Leckerli- Erziehung Heute und Früher......

  • Zitat


    Selbst ich hab in der Anfangszeit noch gelernt: Warten bis der Hund wegschaut und dann mit einem lauten Befehl und kräftigen Leinenruck in die andere Richtung gehen, so lernt der Hund aufmerksam zu sein....


    Das Thema positive Bestätigung kam deutlich später


    Ja, kenne ich auch noch so... Warten, bis der Hund einen Fehler macht und dann kräftig rucken oder Hund aufs Kreuz legen. Und das ist noch keine zwanzig Jahre her.


    Nicht gestraft, war Lob genug...

  • Ich hab gehört, wie früher der Slalom beim Agility aufgebaut wurde:


    Sla- Leinenruck- lom
    Sla- Leinenruck- lom


    Heutzutage weiß man glaub ich einfach mehr zum Thema Erziehung, mal sehen wo wir dann in 30 Jahren sind :smile:

  • Ich denke auch das sich die Zeiten und die Meinungen über das Lernen und Zusammenarbeiten einfach ändern.


    In meiner weit zurück liegenden Familie hatten die Hunde immer eine Aufgabe: Das Haus bewachen. Es wurden Schäferhunde (oder Mixe daraus) gehalten, die das ganze Leben im Hinterhof Wache halten mussten. Es gab weder groß Ansprache, noch gab es Leckerlies oder sowas. Der Hund war da für einen Job, für nichts anderes.


    Vor 25 Jahren habe ich einen dieser Abkömmlinge kennen gelernt. Auch er lebte sein Leben lang in diesem Hinterhof, es wurde sich aber schon mehr Gedanken um seine Fütterung gemacht, er konnte Kommandos, bekam mehr Ansprache.


    Heute hält die Familie keine Hunde mehr.


    Ich weiß von Boxern (also die Hunderassen) in der Familie, die besser gefüttert und versorgt wurden als die anderen Familienmitglieder.


    Ich habe ja schon als Kind alle Bücher bzgl. Hundeerziehung gewälzt die ich in der öffentlichen Bücherei (ja, bin auch ohne Internet aufgewachsen) in die Hände bekommen habe. Und ich erinnere mich, dass ich schon damals keins davon wirklich toll fand. Denn sie waren alle darauf ausgelegt: Warten bis der Hund einen Fehler macht, Fehler strafen. Ausbleiben von Strafe = Lob. War nie meins.


    Allerdings heißt es nicht, dass meine Hunde ständig vollgekekst werden. Erst muss Leistung erbracht werden, die wird dann gelobt. Bedeutet auch, das Anfangs mehr Kekse fließen, später weniger. Bei meinem Rüden könnte ich auf Kekse auch verzichten. Ein Ball würde reichen.


    Körperliche Zuneigung ist bei uns körperliche Zuneigung. Entkoppelt von Belohnung. Denn wenn meine Viecher arbeiten, sind sie für körperliche Zuneigung nicht zugänglich.
    Verbale Zuneigung erhalten sie bei jeder gut erledigten Aufgabe.

  • Zitat

    Intersessant finde ich die verbreitete Ansicht: Wer nicht mit Leckerlis erzieht, der tut es garantiert über Strafen!


    Einen Mittelweg scheinen die meisten nicht zu sehen......


    Ja. Das schockt mich hier im Thread grade ein wenig.


    Kaum sagt man "Keine Leckerlies" kommen gleich Strafen...
    Mein erster eigener Hund, das ist ja nun auch schon bald 25 Jahre her. Aber schon davor habe ich im Tierheim geholfen, damals ging das noch als Kind.
    Schläge? War kein Allheilmittel, das heftigste war ein Schlag auf die Kruppe wenn der Hund völlig abschaltete. Da kannte man halt die Distanzforderung noch nicht, bzw dachte nicht daran nen Umweg von 20 Metern zu gehen nur weil die Hunde pöbelten.
    Stachler? Trugen einige Hunde, aber vielleicht ein Viertel aller Hunde die ich kannte? Und ich red hier vom Dorf, da liefen viele Hunde rum.


    Die waren auch nicht alle unerzogen.
    Und Streuner auch nur wenige, es wurde auch von vielen Bauern Wert drauf gelegt das der Hofhund eben auf dem Hof blieb.


    Aber sie waren nicht rundumbespaßt, wie heute.
    Es wurde nicht jeder Pups analysiert, diskutert und zerredet mit zig Leuten (Hundeschule 1, Trainer 2, Forum 1-4...)
    Die Hunde waren da, wurden liebgehabt und liefen eben so mit. Die freuten sich über jede Zuwendung, weil sie eben davon nicht besonders viel bekamen.
    Die Leinenführigkeit war den meisten egal, das Hallo sagen an der Leine war normal, das man pöbelnde Hunde weiterzog war auch normal.
    Da wurde von keiner Seite ein Faß aufgemacht, man ging weiter und gut wars.


    Die "gute alte Zeit" war nicht in allem schlechter. Aber auch nicht besser oder glorienreich.
    Es ist einfach nur die Vergangenheit, die übrigens schon mehrfach gezeigt hat das Dinge die neu sind nicht unbedingt besser sind.

  • Die Hunde in meinem Dorf (mit denen ich spazieren gehen durfte, da meine Eltern mir keinen eigenen erlabt haben), waren alle Familien-Mitglieder, sie wurden bei Krankheiten zum Tierarzt gebracht und kostenintensiv behandelt, wenn es notwendig war. und liebevoll gepeppelt und gepflegt. Sie gingen an der Leine und viele von ihnen auch offline.


    Es gab einige wenige wirklich aggressive unter ihnen, (meist Rüden, die jeden anderen Rüden verspeist hätten), die blieben an der Leine.


    Sie waren Hunde, wie heute auch die meisten.


    Es gab allerdings bei niemandem Leckerlies!
    Ich habe nie, wenn ich einen Hund zu Hause abholte, einen Beutel mit Käsewürfel in die Hand gedrückt bekommen, die Hunde kannten so etwas auch schlichtweg nicht.


    Aber KEINER von ihnen wurde verprügelt oder lief mit Stachler oder wurde permanent geruckt, sie liefen einfach mit.


    Allerdings war es auch noch nicht so, dass einem an jeder Ecke eine Terror-Töle zwischen die Beine rannte oder Tutnixe um einen herum sprangen.
    Die Hundedichte war sehr viel geringer.


    Mein "früher" ist übrigens 30 -40 Jahre her!

  • Mein Uropa hatte den Ruf weg, mit Tieren sehr gut zu können. Er war halt echt ein Lieber und hat nicht die um ihn herum recht übliche Lob-und-Straf-Erziehung gemacht, nämlich die mit viel/harter Strafe und max. Lob. Er hat wirklich von Herzen gelobt und sich gefreut, wenn's klappte und hat auch durchaus Wurst für einen Trick springen lassen. Dennoch glaube ich nicht, dass er einen Hund vom Wild abrufen gekonnt hätte. Sowas hat er auch nie geübt. Generell gab's wenig Hunde ohne Job. Und die ohne Job konnten normaler Weise nix - außer dem Uropa hat ihnen Quatsch beigebracht. :)


    In der Generation danach lief es ähnlich, aber es gab schon eher mal reine Just-for-fun-Hunde, aber auch wenig.


    Bei meinen Eltern war dann schon viel weniger Strafe bzw. viel weniger harte Strafe allgemein verbreitet, die Zeitung war noch sehr üblich, aber Hundeprügeln war schonverpönt. Allerdings hat's mit der Belohnung oft noch etwas gehapert - Lyoner für's Nettgucken und ein kleines Lob für den Rückruf, so in etwa. ;) (Wobei ich nix gegen Lyoner fürs Nettgucken habe eigentlich...)


    Was aber auch gern vergessen wird:
    In der Generation meiner Urgroßeltern und Großeltern war es absolut üblich, Hunde zu töten, die nicht so funktionierten, wie man das gern gehabt hätte. Mehrfach wildern-> tot. Einen gebissen. -> tot. (Außer der Hund war Wachhund oder Jagdhund oder hatte einen Wert dieser Art. Oder gehörte entsprechend "gestellten" Leuten.) Immer abgehaun und Hühner gekillt. -> tot. Es gab wenig Leute, die da anders vorgingen.


    Bei meinen Eltern war man dann nicht mehr ganz so locker bei der Hand mit der Spritze (oder dem Spaten oder der Kugel). Aber auch da war ein Hund im Vergleich zu jetzt recht schnell getötet. Nicht mehr wegen Wildern, aber wegen beißen schon.
    Bei Beißereien unter Hunden oder Leinengeprolle war man allerdings viel weniger echauffiert - wenn auch nicht begeistert. Und es gab nicht die Vorstellung, dass alle sich lieb haben und alle jedem "Hallo sagen" gehen in freundlicher Spiellaune. Da kam dann eben die Leine dran, wenn ein Hund in Sicht kam, den man nicht kannte.

  • Das stimmt natürlich, man kann auch ohne Leckerlie belohnen. Kein Zweifel! Ich würde nicht den Umklehrschluss machen: keine Leckerlie geben heisst nur Strafe einsetzen. Das ist nicht gemeint.


    Es geht hier aber um die "gute alte Zeit" - und da wurde mehr gestraft als belohnt. Zumindest erinnere ich das so, und wer etwas ältere Hundeerziehungsratgeber liest, wird das auch so wiederfinden.


    Futter ist der für den Trainer/HH einfachste und unkomplizierteste, wenn auch nicht automatisch der beste Verstärker. Es gibt Menschen, die können durch ihre Ausstrahlung, innere Stärke und die Sicherheit, die sie dem Hund geben mehr belohnen, als ein anderer mit nem Sack voll Leckerlie. Und selbst solche Menschen können durch den richtigen Einsatz !! von Futterlob oft noch mehr erreichen, als ganz ohne.
    Der richtige Einsatz von Futter kann viele Türen öffnen. Aber Bestechung, wie schon oft geschrieben, ist halt nicht der richtige Einsatz - wobei Locken mit Futter durchaus ein erster Schritt sein kann, ein neues Verhalten erst mal hervorzulocken, um dann schnell zum Belohnen überzugehen, und die Belohnung dann variabel zu gestalten und schrittweise abzubauen.


    Die wirklich guten Leute die ich kenne, lehnen gar nichts kategorisch ab (mal abgesehen von sinnlosen oder brutalen Strafen), sondern gehen den Weg, der zum Hund und zur Situation am besten passt. Trainer, die mit jedem Hund/Mensch Gespann genau gleich arbeiten, überzeugen mich eher weniger.

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    Was aber auch gern vergessen wird:
    In der Generation meiner Urgroßeltern und Großeltern war es absolut üblich, Hunde zu töten, die nicht so funktionierten, wie man das gern gehabt hätte. Mehrfach wildern-> tot. Einen gebissen. -> tot. (Außer der Hund war Wachhund oder Jagdhund oder hatte einen Wert dieser Art. Oder gehörte entsprechend "gestellten" Leuten.) Immer abgehaun und Hühner gekillt. -> tot. Es gab wenig Leute, die da anders vorgingen.


    Bei meinen Eltern war man dann nicht mehr ganz so locker bei der Hand mit der Spritze (oder dem Spaten oder der Kugel). Aber auch da war ein Hund im Vergleich zu jetzt recht schnell getötet. Nicht mehr wegen Wildern, aber wegen beißen schon.
    Bei Beißereien unter Hunden oder Leinengeprolle war man allerdings viel weniger echauffiert - wenn auch nicht begeistert. Und es gab nicht die Vorstellung, dass alle sich lieb haben und alle jedem "Hallo sagen" gehen in freundlicher Spiellaune. Da kam dann eben die Leine dran, wenn ein Hund in Sicht kam, den man nicht kannte.


    Den Punkt darf man denke ich auch nicht vergessen...


    Haben die Rüden sich mal die Köppe eingeschlagen, war das kein besonderes Drama.
    Das war halt so. Man hat die Hunde zum Tierarzt gebracht, hat sich gemerkt, wer mit wem nicht kann und ist sich aus dem Weg gegangen. Da hat man nicht groß auf Spieltreffen gesetzt und ist auch nicht zum Sozialtraining gegangen, wenn der eigene Hund den Nachbarsrüden blöd fand.


    Und wenn Hund dauerhaft Ärger gemacht hat, kam im Garten halt die Kette dran.
    Hat der Hund gewildert, hat man auch nicht Antijagdtraining gemacht, sondern meistens damit gelebt, bis der Jäger den Hund erwischt hat oder er zu alt dafür war.

  • Zitat

    Es geht hier aber um die "gute alte Zeit" - und da wurde mehr gestraft als belohnt. Zumindest erinnere ich das so, und wer etwas ältere Hundeerziehungsratgeber liest, wird das auch so wiederfinden.


    Und man findet ähnliche Tips auch in modernen "Ratgebern".
    Früher wie heute gab es Leute und es wird sie auch hoffentlich morgen noch geben die sagen "Lies es, aber denk mit."


    Meine Großmutter, ein junger Teenie im Krieg, also eine Generation die durchaus als "hart" verschrieen ist, strafte mit der Zeitung weil sie es so gelernt hatte. Sie hat dabei mehr gelitten als der Hund und brauchte dennoch eine Weile ehe ich sie davon überzeugen konnte die Zeitung wegzulassen.
    Ich war ja "nur ein Kind" und im Endeffekt habe ich da wirklich ein Riesenfaß aufmachen müssen, bis hin zur Drohung das ich den Hund nehme und weglaufe... Als sie mich auslachte bin ich am nächsten Abend einfach 2 Stunden später heimgekommen.
    Der Ärger wars wert, danach war die Zeitung Geschichte.


    Aber diese "Schläge mit der Zeitung"... Das kann man nicht Schläge nennen. Sie hat die Zeitung extra so gefaltet das es klatschte, wenn sie damit schlug. Der Schlag selber hätte höchstens ne Mücke gekillt, wenn überhaupt.
    Nur wenn mans nicht besser weiß und mit "Das muss so" aufgewachsen ist...


    Heute gibts soviele Möglichkeiten sich zu informieren und die "Das muss so!" werden dennoch wieder mehr. Da wird getreten, gewürgt, verunsichert und mehr, alles in neuer Verpackung.
    Ja ja, die "schöne neue Zeit"....


    Es gab früher Leute die ihre Hunde auf gute Weise erzogen und es gibt sie heute.
    Die Idioten, na, die gibts leider auch immer noch. Leider.

  • Ein Bekannter erzieht seinen Hund so wie mein Opa früher seine Hunde erzogen hat. Negatives wird geahndet und abgestraft, bei positivem wird sich einfach neutral verhalten, Lob und Belohnung stehen nicht auf dem Programm. Da unsere Hunde sich super gut verstehen, nehme ich den Hund oft mit auf die große Runde. Anfangs hat er bei mir sehr schlecht gehorcht, da ich die freudige Quietscherin mit leckeren Sachen in der Tasche bin, die strahlt und lobt wenn der Hund super hört. Strafe ist eher die große Ausnahme.
    Habe mehrere Monate unterwegs mit ihm die grundsätzlichen Dinge trainiert, die mir im Freilauf extrem wichtig sind. Jetzt hört er auf mich fast so gut wie auf seinen Besitzer.
    Der große Unterschied ist allerdings: Bei seinem Besitzer kommt er eher vorsichtig und mit leicht geducktem Kopf (er wird nicht geschlagen oder Ähnliches). Wenn er sehr streng und laut angesprochen wird geht er Fuß und bleibt in der Unterordnung, aber man sieht an seiner Körperhaltung den Druck.
    Bei mir kommt er fröhlich wedelnd angehoppelt und sieht deutlich entspannter aus.


    Ich denke man sollte sich überlegen was man möchte, egal welche Methode man nutzt, (natürlich solange keine Gewalt dabei ist) und auf die Reaktionen des Hundes achtet. Es müssen ja keine Leckerlies oder Spielies sein, aber alles was dem Hund den Gehorsam leichter und fröhlicher gestaltet finde ich super. Wobei man da echt drauf achten muß daß es nicht in Bestechung ausartet, oder der Hund agiert und man selbst nur noch mit Belohnung reagiert. :roll:


    So wie ich das von früher als Kind und Jugendliche in Erinnerung habe war Erziehung, wie bei Kindern ja auch, mit körperlichen Strafen verbunden, positiv bestärkt wurde eher nicht.

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