"Alltagstauglichkeit"

  • wir hatten mal einen “Knigge-Kurs“ für Hundehalter deren Sätze mit “eigentlich kann er/sie das“ anfangen.
    Da wurde dann bei den Basics mehr ins Detail gegangen, um den Hund zuverlässiger zu bekommen. Auch wurden Themen wie an- und ableinen, wo, warum nicht usw besprochen.
    Ein anderer Kurs war dann “ Grundlagentraining“, für HH denen die Basis noch völlig fehlte. Also grundsätzliche Leinenführigkeit, Stadttraining, Kommandos erlernen und ausführen usw. Eine Dritte Gruppe war dann für Beschäftigung, Bindung und Körpersprache beim Hund eingerichtet. Die konnte man zusätzlich besuchen.
    Je nach Stand und Fortschritt der Teams wurde zwischen den Kursen auch schon mal getauscht. Hat toll funktioniert und durch das Flexible kam auch keiner zu kurz oder war überfordert.

    • Neu

    Hi


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    • Ich glaube, es wäre eine gute Idee den Alltag eurer künftigen Schüler erst mal näher zu beleuchten.
      Ist es bei euch städtisch oder ländlich? Allein dadurch ergeben sich schon unterschiedliche Schwerpunkte.
      Gibt es regionale Besonderheiten? Auf welche Situationen treffen potenzielle Schüler wirklich?


      Das würde ich in Erfahrung bringen und bei der Konzepterstellung neben Leinenführigkeit, "Tierarztbesuch" und Abruf berücksichtigen. Vielleicht wäre da 'ne kleine Umfrage vor Ort sinnig.


      Zur Veranschaulichung: Ruhe halten im Shopping-Center kannste bei uns z. B. nicht trainieren. Gibt hier keine Mall.
      Da aber, wo es Shopping-Center gibt, findet man ausgleichsweise selten schwere Landmaschinen und Jungrinder.

    • Auf jeden Fall das übliche wie
      - Abbruchsignal (an Futter, an bewegten Reizen, an Futternapf) - da kann man ja alles mögliche konstruieren, was einem im Alltag begegnen kann wie z.B. Brötchen liegt auf der Straße, Stofftier am Band vorbei ziehen, Ball rollt am Hund vorbei usw.
      - Rückruf in allen möglichen Variationen (zwei Hunde versetzt nebeneinander, an einem Hund vorbei, zwei Hunde diagonal, am Futternapf vorbei, am Spielzeug vorbei, durch eine Menschengruppe mit Hunden usw.
      - Leinenführigkeit
      - dann kann man auch lustige Sachen machen wie links und rechts zum Futter oder zu Pylonen schicken, an denen Futter liegt oder Mensch, Hund und Futternapf im Dreieck aufstellen, Hund wird ins Sitz/Bleib gebracht, Mensch wirft Leckerchen in den Napf und positioniert sich an die freie Seite des Dreiecks und muss erst den Hund zu sich rufen und dann als Belohnung sofort zum Napf schicken; das ganze geht wahlweise auch mit mehreren Näpfen oder anderen Markierungen, an denen Futter liegt, zum Beispiel auch im Viereck und Mensch steht in der Mitte und schickt den Hund jeweils an eine bestimmte Pylone, ruft ihn zu sich zurück, schickt ihn an die nächste usw.
      - Begrüßungsszenen in allen möglichen Variationen, Mensch trifft Mensch, Hund muss ruhig bleiben beim Hand geben, Mensch trifft Mensch mit Hund; fremder Mensch bietet Futter an, Hund darf es nicht nehmen und bekommt beim Besitzer dafür eine Belohnung
      - Cafeszenen kann man auch nachstellen; Tisch und Stuhl aufbauen, ein Mensch-Hund-Team nimmt Platz, der "Kellner" kommt, nimmt Bestellung auf - Hund muss ruhig bleiben; Kellner bringt Tasse oder Teller (wir machen es sogar manchmal mit echtem Kuchen:-)) - der Hund muss artig bleiben; Mensch sitzt mit Hund im Cafe und trifft einen Bekannten und begrüßt diesen; oder legt Hund ab und geht auf den Bekannten zu und begrüßt diesen; trifft Bekannten mit Hund und beide Hunde müssen liegen bleiben und Menschen gehen aufeinander zu und begrüßen sich oder sie begrüßen sich mit Hund an der Leine; beim Essen fällt was runter, der Hund darf es nicht nehmen usw.


      Das ist so grob das, was mir direkt einfällt und was wir bei uns in der Hundeschulen in ganz normalen Kursen immer machen.


      Man kann sicherlich so gut wie jede Situation, die einem draußen passieren kann, trocken üben. Der Kunde bekommt somit Tipps an die Hand, wie er sich verhalten kann. Und das Üben macht so auch richtig viel Spaß.

    • Ich würde mir wünschen, dass mehr Besitzer es schaffen ihrem Hund auch in bedrohlich wirkenden Situationen Sicherheit zu geben.


      In der Tierarztpraxis viel zu häufig gesehen
      - Besitzer hockt vor der Praxistür und versucht den ängstlichen Hund hereinzulocken, Leine gespannt, Arm mit Leckerli (für das der Hund keinen Blick übrig hat) vor der Nase, säuselnde Worte...


      - Besitzer, die ihren Hund im Behandlungsraum gar nicht mehr anfassen und ihn völlig alleine mit allem lassen...


      - Besitzer, die nicht in der Lage sind ihren Hund nur für eine einfache Untersuchung zu halten...


      Das Verhalten der Besitzer kann so riesige Unterschiede machen! Wir haben einen Samojeden in der Praxis, der noch jung und sehr freundlich ist. Er nimmt Leckerli an, lässt sich streicheln, aber Untersuchung findet er gruselig.
      Ist der Mann mit ihm da, geht alles problemlos. Er ist ruhig, nimmt ihn etwas in den Arm und der Hund lässt alles mit sich machen. Ist die Frau dabei wird es hektisch. Der Hund bäumt sich auf, die Frau hält ihn nur am Halsband und wird immer hektischer. Ich bin dazu übergegangen diesen Hund lieber selbst zu halten - was aber nur geht, weil er wirklich freundlich ist.

    • Leinenführigkeit finde ich in der Gruppe ein sehr schweres Thema, weil es vor allem für den langsamsten immer am schwierigsten ist und da schnell beim Hund und beim Halter Frust aufkommt. Bei den anderen wartenden ganz zu schweigen. Daher auch mein Tipp wähle die Gruppen sorgfältig aus und packe Hunde mit entsprechendem Ausbildungsniveau zusammen.


      Vielleicht könnt ihr eine Theoriestunde an den Anfang packen in dem ihr die Basics erklären könnt, also z.B. wie ein entspannter Spaziergang im Alltag aussehen sollte, was das schwere/beschi****** (aus Hundesicht) an Hundebegegnungen an der Leine ist, warum man nicht auf den Hund einreden soll wenn er unsicher ist usw. damit die Leute erstmal ihren Hund etwas verstehen. Das finde ich wichtig wenn ihr dann z.B. Übungen wie Fahrstuhl fahren, Menschenmengen usw. machen möchtet.


      Das mit den Sportgeräten würde ich auch nicht machen, sondern vielleicht eine Stunde in der ihr den Teilnehmer zeigt, wie vielfältig sie ihre Umwelt für die verschiedensten Tricks im Alltag nutzen können. Vielleicht findet der ein oder andere dann ganz von alleine efallen daran und kommt auch anderweitig auf euch als HundeSPORTverein zu.

    • Huhu,


      Ohne die anderen Beiträge gelesen zu haben: Zur Alltagstauglichkeit zählen meiner Meinung nach: Frustrationstoleranz, Impulskontrolle, Abbruchsignal, Orientierung am Halter, Abruf und Leinenführigkeit.
      Wieso nennt ihr den Kurs nicht einfach "Alltagstauglichkeit" oder "Den Alltag mit Hund meistern" oder so?


      Lg,
      rafaela

    • Für mich würde ein Alltagstauglichkeit-Kurs bestehen aus:


      -Hundebegegnungen an der Leine ohne Kontakt (also einfach locker dran vorbei laufen können)
      -Anderen Menschen hallo sagen, ohne dass der Hund andubst, anspringt etc.
      -Gemeinsames bindungsförderndes Spielen !Was gibt es außer Ball, Stöckchen werfen?!"
      -Stadtspaziergänge und anbinden außer Sichtweite


      Vorraussetzungen sollten als Basics hierfür Leinenführigkeit, Kommando "Sitz", "Platz" und "Nein" sein, sowie für Neuhundehalter ein korrektes Management der Stimme (Hund nicht zu quatschen, einzelne Kommandos geben, Hund ordentlich in anderer Tonlage loben)


      Wichtig wäre mir, dass es höchstens 5 Teilnehmer gibt und man sich auf den Einzelnen konzentrieren kann! Die Gruppen sollten gut ausgewählt sein (unterschiedliche Rassen, Größen, Geschlecht, aber ähnlicher Ausbildungsstand)

    • Die Idee mit dem Hundeknigge find ich toll - wann lasse ich den Hund zu nem Anderen, wann besser nicht etc.


      Die Leute selbst fragen, was ihnen im Alltag wichtig wäre, zu Kursbeginn.


      Hund lesen können, ebenfalls, und daraus resultierend das Thema dem Hund Sicherheit geben, und nicht jeder Hund muß mit anderen spielen.


      Streß erkennen beim Hund.


      Ausmaß von Beschäftigung (Auslasten, aber nicht überfordern oder hochspulen, woran erkenne ich hochgespulte Hunde etc.).


      Bestätigung - was ist das? Wie bestätige ich richtig, was für Möglichkeiten gibt es, was hält MEIN Hund für eine Bestätigung, funktionelle Bestärker.... Und im Rahmen dessen: Sinnlosigkeit von Strafen bzw. diversen Hilfsmitteln erläutern, Lernen unter Streß.... --> Stichpunkt Lernverhalten.


      Themenschwerpunkte setzen, z.B. bei nem fortlaufenden Kurs: Januar = Beschäftigungsmöglichkeiten, Februar = Hund lesen können, März = Lernverhalten Hund, April = Bestätigung etc. Hier können evtl. auch Seminare/Workshops angeboten werden von externen Trainern, die zum Thema passen. Wenn die Schwerpunkte vorher bekannt sind, kann jeder dann kommen, wenn die für seinen Hund relevanten Themen besprochen werden. Themen wie Hundeknigge würd ich (weil dafür wahrscheinlich keiner zahlen würde) jeweils 1-2 Aspekte vor jedem Training erwähnen, sodaß es alle mitkriegen.


      Ähnlicher Ausbildungsstand muß nichtmal unbedingt sein, ich denke, auch beim Zuschauen kann man für den eigenen Hund viel lernen (wenn der Trainer gut erklärt), und der Ausbildungsstand des Hundes ist bei Themen wie Bestätigung/Lernverhalten/Hundlesenkönnen/Streß egal, weil das ja nichts ist, was man mit seinem Hund zeigen kann, sondern das Leben mit diesem einfacher macht, und das Lernen vereinfacht. Meist haben Otto-NormalHundehalter mit dem ersten Hund keines von den Themen jemals gehört oder auch nur dran gedacht, trifft also nie nen Falschen.

    • Ich habe selber eine Weile lang 'Familienhundekurse' gegeben. Diese haben mir immer riesigen Spass gemacht und ich kann bis heute nicht verstehen, weshalb Familienhundekurse von vielen Trainern und 'echten Hundesportlern' so stiefmütterlich behandelt werden. Mir waren die Familienhundler immer die liebsten: denn da traf man a) fast jedes Problem und Problemchen an, es war also jede Gruppe wieder völlig anders, b) sah man ganz gut wo die Probleme für 'normale' Hundehalter wirklich liegen, c) konnte man individuell auf jedes Problem eingehen und d) konnte man in den Übungen so wunderbar kreativ sein.


      Was ich ganz bewusst nicht machte, ist ein Kurs anbieten, der nur eine bestimmte Länge oder Dauer hatte. Mein Kurs war fortlaufend. Wer kam, der kam und bezahlte gleich bar auf die Hand, wer nicht konnte, blieb eben weg und kam vielleicht nächste Woche wieder. Es sollte ja eben ein familienfreundlicher Kurs sein und wenn da das Kind mal krank war, oder die Oma zu Besuch, wars keine Katastrophe wenn man nicht kommen konnte.


      Die Gruppen waren also immer bunt gemischt und ich hatte 'Profis', die seit Jahren dabei waren und Leute, die das erste Mal kamen. So lernten die 'Neuen' gleich, dass hier kein Konkurrenzdruck herrscht und jeder seine eigenen Ziele verfolgen sollte. Die Übungen gestaltete ich immer so, dass jeder mitmachen konnte, auch die, die im Hundesport liefen. So hiess es bei 'Neulingen' vielleicht 'der Hund folgt mir bei dieser Übung an lockerer Leine und zieht kein einziges Mal', während die Profis die gleiche Übung selbstverständlich ohne Leine im perfekten Fuss - und wenn das noch nicht reichte, dann eben bitte rückwärts - zu absolvieren hatten. Da konnte es dann gut sein, dass ein Neuling, der mit seinem Hund das gesetzte Ziel mit Bravour erreichte, mehr ehrliches Lob und Anerkennung einheimste, als der Profi.


      Als die wichtigste Übung überhaupt empfinde ich das freudige und lockere Folgen an der Leine, bei dem der Hund sich auf seinen Menschen konzentriert. Im Freilauf halte ich nach wie vor den Abruf aus allen möglichen und unmöglichen Situationen für unabdingbar.


      Weiterhin übten wir oft das Ablegen und Bleiben unter möglichst vielen verrückten Bedingungen. Ideen, wie man den Hund zuhause beschäftigen kann - Suchspiele, kleine Tricks, etc. - waren immer sehr beliebt. Man kann, wenn man denn genug Zeit hat, auch 'Themenstunden' machen, also z.B. 'Heute zeigen wir Euch die Basics für Agility/Obedience/Fährten/Mantrailing/Flyball/Dogdance/ etc.', wobei man auch durchaus noch kreativer werden kann: 'Auf den Spuren von Lassie und Kommissar Rex', 'Mein Siegerhund an der Hundeausstellung' oder 'Mein Hund, der Blindenführhund'. Je nach Gruppenkonstellation steigen die Hundehalter voll darauf ein und sind viel motivierter an z.B. 'langweiligen' Übungseinheiten mitzuarbeiten. Bei Fussarbeit lief bei uns z.B. grundsätzlich Musik, weil nur freudige Hundehalter ihre Hunde zum motivierten Mitlaufen animieren können. Ich habe auch immer mal wieder 'Medical Training' für Hund und Mensch gemacht, also beim Hund Zähne zeigen, sämtliche Körperteile anfassen lassen, den Hund aufheben und für den Menschen die Basics repetieren: Wieviele Zähne hat eigentlich so ein Hund? Habt ihr mal nachgezählt? Wieviele hat er vorne? Wieviele oben an der Seite? Und jetzt zählen alle mal nach. Wo kann ich den Puls beim Hund ertasten? Spürt auch jeder den Puls? Wieviele Pulsschläge können wir an unserem Hund in einer Minute zählen? Was sagt uns das? Wo messen wir die Temperatur beim Hund? Wie hoch sollte die sein? Wichtig waren mir auch immer die gängigen Regeln: wann leine ich bei Hundebegegnung meinen Hund an, wann ab? Wie sorge ich dafür, dass mein Hund an niemandem hochspringt?


      Ich empfinde die Aufgabe des Familienhundes als eine extrem vielseitige und schwierige. Ein Familienhund sollte für jeden Mist zu haben sein, gut gehorchen und auch einmal zurückstecken können. Nur ein Hund, der gut sozialisert ist, seinen Menschen vertraut und mit der nötigen Umsicht und Vorbereitung an alle möglichen Situationen herangeführt worden ist, wird dies erfüllen können. Dazu gehört, dass die Hundebesitzer ihren Hund einschätzen können und lernen, wann und vor allem wie sie einen Hund aus einer Situation herausnehmen müssen.


      Stadtspaziergänge würde ich nur empfehlen, wenn man als Trainer weiss was man tut und man sich sicher sein kann, dass man damit seine Mensch-Hund Teams nicht überfordert.

    • Wir haben bei uns im Verein Sportkurse, auch Sportspaßkurse, wo alles mal angerissen wird und Beschäftigungskurse, für alle nicht so sportlich ambitionierte.
      Die in den vorherigen Beiträgen erwähnten Basics finde ich sehr wichtig und es gibt da viel Bedarf. Es ist immer wieder erstaunlich, dass Hundehalter nicht sehen, dass ihr Hund nicht "Fangen" spielt sondern auf der Flucht ist.
      Zu einigen Themen haben wir auch "Merkzettel" die die Teilnehmer nach der Stunde mit nach Hause nehmen können, um es in Ruhe nachzulesen.


      VG Nicole

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