Junghund flippt aus - wie damit umgehen?

  • Hallo zusammen,


    mein junger Hund (36 Wo, Krohmfohrländer-Mix) ist sehr lebhaft, wild und generell aufgeregt und unruhig.


    In der Hundeschule flippt er komplett aus, was wie folgt aussieht:
    Wir stehen wie alle Junghund-Teams angeleint in Reihe oder Kreis da, meist mit Fuß auf der Leine. Er fiept, bellt, jault, zittert, springt in die Leine, schnappt sich irgendwas zum Kauen (Stock, Blatt, Grasbüschel...), fängt an wie ein Irrer zu buddeln und ist irgendwann total fixiert aufs Buddeln, verbellt - nein verkläfft - Hunde außerhalb der Gruppe (irgendwo am anderen Ende, am Horizont, oder auch ganz nah dabei), stellt dabei alle Haare auf, die er hat. Bewegen sich die anderen Hunde der Gruppe wird es noch schlimmer. Ansprechbar ist er nicht mehr wirklich. Das heißt Korrigieren kann man (bzw. ich!) das nicht wirklich (Anstupsen, Anrempeln, Nein, vor ihm aufbauen und ihn zurückdrängen... helfen bestenfalls eine Sekunde, dann geht es weiter). An gemeinsame Arbeit ist somit auch nicht zu denken. Einmal hatte er dann auch schon Durchfall. Die Trainerin meinte ich soll ihn kauen / buddeln lassen, wenn es ihn beruhigt und immer eine Kaustange dabei haben... Hmmm...


    Um ein allgemeines Bild zu zeichnen noch weitere Infos: Er ist seit rund 6 Mo bei mir und in besagter Zeit hat er sich ca. 5 -10 Mal von sich aus hingelegt. Irgendwie kommt er nicht von selbst auf diese Idee. Im besten Fall steht er rum, starrt mich an und wartet (auf was auch immer... eben die Ansage sich hinzulegen, was ich über Körpersprache - Blockieren - Anstupsen mache und nicht über Kommando Platz-Bleib, weil er sonst in Erwartungshaltung bleibt). Im schlechteren Fall geht er auf und ab und auf und ab und auf und ab... und das auch nach 1-2 Stunden unterwegs sein mit toben, spielen, apportieren, Sitz - Platz - Bleib - Hier - Komm - Aus, Futtersuchspielen, anderen Hunden (was auch immer... natürlich nicht alles hintereinander jeden Tag oder in dieser Dauer... ich wollte hier nur Beispiele geben, dass und wie wir uns beschäftigen). Auch ist er ein "Nachlaufer - Verfolger", der meint, jeden meiner Raumwechsel mitvollziehen zu müssen. Auch das haben wir schon einigermaßen hingekriegt. Aber man merkt, dass es noch in ihm steckt. Andere Hunde beim Spaziergang an der Leine sind auch immer interessant - entweder weil er spielen will und in die Leine springt oder weil er sie anpöbelt. Geordnet aneinander vorbeigehen, tut er in den wenigsten Fällen. Draußen ist er eigentlich immer auf der Suche nach irgendwas, scannt alles ab, sucht sich wenn wir wo warten auch immer was zum kauen, buddeln. Ruhe und Entspannung sind also auch ganz generell unser Thema.


    Nun zu meinen eigentlichen Fragen:
    Wie geht man mit so einer Situation und einem derart aufgeregten Hund um? Lebhaft - temperamentvoll ist das eine, aber diese Frustration und Aufgeregtheit sind irgendwie "anders", "stressig", "ungesund"...
    Hat jemand eine Idee, was da eigentlich los ist?
    Ist der Besuch der Hundeschule ratsam? Lernen tun wir dabei nichts, es ist eher nur eine Stunde Stress und Frustration. Für ihn offensichtlich, für mich, weil er so drauf ist.
    Kennt jemand eine Hundeschule, Tierarzt, Verhaltenstherapeuten in Berlin, die sich mit so aufgeregten Hunden auskennen?
    Wie kriegt man mehr Ruhe, Gelassenheit, Entspannung in so einen "Mr. 100000000000 Volt"? Und ist das überhaupt möglich?


    Herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

  • Zitat

    und das auch nach 1-2 Stunden unterwegs sein mit toben, spielen, apportieren, Sitz - Platz - Bleib - Hier - Komm - Aus,


    der Hund ist 4 Monate alt? Hab ich das richtig gerechnet? Ist da ein Tipfehler?


    Bei dem Programm ist es kein Wunder das du dir einen Flummy herangezogen hast.


    Der erst Tip: alles runter fahren. Zuhause auf Ruhe bestehen. Auch mit "Gewalt", sprich anbinden.


    Draußen das Programm strikt nach unten fahren. Nur gelangweilt rumlatschen. Nichts zum Aufregen.
    Und das Ganze so lange bis sich dein Welpe/Junghund wieder normalisiert hat.

  • Hallo, danke für die schnelle Antwort! Ja, Ruhe, Ruhe Ruhe.


    Nein, da hast du dich verrechnet zw. 8 und 9 Monaten = 36 Wo, im Februar geboren.


    Das "Programm" das ich nannte, war nur (wie ich geschrieben hatte) ein Beispiel, DASS und WIE wir uns beschäftigen, eben nicht, wir machen eine derartige Tour jeden Tag. Und ich meinte damit eben auch, dass es keinen Unterschied macht, ob er viel beschäftigt wird oder wenig. Ändert eigentlich nichts an der "Grundstimmung".


    Ja, manchmal kommt er auch "mit Gewalt" zur Beruhigung in die Box als Managment-Maßnahme.

  • 9 Monate ist er, oder?
    Dann würde ich auch erstmal das ganze Programm runterfahren, das ist wirklich nicht gesund, wenn er gar nicht zur Ruhe kommt. Das muss er lernen.
    Wenn er daheim nicht selbst in sein Körbchen geht und dort pennt, dann binde ihn an und belohne ihn, wenn er ruhig liegt. Wenn er dir auf Schritt und Tritt folgt, mach es ihm langweilig, sprich: immer wieder den Raum wechseln, wenn er dir folgt, bis er irgendwo liegen bleibt.
    Das kann alles dauern und klappt nicht von heute auf morgen aber bleib dran. Ein Hund, der abschalten kann und weiß, es passiert einfach mal gar nichts, ist wesentlich entspannter und kooperativer als einer, der immer gestresst ist.

  • Puh,


    das klingt echt heftig.
    Beim Lesen habe ich so das Gefühl, Dein Hund steht im Dauerstreß!
    Und zwar durchgehend.
    Es klingt so, als ob er keine "Zeit" hat, um mal ein wenig herunter zu kommen.




    Bevor ich da was falsch verstehe, mal eine kleine Nachfrage:
    Du gehst fast täglich 1 - 2 h raus?
    Plus Toben, Spielen, "Arbeiten" und so weiter.


    Macht Ihr auch mal bewußt langweilige Spaziergänge, für kurze Strecken, wo der Hund mal die Gegend beschnüffeln darf, aber sonst nichts anders "machen" muß?



    Ich persönlich stelle mir dies ständige Anspannung, stets in "Hab Acht Stellung" zu sein, doch sehr anstrengend, und für den Hund auch ganz besonders stressig vor.


    Noch scheint er das normale Vorbeigehen an anderen Hunden nicht können, weil er es nicht gelernt hat.
    Und ist er im Streßmodus, kann er auch nicht das lernen, was ein Mensch ihm beibringen will. Da schaltet sich sein Gehirn quasi "aus".




    Ja, Kauen beruhigt.
    Bewegung auch - wobei zuviel an Bewegung auch putschen kann.
    Eigentlich sollte Hundeschule, oder sogar ein Verein, Dir helfen können.
    Wenn der Trainer Euer Problem nicht erkennt und Euch auch nicht helfen kann, ist natürlich Deine Frage berechtigt. Im Augenblick kann er nichts lernen, die Hilfestellung dazu scheint ihm während den Stunden zu fehlen.




    Die Frage wäre bei Dir auch, ob er deutlich ruhiger wird, wenn Du mal, sagen wir für 4 Wochen, nicht viel mit ihm machst. Du gehst zwar Gassi, aber nicht so viel und so weit. Eventuell sogar für den Anfang immer die gleiche Strecke.
    Zu Hause kannst Du gerne mal zwischendurch SITZ und PLATZ üben, aber ich würde da nicht so viel machen.
    Gib ihm was zum Kauen auf seinem Platz.
    Fährt er dann runter? Wird er sichtlich ruhiger?


    Wenn Du Dich fragen solltest, warum ich so eine lange Zeit vorschlage:
    Es geht ziemlich schnell, einen Hund hochzuputschen, ins Streßmodus zu bekommen.
    Aber es dauert eine Weile, meist mehrere Tage, bis der Hund davon wieder weg kommt.
    Bei jedem neuen "Input" wird das Ganze noch angefacht.




    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Hallöchen,


    Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Außerdem würde ich von der Hundeschule absehen bzw. das überdenken. Die vielen Hunde scheinen ihn doch extrem zu stressen. Du schreibst ja, dass es nichts anderes als Stress und Frustration für euch beide ist. Ich würde mich nach einem Einzeltrainer umschauen. Wie ich herausgelesen habe, kommst du aus Berlin? Es gibt hier wirklich Leute, die das praktisch nebenbei machen und nicht so teuer sind. Die machen nicht viel Werbung sondern die Empfehlungen gehen über Mund zu Mundpropaganda. Wenn du mal auf Hundewiesen gehst, hör dich mal um. Ich habe durch so eine Aktion sehr viel Glück gehabt und eine wundervolle Trainerin gefunden, die mir sehr geholfen hat und zu der ich auch heute, nach über zwei Jahren, noch alle paar Monate für ein Stündchen mit meiner Hündin fahre.


    Alles Gute wünsch ich euch,


    irre36

  • Eigentlich hilft wirklich nur den Hund zwanghaft komplett runter zu fahren.
    Alltag strukturieren, nichts Aufpushendes machen, vielleicht zwei bis drei kleine Denkeinheiten (kein Gehorsam, sondern konzentrierte Nasenarbeit zum Beispiel).


    Auf den Besuch der Hundeschule würde ich unter diesen Umständen verzichten, wenn der Trainer dort scheinbar nicht helfen kann. Wenn der Reiz der anderen Hunde so groß ist, dass er dann keine Leistung mehr bringen kann, ist das ganze ja eher kontraproduktiv.


    War der Hund immer schon so unruhig oder erst jetzt in der Pubertät?


    Hast Du ihn von Welpe an? Wie ist die Welpenstunde abgelaufen? Wie hast Du Kontakte mit anderen Hunden geregelt? Welche Dinge hast Du Deinem Hund bisher beigebracht und was klappt richtig gut, was nicht?


    Kann er sich ohne Ablenkung noch konzentrieren und nur unter Ablenkung nicht mehr?


    Hast Du irgendwas Aufpushendes mit ihm gemacht (Ball werfen oder so was?)


    Hast Du an der Frustrationstoleranz schon was gearbeitet? Durfte er früher an der Leine Kontakt zu anderen Hunden haben?


    Für mich hört sich das Verhalten schon recht hausgemacht an und verlangt nicht dringend nach einem Verhaltenstherapeuten. Ein guter Trainer, der mit Dir einzeln arbeitet, sollte da eigentlich auch reichen.


    Und falls der Hund immer schon so war, würde es vielleicht Sinn machen, ihn gesundheitlich mal abzuchecken und die Ernährung zu überprüfen.

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