Trend bei der Hundeerziehung

  • Mir geht im Moment etwas durch den Kopf :wink:


    Die Hundeschulen haben in den letzten Jahren einen regelrechten Aufschwung erlebt, die Foren quellen über, immer mehr Bücher erscheinen auf dem Markt und es gibt anscheinend immer mehr unerzogene Hunde (da schließe ich meine nicht aus).


    Gabs das früher genauso und es wurde nur nicht puplik weil die entsprechenden Medien (I-net, Fachzeitschriften usw.) noch nicht so zahlreich vorhanden waren? Oder ist es ein Modetrend geworden, "am Hund" zu arbeiten, eine HuSchu zu besuchen, mit dem Hund Sport zu treiben.


    Ich lese hier immer das ich nicht die Einzige bin, die kleine und größere Probleme mit den Hunden hat, trotz intensiven lesen von Büchern, Foren, Zeitschriften und Besuch in der Hundeschule. Aber mir laufen ziemlich oft Menschen über den Weg, die wirklich absolut null Plan von Hunden haben und bei denen das Menschen-Hunde-Team ohne Probleme funktioniert.


    Manchmal kommt es mir vor, je mehr man sich informiert, je mehr man beachten will umso schlimmer wird es. Sicherlich mag das am Verkrampfen etc. liegen, aber das alleine kann es nicht sein. Wenn ich dagegen Menschen sehe, die den Hund vollkommen vermenschlichen ihn unbewusst bedrohen etc. und es funktioniert trotzdem, dann zweifel ich echt an meinem Verstand.


    Das soll jetzt auf keinen Fall heißen, dass sich niemand mehr informieren soll!!!!


    Wie seht Ihr das? Ist es in den letzten Jahren mit der Hundeerziehung schlechter oder besser geworden?



    LG Melli

  • Hallo Melli,
    ob es mit der Hundeerziehung besser oder schlechter geworden ist, kann ich so nicht beantworten.
    Was ich sehe, ist, dass die Hundepoulation stark zugenommen hat und von den heutigen Familienhunden sehr komlexe Dinge verlangt werden.


    Er muß anpassungsfähigsein an größere und kleinere Kinder, Kleintiere in nächster Umgebung, öffentliche Verkehrsmittel, Lärm und Trubel, Alleinesein, Hundeauslauflächen mit einer großen Zahl von Artgenossen und vieles vieles mehr.


    Den Hund als Mittel zur Freizeitgestaltung, sehe ich schon als neueren Trend.


    "Mein" Hundetrainer sagt, dass er vor mehr als 20 Jahren, als er mit der Erziehung fremder Hunde begann, nie solche Hunde wie heute zu sehen bekam, sondern rauffreudige, beißlustige und angriffsbereite Gesellen mit ausgeprägten Schwierigkeiten.
    Bitte nicht falsch verstehen. Die Schwierigkeiten, die die heutigen Hundehalter haben, sollen dadurch nicht geschmälert werden. Es sind jedoch andere, wie schon oben beschrieben, angepasst an und hervorgerufen durch unsere Zeit.


    Viele Hundehalter sind verunsichert durch die Schnelllebigkeit und Vielfalt der heutigen Methoden.
    Der Hund hat einen ganz anderen Stellenwert im Wertesystem.


    Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken.
    Ich finde das Thema sehr spannend und hoffe auf rege Beteiligung.
    Gruß, Friederike

  • Ich glaube, nein, meine Meinung ist, daß das Grundproblem einfach diese verschiedenen "Grundrichtungen" sind. Es wird krampfhaft jedes Werk eines "Hundegurus" verschlungen, dessen Arbeit man sich verpflichten möchte und jede Natürlichkeit und jedes gefühlsmäßige Handeln geht verloren. Jede Situation wird analysiert, ob man denn nun den Futterbeutel wirft, Clickt oder doch lieber erstmal nen Keks isst, um seine Dominanz dem Hund gegenüber zu demonstrieren. Jeder quersitzende Furz eines Hundes ist ein eklatantes Fehlverhalten und eine Individualität der Hunde gibts gar nicht mehr. Jeder Hund hat nach Schema XYZ des Hundertainers ABC zu funktionieren, wenn nicht, ruft man die Hundenanny und die wird es dann mit Sprühhalsband und Rappeldose wohl richten. Da wäre nämlich der nächste Punkt. Der Markt an Zubehör ist irre groß geworden. Da gibts Geschirre, die sich zu ziehen, da gibt es Haltis, da gibt es Discs, da gibt es Rappeldosen, Clicker, Futterdummys und und und. Was es da leider nicht gibt, ist den gesunden Menschenverstand. Dann kommt die Bewegung des "wer seinen Hund nur schief anguckt, ist bösartig und gewalttätig". Alles wird 3 mal psychologisch durchdacht, selbst wenn ich Köter X im Arm hängen habe, weil der gerade mal eben sein Spielzeug verteidigen wollte, soll ich erst noch analysieren, was ich falsch gemacht habe, anstatt dem Kerlchen erstmal meine Meinung zu geigen.


    Sorry - ist etwas lang geworden - aber so kommts mir halt vor...

  • Den Beitrag von pebbles finde ich toll! :gut:


    Ein paar Gedanken von mir zum Thema:


    Zum Teil trifft bestimmt das Sprichwort "Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln" auf manche Leute zu. Die haben vielleicht von Hundehaltung kaum Ahnung, aber ein saumäßig gutmütiges und liebes Tier, das ihnen vieles verzeiht und es trotzdem richtig macht.


    Zum Anderen zeigt mir dies, dass einige Leute sich einfach zu viele Gedanken machen und der Meinung sind, mit altklugen Hinweisen wie "zuerst durch die Tür gehen etc." könne man einen Hund erziehen. Ich finde es schön, wenn eine "alte Omi" ihr völlig verhätscheltes Schoßhündchen hält und dies trotzdem ein top sozialisierter Hund ist, den man überall mit hinnehmen kann. Das kann einem zu Denken geben.


    Dass Hundeschulen, Bücher und Sportarten etc. immer bekannter werden liegt m.E. vor allem am Internet und einfach auch an einem Trend. Wer schon "viel" von Agility gehört hat, geht u.U. auch mal hin. Und wer zu Hause Internet hat, der fragt halt hier im Forum weshalb der Welpe noch nicht stubenrein ist.


    Das ist glaube ich ein ganz natürliches Phänomen.


    In Deinen Gedanken kann man zumindest auch das hineininterpretieren: Vielleicht wären Deine Hund in der Hand eines Herrchens, das sich keine besondere Mühe um die Hunde gibt, zur "Vollkatastrophe" geworden und im TH gelandet. Also sei stolz auf das bisher erreichte und bleib locker mit Deinen Hunden.


    Alles wird gut! :winken:


    robin

  • Peppels:
    Also ein bißchen :wink: gesunden Menschenverstand traue ich mir schon zu, Hundenanny finde ich schrecklich, aber ansonsten sehe ich mich in Deinem Beitrag echt von der ironischen Seite selbst :wink: Weniger ist wirklich manchmal mehr, es ist nur dabei schwer das gesunde Mittelmaß zu finden. -> Geiler Beitrag, super Denkanstoß!



    Robin:
    So ein Herrchen haben wir zuhause. :wink: Keine Ahnung von nix, aber es funzt. Naja kann man auch draus lernen.



    Frederike:
    Ja es stimmt, der Hund hat wirklich einen anderen Stellenwert bekommen. Früher wurde da denke ich nicht so viel Beachtung drauf gelegt.


    LG Melli

  • Hallo melli,


    sehr interessantes Thema. Habe, bevor ich über diese Forum gestolpert bin, auch nicht so viele Informationen über Hundehaltung gehabt. War allerdings schon mit meiner ersten Hündin in der HS - war 1996. War zum Glück kein Problemhund und nach einem Kurs konnte sie die Grundkommandos - Sitz, Platz, Hier, Fuss ( so leidlich :wink: ). Das hat ein ganzes Hundeleben ausgereicht und wir waren ein glückliches Team. Meinen beiden jetzigen Hunden habe ich alles selber beigebracht, waren schon erwachsen, als ich sie bekam. Sie sind aber auch keine Problemhunde - waren nur nicht erzogen.


    Ich denke, dass so viele Menschen Probleme mit den Hunden haben, kommt auch daher, dass die letzten Jahren so viele Hunde aus dem Ausland hier her kommen. Finde, das ist richtig Mode geworden die letzten Jahre. Und daher haben eben immer mehr auch totale Probleme mit ihren Hunden und so schiessen die HS, Hundetrainer- und therapeuten wie Pilze aus dem Boden.
    Auch sind in den letzten Jahren so viele Hunderasse in Mode gekommen, die eigendlich nicht als Begleithunde geeignet sind - siehe die ganzen Arbeitshunde, wie z.B. Border Collies. Da muss mit gearbeitet werden, also muss es auch Hundeschule geben, die diese Arbeit anbieten. Oder Rassen wie zum Beispiel der Kangal ( wird doch so geschrieben), den halte ich nicht für einen geeigneten Wohnungs- und Stadthund.
    Die meisten wollen doch einen Begleiter und wollen nicht stundenlang den Hund geschäftigen - ich auch nicht und habe mir deshalb auch Begleithunde ausgesucht.


    Auch machen viele aus einer Mücke einen Elefanten. Wenn ich auch hier so manche Threads lese - frage ich mich oft - wo ist denn da ein Problem? Jede Regung wird analysiert, dabei ist es meist ganz natürliches Hundeverhalten. Aber durch die ganze Informationsflut sind viele auch verunsichert. Der eine Guru sagt dies, der andere genau das Gegenteil.


    Ich persönlich habe zwei kleine zufriedene Hunde. Sie sind fast den ganzen Tag bei mir, kommen 3 -4 mal am Tag raus. Sonst liegen sie schlafend auf dem Sofa oder in ihrem Körbchen. Es werden jede Tag Schmuseeinheiten verteilt und sie bekommen regelmäßig zu fressen. Sie sind sehr ausgeglichen und machen nicht den Eindruck, als müssten sie jeden Tag mit was Besonderem beschäftigt werden.


    Wenn sich die Leute wirklich über die einzelnen Hunderassen im Vorfeld informieren würden und sich im Klaren darüber wären, was erwarten sie eigendlich von dem Hund, dann gäbe es viele Probleme nicht. Aber leider lassen sich viele von dem Aussehen oder irgendeiner doofen TV-Serie leiten - und wundern sich dann, dass der Hund nicht dem entspricht, was sie sich vorgestellt haben.


    Habe leider oft den Eindruck, dass der Hund nicht wirklich Hund sein darf, sondern das sein muss/soll, was Herrchen/Frauchen sich so ausdenkt, was er sein müsste.

  • super idee darüber mal zu schwafeln :gut:


    ich denke früher gab es nicht weniger hunde, aber mit der zeit mussten sie sich immer weiter sozialisieren. tja, und irgendwann hilft dir ruckelanhals oder rappeldose methode nicht mehr weiter. da brauchst du einen hund der wirklich mitmachen möchte, und spass daran hat, nachmittags aber auch noch mit deinen kindern alleine bleiben soll, vielen menschen als hilfshund dienen soll. da müssen andere methoden her, aber ob sich jetzt so viel verändert hat, früher hat man gepfiffen, heute clickt man.


    was man wirklich anders macht, das hatte pebbles schon gesagt, hundeanalyse, da wird der kleinste furz als meinungsverschiedenheit ausgelegt und muß von der nanny behandelt werden. nenenene

  • Hallo
    Pebbles grandiosem Beitrag möchte ich nur ganz
    wenig hinzufügen.
    In unserer Gesellschaft stirbt der " gesunde Menschenverstand"
    aus.
    Nicht nur bei der Hundeerziehung,
    aber bei der eben auch.
    Und,
    mein Hund gilt als der besterzogene in
    unserem Teil der Welt und sein Chef
    hat, als einziger von allen Haltern hier,
    nichts von all den Hilfsmitteln und
    Vorrichtungen gekauft.
    Es geht auch so.


    Viele Grüsse

  • Hallo,


    ich finde das sich das Zusammenleben mit den Hunden schon zu früher
    geändert hat.


    Mittlerweile hat man durch das Internet die Chance direkt Kontakt mit
    einigen Hundebesitzern aufzunehmen.
    Da erfährt man direkt einige Lösungswege und man kann das Beste
    für sich raussuchen.
    Ich finde persönlich nichts Schlimmes daran, mal zuzugeben das man mal
    ein Problem mit seinem Hund hat.
    Es wäre schlimmer wenn alle perfekt wären und keiner es zugeben
    würde. Früher gab es zwar auch Bücher aber bis man ein gutes Buch gefunden
    hatte dauerte es halt eine ganze Weile und man war viel Geld los.


    Ohne das Internet wäre die Informationsbandbreite auch nicht so groß.
    Leute die einen Hund zur Vermenschlichung haben wollen, wird es immer wieder geben.


    Ich finde aber schon das sich eine ganze Menge Leute ganz viele Gedanken machen,
    wie sie am Besten ihren Hund gerecht werden können.


    Aber einen Hund nach Schema F zu erziehen finde ich persönlich
    nicht gut. Jeder muss für sich und seinen Hund halt den besten Weg
    finden und den findet man halt nicht in einem Buch alleine.
    Diese Frage hat uns auch schon öfter hier beschäftigt, wie sich
    alles auf einmal so verändern konnte.
    Ich finde es aber eher positiv als negativ. :wink:

  • Super Thema Melli, welches mich auch schon öfters beschäftigt hat.


    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es früher solche Möglichkeiten wie heute nicht gegeben hat.


    Vor zwanzig Jahren gab es überwiegend die sogenannten Schäferhundvereine und andere Rassehundeclubs.


    Das positive an der Entwicklung der Hundeerziehung ist, dass es mehr und mehr dahin geht, den Hund zu verstehen und nicht mit Gewalt in eine Richtung zu drillen.


    Trotzdem finde ich den Überfluss an Hundenanny und Co. extrem und Silvias Beitrag im Bezug auf die Hintergründe einfach nur treffend und wahr.


    Die ganze Entwicklung ist doch so, dass es kaum noch Menschen gibt, die sich mit einer Problematik überhaupt noch auseinandersetzen. Ein Lebenwesen - ich habe bewußt Lebewesen gewählt, weil es bei der Kindererziehung nicht besser ist - hat einfach zu funktionieren und wenn das nicht der Fall ist, dann muss sofort eine Nanny her. Kaum einer ist noch bereit, die Bedürfnisse des Kindes oder des Hundes einzugehen.


    LG
    agil

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