tricksen tatsächlich ein Problem mit dem neutralen Schade. Da ist er einfach weggegangen. Vielen Hunden hilft dieses Feedback aber.

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