Qualzuchten

  • Viele ältere Rüden haben in der Regel schon genug gedeckt. Ist nicht zwangsläufig so, aber oft, dass bewährte Rüden gerne wieder angefragt werden, dann weiß man etwa wie er vererbt, er deckt sicher, usw. Ist für den Züchter das geringste Risiko, völlig logisch.

    Allerdings kommt der Punkt, wo man auch den Nachwuchsrüden mal eine Chance geben muss, sonst haben wir wieder den Popular Sire. Und wenn die erst mal 7 sind bis sie ihren ersten Nachwuchs haben ist er schon fast wieder zu alt, bis die erwachsen und einschätzbar sind.

    Egt ist kein Hund von der Abstammung her ein völlig unbeschriebenes Blatt. Da kann man viel ableiten wenn man die Verwandtschaft kennt und ein bisschen herumhört. Sowohl was der Hund mal bekommen kann als auch was er vererben könnte. Deshalb finde ich die Verpaarungen mit einem jungen, unerfahrenen Rüden zwar mutiger aber keineswegs schlechter. Irgendwer muss halt mal den Schritt gehen und es ist mir wirklich lieber, als wenn sie den x-ten Wurf mit dem einen (älteren) Rüden machen.

    edit: dazu kommt, dass die meisten Züchter nur ihre eigenen Rüden so jung einsetzen, also mit knapp 1 Jahr. Da gehe ich mal davon aus, dass die ihre Linie gut genug kennen um das Risiko abschätzen zu können.

  • Aber bezügl. Krankheiten wie Allergien und Krebs sind doch die Rüden ein mehr oder weniger unbeschriebenes Blatt. Wenn die z.B. mit 7 eine Allergie bekommen oder Krebs dann haste diese Tendenz schon vorher vererbt.
    Oder sehe ich das falsch?

  • Ihr hattet irgendwo gefragt, ob man nicht mal Insiderwissen eines Mopszüchters haben kann. Habe mich da gemeldet, aber nachgefragt hat keiner. Eigentlich schade, aber da ich ja dumm bin, werde ich mich jetzt ebenfalls hier rausziehen.
    Grüße von der ehemaligen Zuchtbuchstelle.

    Do you believe in dog?: What the pug is going on?

    Warum? Warum lässt du sowas in die Welt setzen? Und ist dieser extremst kurzschnäuzige Mops auf dem Profilbild aus deiner Zucht?

  • Aber warum?

    Also klar vielleicht nen Deckakt in jüngeren Jahren (aber auch dafür sollte meiner Meinung nach der Hund erwachsen sein) und wieso nicht dann pausieren, bis man die Entwicklung bei Nachwuchs und Rüde sieht und dann eher im Alter wieder einsetzen.

    Oder funktioniert das wegen zuwenig genetisch geeignetem Material nicht? Habe keine Ahnung, also wirklich eine ernste Frage.

    Ich finde 2 Jahre viel zu früh, warum nicht 4 Jahre für den ersten Deckakt, reicht immer noch, Kopf und Körper sind komplett fertig. Und dann erst wieder später einsetzen, wenn der Rüde wirklich älter ist.

  • Naja, das ist doch der Vorteil der Abstammungsnachweises. Man kann die Ahnen durchforsten und nachforschen. Bei uns wird sowas zB. durchaus in die Database eingetragen, wenn der Hund starke Allergien hat. Auch der Tod und die Todesursache wird in der Regel eingetragen, man weiß also auch wie alt die wurden. Wenn du einen Rüden hast, dessen Onkels/Tanten (oder noch ältere Generationen) das gehäuft vorkommt, dann musst du damit rechnen, dass er das ggf. selber trägt, egal ob das bei ihn im Laufe des Lebens ausbricht oder nicht.

    Letztendlich muss ich aber dazu sagen, dass keine Linie frei von irgendwelchen Mängeln ist, zumindest ist das mein Eindruck. Die eine hat neurologische Schwächen, die andere neigt mehr zu Krebs, die andere ist zwar langlebig aber es kommt SDU vor, etc.
    Die Kunst ist, einen Partner zu wählen, der die Schwächen nicht multipliziert sondern ausgleicht, also einen möglichst weit entfernten, passenden Partner. Und Rüden nicht zu oft zu verwenden, damit sich diese Schwächen nicht in der Population festigen.

    Theoretisch einfach, praktisch hängt viel davon ab, wie sehr die Leute dahinter sind die Daten ihrer Hunde einzutragen. Und natürlich muss der Züchter wissen was er tut.

    Nur ältere Rüden zur Zucht einzusetzen finde ich daher nicht die Lösung. Selbst wenn sie nie eine Allergie entwickelt haben bzw. augenscheinlich gesund sind, können sie das durchaus weiter geben, wenn sie auf die entsprechende Hündin treffen.

    So zumindest das, was ich aus meinen Züchterkreisen mitgehört hab. Da gehen aber sicher auch die Meinungen außeinander ;) Ich persönlich finde es ok Rüden ab 2 Jahren einzusetzen und hab Respekt vor denen, die sich trauen zu einer "Jungfrau" zu fahren. Zu den erfahrenen Rüden, die mit 6 schon 5 Würfe haben, fahren auch so noch genug.

  • Kann leider nicht mehr editieren:
    Bei uns ist es tatsächlich aktuer Rüdenmangel, der zu vielen (jungen) Deckakten führt :ka: Alles was älter als 6 ist hat entweder noch gar nicht gedeckt (und das hat oft einen Grund) oder schon 5-8 mal, dann reichts aber auch.

  • Naja, das ist doch der Vorteil der Abstammungsnachweises. Man kann die Ahnen durchforsten und nachforschen. Bei uns wird sowas zB. durchaus in die Database eingetragen, wenn der Hund starke Allergien hat.

    Sind diese Datenbanken öffentlich? Wenn nicht dann warum eigentlich nicht? Zumindest ist das aus meiner Sicht schon mal besser als bei den anderen.
    Woran ich Anstoß nehme ist "starke Allergie". Ich kenne mittlerweile so viele Hunde die Juckreiz bekommen und wo das dann nach dem Futterwechsel weg geht. Das ist für mich eine Allergie und sei sie noch so leicht - da ist das Immunsystem kaputt.
    Zu DDR Zeiten hat es das nicht gegeben sagt man - da ging man zum Impfen zum Tierarzt und zuletzt zur Euthanasie (wobei solche Aussagen mit Vorsicht zu genießen sind).

    Zitat


    Auch der Tod und die Todesursache wird in der Regel eingetragen, man weiß also auch wie alt die wurden. Wenn du einen Rüden hast, dessen Onkels/Tanten (oder noch ältere Generationen) das gehäuft vorkommt, dann musst du damit rechnen, dass er das ggf. selber trägt, egal ob das bei ihn im Laufe des Lebens ausbricht oder nicht.

    Ja ist klar aber Konsequenzen hat das keine oder? Und in Zeiten von Apoquel kann man das ja behandeln ... ich mein ja nur ;-)

    Zitat


    Letztendlich muss ich aber dazu sagen, dass keine Linie frei von irgendwelchen Mängeln ist, zumindest ist das mein Eindruck. Die eine hat neurologische Schwächen, die andere neigt mehr zu Krebs, die andere ist zwar langlebig aber es kommt SDU vor, etc.
    Die Kunst ist, einen Partner zu wählen, der die Schwächen nicht multipliziert sondern ausgleicht, also einen möglichst weit entfernten, passenden Partner. Und Rüden nicht zu oft zu verwenden, damit sich diese Schwächen nicht in der Population festigen.

    Ja glaube ich gern. Wird es den tendenziell bei den Linien schlechter mit den Mängeln über die Jahre oder verbessert es sich auch?

    Zitat


    Theoretisch einfach, praktisch hängt viel davon ab, wie sehr die Leute dahinter sind die Daten ihrer Hunde einzutragen. Und natürlich muss der Züchter wissen was er tut.

    Wohl den Züchtern die Fachwissen haben, selbstkritisch sind und engagiert.

    Zitat


    Nur ältere Rüden zur Zucht einzusetzen finde ich daher nicht die Lösung. Selbst wenn sie nie eine Allergie entwickelt haben bzw. augenscheinlich gesund sind, können sie das durchaus weiter geben, wenn sie auf die entsprechende Hündin treffen.

    Ist richtig. Es geht ja hier aus meiner Sicht auch nicht um kurzfristige Erfolge sondern um Sachen die sich erst in einigen Generationen positiv auf das Gesamtbild auswirken.
    Klar wenn die "Erbgänge" für verschiedene Krankheiten vorhanden sind, welche aber nicht ausbrechen ist bei "richtiger" Verpaarung die Sauce angerichtet - egal wie alt die Tiere sind.
    Aber man selektiert halt auch auf tendenziell ältere und damit vitalere Tiere die dann im Endeffekt auch gesünder sein müssen (das man keine alten kranken Hunde zulässt versteht sich von selbst).

  • Zuerst ein kleiner Exkurs:

    Früher war nicht alles besser aber da werden die wenigsten Züchter sich in den Zug gesetzt haben (also damals wo es noch keine Autos gab ) und von a ins 500 Kilometer entfernte b reisen bloß um die Hunde auszustellen.

    Kommt darauf an, wann 'früher' war, aber wenn wir von der klassischen Hundeausstellung sprechen, die es in dieser Form seit 1859 gibt, dann sind die Leute sehr wohl sehr weit (und weiter, als Du hier aufführst) gefahren um ihre Tiere auszustellen - und zwar von Anfang an. Das 19. Jahrhundert läutete die Ära der allgemeinen Mobilität - auch für die ärmeren Schichten - ein. Politiker, Wohlhabende, Adelige und Gelehrte (und deren Bedienstete) sind allerdings seit der Antike oft und weit gereist.

    Hundeausstellungen sind die Erfindung einer Klasse, die Land, Musse (heute würde man sagen: Freizeit) und Geld genug hatte, um sich mit der systematischen Hundezucht zu beschäftigen. Nur wer sich auf die eigene Herkunft etwas einbildete, konnte auf die Idee kommen, dass so etwas auch für den besten Freund des Menschen anzuwenden wäre. So schaffte man, ganz nach englischem Gesellschaftsvorbild, auch bei den Hunden eine angebliche Oberschicht (die, wie die Königshäuser Europas, oft viel zu eng miteinander verwandt war).

    Relativ schnell fand aber auch der 'kleinere Mann', dessen eigene Abstammung vielleicht nicht ganz so lupenrein war, wie er das gerne gehabt hätte, Gefallen am Rassehund. Rassehunde konnten gegen das nötige Kleingeld erworben werden und waren plötzlich (im Gegensatz zu etwa hundert Jahren früher) erschwinglich. Rassehunde wurden zum Statussymbol, deren edle Abstammung vielleicht die eigene, möglicherweise eher unaufregende Herkunft wett machen konnte. Besser noch, man konnte auch als wenig Privilegierter plötzlich aktiv in die Geschichte der 'Veredelung' (lies: Inzucht) dieser Rasse eingreifen und sie mitbestimmen. Insofern ist die Rassehundezucht und ihre Entstehung eine äusserst interessante Thematik, weil sie in einer stark klassenorientierten Gesellschaft wie England plötzlich erlaubte, dass jeder, der sich einen Rassehund leisten konnte, im gleichen Ring stehen durfte.

    Aber nicht nur Menschen reisten, sondern auch Hunde. Königin Viktoria reiste mit ihrer Hundeschar jeweils von London nach Balmoral und von da wieder zur Isle of Wight. Durch die neugefundene Liebe der Engländer zu den Alpen wurde alles, was irgendwie nach Bernhardiner aussah, sofort nach England exportiert und dort zur heute bekannten Groteske 'veredelt'. (Dickens erhielt von einem Schauspielerfreund einen Berhardiner, dessen Eltern mit einem Paar Gämsen aus der Schweiz importiert wurden). Neufundländer und Labradore wurden (sobald man die Rasse 'entdeckt' hatte), ebenso aus Kanada mitgebracht, wie Hunde aus allen anderen möglichen und unmöglichen Teilen der Welt. Auf der Jungfrau (dem Berg in der Schweiz) hielt und züchtete man bis vor Kurzem noch mit den direkten Nachkommen von Amundsens Grönlandhunden...

    ..und Züchter von diversen brachyzephalen Rassen sind schlicht und ergreifend dumm...aber nicht geldgierig

    Können wir uns auf 'häufig uninformiert', 'oft desinteressiert' und 'manchmal der Realität nicht ins Auge sehen wollend' einigen? Ich denke, 'dumm' ist hier nicht hilfreich.

    Gegenfrage: wer die Hundezucht hobbymäßig betreibt und sorgfältig vorgeht: kann der überhaupt nenneswert daran verdienen?

    Die Frage ist halt auch, ob 'Hobbyzucht' etwas wirklich Erstrebenswertes ist. 'Liebhaber' kann man auch mit 'Amateure' übersetzen und diese sind nun eben keine Profis. Ich wage zu behaupten, dass es sogar oft gerade diese angeblichen 'Liebhaber' einer Rasse sind, die mit ihrer Hobbyzucht viel Schaden anrichten. Klar, in der heilen Welt des Dogforums scheint das die Idealform der Hundezucht zu sein, aber wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und die Rasse auf seine eigene Art und Weise zu 'verbessern' sucht und ein eigenes Zuchtziel definiert, ist eben nichts gewonnen.

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