Relativ langes Spazieren bei jungen Hunden wirklich sinnvoll?

  • Ich habe aber oft das Gefühl, dass das Maß an Bewegung und Beschäftigung, dass durch den Mensch verursacht wird, viel zu hoch ist, weil es eben auch viele Missverständnisse über das wirkliche Arbeitspensum (in diesem Fall im ersten Lebensjahr) eines Arbeitshundes gibt.


    Das ist dann halt das typische "der muss müde werden". Wobei ein Hund - verglichen mit dem Menschen - nicht platt in der Ecke liegt, wenn er SAGT "ich kann nicht mehr, es reicht jetzt", sondern wenn er wirklich nicht mehr KANN.

  • Ich werf hier mal ein paar Thesen ein und tue meine eigene Meinung dazu kund, denn bei diesem Thema bin ich gedanklich iwie immer hin und her gerissen. Einerseits verkauft man seit Ewigkeiten, dass junge Hunde wenig laufen sollen (mal stark vereinfacht ausgedrückt), dann kommen wieder Aussagen von zB Tierärzten dazu, dass lediglich gelenkbelastende Bewegung ungesund ist im Wachstum.
    Und dann meldet sich mein Hirn und fragt sich "Ja alles schön und gut, aber ein in freier Natur lebender Hund/Wolf/Fuchs/man setzte das mit weiteren Hundeartigen fort, läuft mit ein paar Monaten doch auch mit dem Rudel mit (sofern er in einem lebt) oder bewegt sich durch das elterliche Revier.... Der Hundkörper (sofern er noch recht ursprünglich ist) ist zudem doch für gleichmäßige andauernde Bewegung konzipiert, ein Wolf zB legt bis zu 70 km am Tag zurück. Wieso soll ich meinen Hund da jetzt einschränken und abwarten, bis er ausgewachsen ist, bevor er mal ne große Wanderung unternehmen darf oder einigermaßen regelmäßig zwei Stunden spazieren geht??
    Und dann noch ein Vergleich zum drauf rum denken, der evtl etwas hinkt: Auch ich und die meisten meiner Freunde treiben seit Kindesbeinen an Sport, niemand hat uns eingeschränkt in unserer Bewegung, im Gegenteil! Und keiner hat heute Probleme mit den Knochen o.ä. deswegen! Kinderärzte raten sogar zu iel Bewegung, ist wichtig für ein gesundes Wachstum und die koordinativen Fähigkeiten....hmmmm....


    Klar ließ ich meine Junghunde auch nicht unkontrolliert oder gar beabsichtigt springen, sie wurden lange aus dem Auto gehoben, Treppen wurden vermieden ("unnatürliche" Bewegungen eben). Aber die Zeiten von Spaziergängen mit kontinuierlichem Traben, Schnüffeln hier, Schnüffeln da, mal ne Toberunde und dann wieder eintöniges Traben haben wir nicht strikt "rationiert". keine "5-Minuten Regel", keine anderen Regeln, wir haben einfach geschaut, was der Junghund gut kann und braucht, gut auf ihn geachtet (Überforderung kann man mMn erkennen mit etwas Erfahrung), Pausen eingelegt und nicht jeden Tag die gleiche Strecke gelaufen, mal kurz, mal lang, mal "Langeweile Tag" mit nur Pipi und Kacka Runden, mal Tagsausflüge usw. Uns da immer wieder neu auf den heranwachsenden Hund eingestellt. Individuell und nicht nach Lehrbuch.
    Mit meinem Hund bis zum Abschluss des körpelichen Wachstums (ich vermute das war so mit 1 1/2) keine wirklich langen Gänge (auch mal mehrere Stunden) zu gehen hätte schlicht mit einem völlig unzufriedenem und auch schlecht bemuskeltem Hund geendet. Und wäre auch mMn einfach nicht artgerecht.


    Unsere Tierärztin (recht jung, vielleicht desegen nicht mit "altem" Wissen "belastet") hat unseren Umgang damit immer abgesegnet, kontinuierliches Laufen, schade keinem Junghund (mal vorrausgesetzt, dass man nicht bis heute 30 Minuten raus ging und morgen dann 4 Stunden los zieht, sondern der Hund da langsam rein wächst), das was auf Dauer schade, seien die ruckartigen, die Gelenke belastenden Bewegungen und selbst die seien in Maßen für einen gesunden Muskelaufbau und eine anständige Koordination eben auch wichtig (toben mit anderen HUnden zB). Kling logisch finde ich.
    Alf war mit 5 1/2 Monaten eine Woche mit uns in den Alpen wandern. Nach tierärztlicher Absprache und frühzeitiger gewöhnung an auch mal länmgere strecken. Wir waren jeden Tag sicher 6-8 Stunden unterwegs an der frischen Luft, haben regelmäßige Pausen gemacht, waren langsam. Der Junghund ist geklettert, getrabt, hat die Welt erkundet und den Spaß seines Lebens gehabt. Nachmittags war er natürlich müde, wir auch, aber der limitierende Faktor war sicher immer meine Kondition, nicht seine. Er hat Muskeln aufgebaut, wurde Koordinativ sichtlich besser, ganz zu schweigen von den Erfahrungen, die ihm keiner mehr nehmen kann und dem positiven Effekt auf unsere noch junge Beziehung zueinander damals. Zu keiner Zeit wirkte er überfordert oder körperlich erschöpft (merkt man bei ihm ganz gut, er wird dann hibbelig, gähnt, kann sich schlecht konzentrieren etc.). Klar muss man da gut auf den HUnd achten, muss felxibel sein, darf nicht übertreiben.


    Was will ich damit sagen?! Ich vermute, dass wir häufig zu viel schonen, aus Angst, etwas verkehrt zu machen, dem geliebten Tier wohlmöglich zu viel zuzumuten. Und dabei unterfordern wir sie glaub ich häufig, trauen ihnen zu wenig zu. Sie sind für Bewegung gemacht, warum schränken wir sie da so häufig so stark ein? Ein bisschen mehr Orientierung am natürlichen Aufwachsen eines jungen Hundes ohne Menschen wäre vielleicht häufig angebrachter (auch die machen kein Agility mit 6 Monaten oder springen drei mal am Tag ins Auto und wieder raus oder rennen 3 Stockwerke Treppen rauf und runter). Und ein individuelles Achten auf den jeweiligen Hund (natürlich auch immer rasseabhängig) wäre wohl besser, als sich schlicht an Regeln zu halten, die mal irgendwann jemand aufgestellt hat. Der eine kommt damit klar, der andere ist überfordert, der nächste lässt sich das eine oder andere nicht anmerken, fügt sich, aber ist er dabei glücklich? Und vor allem: ist es wirklich gesünder?


    Argumente wie "Lernt der Hund jung schon, viel raus zu gehen, will er immer mehr" sind mMn einfach Quatsch, dann müsste ich Dauerhibbel zu Hause haben, Alf ist aber ganz friedlich und kommt auch mal tagelang mit kurzen Runden aus. Ruhe lernen und raus gehen sind zwei unterschiedliche paar Schuhe.


    Und wer sagt nach Jahren, ob dieser eine Hund jetzt nicht auch Arthrose hätte, wenn er weniger gelaufen wäre (klar kann das sein und diese Fälle gibt es, aber sie sind sicher nicht die Regel)? Das sind eben einfach meistens genetische Dispositionen, die den Hund ohnehin irgendwann darunter leiden lassen würden. Nicht jeder Hund mit körperlichen Leiden ist als Junghund zu viel gelaufen. Und wenig laufen schützt eben auch vor all diesen Erkrankungen nicht.


    Soweit meine "Gedankengängen" dazu...


    Und damit mich hier keiner falsch versteht: ich rede von Spaziergängen, auf denen nicht ständig iwas geworfen wird (das wären durch rennen und schnelles ständiges bremsen wieder recht ungesunde Dinge) oder der Hund die ganze Zeit rennt wie bekloppt, sondern von chilligen Gängen im gemäßigtem Trab auf denen gemeinsam die Welt erkundet, mal iwo hoch geklettert wird oder der Untergrund wechselt, Tiere vorbei kommen, andere Hunde da sind und so weiter.


    Ich will auch nicht sagen, dass alle, die ihren Hund eine bestimmte Zeit nur eine ebenso bestimmte Zeit wenig laufen lassen, sondern einfach mal zum nachdenken anregen, weil ich vieles davon einfach unlogisch finde. Ich mag irren, ich bin weder Tierarzt noch sonst iwie qualifiziert, sondern denke einfach gerne mal um Ecken und darüber grübel ich einfach schon lange....


    Nun sind hier, während ich meinen Roman geschirebne hab, schon ein paar Beiträge aufgetaucht, die ähnlich darüber denken wie ich, bin gespannt auf den Austausch!

  • Ich denke, dass es bei jungen Hunde und deren Bewegungspensum eigentlich nur in zweiter Linie um den Bewegungsapparat geht. In erste Linie ist ein Hund der mit 6 Monaten täglich mehrere Stunden unterwegs ist, einer großen Menge Eindrücke und Reizen ausgesetzt. Die müssen verarbeitet werden, das braucht der Hund für seine gesunde "geistige" Entwicklung.


    Aber bei mehreren täglich unterwegs sein, fehlt letztendlich dann die Zeit, die Eindrücke zeitnah verarbeiten zu können. Zumal die Hunde dann auch oft aufgedreht und überreizt nach Hause kommen und gar nicht zur Ruhe kommen können. (Dann wird noch etwas "getrickst" oder so um den Hund "müde zu machen"...)


    Selbst wenn man immer den selben Weg gehen würde, so sind doch für einen Hund täglich neue Gerüche, Gegenstände, Begegnungen... da.

  • Zitat von flying-paws

    Wobei da auch immer die Frage ist, in welchem Alter man sich das anschaut. Meine Älteste hat das ja auch lange kompensiert und richtig "aufgebrochen" ist es erst als sie Richtung Seniorenalter ging..
    Natürlich gibt es auch Hunde, die das von der Konstitution wegstecken, wenn es eigentlich zu viel ist. Mir wäre das Experiment, ob meiner dazu gehört, allerdings zu "heiß". Ein gebranntes Kind scheut das Feuer...


    Ja das ist natürlich richtig.
    Die wenigsten würden ihren recht jungen Hund durchs CT schieben lassen, weil er morgens im Winter vereinzelt schwer hoch kommt oder alle paar Wochen tickt oder auch mal 2-3 Tage lahmt. Mich hat es aber stutzig gemacht, gerade auch weil sie sich absolut untypisch verhalten hat (allerdings hab ich sie fast 24h um mich rum und da fällt auch einfach mehr auf).


    Zitat von flying-paws

    Ich habe aber oft das Gefühl, dass das Maß an Bewegung und Beschäftigung, dass durch den Mensch verursacht wird, viel zu hoch ist, weil es eben auch viele Missverständnisse über das wirkliche Arbeitspensum (in diesem Fall im ersten Lebensjahr) eines Arbeitshundes gibt.


    *unterschreib*
    Wie oft habe ich schon das Argument gehört: "Das ist doch ein Border Collie (Australian Shepherd, Belgier, etc) und der muss ja viel beschäftigt werden und er braucht das ja auch (weil er sonst angeblich nicht zur Ruhe kommen würde..)"
    Mich macht das unendlich traurig, weil es zu Laseten des Hundes geht!

  • Also meiner Meinung hat das nix mit großem oder kleinem Hund zu tun. Kleine Hunde wollen genauso Bewegung wie große Hunde.
    Wenn die Hunde noch nicht ausgewachsen sind sollte man sowieso nicht sehr lange am Stück gehen


    Das sehe ich genau so... ;)

  • Meiner Meinung nach kommt es auf den einzelnen Hund an und auf die Lebensumstände.


    Mir würde nie einfallen, genau so und so viel Minuten mit dem Hund zu gehen. Das passt gar nicht in mein Leben, schließlich bin ich voll berufstätig und allein von der Zeit her geht das schon schlecht.


    Auch habe ich mir vorher Gedanken gemacht, was für ein Aktivitätsbedürfnis meine ausgesuchte Hunderasse haben soll. Und ich denke, es ist selbstverständlich, dass man immer ein Auge drauf hat, ob es dem Hund nicht zu viel wird, egal welchen Alters der Hund ist.


    Als meine Jack-Russell jung waren, hatten sie extrem Pfeffer im Hintern, allerdings wurden die schnell müde. Ich habe sie immer mit zum Stall genommen, mußte sie aber auch häufig auf ihrer mithenommenen Decke fest binden, damit sie eine Pause einlegten. Und auf meinen sehr häufigen Ausritten habe ich sie zu mir auf den Sattel genommen.


    Ansonsten kommen sie in den Garten, wobei der riesig ist mit Wäldchen, Teich, viel Unterholz, großer Wiese und allem möglichen.


    Pferde sind nicht mehr, jetzt habe ich ein Fahrrad und fahre gerne bei gutem Wetter so zehn bis zwanzig-Kilometer Runden, mit Hunde natürlich. Allerdings auch mit Hunde-Anhänger. Und Theo ist letztes Jahr auch schon mitgekommen, da war er etwa vier Monate alt. Mit Hunde im Hänger losgefahren und auf ruhigen Wegen kamen sie raus und durften laufen und ich zuckelte langsam hinterher. Theo war mehr im Anhänger als er gelaufen ist, ich habe sehr darauf geachtet, dass er nicht überfordert wird.


    Unser alter Jack-Russell hatte Spaß, dass er rennen konnte und der junge hatte Spaß, dass er was von der Welt sah und zwischendurch auch mal laufen konnte.


    Am Wochenende laufe ich gerne zu Fuß mit den Hunden lange Strecken, das Maß gibt jetzt Theo vor mit seinen nunmehr 14 Monaten. Meist sind es so zwei Stunden oder etwas mehr. Und auch Bambi kommt mit. Jetzt ist sie sechs Monate und solche Strecken schafft sie nicht. Ich trage sie halt, sobald ich was merke, kommt sie auf den Arm. Wir üben jetzt aber, dass sie auf meine Schultern kommt, meine Arme schmerzen sonst bei längerem tragen und ich wickel mir die Hunde immer um den Hals, wenn sie ermüden, so kann ich längere Strecken laufen, ohne schon auf Verdacht umkehren zu müssen.


    Letzten Endes geht es um meine Bedürfnisse, an das sich die Hunde anpassen müssen, ich habe die Hunde für mich gekauft. Allerdings habe ich ein sehr wachsames Auge auf ihre Befindlichkeiten!!

  • Es gab doch mal die Faustregel,dass man ungefähr 5 Minuten (am Stück) pro Lebensmonat mit einem Welpen/Junghund spazieren gehen kann.Wären bei einem 7 Monaten altem Hund ungefähr 35 Minuten.
    Weiß jemand bis zu welchem Alter die Regel gilt? Bis zum 1. Lebensjahr,oder?

  • Es gab doch mal die Faustregel,dass man ungefähr 5 Minuten (am Stück) pro Lebensmonat mit einem Welpen/Junghund spazieren gehen kann.Wären bei einem 7 Monaten altem Hund ungefähr 35 Minuten.
    Weiß jemand bis zu welchem Alter die Regel gilt? Bis zum 1. Lebensjahr,oder?


    Die Regel gilt meines Erachtens aber nur für Leinenspaziergänge. Würde ich mit meinem 6 Monate alten Rüden am Tag nur 30 Minuten unterwegs sein, würde ich 'nen Fips kriegen. Das sind dann 15 Minuten hin und 15 Minuten wieder zurück, da würde ich dann bis zum See kommen (und es damit so gerade eben vom Grundstück runter schaffen) und könnte wieder retour laufen

  • Das ist nicht pro Tag, sondern pro Spaziergang gedacht ;)


    Dennoch ich habe und werde mich nicht strikt daran halten, da man Stadtgaenge usw nicht in zb 35min erledigen kann.

  • Wenn das "nur pro Spaziergang" gemeint ist, führt das die Regel selbst ja aber irgendwie ad absurdum, solange Angaben dazu fehlen, wie viele Spaziergänge am Tag man denn tätigen sollte. Oder?

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