Malinois tickt und schnappt, müssen wir aufgeben?

  • Hallo liebes Forum


    ich bin verzweifelt.
    Wir haben seit November einen Malinois aus dem Tierheim aufgenommen.
    Warum wir uns für diesen Hund, der zugegebenermaßen von vorneherein eine Herausforderung war, entschieden haben, möchte ich an dieser Stelle außen vorlassen.


    Er hat in diesen 6 Monaten riesige Fortschritte gemacht, und sich vom Alptraum zum Familienhund entwickelt.
    Diese Woche war wie immer, wir gehen dreimal die Woche zum Training, bieten ihm körperlich und psychisch Auslastung.


    Gestern dann der Schock, als die Nachbarin, die mit Ihm Spazieren war, zurückkommt:


    Er hatte einen seiner Ticks ( das hat er ganz selten, dann rast er plötzlich völlig durchgedreht immer hin und her) - und ist dann auf sie losgegangen. Hat sie in den Arm geschnappt, auf "AUS" zwar sofort losgelassen, aber dann wieder zugepackt. So etwas hat er noch nie gemacht.
    Die einzige Vorgeschichte, die wir mit Schnappen haben, ist dass er einem manchmal Spielzeug aus der Hand zu reißen versucht.


    Er hat sie nicht ernsthaft verletzt, sie ist zum Glück mit Blauen Felcken am Arm davongekommen, sagt selbst dass er sie offensichtlich nicht verletzen wollte. Trotzdem sind wir alle schockiert.


    Und ratlos. Die erste Reaktion gestern Abend war : Das darf nicht passieren, es geht nicht. Er muss weg.
    Aber ich habe schon so viel für ihn gekämpft, wir haben so viel erreicht und ich verstehe nicht, warum so etwas passiert ist. Wir waren uns sehr sicher, und jetzt?


    Wer hat Rat? Kennt solche Situationen und hat sie so oder so gelöst?

  • Was für Probleme hatte er denn als er zu Euch kam und wie habt ihr daran gearbeitet? Trainiert ihr mit ihm Ruhe halten und arbeitet an der Frusttoleranz?

  • Hallo!


    Ist dieser Hund schon einmal vom Tierarzt gründlich untersucht worden?


    Es gibt Fälle, wo Hunde so plötzlich ausrasten, aggressiv werden, und am Ende kam heraus, daß ein Tumor im Kopf war.
    Manche habe auch einfach nur so Schmerzen.
    Bei Schäferhunden fällt mir jetzt ganz spontan Spondylose ein. Es gibt aber auch andere Ursachen.




    Kann ausgeschlossen werden, daß etwas Gesundheitliches vorliegt, würde ich mal schauen, was in der Situation passiert ist.
    Es gibt Hunde, die schnell und arg gefrußtet werden. Und ihr Streßpegel steigt. Sie brauchen dann eine Art Ventil, damit sie sich vom Streß befreien können.
    Da kann es schon einmal vorkommen, daß sie als Übersprungshandlung sich "gegen" den (eigenen) Menschen wenden.



    Ich würde Deinen Hund erst einmal untersuchen lassen.
    Liegt nichts vor, mal einen Trainer draufschauen lassen.
    Diese "Ticks" wie Du sie nennst, haben eine Ursache.





    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • @ Andrea:
    Er konnte keine Ruhe halten, hatte nur ein rudimentäres Verständnis von Kommandos und hat am Anfang überhaupt keinen Respekt vor niemandem gehabt ( wir konnten nicht auf dem Sofa sitzen, er hat beim Essen genervt etc).


    Pausen hat er gut gelernt, wenn er zu sehr hochdreht fliegt er raus (d.h. in die Box oder auf den Flur).inzwischen ist das in der Wohnung nicht mehr nötig. ganz selten regt er sich beim Spielen draußen so sehr auf (im Positiven) dass man ihn mal ablegen muss oder ein paar langweilige Übungen machen muss, sonst hüpft er nur noch unkontrolliert herum.


    Außerdem fehlten ihm sämtliche Erfahrungen und Entwicklungen des 2. Lebensjahres, dh viel Sozialisierung aber auch einfach viele Situationen.


    Die Frusttoleranz ist in Arbeit und auch schon deutlich besser geworden. Am Anfang hat er Schnappen angedeutet, wenn ihm was nicht gepasst hat, aber dabei sehr darauf geachtet nicht in der Nähe der Person die Schnauze auf zu machen.
    Das haben wir mit einer Trainerin trainiert (Maulkorb auf, und dann Situationen in denen er Frustreaktionen zeigt provoziert, z.B. das Gerade Sitzen am Fuß korrigieren wenn er aber gerade einen anderen Hund beobachten möchte), damit er lernt dass es ihm überhaupt nichts bringt. Diese Situationen gehen inzwischen völlig problemfrei. Einen Maulkorb trägt er sonst nie, und er diente auch in diesen Situationen nur zur Absicherung.


    Persönliche Gründe für sein Verhalten möchte ich ausschließen, er liebt seine Gassigängerin heiß und innig und ich bin mir sicher, dass sie in dem Moment nur Opfer der Situation wurde.



    SheltiePower:


    Er ist regelmäßig zu Standard- Check ups, Tierheimhunde sind ja eigentlich auch ganz gut überwacht, außerdem wurde ihm vor einigen Monaten ein Hormon-Stick gesetzt.
    Ein Röntgen wurde meines Wissens nicht gemacht, bzw nur von der Hüfte ( wg. HD)


    Tumor-Schauergeschichten hört man immer wieder, aber er ist ja nicht "schlagartig agressiv geworden und geblieben" sondern hatte irgendwie einen Aussetzer und lag danach wieder friedlich schnarchend vor der Couch, aber hat auch brav gearbeitet.


    Eine Frustreaktion möchte ich nicht ausschließen, allerdings finde ich dafür in den Berichten der Nachbarin keinen Grund .
    Sie hat wie immer mit ihm auf einer Freifläche in der Nähe des Hauses an der langen Leine geübt, er sollte Sitz machen, hat das nicht getan und hat dann angefangen rumzurasen.
    Soweit ich weiß war auch kein Spielzeug beteiligt ( da dreht er schnell mal hoch, allerdings nie SO).


    Mir wurde mal gesagt diese "Ticks" seien Malinoistypisch, und man müsste in dem Moment die Enorme Energie die er dann hat "kanalisieren", dh es schaffen dass er sich wieder auf etwas konzentriert.
    Ich habe das schon 5 oder 6 mal bei ihm erlebt, dieses Mal war das erste Mal dass ich nicht anwesend war.
    wenn er das rumrasen anfängt, reduziere ich seinen Bewegungsspielraum ( inform von Türen zu oder Leine kurz) und er bekommt mit hoher Geschwindigkeit Gehorsamsübungen. das klappt ganz gut. vllt ist deshalb bisher nichts passiert?

  • Öm dass Tierheimhunde recht gut untersucht sind, ich hab eher die Erfahrung, dass nur das nötigste gemacht hat, weil das einfach eine Geldfrage ist.


    Ich würde den Hund einmal komplett durchröntgen von Kopf bis Fuß und ein großes Blutbild mit Schilddrüse machen lassen.


    Wie Hundeerfahren ist die Gassigängerin? Die Tatsache dass der Hund sie mag, heißt nicht, dass sie ihm gewachsen ist bzw ihn so führen kann, wie der Hund es evtl. braucht.

  • Er war im Tierheim unter guter Medizinischer Betreuung da er in einem desolaten Gesundheitszustand dorthingelangte. Die Blutwerte waren schrecklich, sind aber inzwischen gut.
    Ich werde mal versuchen, für nächste Woche einen Termin beim Tierarzt zu bekommen.


    Die Gassigängerin hat zwar keine große Hundeerfahrung, war aber ins Training miteinbezogen und kam sehr gut zurecht. Er respektiert sie und es klappt gut.
    Wir achten sehr darauf alle an einem Strang zu ziehen, da es ihm und uns am besten geht wenn er keinen diskussionsspielraum bekommt.




    Heute Abend wollen wir im Familienrat eine Lösung finden- und ich weiß keine :(

  • Hmm, na da habt Ihr Euch ja einen nicht grade einfachen Kandidaten ausgesucht! ;)


    Wie spielt ihr denn mit ihm? Ich habe hier ja nun keinen Mali sitzen, und meine Herderin ist auch eher eine ruhige Vertreterin ihrer Art aber nichts desto trotz musste ich aufputschende Spiele stark reduzieren um Ruhe in den Hund zu bringen.
    Wir machen jetzt Mantrailing und Futtersuchspiele, viel Kopfarbeit. Zussätzlich clickern wir jetzt auch.
    Ihr heiß geliebter "Döngel" fliegt hier auch noch aber nur in Verbindung mit Übungen, wie z.B. eine Acht durch die Beine, bleiben und nicht dem Teil hinterher, erst nach Freigabe apportieren, High Five etc.
    Uns hat das prima geholfen, Andra ist nicht mehr so schnell gefrustet, hat gelernt das warten und aushalten sich für sie auszahlt.

  • Ganz wichtig finde ich einen Trainer der sich auch wirklich mit Malis auskennt. Wo ein anderer sagt der Hund ist "nicht mehr ganz richtig" sagt jemand mit Malinois- Erfahrung vielleicht das alles halb so wild ist.
    Muss denn die Nachbarin unbedingt mit ihm raus gehen? Ich frage weil es bei Fox z.B. so ist das er meine Eltern total Klasse findet, aber im Ernstfall sich nix von ihnen sagen lassen würde. Beispiel: meine Mutter "schnauzt" ihn an, da werden dann die Zähne gezeigt. Oder mein Vater hält ihn fest weil es klingelt und erntet ein böses Knurren. Er gibt ihnen zwar Pfötchen und so ein Kram, aber wenn es um "ernsthafte" Sachen geht- keine Chance. Und auch das soll Mali- typisch sein.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!