Jagdtrieb und Schleppleine

  • Mein Schäferhund steht nicht vor, der rennt sofort los, wenn er etwas sieht und glaubt mir, ich kann meinen Hund lesen.


    Nach Jahren Schleppleinengwirrwarr habe ich es aufgegeben.
    In unserem Altbekannten Gassigebiet lasse ich ihn ohne Leine laufen, allerdings muss er in einem Radius von ca. 2 - 3m bleiben.
    Es kommt vielleicht ein, allerhöchstens zwei mal im Jahr vor, dass er hinter einem Reh hinterher rennt und das für nicht mehr als eine Minute und da bin ich ganz ehrlich, für dieses eine mal im Jahr, laufe ich nicht täglich mit der Schleppleine mit ihm, sondern nehme das hin, auch wenn ich es der Rehe wegen nicht gerne tue.
    Mein Glück ist, dass er Sichtjäger ist und er auf den Bewegungsreiz geht (genauso bei Katzen, Kaninchen, Eichhörnchen, ...). Stehen die Rehe bewegungslos, weit genug weg auf dem Feld, rennt er nicht hin.
    Dieses Jahr hatten wir die Situation einmal, da stand das Reh aber auch direkt auf dem Weg, wenige Meter von uns entfernt.


    In unbekannten Gebieten lasse ich ihn auch ohne Leine laufen, wenn es nicht Wildreich ist.

  • Zitat

    Hab mal noch ne Frage: Haltet ihr die Schleppi fest, oder darf sie euer Hund hinter sich herziehen, die Meinungen gehen da ganz schön auseinander.


    Bei uns gibts nur noch die Variante Schlepp oder offline. :smile:
    Will heissen an Tagen wo Hund konzentriert bei der Sache, mir zugewandt und verlaesslich ist gibt es offline Freiraum.


    An Tagen wo sie durch den Wind, direkt auf Jagdmodus, aufgedreht, schnell abgelenkt oder angespannt ist gibt es Schlepp. Schlaufe in der Hand, zu- und abnehmen damit kein grosser Anlauf moeglich sein kann und immerwieder Ansprache von mir, damit das Koepfchen zuhoert und beim Jagen gestoert wird.
    Schleifen lass ich an solchen Tagen nicht, ebenso nicht in sehr wildreichem unuebersichtlichem Gebiet oder in der Naehe von Strassen.
    WENN sie abduesen sollte DANN nuetzt mir auch die schleifende Schlepp nichts, weil ein Schlepp-Tag bei uns ein unsicherer Tag ist.


    Hat sie einen gut Tag ist inzwischen Verlass auf sie. Hat aber auch 11/2 Jahre kontinuierliche, taegliche Arbeit gekostet.

  • Zitat

    Haltet ihr die Schleppi fest, oder darf sie euer Hund hinter sich herziehen,


    Ich habe sie immer festgehalten, denn wenn der Hund mit der SL durchgeht, ist die Gefahr groß, dass der Hund sich irgendwo verheddert und nicht mehr frei kommt.
    Allerdings habe ich immer nur so viel Leine frei gegeben,wie Atti gerade brauchte, d.h. war er neben mir, hatte er vielleicht 1,50m Leine zur Verfügung. Ist zwar für den HH nervig, weil er ständig die Leine wickeln muss,hat aber den Vorteil, dass, wenn der Hund durchstartet, er nie einen langen Anlauf hat und voll in die Leine brettern kann

  • Wir gehen auch nur mit Schlepp (je nach Gebiet 10 oder 20 Meter) wegen des Jagdtriebs unseres spanischen Husky-Irgendwas-Mixes.
    Aber mir ist auch noch nie ein anderer HH mit Schlepp begegnet... Entweder Flexi, normale Leine oder nix dran. Keine Ahnung woran das liegt?

  • Im Park bin ich nicht die einzige mit Schlepp,sind sogar recht viele...im Stadtgebiet auf größeren Wiesen bin ich die einzige weil wir den Rückruf dann immer trainieren.

  • Ich muß mal ein Erfolgserlebnis loswerden....


    Waren heute mit Schleppi im Wald. Er durfte sie hinter sich herziehen. Auf einmal läuft uns ein Reh über den Weg (ca. 20 m entfernt). Er ist nicht losgedüst, sondern blieb ruhig bestimmt 30 sek. stehen (ich hab die Schleppi natürlich dann sofort festgehalten).


    Da läßt sich doch mal mit arbeiten. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er ohne Schleppi losgedüst wäre, gesehen hatte er das Reh auf alle Fälle. Wobei als wir dann direkt an der Spur vorbeimußten, war er nicht mehr ansprechbar.


    Jetzt sollte ich es nur noch hinkriegen, daß er auch ohne Leine stehenbleibt, daß ich ihn anleinen kann. Aber ob man das hinkriegt???


    LG Sabine

  • Das ist doch super!


    Ich lasse bisher die Schlepp nicht los, Janosch startet manchmal unvorhersehbar los, so schnell kann ich nicht reagieren. Wir arbeiten zur Zeit am Stopp und Sitz bei größeren Reizen. Ob er bei flüchtendem Wild stehen oder sitzen bleiben würde, bezweifle ich aber es wird immer besser.

  • Ich sehe auch öfter HH mit Schleppleine, allerdings sind das idR Sichtjäger und keine Jagdhunde, die sich ihr Wild aufstöbern und reißen. An die Schlepp gehören sie natürlich auch mit unkontrollierbarem Hetztrieb, daher finde ich das sehr gut! :gut: Ich kann auch nicht verstehen, wie man seinen Hund einfach hetzen lassen kann.


    Kleine Anekdote... Sauenjagd im Revier, wir waren zu zweit, ich habe begleitet. Es war schon echt dunkel, scheinbar sind aber selbst da noch Leute im Wald unterwegs, was die Lage aber auch zulässt. Auf einmal raschelt es im Gebüsch und man sieht im Dunkel nur noch was großes schwarzes aus den Büschen kommen (wenn man im Hinterkopf hat, dass es um Sauen geht...). Das Gewehr war schon entsichert und angesetzt, da sieht der Pächter im letzten Moment noch, dass es sich um einen großen, schwarzen Hund handelt! :muede: Irgendwann kam auch der dazugehörige Mensch, den man zwar nicht gesehen, aber rufen gehört hat. Hundi hat sich dann irgendwann auch dazu entschieden, nach ein bisschen rumschnüffeln, zu Herrchen zurück zu kehren. Das wäre um ein Haar schief gegangen. Da wir den Hund nun schon mehrfach alleine rumstreunen gesehen haben (laut Herrchen nach Hetz), gab es danach einen riesen Anschiss. Niemand hätte sich verzeihen können, diesen Hund zu erschießen! :fear:


    Unter den Jagdhunden, die ich kenne, sind kaum Hunde, die hetzen oder eigenständig stöbern gehen. Das ist vielleicht auch eine Sache der Erfahrung, die Hunde (vorrangig Meutehunde, Dackel und Vorsteher) sind alle in jagdhunderfahrenen Händen und viele werden im Gebrauch geführt. Zwei Gebrauchshunde sind mir bei Treibjagden untergekommen, die permanent an der Leine geführt werden, weil sie sonst weg sind. Meiner Meinung nach aber auch schlampig ausgebildet.
    Grundsätzlich gilt: Je besser ein Jagdhund veranlagt ist, desto besser kann man ihn arbeiten (und kontrollierbar machen). Eigentlich sind grade die sehr gut veranlagten Jagdhunde dazu prädestiniert, mit ihnen zu arbeiten. Sprich es bedeutet Aufwand, aber wenn man es richtig macht, ist der Jagdtrieb (der übrigens je nach Ablauf beim Stöbern oder Vorstehen beginnt, bei einfach Sichtjägern eben bei Wildsichtung) sehr gut kontrollierbar. Die Hunde sind idr nicht dazu gezüchtet, völlig unabhängig von ihrem Halter zu jagen, sondern nur in Zusammenarbeit. Die einen mehr, die anderen weniger. Mit Antijagdtraining habe ich keine Erfahrung, kann mir allerdings auch nicht vorstellen, danach zu arbeiten. Ausbildung finde ich da sinnvoller beim Jagdhund.
    Bei meinen Hunden habe ich einfach vorhandene Anlagen gefestigt und in Ausbildung kanalysiert, dadurch wurden die Hunde sehr zuverlässig. Bei einem reinen Sichtjäger, der in dem Sinne keine Anlagen mitbringt, die für den Gebrauch gewollt angezüchtet werden, würde ich ein Alternativverhalten aufbauen.


    Bei vielen Haltern, die Hunde mit Hetztrieb außer Kontrolle haben, habe ich das Gefühl, dass einfach von vorne herein einiges nicht gemacht wurde bzw. falsch, idR aus Unwissenheit. Allerdings bezieht sich das schon wirklich eher auf die "reale Welt", wo Menschen oft deutlich weniger informiert und interessiert sind als hier im Forum. Da wird nicht nur einiges "übergangen", "vergessen", "falsch" oder "inkonsequent" gehandhabt, sondern es herrscht eben auch die Mentalität vor, dass so 'ne kleine Hetz ja nicht so schlimm ist, schließlich stöbert der Hund nicht kilometerweit und reißt dann. Selbst das wäre vermutlich egal, Hauptsache er kommt wieder heim. Dementsprechend fehlt da auch oft die Schlepp, die dringend notwendig wäre. Aber wie gesagt treffe ich hier auch immer mal wieder einen HH (mit Verstand), der auch zeitweise eine Schleppleine benutzt.
    Eine Halterin aus der Nachbarschaft führt ihren Hund je nach Wetterlage an der Schlepp. Wenn es nicht nass ist (und Schleppi nicht nass und dreckig), kommt der Hund an die Schlepp. Wenn nicht, darf er halt hetzten und erwischt ab und an mal einen netten Fasan... :muede:

  • Zitat

    Jetzt sollte ich es nur noch hinkriegen, daß er auch ohne Leine stehenbleibt, daß ich ihn anleinen kann. Aber ob man das hinkriegt???


    Klar Sabine, das bekommt man hin, doch werde nicht gleich übermütig. Wenn das ein paar Mal so klappt wie jetzt, kannst Du es versuchen.

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