Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich finde das ja bei meinem Spitz ganz spannend. Wenn er im Territoriums-Modus ist, dann ist es auch egal, dass das Weib ihm den Hintern hinhält. Also, war. Er ist ja aus gesundheitlichen Gründen mit neun Jahren kastriert worden. Aber bei ihm stand in dem Fall immer das Territorialverhalten vor dem Sexualverhalten. Und das als Spitz ... also also Lumpi, der wirklich nie was anbrennen ließ. Bei meinen BCs ist das völlig selbstverständlich, dass denen die Arbeit wichtier ist als das Sexualverhalten. Es lebe die genetische Manipulation. :applaus:

    Ich wollte mal was zur Konstellation läufige HSH-Dame und Wolfsrüden sagen. Wolfsrüden "können" nicht ganzjährig. Das geht nur zu bestimmten Zeiten.

  • Ach, das ist ja spannend.... ich dachte alle Männer können immer. Hier lernt man immer dazu.

    Wolfsrüden brauchen paarungsbereite Fähen, die ihre Hormone ankurbeln. Wir hatten aber schon mal hier überlegt, ob Hündinnen das auch schaffen könnten.
    Wir sind zu keinem Ergebnis gekommen. Die Hybriden in freier Natur haben aber logischerweise ja immer ne Wolfsmutter. Bei der typischen Hündin in D kann ich mir auch nicht vorstellen,dass die ein paar Wochen im Wald verschwindet. Ich mein, die haben doch meistens gern ihre Menschen zur Geburt dabei, oder?

  • @Chris2406

    Möglicherweise reden wir aneinander vorbei?

    Dass das Fortpflanzungsverhalten die Archillesferse beim Einsatz von HSH ist, bestreite ich doch gar nicht.

    Es geht mir um diese Frage der Besucherin B.J. auf der Seite der AG Herdenschutzhunde HSH:

    "Hat man z. B. nur Rüden in der Herde und es kommt ein Wölfin vielleicht noch läufig . Wieso sollen die Rüden sie den verjagen oder töten . Man weiss doch das Rüden meist Hündinnen nichts tun ."

    Auf den Aspekt der Ranzzeit (läufige Wölfin) ist die AG nicht eingegangen in ihrer Antwort, hat aber Beispiele gebracht, wo es durch den Einsatz von Herdenschutzhunden durchaus gelungen ist, die bewachte Herde als "tabu" für die Wölfin zu erklären.

    Die Frage der Besucherin zielt aber eindeutig (also zumindest für mich) auf die Situation ab, dass eine läufige Wölfin mit Beutefangverhalten in eine Nutztierherde eindringt und allein aufgrund der Tatsache dass sie eine (läufige) Wölfin ist, nicht von den anwesenden Herdenschutzhunden am Riss der Nutztiere gehindert wird, weil ihnen der Kopf durch die Fortpflanzungshormone vernebelt ist.

    "Pflichtbewusstsein" - ich hatte es in Anführungszeichen gesetzt, weil mir kein besserer Begriff eingefallen ist. Ich kann mir nicht vorstellen dass Hunden der moralische Aspekt von menschlicher Pflichtvorstellung zueigen ist.

    Es geht um Motivationen, und auch wenn immer vom Sexualtrieb geredet wird, so ist doch auch dieser eine Motivation, die nicht nur aus dem triebigen (nicht willentlich beeinflussbaren) Anteil besteht.

    Hat Jean-Marc Landry explizite Beispiele genannt, die sich auf das Szenario einer auf der Jagd befindlichen Wölfin beziehen, die von Herdenschutzhunden nicht abgewehrt wurde weil sie läufig war?
    Oder beziehen sich seine Warnungen auf den Aspekt, dass Herdenschutzhunde durchaus die Herde verlassen um dem Fortpflanzungsverhalten zu folgen, wodurch die Herde schutzlos möglichen Wolfsangriffen ausgeliefert ist?

  • Möglicherweise reden wir aneinander vorbei?

    Da gehe ich von aus. :lol:

    Wieso sollen die Rüden sie den verjagen oder töten . Man weiss doch das Rüden meist Hündinnen nichts tun ."

    Weil die Rüden HSH und das Weib eine Wölfin ist.

    Auf den Aspekt der Ranzzeit (läufige Wölfin) ist die AG nicht eingegangen

    Die setzen wahrscheinlich voraus, dass die Leute wissen, wann die Ranzzeit der Wölfe ist und dass das deshalb keine Rolle gespielt hat.

    Hat Jean-Marc Landry explizite Beispiele genannt, die sich auf das Szenario einer auf der Jagd befindlichen Wölfin beziehen, die von Herdenschutzhunden nicht abgewehrt wurde weil sie läufig war?

    Nein.

    Oder beziehen sich seine Warnungen auf den Aspekt, dass Herdenschutzhunde durchaus die Herde verlassen um dem Fortpflanzungsverhalten zu folgen, wodurch die Herde schutzlos möglichen Wolfsangriffen ausgeliefert ist?

    Auch eher nein.

    Die HSH verlassen ihre Herde nicht aus Fortpflanzungstrieb, sondern das Durchstreifen des Geländes um die Herde herum gehört z. T. zur Herdenschutztätigkeit, dient aber auch je nach Region der Selbstversorgung der Hunde.
    Es gibt immer auch Hunde im Team, die bei der Herde bleiben - so setzen sich gute Hunde-Teams zusammen.

    Wenn beim Durchstreifen des Terrains ein HSH-Rüde auf eine läufige Wölfin trifft, kann - nicht muss - es passieren, dass dieser Rüde sich durch die Läufigkeit ablenken lässt. Das ist dann aber keine die Herde angreifende läufige Wölfin. Sondern das geht in die Richtung der sozialen Interaktionen zwischen Wölfen (Geschlecht und Hormonstatus ist dabei erstmal egal) und HSH im weiteren Aussenbereich der Herde, die Landry auch in den Videos dokumentiert hat. Von diesen sozialen Interaktionen zwischen HSH und Wölfen gibt es viele verschiedene - gemeinsam haben sie, dass sie sich auf deutliche Entfernung zur Herde abspielen. Edit - also nicht in einer Angriffssituation.


    Im Idealfall hat man als funktionierendes Hunde-Team sowohl Hunde, die bei der Herde bleiben, eng, als auch Hunde, die auf mittlere Distanz zur Herde sozusagen "Abfangjäger" spielen. Ausreisser in alle Richtungen - wie z. B. Hunde, die regelrecht streunen gehen, wird es immer geben und es liegt in der Natur der Sache, dass man solche Hunde nicht weiter einsetzt, sobald man das regelmäßig feststellt. Genauso wenig, wie man ein Hundeteam einsetzt, das nur aus Hunden besteht, die eng bei der Herde bleiben.

    Das spielt aber alles nur in Freiweide wirklich eine Rolle - deshalb ist das für mich ein Thema, das ich zwar interessant finde, das mir in der Praxis hier in D nichts nützt.

    LG, Chris

  • "[...] Man weiss doch das Rüden meist Hündinnen nichts tun ."

    ich frag mich immer, woher die Mär kommt :ka:
    Auf jedenfall sitzt sie in vielen Köpfen fest - zu oft habe ich es schon erlebt, dass andere Hundehalter ihren pöbelnden Rüden zurückzogen und ihn dabei mit "Aber das ist doch ein Mädchen!" tadelnden. Oder - andere Konstellation - das man Hunde weiterhin zum (z.T. offensichtlich pöbelnden) Puck laufen lässt, weil "Meine ist 'ne Hündin!" Ja. Ist Puck aber egal. Der findet erstmal alle andren Hunde kacke.

    Natürlich gibt es Hunde, die nur geschlechtsbezogen aggressiv reagieren - sogar Rassen, in denen solche Exemplare öfters vorkommen.
    Aber mMn ist in der normalen Interaktion das Geschlecht meistens sekundär.
    Anders sieht es erst dann aus, wenn tatsächlich das Interesse auf der Fortpflanzung liegt, weil die Hündin/Wölfin läufig ist - und selbst dann nicht immer. Kommt halt drauf an, wo bei den Individuen gerade die Priorität liegt. Jin könnte ich beispielsweise selbst in den Stehtagen mit einem (ebenfalls wirklich hasenscharfen) Rüden coursen lassen - jedenfalls bis zum Kill hätte sie null Interesse an Fortpflanzung. Da ich allerdings nicht sicher bin, wie das ab dem Kill aussähe bzw. der Rüde dann ausnutzen würde, dass Jin mit dem Hasen beschäftigt ist, würde, werd ich das natürlich nicht ausprobieren.

  • Nur um das vorbeugend richtig zu stellen - diese Aussage:

    "...Wieso sollen die Rüden sie den verjagen oder töten . Man weiss doch das Rüden meist Hündinnen nichts tun ."

    stammt nicht von mir, sondern ist eine Passage aus dem Besucherkommentar auf der FB-Seite der AG Herdenschutzhunde HSH...

    @Chris2406 Danke für deine ausführliche Antwort :smile:

    Wenn beim Durchstreifen des Terrains ein HSH-Rüde auf eine läufige Wölfin trifft, kann - nicht muss - es passieren, dass dieser Rüde sich durch die Läufigkeit ablenken lässt. Das ist dann aber keine die Herde angreifende läufige Wölfin.

    Genau davon bin ich ausgegangen. In einer Angriffssituation sollte sich wohl doch eher die Schutzmotivation beim HSH durchsetzen und nicht die Motivation zur Fortpflanzung :lol:

    Inwiefern ist dann die Fortpflanzungsmotivation die Archillesferse beim Herdenschutz?

    Durch die Läufigkeit einer HSH in einem gemischten Verband?
    Weil das für "Ablenkung" (Achtung: pauschalisierend, weil die auftretenden Faktoren und Aspekte zu vielschichtig sind, um sie mit einem Wort beschreiben zu können) innerhalb einer HSH-Truppe sorgt?
    Weil eine Hündin in der Läufigkeit eine größere Motivation hat das Terrain verlassen, um außerhalb nach geeigneten Partnern zu suchen? (Neben der Gefahr, der sie selber bei diesen Streifzügen ausgesetzt ist.)

    Last not least: Auch wenn dich selbst die Problematik des Freilandherdenschutzes (sehr interessant übrigens, dieser Aspekt der unterschiedlichen Zusammensetzung einer HSH-Truppe) nicht betrifft - wirst du in der bevorstehenden Ranzzeit irgendwelche zusätzlichen Maßnahmen ergreifen, oder siehst du für deine Hunde keinerlei Gefahr, dass diese aufgrund eines (möglichen) "Lockrufes der Natur" ihr Terrain verlassen?

    Lieber Gruß
    Moni

  • Inwiefern ist dann die Fortpflanzungsmotivation die Archillesferse beim Herdenschutz?

    Ich dachte, davon hätte ich jetzt die ganze Zeit geschrieben?? :lol:
    Hund und Wolf sind sich dahingehend nah genug, dass da mal was so laufen kann, wie man es nicht haben will.
    In nicht-Freiweide ist die Läufigkeit der Hündinnen in gemischten Teams natürlich problematisch, wenn man nicht eh grad züchten wollte. Also hat man da immer mal wieder ein gewisses Hin- und Her im Hundeteam, muss die Hündin derweil rausnehmen oder geschlechtergetrennte Teams aufstellen, das erhöht den Aufwand und erschwert auch den Herdenschutz, weil die Hunde sich immer wieder neu zusammenraufen müssen.

    wirst du in der bevorstehenden Ranzzeit irgendwelche zusätzlichen Maßnahmen ergreifen, oder siehst du für deine Hunde keinerlei Gefahr, dass diese aufgrund eines (möglichen) "Lockrufes der Natur" ihr Terrain verlassen?

    Nein, ich sehe da bisher keine Gefahr, dazu sind die Mc`s in Sachen Herdenschutz zu angefixt.

    LG, Chris

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