Echte Wölfe und blöde Fragen

  • @BeardiePower - ich sehe die Fakir-Platten jetzt zwar auch nicht als wirklich machbare Lösung; ich habe, um 70m² Paddock-Platten, die bis auf die Spitzen der Vorgehensweise bei den Fakir-Platten entsprechen einige Stunden Arbeitszeit verballert. Auf einer leidlich (für unsere Verhältnisse jedenfalls :lol: ) ebenen Fläche. Das wären dann für popelige 70 Meter Zaunlänge mehrere Stunden reine Verlegezeit.
    Vorher müsste man noch Mähen, einige Unebenheiten einglätten, vielleicht noch ein paar Bäume fällen und hätte immer noch nicht die Frage geklärt, woher man den Platz dafür nehmen soll. Landwirtschaftliche Parzellen liegen ohne Abstand direkt nebeneinander - man muss dem Nachbarn ermöglichen, sein Land bis zum letzten Zentimeter zu bearbeiten, was bedeutet, dass Zaunanlagen schon mal mindestens 1 Meter Abstand (nach innen) zur eigenen Grundstückgrenze haben müssen. Dann muss man noch überlegen, wie hoch-weit ein Wolf so springen kann - und ich gehe mal davon aus, dass das gar nicht wenig ist, da knappst man also lustig rund um die Weide Meter für Meter ab. Auch andere Wildtiere könnten auf diese Platten treten oder aber die Über-den-Zaun-Fütterer und Tier-Streichler.

    Was ich aber gut finde, ist Dein Ansatz zum in neuen Bahnen denken.
    Denn ich glaube, mit dem Altbewährten (oder eben nicht Bewährten) kommt man nicht weiter.

    Ich hab auch schon krumm gedacht - und z. B. über unsichtbare Hundezäune nachgedacht. Wölfe werden mit den dazu gehörigen Halsbändern ausgestattet - kann man gleich mit dem Monitoring verbinden. Und es wird in Regionen, in denen Weidetierhaltung betrieben wird, großzügig das Abstandskabel ausgelegt - hier bei uns könnte man quasi das ganze Dorf mit seinen Feld-und Flur-Flächen, die auf einer Rodungsinsel von Wald umgeben sind, "umzingeln", knapp am Waldrand, da kann dann niemand drüberpflügen oder sonst was. Nähert sich der Wolf dem Bereich, fangen die unangenehmen Impulse an, steigern sich, wenn er den Bereich noch weiter betritt, hören aber sofort wieder auf, wenn er den Bereich verläßt.

    Arbeit und Kosten (Fallen, Distanznarkosen, Besenderung, Überwachung) würden bei denen landen, die den Wolf mit allen Mitteln durchsetzen möchten - ein Nebeneffekt, den ich auf süffisante Art und Weise witzig finde und nicht mehr an den Tierhaltern hängen bleiben. Tierhalter könnten auf mittel-wolfssichere Zäune abrüsten, denn unbesenderte Durchzieher wird es immer mal geben. Da könnten sich die Wolfbefürworter mal so richtig austoben. :lol:

    Mir kommt es schon rein rechnerisch sinniger vor, bei den paar Hundert Wölfen anzusetzen, als bei Hunderttausenden von Nutztieren.

    Natürlich ist das auch eine spinnerte Idee - aber irgendwann wird unter all den Querdenkern einer vielleicht DIE Lösung finden, deshalb finde ich dass man wirklich in ungewohnten Bahnen denken sollte. Das was wir bisher haben, funzt in vielen Belangen einfach nicht.

    LG, Chris

  • EIn doppelt so hoher Zaun ist nicht mehr Aufwand (wird was teurer sein, klar - wird aber wohl überall unterstützt)


    Sag mal, hast Du Dich mal intensiv mit den Förderungsmöglichkeiten beschäftigt?

    Wenn nicht, wird es aber mal Zeit.

    Denn auch das ist mal wieder gar nicht so einfach, wie es immer wieder dargestellt wird:

    • in vielen Bundesländern fangen die Förderzeiträume erst dann an, wenn die ersten Risse bereits stattgefunden haben. In Wolfserwartungsland, da wo es am wichtigsten wäre, präventiven Herdenschutz zu betreiben, damit die Wölfe gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen, gibt es genau gar nix.
    • nicht jeder bekommt jede Förderung, einiges wird aus unterschiedlichen Töpfen gefördert, das muss man erst mal wissen, herausfinden und das in einer Zeit, in der man unter ziemlichen Druck steht, wenn es bereits zu Rissen gekommen ist.
    • nachträgliche Förderungen gibt es nicht - wenn einer so blöd ist, wie ich und auf die ersten Verdachtsmomente Zäune aufrüstet, bleibt der auf seinen Kosten sitzen, da Zuwendungen nur für Maßnahmen gezahlt werden, die bei Antragstellung noch nicht begonnen worden sind. Dass so Blödis wie ich aber anderen Nutztierhaltern damit evtl. sehr helfen, wird dabei nicht im Geringsten beücksichtigt.
    • in einigen Bundesländern gibt es bestimmte Vorgaben, was gefördert wird. Wenn da nur 90-cm_Netze drin stehen, gibt es nur 90-cm-Netze. Es gibt NICHT das Geld für 90-cm-Netze und den Rest zahlt man aus eigener Tasche, wenn man nun lieber die 1,18-Netze kauft. Wer das macht, kriegt gar nix. Abgesehen davon haben Schäfer im Normalfall doch eh schon Netze.
    • de-minimis-Regelungen sorgen dafür, dass es Obergrenzen für Förderungsmaßnahmen gibt, je nach BL liegt das bei 15.000 €, um mal ne Hausnummer zu nennen. Rechne mal 3 gute, erwachsene, erfahrene HSH aus zertifizierter Arbeitslinie plus Zaun, da wird es schon sehr rasch sehr verflixt knapp
    • https://fs.egov.sachsen.de/formserv/findf…me=smul_lfulg_3
    • https://fs.egov.sachsen.de/formserv/findf…ul_lfulg_kamenz
    • mal ein Beispiel für einen Antrag: https://fs.egov.sachsen.de/formserv/findf…ul_lfulg_kamenz
    • auch wird immer wieder betont, dass es sich bei den Fördermaßnahmen um freiwillige Maßnahmen handelt, niemand weiss, wann die enden werden, es besteht kein Rechtsanspruch

    Man muss sich da wirklich mal durchwursteln, man kann das nicht auf den Satz reduzieren:
    "Aber es gibt doch Fördermittel."

    LG, Chris

  • Ach Chris, der Satz "es gibt doch Fördermittel..." ist die weitverbreitete Antwort auf alles...
    Umstellung auf Biobetrieb? Wird doch gefördert...
    Nachrüstdieselpartikelfilter? wird doch subventioniert...
    Elektroauto? Wird doch gefördert....
    Ernegieeffizentes Haus? Wird doch gefördert...
    Selbständigkeit? Gibt doch den Gründungszuschuss...

    Joa, gibt's... Dennoch - erst Gewehr haben, dann schießen... Davon abgesehen decken Fördermittel nie die Kosten zu 100% und den Rest muss man dann eben selbst tragen...
    Dass das dann mal eben schnell nen paar tausend Euro sind, wird dann vergessen...


    Ich finde den Denkansatz bei der geringeren Tieranzahl, und dass sind nun mal die Wölfe, anzusetzen, ehrlich gesagt sehr, sehr schlüssig...
    Stellt sich nur die Frage wie... =)

    Bewegungsmelder die Leuchtraketen abschießen? :???:

    Unsichtbare Zäune?
    :???:

    Also, wenn man in Australien unendlich viel Strand vor Haien schützen kann, muss es doch Möglichkeiten geben... :ka:

  • Die Platten würden so sein, daß sie auf- und abgebaut werden können, daß man sie von Weide zu Weide fahren könnte. So eine Art Steckmodule.

    Leg mal eine Platte für 1 Woche auf den rasen. Danach haste nicht mehr soviel Rasen übrig...


    Und wir haben die Hanglagen, Gebüsche und Co vergessen, moah, doof! Aber ja, es muss echt eine Lösung her die extrem flexibel ist, möglichst an nichts Schaden anrichtet, so wenig Arbeit wie möglich benötigt und wenns geht auch noch möglichst wenig kostet.
    Wir suchen die Eierlegende Wollmilchsau. *seufz*
    Aber es muss doch irgendwas geben... Die Richtung finde ich schon sehr interessant, vielleicht wäre es möglich das ganze so ähnlich wie diese Nagelketten der Polizei zu machen? Halt so eine Art langer Vorleger...
    Oder diese Spitzen wie sie gegen die Tauben überall sind oben an die Zäune? Wobei, wenn sie so stumpf sind das nix passiert wirds den Wolf im wahrsten Sinne des Wortes dann echt nicht kratzen. Ach man.

    Das mit dem Verein der da freiwillige "Nachtschützer" sucht finde ich übrigens wirklich großartig! Das müsste echt mal groß beworben werden, denn ich fürchte das wird die einzige Chance für viele Viehhalter sein.

    Sag mal, hast Du Dich mal intensiv mit den Förderungsmöglichkeiten beschäftigt?

    :lol: Ist dir noch nicht aufgefallen das sie nichtmal nen ganzen Post durchliest sondern nur Stichworte und alles andere überliest?

  • Eine interessante Zusammenfassung und Berurteilung der Lage in Vechta:
    http://woelfeindeutschland.de/vechta-woelfin-das-mass-ist-voll/

    U. a. steht dort drin, dass der Einsatz von HSH entgegenn der bisher im Netz verbreiteten Spekulationen eben doch geplant war, dass die Integration der Hunde in die Herde aber durch die Nervösität der Schafe nach den Wolfsübergriffen ungleich schwieriger geworden ist.
    Auch steht dort einiges zur Thematik, dass Hobby-Tierhalter keine Förderungen für Schutzmaßnahmen bekommen und somit ungewollt dazu beitragen, dass Wölfe lernen können, wie einfach doch kleine Wiederkäuer zu jagen sind.

    Für mich ist das Geschehen in Vechta ein gutes Beispiel dafür, dass unser Herdenschutz bisher immer noch zu spät, zu wenig intensiv und zu vereinzelt, noch dazu rein auf gewerbliche Landwirte begrenzt, einsetzt, um tatsächlich als Herdenschutz im Präventions-Sinne gelten zu können.

    Wenn Herdenschutz, dann richtig, losgehend in Wolfserwartungsland, in ALLEN dort vorhandenen Tierbeständen, auch denen von Hobbytierhaltern, so wie es in Brandenburg in den Schutzmaßnahmen vorgemacht wird mit einer Kombination aus Zaun und Hunden - um die Vorlaufzeiten entsprechend einplanen zu können und um den Wölfen alle Nutztiere von Anfang an so unbequem wie möglich zu machen.

    Es macht aus der Sicht des gelungenen Herdenschutzes überhaupt keinen Sinn, die Hobby-Tierhalter aus diesen Präventionsmaßnahmen herauszuhalten, denn so wird es aus Kostengründen immer wieder nur unzureichend geschützte Tiere geben, die den Wolf auf den Geschmack kommen lassen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Finanztopf lediglich einer Umgestaltung bedarf und keiner deutlich höheren Mittel, denn das was im Vorfeld für den unmittelbaren Herdenschutz eingesetzt wird, muss hinterher nicht als Entschädigung gezahlt werden.

    LG, Chris

  • Wenn Herdenschutz, dann richtig, losgehend in Wolfserwartungsland, in ALLEN dort vorhandenen Tierbeständen, auch denen von Hobbytierhaltern, so wie es in Brandenburg in den Schutzmaßnahmen vorgemacht wird mit einer Kombination aus Zaun und Hunden - um die Vorlaufzeiten entsprechend einplanen zu können und um den Wölfen alle Nutztiere von Anfang an so unbequem wie möglich zu machen.

    Tja, da sagst du was! Vorbeugung ist immer besser. Aber wie in so vielen Dingen wird erst was gemacht, wenn es zu spät ist. Nicht selten spielt das liebe Geld eine große Rolle dabei.

    Und was die traumatisierten Schafe angeht, die da beschrieben werden: Ist ja klar, daß sie Angst haben, wenn da wieder ein wolfsähnliches Tier zu ihnen kommt. Da hätte man wirklich eher was tun müssen. - Und genau das wird dann wieder gegen den Wolf ausgelegt. Da wird dann einfach gesagt, daß das alles Quatsch wäre mit den HSH und so, daß dann wieder Stimmung aufkommt. Schade.

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