Relativ langes Spazieren bei jungen Hunden wirklich sinnvoll?

  • flying-paws: Ich versteh natürlich, dass man extrem vorsichtig wird, wenn man einmal einen Hund mit Athrose hatte. Aber ich finde du malst hier ein sehr extremes Bild. Bei keinem Welpen in der Familie bisher haben wir die Bewegung so eingeschränkt und keiner hatte Probleme mit den Knochen. Wer weiß, was die Besitzerin des von dir genannten Aussies noch so mit dem Hund im jungen Alter angestellt hat, dass die Alterung des Skeletts so zügig voran geschritten ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass freie (!) Bewegung das verursacht hat, außer sie hat wirklich Gewaltmärsche veranstaltet.

    Ebenso gefährlich (gesundheitlich) kann es sein, die Muskeln verkümmern zu lassen und die Motorik nicht zu schulen. Ich hab schon junge Hunde gesehen, die konnten sich selber in bestimmten Situationen nicht mal ausbalancieren. Die konnte keine Abstände einschätzen. Deren Motorik war völlig zurück geblieben. Die haben in den ersten Monaten aber auch größtenteils den eigenen Garten nicht verlassen. Man muss ja nicht viel Strecke machen mit einem jungen Hund. Das kann tatsächlich schädlich sein. Aber langsam zusammen die Umwelt entdecken, Balanceübungen.....das schadet keinem jungen Hund meiner Meinung nach.


    Es ist wohl wie immer im Leben, man muss einen Mittelweg finden.

  • Ich habe wiederum von anderen Tierärzten gehört, dass einige
    Hunde eine nur mangelhafte Knochenstabilität aufweisen durch zu viel Schonung im Welpen- und Junghundhalter und auch sekundär entstehende Probleme im Bewegungsapparat dadurch entstehen können, weil Muskeln nicht genügend ausgebildet werden und mechanische Reize zur optimalen Ausformung der Gelenkpfannen fehlen.


    Ganz klar - Bewegung muss sein. Ich mache mit meinen Welpen, bevor sie zu ihren Besitzern ziehen, schon absichtlich "Spaziergänge" in unwegsamen Gelände. (Das ist soooo süß, wenn die mit fünf Wochen an der Feldkante hängen und sich versuchen da hochzuhangeln. Später gehe ich dann auch bewusst unwegsame Wege im Wald und so...) Die haben in ihrer Spielecke viele Sachen, die die Koordination fordern, damit auch den Muskelaufbau. Dinge, die sie dazu anregen auch körperlich "zu tüfteln".


    Mir geht es hier um die Tatsache, dass die Hunde auf einem platten Weg "stundenlang monoton laufen" (Jaaa, das ist eine Übetreibung ;) ). Wenn ich irgendwo sitze oder stehe, dann dürfen die bei mir auch rumhoppeln und toben, mit sich selber, wie ihnen beliebt.

  • Ich "male" dieses Bild übrigens, weil ich durch meine Hundeschule tatsächlich zu 90 % mit Welpen und jungen Hunden zu tun habe, die in meinen Augen überlastet sind - oft ist die mentale Überlastung (was dann als Unterforderung interpretiert wird) für die Besitzer ja erst mal das offensichtlichere Problem. Der Trend geht zum Arbeitshund und der muss ja müde gemacht werden...

  • Ich finde das gerade sehr spannend!! =)


    Meine Hunde sind 14 Monate und 4 Monate alt, die ältere ist ein kleiner Terrier und die jüngere ein Schäferhund.
    Meine ältere Hündin habe ich auf Spaziergängen oft getragen und bin weiter gegangen damit sie sich zwar Dinge anschauen kann, aber selbst nicht laufen muss. Das Herderli ist leider jetzt schon zu gross um es wirklich zu tragen, obwohl sie sehr leicht ist. Mit ihr mache ich normale Spaziergänge von maximal 30min, allerdings laufe ich sehr langsam und in der Zeit sind die Hunde einfach viel am toben, schnüffeln und entdecken.


    Also momentan mit beiden Hunden 45 - 50min am Tag unterwegs. Einmal Mittags und einmal Abends. Ich habe auch tatsächlich gemerkt das die kleine nicht gut zur Ruhe kommt wenn ich mehr mache, das kann man sich gar nicht so recht erklären.


    Denke aber trotzdem das es auf den Hund ankommt, meine ältere ist im Haus schon immer unsichtbar (egal wie viel/wenig ich mache!) und die kleine ist auf dem besten Weg dazu. Mit einem extrem unruhigen Hund (hatte ich als Pflegehund) ist das bestimmt nochmal was anderes. Für mich ist es wichtig das meine beiden sich einmal am Tag richtig austoben können :smile: Sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen...


    Längere Spaziergänge von 1h oder so werde ist erst nächstes Jahr um diese Zeit wieder machen, allerdings auch dann nicht täglich.

  • Ich finde, man muss halt auch immer unterscheiden bzw. deutlicher darlegen, was denn nun genau unter "Spaziergang" gemeint ist. Lange Spaziergänge an der Leine sind sicherlich "schwierig". Zieht der Hund (am besten noch am HB), ist das wohl eindeutig gesundheitsgefährdend, läuft er die ganze Zeit ordentlich Fuß, für einen jungen Hund wohl hingegen recht (über)anstregend für die grauen Zellen. Da ist der Freilauf sicher "schonender", wobei man hier auch wieder fragen müsste, flottes Tempo (des Menschen) auf dem asphaltierten Feldweg (man macht also in einer Stunde recht viele Kilometer) oder gemütliches Tempo im Wald (wo man vielleicht auch einfach nicht so schnell voran kommt ob des Geländes und somit deutlich weniger Strecke macht).
    Und: wird noch groß gespielt auf den Spaziergängen? Oder daheim im Garten? Ich gehe hier ja auch nicht immer nur 30-Minuten-Runden. Dafür gibt es aber keine Bällchenspiele oder ähnliches. Ich könnte ja auch nur 30 Minuten spazieren gehen, den Hund dann aber noch 10, 20 Mal hinter dem Ball herhetzen lassen - da wäre die Belastungssituation sicherlich deutlich anders zu bewerten.


    Allerdings sollte wohl trotzdem nicht übersehen werden, dass Schäden am Knochenapparat, wie von @flying-paws geschildet, nicht zwangsläufig monokausal auf die Bewegung zurückgeführt werden können/sollten. Da spielt vermutlich auch die individuelle Prädisposition eine Rolle, genauso wie die Ernährung.

  • Meine 9 Monate alten Junghunde schlafen den ganzen Vormittag und gehen nur Morgens kurz zum geschäftmachen in den Garten. Ungefähr eine Stunde bevor es rausgeht sind sie Wach und toben im Garten dann sind wir ca. 2 Stunden unterwegs. Danach wird bis Abends geschlafen mit einer kurzen Toberunde am Abend und ca. 15 Minuten spaziergang.
    Beide haben sehr schön im richtigen Maß Muskeln entwickelt was wichtig ist um die Gelenke zu stützen.

  • Ich schließe mich Corinna und anderen Meinungen an: weniger ist mehr - gerade im Welpenalter und bei Hunden, die rassetypisch keine Grenzen kennen.


    Zum Glück habe ich eine sehr gute Züchterin, die mir richtiggehend eingeimpft hat, dass ich auf jeden Fall die Zeiten und die Art der Bewegung im Auge behalten soll.


    Meine Hündin ist dennoch leider ein Negativbeispiel trotz angepasster/durchdachter Bewegung ihr ganzes Leben lang, ist sie mit 6 bereits Frührentner - sie hat beginnende Arthrose in beiden Knie- und Sprunggelenken.
    Allerdings hatte sie sehr früh Anaplasmose und die Tierärzte schließen nicht aus, dass das ein entscheidender Faktor ist, zumal die Verwandschaft zu 99% kerngesund ist und keinerlei Auffälligkeiten zeigt (auch nicht die, die von Welpenbeinen an, in meinen Augen überbelastet wurden)

  • Hmm..
    Wir sind täglich 30-60 Minuten am Stück draußen und gehen morgens, abends und zwischendurch kleine Runden zum Lösen.


    Die Spaziergänge sind eigentlich durchgehend auf Schotter/Feldwegen und im Freilauf.


    Zwischendurch wird in der Wohnung gespielt bzw. trainiert.


    Ally ist meiner Meinung nach gut bemuskelt, kommt aber trotz allem immer wieder schlecht zur Ruhe, vor Allem nachts. Egal ob an dem Tag viel oder wenig gemacht wurde.

  • Allerdings hatte sie sehr früh Anaplasmose und die Tierärzte schließen nicht aus, dass das ein entscheidender Faktor ist, zumal die Verwandschaft zu 99% kerngesund ist und keinerlei Auffälligkeiten zeigt (auch nicht die, die von Welpenbeinen an, in meinen Augen überbelastet wurden)


    Wobei da auch immer die Frage ist, in welchem Alter man sich das anschaut. Meine Älteste hat das ja auch lange kompensiert und richtig "aufgebrochen" ist es erst als sie Richtung Seniorenalter ging.


    Natürlich gibt es auch Hunde, die das von der Konstitution wegstecken, wenn es eigentlich zu viel ist. Mir wäre das Experiment, ob meiner dazu gehört, allerdings zu "heiß". Ein gebranntes Kind scheut das Feuer... Aber im Ernst: Da hängt ja tatsächlich Leid dran! Und wer macht schon im Alter den Schritt und erlöst den Hund frühzeitig, wenn es um das Thema "Oooch, der ist halt so gemütlich geworden und will halt nicht mehr so weit laufen." geht? Provokant die Frage, ich weiß. Aber für mich steht sie im Raum. Auch immer wieder mir selbst gegenüber wegen meiner alten Hündin! Die läuft übrigens alle zwei Tage eine halbe Stunde am Fahrrad mit, um noch zu erhalten, was grad noch so da ist...


    Natürlich ist der Mittelweg am sinnvollsten. Ich habe aber oft das Gefühl, dass das Maß an Bewegung und Beschäftigung, dass durch den Mensch verursacht wird, viel zu hoch ist, weil es eben auch viele Missverständnisse über das wirkliche Arbeitspensum (in diesem Fall im ersten Lebensjahr) eines Arbeitshundes gibt.

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