Thema Erziehung, positive Verstärkung etc.

  • Hallo ihr Lieben, ich wusste nicht, wie ich es sonst hätte nennen sollen, aber in einem anderem Thread kamen mir so viele Unklarheiten zustande, dass ich nun mal offen darüber diskutieren möchte. Aber was heißt diskutieren, viel mehr möchte ich von euch erfahren, wie ihr genau positive Verstärkung etc umsetzt.
    Mir macht es unheimlich viel Spaß mit Menschen und Hunden zu arbeiten, aber dann möchte ich es auch richtig lernen. Ich nehm schon oft bei Seminaren teil, mach im verein mit, tausche mich mit Trainer aus etc, aber mich interessieren viele Meinungen. Für mich gibt es nicht DIE Methode oder DEN Trainer. Ich denke es kommt immer auf die Situation und den Hund an, aber ich möchte mal wissen wie man es evtli besser umsetzen kann. Und am wann Erziehungsmethoden für Hunde einschüchternd und einhemmend wirken. Das will ich nämlich vermeiden.


    Bisher hatte ich immer die Aufassung, das man "hundeähnlich" korrigieren kann und das richtige dann belohnt. Ich habe oft Hunde beobachtet, wie sie sich korrigieren, beschwichtigen und verständigen. Aber warum ist das bei uns falsch, wenn wir soetwas anwenden?


    Hier mal ein Beispiel:
    Gassi Runde mit Hundebegegnung. Hund benimmt sich wie ein Tyrann, "steht" in der Leine und ist nicht mehr ansprechbar. Ich berühre ihn und fordere so seine Aufmerksamkeit. Bei Aufmerksamkeit wird belohnt - Keks (so nenn ich Leckerie). Ignoriert er mich, würde ich blocken. Da ich gelernt habe, dass Bewegung für Hunde ein hoher Stellungswert hat und der, der die Situation im griff hat, den anderen einschränken kann (Bewegungseinschränkung). Somit würde ich auch die Situation splitten und hätte widerrum die Aufmerksamkeit meines Hunde, welches belohnt wird.


    Ist jetzt nicht aus meinem Alltag mit meinem Hund, aber solche Fälle gibt es eben zB im Verein.


    Was würdet ihr tun? Würde mein Weg, den ich jetzt gemacht hätte, den Hund einschüchtern (trotz Keks und positives Ende)? Und wenn ja warum?


    Bin für alles offen :)


    LG Steffi

  • Ich sag's nur mal vorneweg: positive Verstärkung ist kein "Schema F", das man wie eine Schablone über jeden individuellen Fall drüber legt. Es ist nur ein Sammelbegriff für Lösungen, die auf Belohnungen basieren und bei der auf Gängelei und Strafe verzichtet wird.

  • Ja das ist schon klar, ich schrieb auch in meinem Beitrag dass es für mich nicht DIE Methode oder DEN Trainer gibt ;)
    Trotzdem möchte ich mal verschiedene Grundsätze zu der Situation anhören. Verschiedene Ansätze, verschiedene Möglichkeiten. Ich renn dann ganz sicher nicht zu meinem Hund und probiere alles aus... Ich habe ja oben schon beschrieben, warum ich diese Frage stelle.


    Was positive Verstärkung bedeutet weiß ich auch, aber wie genau setzt man es um und wo ist die Grenze zur "Strafe" (damit meine ich keine körperliche). Ich belohne meinen Hund ja nicht, wenn er zB bei der Hundebegnung den andere massiv anstarrt etc. wie bekommt man den Hund in die Situation, dass man ihn belohnen kann?

  • Hallo,
    meine junge Hündin hatte erst vor kurzem so einen (ihren ersten) Anfall von Leinenpöbelei. Schon im Ansatz hat sie dafür so einen verbalen Anschiss bekommen das sie umgehend erst einmal still war. Wir haben uns beide erschrocken, denn laut ist gar nicht meine Art. Sie schaut mich an und alles war gut. Leckerchen hatte irgendwo in der Tasche und so gab es auf die Schnelle nur ein nettes Wort. Ob das positive Bestätigung ist weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Jedenfalls kann ich nun in Ruhe auch an Krawallhunden vorbeigehen und meinen Hund dabei loben.
    Ich denke es kommt auf den Hund an ob man nur mit Positiv ans Ziel kommt. Strafen gibt es hier nicht, aber mit spontanen Reaktionen meinerseits muss mein Hund rechnen. Da gibt es auch schon mal einen leichten Knuff in die Seite bevor ich, womöglich bei Glatteis, in der Botanik liege. Ich habe absolut keine Lust mit einem wild gewordenen Jungspunt von 25 kg zu diskutieren.
    Was das Lernen angeht schaue ich das ich nur übe wenn ich sehe das mein Hund mitmacht. Das macht es leichter mit dem Loben. In Situationen bei denen ich von vorne herein verloren habe muss Plan B her. Den brauchte ich reichlich als die Maus so um 1 Jahr alt war und lieber zu anderen Hunden wollte als mit mir weiter zu gehen. Ein paar Mal habe ich sie einfach laufen lassen und mich versteckt. Heute brauch ich nur kurz rufen und so tun als wenn ich in eine andere Richtung gehe. Dann kommt sie sogar aus dem Spiel zu mir. Lob erwartet sie irgendwie gar nicht, bekommt sie aber trotzdem. :gut:


    LG Terrortöle

  • Nadann bin ich ja hoffentlich hier richtig :winken:
    Also meine Maus (( jetzt 7 Monate) hat draussen angst vor fast allem ) also wir können unsere Runde gehen aber sowie was ungewöhnliches ( ausseiner sicht) ist fängt er entweder an zu bellen oder zieht an der leine am liebsten ab nach hause :ka: z.B.wenn ein knaller los geht oder am schlimmsten ist der Müllwagen aber auch so wenn z.B. nen Auto auf dem Gehweg parkt oder eben irgendetwas ist was sonst nicht da ist doch das schlimme ist das er dann nicht zu beruhigen ist ich bekomm es nicht hin seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken hab es mit so vielen verschiedenen Leckerlies probiert ( Hühnerherzen,Hühnchenfleich,Käsewürfel (Gouda) usw.) doch in dem Moment interesiert ihn das nicht ich bekomm ihn dann nur zur ruhe indem ich ihm halt leicht in die Seite "pike" und eben einfach weiter gehe
    Sonst im Park oder auf der Großen Wiese da kann ich ihn sogar abmachen er hört zwar noch nicht aufs wort doch wenn ich Pfeife da kommt er sofort auch mit anderen Hunden gibts garkeine Probleme er liebt alle Hund freut sich über jeden den er trifft ( gehen seid er 8,1/2 Wochen ist auf den Hundespielplatz wo eben Hunde allen Alters sind und somit hat er nen super Soziaverhalten gelernt ) und wenn ihm nen Hund doch mal nicht passt bzw. der andere Hund halt "zickig" ist dann geht er eben weiter
    aber eben das an der Straße mit seiner Aufmerksamkeit das muss doch mal besser werden !!!!


    Bin für Tips und Tricks offen


    z.B. was für nen Käse nehmt ihr ???
    was kann ich noch machen ???


    Gruß Alice und Haku das kleine Monster xD

  • Zuerst heißt es mal, den Hund, mit dem man trainieren möchte, zu kennen. Seine Fähigkeiten und Möglichkeiten.


    Ich habe durch meine eigenen Hunde (4) und viele Pflegehunde schon ein paar Dinge gesehen. Nicht jeder Hund lernt gleich und ich kann auch nicht von jedem Hund dasselbe erwarten.


    Viele Hunde kommen aus dem Tierschutz und manchmal ist man froh, wenn sie "nur" das Problem mit anderen Hunden haben...


    Aber ich bin auch für positive Verstärkung und vor allen Dingen, dem Hund Selbstvertrauen und Sicherheit geben. Natürlich gibt es Grenzen und nicht alles ist erlaubt.


    Aber wie man im einzelnen Fall "vorgeht", dass muß man entscheiden, wenn man den Hund kennenlernt.

  • Ich würde zu Beginn bei pöbelnden Hunden erstmal davon ausgehen, dass sie sich nicht aus Boshaftigkeit "wie ein Tyrann" aufführen und einen ignorieren, wenn man versucht die Aufmerksamkeit zurückzuerlangen, sondern, dass die Hunde in dem Moment einfach kaum eine andere Wahl haben, einen gar nicht registrieren können, die Impulskontrolle einfach nicht da ist.


    Pöbeln ist m.M.n. ein schwieriges Thema und hat viele, viele Facetten.
    Da gibt es Jungrüden, die einfach mal ein wenig Grenzen testen gegenüber den anderen Hunden.
    Hunde die ein ernsthaftes Aggressionsproblem haben.
    Hunde die ihre Unsicherheit in Aggressionsverhalten umsetzen, "Angriff ist die beste Verteidigung" und deshalb pöbeln.
    Hunde, die dadurch ihren Frust ausdrücken....
    Das alles muss in ein Training mit einbezogen werden.


    Ich würde den Hund in dem Moment abholen, bevor er überhaupt anfängt zu pöbeln und zur Not aus der Situation gehen und nochmal hinein, eben um ihn abzuholen, falls ich den ersten Moment verpasst habe.
    Meiner Meinung nach ist es in dem Moment, wo der Hund ersteinmal pöbelt, bereits zu spät für ein effektives und langanhaltendes Training, dass nicht in Meideverhalten umschlagen soll, sondern die innere Haltung des Hundes zu der Situation ändern soll.


  • Hallo,


    ich hatte einen Tierschutzhund der panisch wurde bei Sachen die er nicht kannte.
    Teilweise habe ich ihn unter den Arm genommen und irgendwo vorbei getragen. Ich bin in der Regel immer mit mehreren Hunden unterwegs und da sind Umwege schon echt doof.
    Ansonsten habe ich ihn langsam an alles gewöhnt. Erst mit Abstand den er akzeptierte und später immer näher ran. Ganz schlimm war die S-Bahn-Unterführung.
    Ich habe schon vor ihm eine sehr ängstliche Hündin gehabt und bin mit dem gleichen Vorgehen ans Ziel gekommen.Unterwegs muss man selbst ruhig bleiben und so selbstbewusst wie möglich sein. Wenn ich merkte das Panik aufkam habe ich vor mich hin gepfiffen und den Hund nur beobachtet. Ich habe nie auf ihn eingeredet, sondern geschaut das wir einigermaßen gut durch Situaionen kamen die ihm Angst machten. Es hat gedauert, aber es wurde von Monat zu Monat besser. Nach einem Jahr ging er mit erhobenem Schwanz durch Menschenmengen und durch den gruseligen S-Bahn-Tunnel wenn der Regio darüber fuhr.
    In der Zeit bin ich auch mit ihm auf den Hundeplatz gegangen und Schritt für Schritt haben wir Agility gelernt. Der Hund wurde zusehends selbstsicherer und konnte nach etwa 3 Jahren sogar auf Turnieren Starten.
    Einzig die Angst vor Knallgeräuschen blieb und das lag wohl an seiner Vorgeschichte.
    Was ich sagen will: Man sollte dem Hund das zumuten was gerade noch so geht. Dabei mit Leckerchen zu arbeiten geht meist nicht und ist oft auch von Nachteil. Sollte der Hund das Leckerchen im falschen Moment bekommen bestätigt man ihn in dem Tun, was man ja eigentlich wegtrainieren möchte.
    Wir haben oft Dinge die er nicht ertrug zusammen erkundet. Meine Nachbarin sprach mich mal an ob ich etwas verloren hätte. Wir sind an dem Nachmittag wohl zwei Stunden über einen Parkplatz getigert und haben uns LKW`s aus der Nähe betrachtet. Später durften wir mal durch einen leeren, wartenden Linienbus laufen. Da war es dann einfach im richtigen Moment, nämlich bei Fortschritten, zu bestätigen.
    Bin ich im Wald auf ein Stöckchen getreten das knackte war auch wieder Panik angesagt. Wir haben uns das Korpus Delikti dann zusammen angeschaut und belohnt wenn seine Nase es berührt hat.
    Wir haben damals auch stundenlang in einer Fussgängerzone in einer Kleinstadt gesessen. Irgendwann waren schreiende Kinder und Menschenansammlungen kein Problem mehr.
    Mit diesem Hund hätte über eine Kirmes gehen können, nur knallen durfte eben nichts.


    LG Terrortöle

  • Sollte der Hund das Leckerchen im falschen Moment bekommen bestätigt man ihn in dem Tun, was man ja eigentlich wegtrainieren möchte.


    Zumindest wenn Du das auf Angstverhalten beziehst, ist das nicht richtig (falls es anders gemeint war: Sorry! Davon ab ist es wesentlich schlimmer, ein erwünschtes Verhalten einmalig abzustrafen, als ein unerwünschtes einmalig zu belohnen). Ein Hund, der Panik hat, wird z.B. sowieso nichts fressen.
    Außerdem kann das negative Gefühl Angst, nicht durch etwas positives (Lecker) verstärkt werden, sondern nur durch etwas weiteres negatives (anbrüllen, an der Leine rucken).
    Schöner Link dazu: http://markertraining.de/march…urch-zuwendung-verstarkt/


    Also klar: Hat der Halter Angst, regt er sich auf usw. überträgt sich das auf den Hund.
    Ist man souverän und gelassen (oder tut zumindest so ^^) überträgt sich das im besten Fall ebenfalls auf den Hund. Allerdings nicht, wenn er in Panik ist oder höchst aggressiv an der Leine pöbelt. Wenns soweit ist, kann der Hund nichts mehr wahrnehmen (wie hier ja schon erwähnt wurde).

  • Dein Beispiel ist ja genau unser Thema.


    Prinzipiell versuche ich es zu vermeiden, dass Hundi total ausrastet. Das wird versucht zu umgehen in dem ich eine passende Distanz wähle, so dass der Hund am besten garnicht in diese extreme Reizlage kommt und das unerwünschte Verhalten zeigt.
    Natürlich ist das nicht immer machbar und auch dafür habe ich meine "Notfallpläne".


    Der Einfachheit halber habe ich jetzt mal nach Schwierigkeit der Situation sortiert:


    Situation 1:


    Hund bellt irgendwas an, ist aber irgendwie noch ein Fünkchen "da". Ich werfe da in der Regel eine Hand voll Kekse hin. Bestenfalls kann der Hund Kekse suchen, schlimmstenfalls holt ihn das kurz aus seinem Verhalten raus.


    Situation 2:
    Hund tobt und steht in der Leine. Ich "hangel" mich an der Leine zum Hund und entweder ich halte ihm einen Keks vor die Nase und "ziehe" ihn so mit rum in eine Distanzvergrößerung, oder ich halte einmal kurz meine Hand ins Sichtfeld. Das löst oft einen kurzen "hä" Moment aus der mir reicht um den Hund wieder zu erreichen.


    Situation 3:
    Ist Hopfen und Malz verloren (z.B enger Weg und der andere Hund MUSS direkt nah an uns vorbei) halte ich ihn einfach am Geschirr fest und halte aus. Nicht schön, aber besser geht in so einer Situation eben nicht und Hund lernt nichts daraus (nichts gutes, aber auch nichts "negatives")




    Allerdings ist das jetzt unser ganz persönliches Vorgehen und funktioniert vor allem deswegen gut, weil meine Hunde sehr gut auf Kekse reagieren.

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