Kastration - ja / nein ?

  • Mein nicht kastrierter rüde ist der sozialverträglichste von meinen drei Hunden und er lebt mit zwei intakten weibern zusammen.

    Ich bin kein kastra Gegner, aber bei den meisten Hunden soll die kastra erziehungsdefiziete ausgleichen und das finde ich dem Tier gegenüber doch sehr unfair.
    Mit etwas Zeit, Geduld, Humor und Arbeit kann ein Hund lernen mit Hormonen klar zu kommen.

    Es gibt aber auch Hunde, bei denen ich eine kastra absolut nachvollziehen kann. Sei es weil die Hunde wirklich hypersexuell sind und natürlich bei medizinischer Indikation. Oder auch, wenn die Besitzer eher nicht verantwortungsbewusst sind und ihr Hund Nachwuchs produziert. (Zuchthunde natürlich ausgenommen).

    Und ich denke man muss Einzelfallentscheidungen treffen und nicht rigoros für das eine, oder andere sein.

    Lg

  • Das ist wirklich eine sehr, sehr schwierige Entscheidung. Ich bin auch immer am überlegen. Ich kann das auch bestätigen, dass mein Rüde des öfteren auf der Straße einfach mal so von anderen überfallen wurde.
    Im Freilauf ist er mittlerweile ziemlich verträglich mit den meisten Hunden und die anderen Halter finden alle, dass er super gechillt ist und sehr klar kommuniziert. Allerdings, wenn es um Ressourcen geht, dass ist es rum. Und es gibt bestimme Sachen, die kann ich nicht machen mit ihm, z.B. mich auf eine Hundewiese setzen oder so. Das finde ich schon manchmal einschränkend.
    Ob er nun mit anderen Rüden spielt, ist mir vollkommen wurscht. Was habe ich davon?

    Ich habe noch nie festgestellt, dass mein Hund besonders unkastrierte Rüden besteigt, er macht da keinen Unterschied. Es gibt auch einige kastrierte Rüden, wo er es nie wagen würde, da drauf zu steigen.Ich denke schon, dass auch ein kastrierter Rüde souverän sein kann.
    In den Jahren sind diese typischen Verhaltensweisen komischerweise schlimmer geworden habe ich das Gefühl. Pipilecken bspw. ist extrem und es gibt bestimmte Hündinnen, die dauernd bestiegen werden.
    Allgemein würde ich sagen, mein Hund ist gut erzogen, er hört gut, ist soweit verträglich usw. Dennoch merke ich, dass er oft unter Spannung steht und ich sehr viel managen muss. Insgesamt ist er aber doch durch Training (Clicker) und durch sein Erwachsenwerden (ist 9 Jahre alt) ruhiger geworden was Prollerei und Aggressivität betrifft.

    Früher ist er unkontrolliert überall hingerannt. Heute kontrolliere ich Kontakte. Er hat nicht einfach zu einem unbekannten Hund hinzupreschen, sondern wir nähern uns gemeinsam, langsam, schauen erst mal und dann darf er entweder hin oder nicht. Das hat viel Anspannung rausgenommen.
    Es wäre sicher noch besser, wäre ich souveräner und weniger angespannt.

    Bezüglich Homöopathie kann ich sagen, es hat tatsächlich geholfen bezüglich Hündinnen besteigen etc., aber leider nur kurz. Die HP rät auch zur Kastration. Eine andere hat mir auch gesagt, dass man diese Verhaltensweisen Pipilecken und allgemein Triebahftigkeit oft nicht wegbekommt mit Homöopathie, weil sie eben nicht abnormal sind.
    Es ist ja ein ganz natürlicher Trieb. Bei gesteigerter Aggressivität wäre es aber sicher zumindest ein Versuch wert.
    Ich habe bei uns halt ein bisschen Angst, dass diese Klarheit verloren geht. Ich weiß halt, wie ich meinen Hund einzuschätzen habe. Er ist gegenüber Hündinnen und Welpen, Junghunden megatolerant. Da frage ich mich halt "Ändert sich das...?" Tja, ich weiß jetzt nicht, ob dir das geholfen hat. Wie du siehst, ich bin selbst sehr unschlüssig....

  • Ich überlege auch immer noch, ob ich meinen Charly kastrieren lassen soll oder nicht. Also, im Moment ist die Frage nicht akut, weil er den Chip hat. Ich werde ihn auch im Anschluss sicher nicht gleich kastrieren lassen, aber trotzdem mache ich mir Gedanken und würde gerne mal eure Meinungen hören. Ohne Chip ist Charly bei den meisten intakten Rüden aggressiv, bei Hündinnen und Kastraten will er ständig aufreiten und ist dann auch nicht mehr ansprechbar. Selbst wenn die anderen Hunde sich wehren und nach ihm schnappen, juckt ihn das gar nicht. Er bekommt dann einfach nichts mehr mit. Auch beim Spazierengehen ist er ständig nur am Pipi-Lecken und Zähneklappern. Immer mit einem abwesenden Blick und auch da ist er nur sehr schwer ansprechbar. Ständig ist er "verliebt", selbst wenn die Hündin nicht läufig ist. Mein erster Hundetrainer sagte, diesen Hund hätte er schon längst kastriert, weil er solchen Stress mit seiner Sexualität hat und sein Verhalten weit über das normale Maß hinausgeht. (Ich habe sowieso stressbedingt einige Probleme mit ihm, das Sexuelle kommt dann einfach nur noch oben drauf).

    Jetzt bin ich bei einer anderen Trainerin, die generell gegen Kastration bei Rüden ist. Sie ist der Meinung, dass die Hundebesitzer, die ihre Rüden kastrieren lassen, nur zu faul sind, sich mit deren Dominanzverhalten auseinanderzusetzen. Im freien "Spiel" mit anderen Hunden hat sie meinen aber (im Gegensatz zum anderen Trainer) noch nie gesehen. Nun habe ich Charly vor zwei Monaten den Chip setzen lassen, aber aus einem anderen Grund (zwei Hündinnen im gleichen Haus und ein Mitbewohner, der keine Türen zumachen kann). Charly ist seitdem im generellen Verhalten nicht viel anders als sonst. Er gerät immer noch leicht in Stress und hat immer noch großes Interesse an Pipi und Markieren (ist ja auch normal), aber das abwesende Lecken und Zähneklappern ist komplett weg. Allerdings reagiert er jetzt nicht mehr nur auf intakte Rüden aggressiv, sondern auch auf Hündinnen. Das finde ich zwar doof, aber auch sehr spannend. Ich habe den Eindruck, dass er jetzt endlich den Kopf frei hat, um sich mit dem anderen Hund auch wirklich auseinander zu setzen, ohne ständig nur ans *** zu denken. Er zeigt auch Interesse an den anderen Hunden, hat aber sichtlich Angst und schießt dann schnell kläffend nach vorne, wenn die anderen Hunde auf sein Drohen nicht reagieren. Gebissen hat er dabei noch nicht. Nächste Woche gehe ich mit ihm zur Sozialisation und hoffe, dass er dann langsam wieder lernt, dass andere Hunde auch okay sein können und dass sie ihm nicht alle gleich an den Pelz wollen (er hat da schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht). Keine Sorge, da werden die Hunde nicht einfach aufeinander los gelassen!

    Jetzt fände ich es natürlich noch spannender zu sehen, wie er sich da entwickelt und wie sich das Verhalten dann wieder ändert, wenn die Wirkung vom Chip nachlässt. Wenn man ihn später vielleicht auch mal korrigieren kann, wenn er ne Hündin oder einen Kastraten zu sehr bedrängt, dann wäre ich schon sehr zufrieden. Also, wenn er dann überhaupt mal in der Lage ist, dort Erziehungsmaßnahmen anzunehmen. Wenn es dann aber wieder genauso läuft wie vorher und ihm die Hormone wieder das Hirn wegblasen, tendiere ich aber doch eher zur Kastration, selbst wenn sich an seinem abweisenden Verhalten anderen Hunden gegenüber nichts ändern sollte (und da hoffe ich durch die Sozialisierungsstunden natürlich auf Fortschritte). Ich finde, es nützt nichts, wenn er mit Hündinnen und Kastraten dann wieder verträglich ist, nur weil er sie rammeln will... Was meint ihr?

  • Meiner kam mit über 6 Jahren nicht damit klar.

    Er hat Fressen und Trinken verweigert und sich verkrochen.

    so einen Hund würde ich dann kastrieren lassen. Ohne schlechtes Gewissen und ohne weiter zu überlegen.

    Mir geht es vor allem um dieses,
    der Hund spielt nicht mehr mit anderen schön, also kastration
    Der Hund pöbelt, also kastration
    Der Hund mag nicht mehr jedes andere atmende Lebewesen, also kastration
    Der Hund jagt, also kastration
    Der Hund reitet bei jedem anderen Hund auf, also kastration
    Usw.
    Das sind alles Dinge, denen man mit Erziehung, Zeit und Geduld beikommen kann.

    Ich kann völlig verstehen und würde einen Rüden kastrieren lassen, wenn der sichtlich leidet über Wochen und Monate hinweg. Wenn er nicht mehr frisst und trinkt und es keine Aussicht auf Besserung gibt.

    Lg

  • Benni wurde aus medizinischen Gründen mit 8 Jahren kastriert (Tumor).
    Positiv: kein Vorhautkathar mehr (war dauerhaft, seit er 1 Jahr alt war, spülen hat nichts gebracht), kein rumstehen und lecken mehr alle zwei Minuten
    Negativ: nichts bzw. Er pinkelt jetzt sofort alles raus wenn es Gassi geht, man steht dann also auch mal 30 Sekunden rum und schaut in der Gegend rum xD
    Was gleich geblieben ist: rammeln als Übersprungshandlung (nur deutlich seltener als früher, aber das kann auch am Alter liegen), große Rüden sind kacke, Jagdtrieb

    Von daher: bin auch der Meinung, jeder Hund ist anders, jeder reagiert anders und es muss immer eine individuelle Lösung gefunden werden.

  • Mein Hund ist sehr ähnlich wie von @Billi oben beschrieben im Verhalten. Draußen will er die ganze Zeit Pipi lecken. Er versucht bei jedem Hund, egal ob männlich, weiblich oder kastriert unten zu lecken. Er wäre dabei teilweise sogar schon gebissen worden. Die Hündin hat ihn immer wieder abgeschnappt und er hat dann immer lauter gefiept und auch gemerkt das es gefährlich ist...aufhören kann er nicht. Ich hab ihn dann endlich! zu packen bekommen um ihn anleinen zu können.

    Was denkt ihr darüber? Wird sich das noch ändern? Er ist knapp 2 Jahre alt.

  • Noch ergänzend: Bei Menschen macht er das auch. Ganz schlimm wenn Frauen ihre Tage haben, da reagiert er auch auf gar nichts Anderes mehr. Da muss ich ihn komplett wegzerren. Andere Rüden prollt er auch an, aber das empfinde ich als normal bei unkastrierten Rüden.

  • Hi,

    wir haben unseren Leonbergerrüden kürzlich mit 2,25 Jahren kastrieren lassen. Er war vorher z. T. völlig durch den Wind, zitterte, wenn Mädels in der Nähe und kurz vorher da waren, war phasenweise nicht ansprechbar. Ein ernste Keilerei hatte er noch nicht, aber klar waren auch nicht alle Rüden toll. Das wurde bereits mit dem Chip deutlich weniger. Seit der finalen Kastration fällt mir auf, daß er bewegungsfreudiger ist. Nun ist ein Leonberger ja eh kein Rennpferd aber doch ... im Rahmen seiner Möglichkeiten läuft er mehr und ist irgendwie alberner. Hab mich schon gefragt, ob ihn das Gehänge vorher irgendwie behindert hat :hust: . Sogar unserem Nachbarn ist aufgefallen, daß er jetzt anders läuft.

    O.k., das verspieltere Verhalten wirkt auf uns Menschen "niedlich", ob's dem Hund nun besser oder schlechter geht, können wir eh nicht beurteilen. Aber er wirkt entspannter. Wenn's mit einem anderen Hund Streß gibt, dreht er ab.

    Gruß
    Anke

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