Hund beißt Menschen & wird eingeschläfert

  • Ein freundliches Hallo


    Ich kann Shiro gut verstehen, sind wir doch im Grunde alle der gleichen Meinung. Es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, der Mensch hat es verursacht, der Hund muss es ausbaden.


    Aber nur dagegen sein reicht nicht, es müssen Lösungen her. Aber wie sollen die aussehen?


    Unsere drei Hunde haben wir im Prinzip nur mit Vertrauen erzogen. Das letzte "Nein" gab es vor ein paar Monaten, da habe ich ein Glas vom Tisch gestoßen und die Hunde wollten die Scherben auflecken. Aber mit der Methode käme ich bei einer "Beißmaschine" wohl nicht weiter. Eine andere Art mit Hunden umzugehen kenne ich nicht und will es eigentlich auch nicht. Ich wollte und könnte so einen Hund also nicht nehmen.


    Einfach zu sagen, lass es mal die Anderen machen ist wohl auch zu einfach, oder kennt Ihr Leute in ausreichender Zahl, die solche Hunde übernehmen wollen?


    Bleibt nur die Frage, Tierheim ( die es bei uns nicht gibt. Wohne nicht in Deutschland ), oder ist die Spritze besser? Aber das ist eine Frage des Glaubens ( nicht religiös gemeint ), nicht des Wissens. :ka:


    Bei uns im Garten leben zur Zeit auch noch zwei ausgesetzte ganz brave Hunde. Aber wenn so eine Kampfmaschine sich hier niederlassen wollte, müsste ich auch eine Lösung finden, um Uns und unsern Besuch, zum Teil mit kleinen Kindern, zu schützen.


    Was ich am liebsten mit den Leuten machen würde, die Hunde so aggressiv abrichten, schreibe ich hier nicht! :mute:


    Traurige Grüße
    Hans-Jürgen

  • Hunde werden nicht einfach so aggressiv, das ist ein Zusammenspiel aus ganz vielen Faktoren. Erstmal die Genetik, die legt die Basis, dann das erste aufwachsen beim Produzenten, auf der Straße, die mutterhündin und ihr Verhalten spielt dabei auch eine Rolle, die Menschen der ersten Wochen ebenso und dann das Umfeld und die Besitzer, die es verbocken ( wie man hier so sagt). Das alles muss absolut, gründlich schief laufen bzw. zusammen wirken, damit ein Hund aggressiv, gefährlich, schwierig wird.


    Wer in dieser Reihe von Faktoren ist denn jetzt alleinig Schuld?
    Um einen Hund aggressiv abrichten zu können, muss der genetisch bedingt auch eine Veranlagung für übersteigerte Aggression haben.


    Nur weil ein Besitzer den Hund schlägt z.b. wird der keine reißende Bestie.


    Zudem hilft es weder dem Hund, noch dem Umfeld oder gibt irgendeine Sicherheit, wenn jemand den bissigen Hund behält, nur weil er es verzapft hat ( wie oben erklärt, ist das nicht so einfach). Es ist eine Milchmädchenrechnung a la "du bist schuld, dann sieh zu, dass du das irgendwie, auf Kosten des Hundes, auf Kosten der Menschen, auf Kosten des Umfelds, wieder hinbekommst".


    Einfache Lösungen gibt es bei dem Problem nicht! Aber eine moralische Keule zu schwingen, ohne selbst mal in dieser Situation ( wenn auch nicht selber verbockt) gewesen zu sein, ist wirklich etwas von oben herab.


    (Edit wg. Bezug auf eine gelöschten Aussage, s.o.)

    Lg

  • Zitat von Shiro


    bequemste Lösung (Einschläferung wäre noch bequemer gewesen)

    Empfindest du das einschläfern (oder auch nur die Vermittlung) eines problematischen Hundes wirklich als bequem? Hast du dir das überhaupt schon einmal, aus der Sicht des Halters, der Familie vorgestellt? Auch diese Menschen haben in der Regel ein Verantwortungsgefühl, lieben ihren Hund, haben vielleicht schon viel Geld, Zeit und Nerven in ihn investiert. Müssen ihrem Umfeld ständig Erklärungen liefern.


    Vielleicht ist es sogar bequemer, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen und einfach weiterzumachen?

  • Empfindest du das einschläfern (oder auch nur die Vermittlung) eines problematischen Hundes wirklich als bequem? Hast du dir das überhaupt schon einmal, aus der Sicht des Halters, der Familie vorgestellt? Auch diese Menschen haben in der Regel ein Verantwortungsgefühl, lieben ihren Hund, haben vielleicht schon viel Geld, Zeit und Nerven in ihn investiert. Müssen ihrem Umfeld ständig Erklärungen liefern.
    Vielleicht ist es sogar bequemer, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen und einfach weiterzumachen?

    Danke. Das geht mir auch die ganze Zeit durch den Kopf. Es ist doch - im Grunde - viel einfacher, das Problem in andere Hände abzugeben. Man fühlt sich gut, der Hund hat woanders seinen Lebensraum, man hat die Verantwortung nicht mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn.

  • Dem kann ich mich nur anschliessen. Ich habe Problemhunde gehabt, aber zum Glück nie einen der mich angegriffen hätte und obwohl ich einiges an Erfahrungen gesammelt habe und eigentlichtotal gegen das Einschläfern bin (bei aggresiven Hunden) könnte ich von mir nicht behaupten, dass ich, wenn ich in der Zukunft in diese Situation kommen sollen, diese Lösung nicht in Betracht ziehen würde.

  • Natürlich wäre in einer perfekten Welt der, der den Hund versaut hat in der Pflicht sich zu kümmern und es auszubaden. Aber in der heutigen Wegwerfgesellschaft geht das eben nicht..da wird der Hund im Tierheim oder auf der Straße entsorgt und schwupps haben andere das Problem am Hals.


    Hier sind sich alle einig, dass man sich die Entscheidung über Leben oder Tod eines solchen Hundes nicht leicht machen darf...das es einige Versuche gegeben haben muss um diesen Hund Alltagstauglich zu machen und ihm ein würdiges Leben zu ermöglichen.


    Schlägt dies fehl muss eben an die Verantwortung sich selbst, seiner Umwelt und auch dem Hund gegenüber denken.
    Glaubt mir...wenn man selbst es nicht tut kann es noch schlimmer werden. Als mein Hund damals einen anderen durch einen blöden Unfall (meine Mutter war mit ihm unterwegs) einen anderen angefallen hat saß bei meiner Ankunft der Besitzer des anderen Hundes auf meinem drauf..hielt ihm die Kehle zu und sagte er bringt ihn um....was glaubt ihr wie ich mich DA gefühlt habe...da wäre es für alle besser gewesen ich hätte den Hund vorher bereits einschläfern lassen.


    Edit by Mod


  • Natürlich wäre in einer perfekten Welt der, der den Hund versaut hat in der Pflicht sich zu kümmern und es auszubaden. Aber in der heutigen Wegwerfgesellschaft geht das eben nicht..da wird der Hund im Tierheim oder auf der Straße entsorgt und schwupps haben andere das Problem am Hals.


    Das hat in meinen Augen weniger mit "Wegwerfgesellschaft" zu tun als mit der realistischen Machbarkeit an sich.


    Weder wir Menschen noch Hunde sind Automaten, die "nach Knopfdruck" funktionieren. Wenn ich - wodurch auch immer - in der saublöden Situation bin, einen solch griffigen Hund zu haben, dem ich nicht mal selber Herr werden kann ohne mich in Gefahr zu bringen, ist in der Regel auch Angst im Spiel.
    Und Angst werde ich nicht einfach mal so los. Und Angst hat auch weitere Auswirkungen auf mein Verhalten und damit auch auf das Verhalten des Hundes.
    Mit Sicherheit die schlechtesten Voraussetzungen für eine "Rehabilitation"....

  • Das hat in meinen Augen weniger mit "Wegwerfgesellschaft" zu tun als mit der realistischen Machbarkeit an sich.


    Weder wir Menschen noch Hunde sind Automaten, die "nach Knopfdruck" funktionieren. Wenn ich - wodurch auch immer - in der saublöden Situation bin, einen solch griffigen Hund zu haben, dem ich nicht mal selber Herr werden kann ohne mich in Gefahr zu bringen, ist in der Regel auch Angst im Spiel.
    Und Angst werde ich nicht einfach mal so los. Und Angst hat auch weitere Auswirkungen auf mein Verhalten und damit auch auf das Verhalten des Hundes.
    Mit Sicherheit die schlechtesten Voraussetzungen für eine "Rehabilitation"....

    Da hast du vollkommen recht. Es gibt beides. Natürlich kann man einen solchen Hund auch situationsbedingt und eben AUS Verantwortung in fähigere Hände geben.


    Aber es gibt eben auch den Aspekt, dass solche Tiere ausgesetzt oder ins Tierheim abgeschoben werden sobald man der Probleme nicht mehr Herr wird

  • Ich habe eben den kompletten Thread nachgelesen und ziehe wirklich meinen Hut vor denjenigen, die ihr Leben für ein Hundeleben so sehr eingeschränkt haben! Ich weiß, wie belastend das sein kann, kann aber nur aus der Warte eines Angsthundebesitzers sprechen - wie eure wesentlich massiveren Einschränkungen waren und sind, vermag ich mir gar nicht vorzustellen!


    Die subjektive Sichtweise, welche Aggression nun als "hochgradig" eingestuft werden kann, ist ja nun leider genau das - subjektiv.
    Die Spritze ist für jeden hier wohl das letzte aller Mittel, aber wenn ein so hoher Leidensdruck bei Mensch und Tier entsteht, dass ein Zusammenleben nicht mehr gewährleistet ist, sondern zu einem "miteinander vor-sich-hinvegetieren" verkommt in dem Sinne, dass beide Seiten nur noch unter dauerhaftem Stress miteinander umgehen können mit permanenter Hochsicherheitstrakt-Verwahrung (so jedenfalls lasen sich zB die Erfahrungsberichte von @Gammur und @Labradora), dann kann ich eine solche Entscheidung sehr gut nachvollziehen.


    Meine Hochachtung auch an @Die Swiffer, euer Zusammenleben wird ja auch von Management bestimmt und es gibt wenige, die sich diese Einschränkung ein ganzes Hundeleben "ans Bein binden" wollen würden.


    Ich käme wohl durchaus auch mit "mittelgradig" aggressiven Hunden klar, die würde ich mir noch zutrauen, aber einen Hund, der in solchen Bruchteilen von Augenblicken umschwenkt, dass ich selber dauerhaft nicht "sicher vor ihm" wäre, den würde ich mir bei aller Tierliebe nicht holen.
    Ich habe in einigen Beiträgen immer wieder von Trainern gelesen, die regelmäßig mit Tierheimhunden arbeiten würden, so dass eine Einschläferung unnötig sein und "bequem" - sorry, aber diese Entwicklung ist eine der letzten Jahre, vor 15-20 Jahren war das keineswegs üblich, dass jedes Tierheim über einen kompetenten Hundetrainer verfügte, der sich aufopferungsvoll um die Rehabilitierung sämtlicher "Problemhunde" hätte kümmern können.
    Wobei auch das Trainig im Tierheim keinesfalls ausschließt, dass im sorgfältig ausgewählten neuen Zuhause nicht doch alte Verhaltensweisen auftauchen können, weil ein Hund sich in neuen Situationen immer wieder völlig anders verhalten kann als im gewohnten Umfeld.


    Der DSH aus dem Eingangspost ist in meinen Augen kein "hochgradig aggressiver" Hund gewesen (wie in den meisten von euren eben auch), sondern ein Wachhund, der seine Aufgabe ernst genommen hat. Ich hätte so einen Hund wohl nicht eingeschläfert, kann irgendwo jedoch schon die Entscheidung verstehen, denn nach meiner Erfahrung hätte der Hund sein restliches Leben in einem Tierheimzwinger verbracht und wäre nicht mehr vermittelt worden (wie gesagt, das ist die Erfahrung, die ich aus den Tierheimen mitnehme, in denen ich gearbeitet habe als Ehrenamtliche, und keine allgemeingültige Aussage!).


    Es ist fraglich, ob ein solches Leben lebenswert für einen Hund ist/sein kann oder ob er daran still zugrunde geht (in den Jahren habe ich einige "Beißer" erlebt, die nach nur wenigen Monaten morgens plötzlich ohne jede organische Vorerkrankung tot im Zwinger lagen - sie haben so sehr unter der Situation gelitten, dass sie sich aufgegeben hatten; 1 Pitbull-Hündin, 1 Rhodesien Ridgeback, 1 Dobermann sind mir sehr gut im Gedächtnis geblieben...).


    Im Gegensatz dazu steht ein Schäferhund, der mit 1 Jahr als Fundhund kam, sämtliche Gassigänger mehr oder weniger schwer gebissen hat (3 Finger meiner linken Hand sind noch heute taub, mich hat er im Februar 2002 erwischt!), dann 10 Jahre im Zwinger gelebt und nachts als Wachhund für das Gelände eingesetzt worden war, bis er die letzten 6 Jahre noch einmal einen Gassigänger hatte, der ihn einigermaßen händeln konnte - Bobby ist im Tierheim gestorben, nie hat sich jemand für ihn interessiert...und dieser Hund war glücklich mit seinem Tierheim-Dasein: er hatte ein Dach über'm Kopf, regelmäßige Mahlzeiten, eine Aufgabe und schließlich auch jemanden, der mit ihm spazieren gehen konnte.



    Ich finde, es ist richtig und wichtig, dem Hund alles zu ermöglichen, was man ihm eben ermöglichen kann, aber nur um des Überlebens Willen würde ich es nicht tun, das ist in meinen Augen falsch verstandene Tierliebe.

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