Wilder & nicht zu bändigender Mischling aus Portugal

  • Zitat

    PocoLoco: Eine Woche lang nur Leinenführung und sonst keine Beschäftigung hatten wir noch nicht, das längste waren 4 Tage und dann war er nur noch depressiv unter der Couch gelegen, hat uns nicht mehr begrüßt beim Heimkommen und wir haben ihn wieder rennen lassen und er war glücklich. Ist natürlich keine Lösung, schon klar.


    War er depressiv oder eher entspannt und ruhig?

  • Ich frage mich halt: Was ist sein eigentlich natürliches Verhalten? Ist das wilde Gerenne und die ganze Hibbeligkeit vielleicht nur antrainiert? Ist das rumliegen und sich kaum groß in der Bude bewegen vielleicht das Verhalten, dass er von sich aus zeigen würde?


    Es ist schwer das über das Forum zu beantworten. Aus eigener Erfahrung sei gesagt: Ein Hund ist nicht zwingend damit zufrieden, wenn er sich jeden Tag wie ein Berserker benehmen kann und keine Grenzen kennt. :ka:

  • Moin,


    kein Freilauf..... wer nicht hören will oder kann, muss an die Leine, immer. Depressiv wird man davon auch nicht, jedenfalls nicht als Hund - eingezäunte Grundstücke sind dann einfach mal eine gute Gelegenheit zum Auslaufen, aber aussserhalb? Könnt ja durchaus gefährlich sein. Wenn mein Hund nicht auf mich achtet - gibt es schlicht und einfach Leinenknast. Fertig.


    Mal ehrlich, ich hab auch so einen Hund gehabt, Spanier, Bretonen-GarafianoMix, bei Diego hat nichts geholfen, in der HuSchu war er der Star, weil er einfach alles machte, was ich wollte - sobald das Tor hinter uns zufiel, war alles aus und vorbei. Trainer zu Hause haben nichts gebracht..... einer sagte dann "es gibt einfach solche Hunde, manchmal können wir nichts tun und müssen akzeptieren wie sie sind." Diego zog wie ein Karrengaul, Stehen bleiben hat nichts genutzt, ich hab dann irgendwann ein Antizuggeschirr angeschafft, das eine Öse auf der Brust hatte und es locker gestellt, so das es ihm nicht weh tun konnte. Wenn er zog oder hineine raste, zog es ihn einfach herum - von seinem Ziel weg - damit ging es dann.... Schelppleine ging auch nicht, weil er einfach nur wie blöde los raste..... bei uns war es dann ein Antizuggeschirr mit Flexi.... mehr Bewegung konnte er nicht bekommen, denn auch Zäune und Mauern waren für ihn einfach nur Hindernisse.


    Betreffend der Unruhe würde ich den Guten mal tierärztlich abchecken lassen, vielleicht hat er nicht soviel Energie sondern er ist nicht ganz in Ordnung? Schilddrüse? Diego kam wenigstens irgendwann zur Ruhe und legte sich hin oder aber, ich band ihn irgendwo an, Ruhe erzwingen - muss auch manchmal einfach sein. Aber wie gesagt, das würde ich unbedingt untersuchen lassen.


    Es hat über ein Jahr gedauert, bis er draußen die Ohren in meine Richtung legte wenn ich etwas sagte. Und noch länger, bis er tat, was ich wollte. Kein Leckerchen war draußen SO spannend, das man dafür etwas tun konnte oder musste - aus seiner Sicht heraus. Manchmal hab ich gedacht, der ist einfach blöde.... oder ich komplett unfähig.


    Diego war drinnen aber ein Goldstückchen, soviel Freude, was haben wir diesen Hund geliebt und noch heute vermissen wir ihn schmerzlich...... in seinem letzten Jahr (das vierte bei uns) veränderte sich sein Verhalten, er bekam Angst sobald er merkte das ich fort musste, er konnte - ganz plötzlich - von der Leine und kam, wenn ich rief - ich hab mich so gefreut und noch gedacht "endlich...." aber dann kam es leider anders.


    Aber diese Veränderung kam einfach nur durch Geduld, Geduld und noch mehr Geduld. Ich hab nicht mehr gefordert das er zurück kommt, es gab keinen Freilauf mehr, nach so vielen Versuchen hab ich ihn einfach genommen, wie er war, gelassen wie er war..... vermutlich hat das etwas in Bewegung gebracht, von dem ich heute noch nicht weiß, was es war. Irgendwann nahm er draußen Leckerchen... und er wusste 100pro ob er an der Leine war oder nicht, die brauchte mir nur runter fallen - da war er weg...... sicher, er kam immer wieder nach Hause, aber das ging einfach nicht. Zum Glück war er scheu Fremden gegenüber, er hätte sich nie anfassen lassen, aber trotzdem.


    Tagsüber haben meine Kinder ihm allerlei Tricks beigebracht, so dass er Kopfmässig ausgelastet war, Diego hat innerhalb von drei Versuchen (hab ich noch nie derartig schnell erlebt) apportieren gelernt, mitsamt hinsetzen und abgeben, wir haben die Apportel dann in der Wohnung versteckt um ihn zu beschäftigen. Kopfarbeit macht müde, laufen hingegen nicht wirklich. Je mehr man läuft desto mehr trainiert man den Hund auf.


    Sundri

  • Das Rumliegen in der Bude ist definitiv nicht sein natürliches Verhalten, wenn er könnte wäre er den ganzen Tag auf den Beinen und am rumflitzen. Und antrainiert ist das glaube ich nicht, er wurde ja quasi mit 4 Monaten von Portugals Straßen geholt, wo er wohl auch nonstop unterwegs war und war bei uns von Anfang an so. Das Hinlegen zu Hause macht er aus Langeweile, wir machen ja nicht die rstlichen 8 Stunden nur Spiele und Training zu Hause. Sobald wir uns mit anderen Dingen beschäftigen legt er sich schlafen, oder er jagt Fliegen, wenn mal eine da ist.


    Jumim: Er ist definitiv depressiv und nicht entspannt, Pfotenknabbern, jaulen, flach machen, in Ecken oder sogar in der Badewanne verstecken etc. sobald einige Tage ohne Freilauf sind :(

  • Wie viel schläft er denn so ca am Tag?
    Für mich klingt es so, als wäre er dauernd auf zack und könnte nicht von alleine zur Ruhe kommen, kann das sein?

  • Sundri: Es beruhigt mich ein bisschen zu hören, dass es solche Hunde einfach gibt. Ich muss mir ständig anhören, wie schlimm der Hund doch ist, dabei versuchen wir alles, ihn zu erziehen. ich glaube an der Schleppleine würde er eben auch wie ein Irrer losrennen, er ist nicht wie andere Hunde, die dann 20 Meter rumlaufen und schnüffeln, er rennt wirklich wie von der Tarantel gestochen los. Ich hatte ihn mal zum Ausprobieren an 3 normalen aneinandergebundenen Leinen. Er rennt los und ich rufe Stop, es interessiert ihn nicht m und er rennt mit mega Karacho ans Ende der Leine und es reisst ihn komplett durch die Luft und ich dachte er bricht sich alle Knochen. Zum Glück hat er ein Geschirr, ein normales halsband hatte er nach 2 Wochen nicht mehr, er hat sich fast erwürgt.


    Jumim: Nein, zu Hause döst er ja viel, er dreht nur draußen so durch. Nachts schläft er 8 Stunden durch und tagsüber 4 Stunden alleine und dann wenn wir da sind, insgesamt 1 Stunde spielen/lernen und 1 Stunde (Wochenende 2 Stunden) spazieren gehen + normales Gassi um den Block, Rest dösen.

  • Manchmal muss man im Leben eine Zeit lang auf etwas verzichten um anschließend was viel Tolleres zu bekommen :D


    Mira hat in ihrer ersten Zeit bei mir auch nicht nach mir geschaut wenn wir draußen unterwegs waren. Ich hab dann mit dem Dummy-Training begonnen und drinnen hat alles super geklappt und das Hundi wurde satt. Wenn sie draußen entschieden hat, lieber an nem Wildkacker zu schnüffeln und den Dummy zu ignorieren, gingen wir wieder heim und hatten Hunger. Weil ich dem erbärmlichen Labby-Blick aber schlecht wiederstehen kann, sind wir dann später noch mal raus und es gab ne neue Chance. Hunger steuert vieles :D


    Du kannst den Dummy ganz vielseitig nutzen für z.B. Suchspiele, Apportieren, Impulskontrolle (Hundi ablegen, Dummy werfen und NICHT sofort hinterherrennen sondern auf Freigabe warten). So hab ich z.B. auch unseren "etwas vergessen-Trick" mit dem Futterbeutel aufgebaut. Wenn wir zusammen unterwegs sind und Mira voran läuft, lasse ich etwas fallen (Taschentuchpäckchen, Schal, Mütze, egal was ... - nur Metall mag sie nicht) und gehe weiter. Nach 50 m sage ich zu ihr "Mira, ich hab was vergessen". Sie rennt dann zurück und holt mir das Vergessene. Und das hat dann ooooberste Priorität und ist gaanz wichtig :lol:

  • Moin,


    es könnte auch sein, das er einfach nur überfordert ist.... und das sich das derartig äußert? Klar, das Auslaufen powert ihn auch aus, ohne Ende - aber es ändert ja nichts an der grundsätzlichen Lage.


    Was wisst Ihr denn über seine Vorgeschichte? Wie ist er aufgewachsen? Vielleicht einfach ohne Reize von Außen? Jeder Hund reagiert ja unterschiedlich auf das, was ihn prägt. Wie läuft er denn? Aufgeregt, ängstlich, panisch, freudig, locker? Könnt Ihr das erkennen?


    Euer Tagesablauf ist ähnlich, wie es unserer damals war, geholfen hat uns ein souveräner gut erzogener alter Hund, an dem sich Diego lange Zeit orientieren konnte. Ansonsten wie gsagt, hab ich einfach Jahre gebraucht und von keinem Hund hab ich soviel gelernt wie von Diego.


    Sundri

  • Hmm über ein Forum ist es echt schwer einen Hund einzuschätzen, vielleicht möchtest du einen anderen Trainer ausprobieren? Mein Hund war ja auch ein bisschen hibbelig draußen und ich war ihm sowas von scheiß egal. Rückruf klappt bei ihm immer noch nicht gscheid, deshalb machen wir jetzt Leinenspaziergänge und Clickern unterwegs (Click für Blick), suchen Spuren (ich zeig ihm was oder lob ihn, wenn er schnüffelt), üben Tricks, machen etwas Unterordung und Freilauf gibt es nur noch in eingezäunten Wiesen. Zuhause machen wir fast gar nichts, manchmal spielt er etwas mit meiner Hündin, aber eigentlich wird hier nur geschlafen und vielleicht mal neue Tricks geübt.

  • Mh, habt ihr mal versucht eurem Hund eine Auszeit aufzuzwingen wenn er z.B. 8Std nonstop durch den Garten rennt? Oder war das eher eine Ausnahme? Meinem fällt es z.B. leichter sich auch bei Fremden zu entspannen wenn er einen zugewiesenen Platz hat. Am besten abseits vom Geschehen. Vielleicht auch ne Box.


    Und wie Emanuela schon schrieb, nicht jede Methode funktioniert bei jedem Hund. Ihr habt ja auch schon einiges ausprobiert. Ich würde an der Leinenführigkeit nicht so lange trainieren. Vielleicht erst mal 5min dann wieder 'Freilauf' an einer Schlepp und dann zu einem späteren Zeitpunkt nochmals 5min und das langsam steigern. Für die meisten Hunde wäre es dann einfacher wenn der 'Freilauf' und damit auch die Genehmigung zum ziehen mit einem um leinen an z.B. ein Geschirr, oder von Retrieverleine zu breitem Halsband etc. von statten geht.
    Ich habe meinen Hund das 'bei' und die Leinenführigkeit mit Leckerchen am Bein beigebracht und mit Richtungswechsels mal quer über die Wiese, einfach mal durch den Busch, überraschend ab von den Wegen gehen. Aber du kannst auch mal versuchen deinen Hund körpersprachlich zurück zu schieben/ ihn abzudrängen. Das machen wir in anderen Situationen.


    Freilauf und flitzen können ist schon wichtig für einen jungen Hund, wenn eurer aber dann wirklich weg ist und der Abruf nicht klappt würde ich auch ne Schlepp dran lassen und mir Gegebenheiten suchen ihn laufen zu lassen. Im Garten oder einer eingezäunten Freilauffläche z.B. Leinen'knast' muss wie ja von anderen geschrieben nicht schlimm sein. Manchmal ist das auch besser ;)


    Zur besseren Bindung würde ich anfangen mit dem Hund was zu machen. Wenn er so schnell lernt wie du sagst, hast du dann mal überlegt mit ihm zu tricksen? Oder Intelligenzspiele zu machen?
    Hier z.B. gibt es ganz schöne Anregungen. Oder auch mal hier im Forum suchen :)


    Ich würde auch anfangen den Hund per Hand zu füttern. Ist für viele Hunde auch einfach schöner wenn sie sich ihre Mahlzeit erarbeiten können. Egal ob Futterdummy oder Tricksen, die Schwierigkeit dabei langsam erhöhend. Nur zu viel sollte es auch nicht sein. Sonst kann es sehr gut sein das er einfach nur hochdreht, wie im Freilauf z.B. Freut er sich da wirklich, oder ist er einfach nur aufgedreht und überdreht? :)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!