Leckerli- Erziehung Heute und Früher......

  • Hi,
    vor 40 Jahren war klar, dass Welpen in ihr Pippi mit der Nase getaucht werden müssen, damit sie nicht in die Wohnung pinkeln.


    Und wenn ein Hund Menschen beisst muss "er weg".


    Jede Hündin muss einmal werfen (die Welpen kommen wie die Katzen in einen Sack.....)


    Die Altdeutschen Hütehunde meiner Ur-Grosseltern haben die Kühe von der Weide geholt (leider sind meine UR-Grosseltern alle schon im Himmel und ich habe sie leider nicht kennengelernt, so dass ich nicht weiss, wie die ausgebildet wurden)


    In meiner Kindheit in der Stadtz gab es: Dackel als Wohnungshunde, Pudel als "alte Tanten-Begleithund" den üblichen bissigen Boxer auf dem Kohlenplatz.


    Und Schäferhunde an der Seite einsamer Männer.
    Und Rassehunde von reichen, die gut aussahen und ausgeführt wurden.


    Und dann die Promenadenmischlinge, die wir hatten :lol: ... und die an Staupe erkrankten und Frolic bekamen und Essensreste und überfahren wurden, weil die halt auch mal einfach so rumliefen.


    Die Wende der Hundehaltung verbrachte ich als Katzenhalter in Berufsausbildung ohne Zeit für einen eigenen Hund.
    Einen Hund konnte ich mir erst (zeitlich) wieder leisten ab 1999. Und da war plötzlich vieles anders.


    Da wurde mit Trockenfutter gefüttert (was ganz an mir vorbeiging und mich absolut erstaunte....).


    Die erste Hundschule nahm mir die Leine aus der Hand um meinem Hund beizubringen, dass man Autos nicht jagt. Dies geschah mit einer langen Leine, am Halsband befestigt mittels einen RUCKES...( was meinem 13 Kilo Mäuschen fast einen Genickbruch einbrachte...)


    Einglück habe ich dann wieder mein Hirn eingeschaltet (noch nicht vollständig leider..)


    Aber mein anwesender Mann war STINKEND Sauer über das Vorgehen!
    Wir sind nie wieder da gewesen. Jeder weitere Hundeschule hat meinem Mann die Laune verdroben und mich angetrieben nach anderen Wegen zu suchen...

  • Zitat

    So wie ich das von früher als Kind und Jugendliche in Erinnerung habe war Erziehung, wie bei Kindern ja auch, mit körperlichen Strafen verbunden, positiv bestärkt wurde eher nicht.


    Ich bin ja nun bald 40, also nicht mehr die jüngste, aber ich frage mich wirklich ob ihr alle soviel älter seit?
    Oder ob ich einfach nur wirklich Glück hatte bei all den Umzügen quer durch die Republik immer da zu landen wo man schon wußte das Loben was gutes ist.
    Und zwar bei Kind und Hund!

  • Aoleon, ist halt das Problem, wenn "früher" nicht definiert wird.


    Meine Eltern wurden mit körperlichen Strafen erzogen. Viele meiner Freunde auch noch, bei uns in der Familie wurde nicht geschlagen, aber es war weder verboten wie heute, noch ungewöhnlich, dass Kinder geschlagen wurden. In der Schule wurde natürlich nicht mehr geschlagen, aber in der Ecke stehen, Strafarbeiten, Nachsitzen usw gabs natürlich noch. Und viel weniger Bestätigung als heute bei meiner Tochter.
    Ich bin 45.


    Das Zeitalter der "schwarzen Pädagogik" hab ich natürlich auch nicht erleben müssen. Gott sei Dank.

  • Mein Uropa hatte einen Border Collie. Er hat diesen Hund über alles geliebt und ihn zum Teil über seine eigenen Kinder gestellt. Der Hund hat vom Tisch gefressen und durfte auch schon mal im Bett schlafen. Ständig wurden im Leckereien zugesteckt und er hat meinen Uropa angeblich wie einen Schatten verfolgt - sehr zum Leidwesen meiner Oma und ihrer Geschwister.
    Wie der Hund erzogen wurde, weiß ich allerdings nicht. Das war etwa in den 1920ern.


    Der Cocker meiner Großeltern wurde ebenfalls mit Futter überhäuft, bekam sogar die Schokolade vom Weihnachtsbaum, wenn er sie nur lang genug angehaucht hat und war ihr absoluter Liebling (obwohl sie ihn ursprünglich gar nicht wollten). Erzogen war der Hund allerdings null. Gerade mal stubenrein war er^^
    Meine Großeltern waren extrem tierlieb und haben viele Streuner der Umgebung mitgefüttert. Auch die Streuner wurden vom Tierarzt versorgt, wenn sie zB angefahren wurden oder eingeschläfert, wenn nichts mehr ging.
    Der Cocker jagte für sein Leben gern (stammte aus dem Wurf eines Jägers) und ist einmal in den Hühnerauslauf geschlüpft, um die Hühner zu jagen. Laut meiner Tante hat mein Opa dann das halbtote Huhn genommen und dem Hund damit ein paar verpasst. Diese Hühner hat er danach immerhin nicht mehr gejagt. Das war angeblich das einzige Mal, dass jemand gegenüber dem Cocker "handgreiflich" wurde.



    Ich war zu Beginn meiner Hundezeit auf dem Trip "Belohnung = Leckerli" und habe Fini die Futterbelohnung viel zu oft aufgedrängt. Mittlerweile habe ich zum Glück dazu gelernt und belohne eher wenig mit Futter. In manchen Situationen bietet es sich einfach an, aber wenn möglich, belohne ich sie mit anderen Dingen, zB Mäuse buddeln oder wieder schnüffeln gehen.

  • Hallo,


    früher ...
    hat sich auch kein Mensch einen Kopf gemacht, wenn Nachbars Lumpi stromern ging, oder am Zaun bellte ... heute ruft man gleich das Ordnungsamt :D .


    LG Ramona

  • Die Hundeerziehungsratgeber meiner Jugend waren auf der Schiene - Fehler abwarten (oder provozieren) und dann bestrafen (gerne mit anonymer Strafe, damit mensch nicht der Böse ist) bzw negative Verstärkung (Druck auf Hundehinterteil hört auf, sobald Hund sich setzt). Von anständig getimter positiver Verstärkung hat man dort nichts gelesen.
    Wenn ich an die damaligen Hunde zurückdenke - die konnten auch nichts bzw. nicht zuverlässig. Leinenführigkeit solala, Leinenpöbeln ja gerne, zuverlässiger Rückruf öhm, Sitz und Platz waren bei weitem die anspruchsvollsten Übungen. Was ich früher nicht gesehen habe: freudige, schnelle Unterordnungsübungen oder irgendwelche Tricks, die über Pfotegeben hinausgehen.


    Womöglich ist aber in meiner Wahrnehmung auch ein Bias - die Hunde früher waren nicht Haupthobby sondern sind halt mitgelaufen - heute bewege ich mich in einem Soziotop aus Hundenerds und die haben einfach mehr auf dem Kasten, weshalb die Hunde halt auch alle entsprechend beeindruckend arbeiten und viel können.

  • @ Aoleon- mein Alter steht bei meinem Avatar und der Zeitraum den ich meine ist dadurch klar definiert, oder willst Du mit Deinem Zitat meine Aussage anzweifeln?

  • Vielleicht waren die TYPISCHEN Omas in den 70iger Jahren mit ihren Hunden die Vorstufen zur heutigen Wattebauschfraktion.


    Ineffektives Verwöhnen durch Bestechung als Erziehung hochstilisiert. Den Hund vermenschlicht und kostümiert.

  • Was für ein spannender Thread!


    Mein Urgrossvater war um die Jahrhundertwende Nachtwächter und besass deshalb also immer einen 'scharfen', natürlich Deutschen Schäferhund. Ich erinnere mich gut an die Erzählungen meines Grossvaters, der Hunde immer sehr gemocht hat und den ich bereits als Kind und später als Erwachsene mit grösser Faszination über meinen Urgrossvater ausgefragt habe. Zuerst war da Nero, der bereits als winziger Welpe in die Familie kam und als der Bruder meines Grossvaters ihn nach Hause brachte, weil er wegen einem Knickohr hätte ersäuft werden sollen, noch so klein war, dass er in dessen Westentasche gepasst habe. Mit Kuh- und Ziegenmilch habe man das Tierchen aufgezogen, bis es dann von selber ass. Ein bildschöner Hund sei das gewesen, der aber eben ein Knickohr hatte. Er wurde, als er alt genug war, 'abgerichtet' und griff den einen Schutzhelfer, den es gab, Zeit seines Lebens sofort und kompromisslos an, wenn er ihn sah, was zu einiger Belustigung auf allen Seiten führte, weil der Schutzhelfer sich jeweils durchs Dorf schleichen musste um dem Hund auszuweichen, wenn dieser draussen war. Das wurde allerdings als völlig normal bewertet. Der Hund lebte draussen im Zwinger musste aber auch ab und zu Zugang zum Haus gehabt haben, weil er sich von klein auf bei Schüssen und Gewitter fürchtete und immer wieder erwähnt wurde, wie er sich deswegen in der Holzkiste in der Wohnung verkroch. Dabei litt nach der Erzählung meines Grossvaters die ganze Familie mit dem Hund mit und hatte grosses Mitleid mit ihm. Auch das führte zu manch lustiger Anekdote, weil der Hund sich bei Knallereien weiterhin in der Kiste verkroch, in die er als Welpe noch gut hineingepasst hatte, in der er als ausgewachsener Rüde jedoch kaum mehr Platz fand. Nach Nero kamen dann Arno, Rex, Lux und noch weitere, an die ich mich nicht mehr erinnere. Arno war als bissige und gefährlich bekannt, dem man besser nicht zu nahm kam und mit dem 'etwas ganz und gar nicht stimmte'. Zwar sei er ein exzellenter Schutzhund gewesen, aber man habe sich vor ihm in Acht nehmen müssen und als er später allzu aggressiv und selbst für einen Nachtwächter nicht mehr zumutbar wurde, habe der Vater (also mein Urgrossvater) ihn schliesslich einem Freund gegeben, der ihn in seinem Auftrag erschossen habe. Selber habe das der Vater nicht gekonnt, er habe trotz allem zu stark an dem Tier gehangen. Rex sei ein herrlicher Hund gewesen, zu dem mein Grossvater allerdings nie eine besondere Beziehung aufgebaut habe. Lux hingegen sei ein guter Hund gewesen.
    Als mein Grossvater dann meine Grossmutter kennen gelernt hatte und manchmal bei ihr zuhause vorbei schaute, nahm er ab und zu den jeweiligen Hund mit, weil er ihn gerne in seiner Gesellschaft hatte. Er sei, sagte er jedoch oft, nie mit auf den Hundeplatz gegangen, sein Bruder und sein Vater hätten das besser gekonnt, die wären strenger mit dem Hund gewesen, und ihnen habe er auch aufs Wort gehorcht. Er selber habe den Hund immer einfach nur gemocht, er habe nicht so streng sein wollen mit ihm, er hätte das nicht gekonnt, und habe ihn nicht der Abrichterei wegen verprügeln wollen. Gefüttert wurden die Hunde mit Resten oder Schlachtabfällen.
    Die scharfen Hunde wurden meinem Urgrossvater schliesslich tragischerweise auch zum Verhängnis. Eines Nachts, während er in seiner Funktion als Nachtwächter die Strassen patroullierte, erlitt er einen Herzinfarkt. Obwohl Hilfe in der unmittelbaren Nähe war und er wohl hätte gerettet werden können, liessen seine beiden Hunde keinen der Helfer an ihn heran. Man wollte oder konnte die Hunde nicht erschiessen und als der Bruder meines Grossvaters endlich gefunden und herbeigebracht wurde, war es bereits zu spät und mein Urgrossvater tot.


    Als mein Grossvater dann später selber eine Familie gegründet hatte, entstand wieder der Wunsch nach einem Hund. Ein rassereiner, rotschimmelfarbener Cocker Spaniel, eine der damaligen Moderassen, sollte es sein. Man suchte und fand also einen bekannten und anerkannten Züchter, der FCI Zuchtpapiere ausstellen durfte. Als man die Welpen besuchte, hiess es, die Kinder würden die Hunde gleich aus der Scheune holen, was auch sogleich geschah. Das Muttertier wurde mit Stöcken zur Räson gebracht, und die Welpen mit denselben auf den Hof getrieben. Da man vom guten Ruf dieser Zuchtstätte ja mehrfach gehört, diese vom Zuchtverein auch ausdrücklich empfohlen worden war und man mit Papieren ja nichts falsch machen konnte, bestellte man also einen Welpen. Eine Abholung, wurde man belehrt, war nicht nötig, obwohl die Familie das ja sehr gerne auf sich genommen hätte. Der Welpe wurde zum bestimmten Zeitpunkt auf dem Postweg angeliefert, verpackt und verschnürt in einem kleinen Pappkarton mit zwei, drei Luftlöchern, aber ohne jegliche Aufschrift oder Vorsichtsmassnahme auf dem Paket, die darauf hingewiesen hätte, dass es sich bei der Fracht um ein lebendes Tier handelte.
    Der Welpe verkroch sich während der ersten Tage hinter dem Sofa, stürzte sich aber zähnefletschend und um sich beissend auf den Napf, wenn sich diesem jemand näherte und blieb Zeit seines Lebens unsicher und ängstlich. Die Hündin wuchs heran und konnte nur vorsichtig von meiner Grossmutter und meiner Mutter gebürstet werden, diese biss sie nur selten, alle anderen biss sie zuverlässig. Die Hündin 'verteidigte das Haus' und liess keinen zur Tür herein. Sämtlicher 'Besitz' wurde mit Knurren und allfälligem Beissen verteidigt, was aber als hundetypisch und normal betrachtet wurde. Sie musste bei Besuch weggesperrt werden und tobte im Keller solange dieser da war. Man hatte sich Mühe gegeben, das Tier zu erziehen: zum Zwecke der Stubenreinheit wurde dem Tier die Nase in allfällige Hinterlassenschaften im Haus getunkt und ihm bei schlechtem Verhalten mit der Zeitung einen sanften Klaps gegeben. Bei Spaziergängen zum Fussballplatz riss der Hund sich ab und zu los, was zu einigem Amusement beitrug, stürzte sich auf den Ball und verteidigte ihn vehement. Manch einer spielte danach erst mit einer blutenden Wunde an Hand oder Fuss weiter, manchmal auch mein Grossvater. Als bissig galt der Hund deswegen nicht. Er war ein wirklich geliebtes Haustier ('wir hätten unseren Hund nie geschlagen, entgegen dem, was damals viele taten!') und trug zur Erheiterung aller bei, wenn er verzweifelt versuchte, die Meerschweinchen im Garten davon abzuhalten, sich in verschiedene Richtungen zu bewegen. Gefüttert wurde der Hund mit Hundefutter. Er hatte schon immer Sofas und Sessel für sich beansprucht und verteidigte diese Plätze zähnefletschend. Auch das wurde als normal betrachtet. Leider, wurde mir erzählt, habe der Hund im Alter von sieben oder acht Jahren dann eine Cockerwut entwickelt, die immer schlimmer geworden sei. Man hätte ihn wohl bald einschläfern lassen müssen wenn der Nachbar, mit dem die Familie noch nie ein gutes Verhältnis gehabt habe, das Tier nicht vorher vergiftet hätte. Die Familie trauerte stark um ihr Familienmitglied und erzählte auch lange nach dem Tod ihres geliebten Haustiers oft und gern von ihm. Mein Grossvater und meine Mutter unternahmen gerne lange Spaziergänge mit dem Hund. Mein Onkel, der ebenfalls die Aufgabe gehabt hätte, ihn auszuführen, habe ihn jeweils nur vor die Haustür gestellt, ihm einen Tritt verpasst und ihn dann sich selbst überlassen bis er wieder nach Hause gekommen sei.

  • Zitat

    Da ging alles über Bindung, nicht über Bestechung.


    also erstens: ein leckerlie ist eine positive verstärkung und hat mit bestechung nichts am hut.


    und früher ging das nicht über die bindung, sondern über negative verstärker... und das hat nicht wie oft gedacht mit schlagen und schreien zu tun. negativ verstärken tun wir ja alle. aber als ich vor 20 jahren zum ersten mal eine hundeschule besucht habe wurde noch richtig oft auf den boden gedrückt, an der leine geruckt usw.


    aber ja, ich kenne auch solche leckerlie- fanatiker. es gibt 2 gruppen. bei der einen gruppe werden einfach immer wieder leckerlies gegeben, für nichts, aus dem nichts. da verliert das leckerlie schnell an bedeutung. die andere gruppe hat noch nicht bemerkt dass es hunderte von arten von verstärker gibt, und geben (weils so einfach geht?) immer nur leckerlies. kein lobwort, kein streicheln, kein spielen, kein schnüffeln usw. wenn der hund dann mal satt ist fragt man sich warum der hund so schlecht gehorcht. dann gibt man dem hund die schuld und sagt der ist einfach unerzogen.


    aber ganz klar: am einsatz von leckerlies als positive verstärker, richtig angewendet und mit gutem timing eingesetzt gibts wohl nichts auszusetzen.

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