Artgerecht Reiten lernen, nur mit eigenem Pferd?

  • Tut mir Leid, aber bevor du das Reiten anfangen willst, setze dich mit dem Pferd bitte erst mal so auseinander.
    Du hast - so wie es rüber kommt - keine Ahnung vom Umgang mit dem Pferd und auch den Haltungsbedingungen, sowie Preisen.
    Also die Preise variieren von Landkreisen schon ziemlich, aber hier in Westfalen, wo es so viele Höfe gibt, dass es so ziemlich am günstigsten ist, bezahlst du für einen "normalen" Offenstall auch 150-180. Wiese mit Unterstand kostet selbst hier mehr als 50 Euro, und das ist ja nun nicht artgerecht meiner Meinung nach.
    Und zu deinen Aussagen, in der Reitschule hätten die Pferde gesabbert :???: Naja ließ man ein Buch über Pferde und Reiten. Das abkauen am Gebiss ist erwünscht und ein Zeichen von Entspannung/Zufriedenheit.
    Außerdem empfehle ich es nicht gerade gebisslos mit dem Reiten anzufangen, also lieber mal "so ein Metallding" ins Maul packen, natürlich eine normale Wassertrense. Ein Knotenhalfter ist deutlich schärfer als ein dickeres Wassergebiss und von Hackemore brauchen wir gar nicht anfangen. Ich reite auch mal Gebisslos und das ist auch was gutes, aber gehört meiner Meinung nach ebenso wie scharfe Gebisse nicht in Anfängerhände, denn mit Hackemore kann man so eine Nase deutlich schneller brechen, als so ein Kiefer durch ein Pelham bricht.
    Für mich beginnt guter Reitunterricht übrigens ohne Zügel und zunächst an der Longe mit Sitzunterricht.

  • Hm, muss ja nicht jeder Isländer reiten wollen, aber nur so der Vollständigkeit halber: Mit der Körpergröße hat das eher nichts zu tun, ich bin ca. 1,80 groß und meine Pferde sind immer mehr so untere Isländer-Kante gewesen....


    Für 50 Euro im Monat wirst Du kein Pferd vernünftig unterstellen können, weder im Offenstall noch sonstwo.

  • Ich habe ja nur ganz alte Preise im Kopf, das Reiten lernen liegt noch viel länger zurück. :D


    Reiten gelernt habe ich in den 80ern in NRW. Das hieß über ein halbes Jahr zweimal in der Woche Longenunterricht, danach ein weiteres halbes Jahr halb Longe, halb frei. Teilweise ist das zwar frustrierend, aber der Sitz der dabei rauskommt ist super und entsprechend schonend und kontrolliert kann dann die Einwirkung auf das Pferd sein.
    Auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst: Wenn Pferd und Reiter gut ausgebildet sind, dann ist völlig egal, was das Pferd im Maul hat. Du rahmst es mit Schenkel und Zügel nur ein, Gas, Bremse und Lenkung sitzen im Rücken und zwar in deinem. ;)


    Ich habe schon in den 1990ern für eine gute Unterbringung 800 DM pro Monat gezahlt. Das bedeutete dann eine großzügige Box, Sommerweidegang, Winterpaddok, reichlich Stroh und Heu, angepasstes, variables Kraftfutter und eine Reithalle. Auch eine Halle würde ich nur dann verzichten, wenn ich Zeit habe und das Wetter mit absolut nichts ausmacht. Denn nichts ist schlimmer, als Pferde die wochenlang auf der Weide stehen und dann arbeiten sollen. Reiten ist nicht artgerecht, also verdient es jedes Pferd vernünftig für diese Aufgabe trainiert zu sein. Einen großen Teil dieses Trainings kann man vom Boden aus gestalten, aber man benötigt eben den Platz dazu.
    Ob das nun ein Stall mit Vollpension und Rundumversorgung war oder ein Hof, wo das Rein-und Rausbringen auf selbst gepachtete Weiden mit selbst gezogenem Zaun selber zu organisieren war, billiger wurde es nie.
    Dazu der Hufschmied, der sicher nicht billiger geworden ist. Damals lag bei uns Ausschneiden bei 40 DM, einfacher Beschlag zwischen 120 und 150, Spezialbeschlag (die Variante hatte z.B. eines meiner Pferde gezogen) rund 200. Und nicht jedes Pferd kann barfuß laufen.
    Dazu die Rücklagen für den Tierarzt. Pferde sind zwar in der Behandlung etwas günstiger als Hunde, aber dafür ist auch schneller mal etwas. Eine dicke Rechnung zwischen 1500 und 3500 DM hatte ich im Prinzip in jedem Jahr. In der Regel Weideverletzungen, weil mal wieder ein neues Pferd dazugekommen ist. Auch wenn die überwachte Zusammenführung gut geklappt hat, in den folgenden Wochen rappelte es meist. Dann hast du keinen Verursacher und zahlst fein selbst.


    Jetzt, hier im Nachbarland liegt der Grundpreis für einen vernünftigen Stall bei 600 € und dareden wir nicht von einem Konzept wie hier: http://www.aktivstall-gruemer.de/

  • 50 € im Monat halte ich für völlig irrealistisch.


    Wir leben sehr ländlich und der Stall gehört unseren Nachbarn (Sonderkonditionen) dennoch zählen wir 160 € im Monat. Die Großpferde zahlen um die 190 € meine ich.
    Dazu kommt alle 8 Wochen Hufschmied für je 90 €.
    Impfung einmal im Jahr 30/50 € und die Wurmkuren zu je 30 €.
    Und das sind nur die absoluten Basiskosten.
    Versicherung sind nochmal um die 70 € im Jahr.
    Dazu kommt dann noch Ausrüstung, Unterricht usw usw.




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  • Ach und größere Tierarztkosten, außer mal Zähne machen (150 €), hatten wir in all den Jahren nie, toi toi toi.
    Weideverletzungen waren bis jetzt immer nur kleine schrammen, nix für den Tierarzt.
    Und sommerekzem haben wir jetzt mit ner nicht medizinischen Lotion im Griff



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  • Helfstyna:
    Das finde ich nun übertrieben mehrmals täglich Pferdeäpfel auf einer Weide einzusammeln. 1x am Tag reicht meiner Meinung nach vollkommen aus. Und wenn sich mehrere Leute zusammen tun ist eben jeder 1-2x die Woche dran. Das sollte doch wohl machbar sein.
    Und zur kontrollierten Fütterung: Ich würde mir ja eh nur ein Pferd halten, wenn es bei mir vor Ort steht und ich somit täglich vorbeischauen kann. Da sehe ich also auch kein Problem drin.
    So ein Stall kostet auch nicht die Welt, viele Weiden haben sowas ja auch schon.
    Nein ich war noch nie auf einem Pferd, daher möchte ich das ja gerne testen und reiten lernen.


    Zitat

    Ich kann auf einem Araber reiten lernen und mir später trotzdem nen Kaltblut kaufen, weil mir das besser liegt, die Technik ist die Gleiche


    Die Frage ist aber eher, ob du deine Beine so weit auseinander bekommst...


    lavinia21:
    Du kannst mir nicht erzählen, dass Pferdehalter nie in Urlaub fahren. Selbst bei einer kleinen Stall/weidegemeinschaft von ein paar Leuten wird sich doch wohl immer einer finden, der ein Pferd mitversorgt, wenn jemand im Urlaub ist.


    Zitat

    Was machst du, wenn du HEUTE mit dem Pferd nicht zurecht kommst und mal jmd bräuchtest, der es 20 Minuten warm reitet oder auch mal abgaloppiert?


    Dann würde ich jemanden fragen, der Ahnung hat. Natürlich würde ich mir keine Stallgemeinschaft suchen, wo jeder sein Ding macht und sich nicht für den anderen interessiert. Sondern schon eine Gemeinschaft, wo man eben wirklich eine Gemeinschaft ist. Hier bei uns im Ort (200 Einwohner, 200 Pferde) gibt es z.B. eine Stallgemeinschaft von ca. 50 Personen und 50 Pferden. Davon kommen ca. 20 Personen aus dem Dorf, die kenne ich also alle, wir verstehen uns gut. Dort sind Anfänger, Fortgeschrittene, Dorfbewohner, die täglich bei den Pferden sind, Besitzer, die nur am Wochenende vorbei kommen, Leute, die ihre Pferde selbst ausbilden, etc.
    Da findet sich immer irgendwer den man fragen kann, da eigentlich mehrere Stunden am Tag immer irgendwelche Leute da sind. Sowas würde meinen Vorstellungen entsprechen.

  • Zitat

    Dann würde ich jemanden fragen, der Ahnung hat. Natürlich würde ich mir keine Stallgemeinschaft suchen, wo jeder sein Ding macht und sich nicht für den anderen interessiert. Sondern schon eine Gemeinschaft, wo man eben wirklich eine Gemeinschaft ist. Hier bei uns im Ort (200 Einwohner, 200 Pferde) gibt es z.B. eine Stallgemeinschaft von ca. 50 Personen und 50 Pferden. Davon kommen ca. 20 Personen aus dem Dorf, die kenne ich also alle, wir verstehen uns gut. Dort sind Anfänger, Fortgeschrittene, Dorfbewohner, die täglich bei den Pferden sind, Besitzer, die nur am Wochenende vorbei kommen, Leute, die ihre Pferde selbst ausbilden, etc.
    Da findet sich immer irgendwer den man fragen kann, da eigentlich mehrere Stunden am Tag immer irgendwelche Leute da sind. Sowas würde meinen Vorstellungen entsprechen.


    Warum gehst du dann nicht dorthin?


    Zum Rest sage ich nur "Träum weiter!"

  • Zitat


    Die Frage ist aber eher, ob du deine Beine so weit auseinander bekommst...


    Du solltest genauer lesen. Große Pferde sind NICHT immer breit gebaut. Ich hatte eine 1,70 m große Stute unter dem Hintern und im Prinzip hatte man vorne viel, hinten viel aber da wo man drauf saß - breit war DAS nicht. Und dann hab ich auf einem Endmaßpony gesessen - DAS war um einiges breiter als die wirklich große Stute.


    Und nochmal: Reiten lernt man nicht auf einem Pferd. Reiten lernt man auf vielen verschiedenen Pferden. Selbst wenn die Technik gleich ist, reitet sich jedes Pferd anders.


    Ich finde den Plan "dann frag ich irgendwen, denn es findet sich immer wer" sowas von schlecht. Wie kannst du als purer Anfänger ohne Hintergrundwissen überhaupt entscheiden ob das, was dir dein Gegenüber sagt, im Ansatz richtig ist oder nicht? Reitlehrer, Bereiter usw. haben durchaus ihre Berechtigung!


    Ein Pferd ist doch kein Hund, den man mit nem Hunni im Monat versorgt hat, den man wenn er Aggro schiebt mal eben an den nächsten Baum bindet. Ein Pferd, und dann eines wie du es möchtest, wiegt einige hundert Kilo. Da sollte man wissen was man tut.

  • Zitat

    Helfstyna:
    Das finde ich nun übertrieben mehrmals täglich Pferdeäpfel auf einer Weide einzusammeln. 1x am Tag reicht meiner Meinung nach vollkommen aus.


    Kommt auf die Menge der Pferde und die Größe der Weide an und wenn die Pferde rund um die Uhr draußen stehen, wirst du mit einmal am Tag nicht weit kommen, aber du als Anfänger weißt das sicher besser, als wir :roll:


    Zitat

    Die Frage ist aber eher, ob du deine Beine so weit auseinander bekommst...


    Wenn nicht, solltest du erst mal zum Arzt gehen und untersuchen lassen, was anatomisch nicht stimmt, bevor du reiten lernst.


    Ganz ehrlich, da ist soviel Halbwissen und Fantasie dabei... bring deine Vorstellung doch erstmal mit der Realität zusammen, bevor du da weiter überlegst.


    Ich persönlich plädiere zB ganz klar dafür, dass Anfänger mit Gebiss anfangen. Wieso?
    Es gibt über ein dutzend verschiedener Gebissloser Zäume und mit jedem kann man einem Pferd mehr oder weniger schnell schaden - wie auch mit den Gebissen. Eins haben sie aber alle gemeinsam: In den Köpfen der Leute sind sie alle "harmlos und sanft"
    Einem Anfänger davor den notwendigen Respekt beizubringen ist extrem schwer. Bei einer Trense kann sich jeder vorstellen, dass es unangenehm ist, wenn sie damit unvorsichtig umgehen, beim gebisslosen Zaum ist das in weiten Teil ein aussichtsloser Diskurs.


    Pelham oder gar Kandare (nein keine Anfänger Zäume aber bestes Beispiel) werden fast immer mit Respekt, teils mit Ehrfurcht behandelt, das Hackamore - am besten mit den ganz langen Anzügen - packt man zu oft bedenkenlos aufs Pferd, denn gebisslos, ist ja sanft.

  • Ich denke das Problem der artgerechten Haltung ist definitiv regional.


    Ich würde mal behaupten, dass unser Stall einer der artgerechtesten aus der Umgebung ist (ausser vllt der Aktivstall, aber da brauchen die Pferde alle 4 Wochen einen neuen Beschlag weil der Boden so komisch ist). Wir haben Paddockboxen und Weidegang leider nur im Sommer. Würden wir den Platz für Winterkoppeln haben, würde man das sicher einrichten, aber hier ist alles so dicht aufeinander, da kann man froh sein überhaupt Koppel zu bekommen.


    Ich empfinde die Paddockboxen nicht als schlimm, da sie groß, hell und luftig sind (wenn es wen interessiert http://www.reitschule-viernheim.de/anlage/stall-reithalle/ )


    Für 50euro bekommt man hier nichtmal einen PKW Standplatz.


    Wieso keine Reitbeteiligung? Da kann man gut herausfinden ob das Thema Pferd einem wirklich liegt und man wird ein wenig mit alltäglichen Problemen eines Pferdebesitzers konfrontiert.

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