Anti-Jagdtraining mit Teletakt und Co. :-/

  • Also ich kann mich, trotz einiger der eher positiven Meinungen gegenüber TT nicht anschließen. Auch wenn ich nachvollziehen kann, dass ein Stromschlag besser ist als wenn ein Jagender Hund ein anderes Tier tötet oder selbst auf einer Strasse umkommt ist es für mich doch etwas absolut unmenschliches, mit Strom auf ein Lebewesen loszugehen. Mag sein, dass die ersten Stufen nur kribbeln, aber ein Mensch fühlt anders als ein Hund und niemand kann zu 100% sagen ob ein Hund Strom genauso heftig oder weniger stark wahrnimmt wie ein Mensch. Ich habe auch schon von Fällen gehört, wo das TT die letzte Möglichkeit war sicher zu gehen, mit einem gefährlichen Hund spazieren gehen zu können (zb bei einem Dobermannrüden, der wirklich gefährlich gegenüber allem war und der ein TT trug, falls er sich mal losreisst, denn sonst hätte der Hund nicht aus dem Haus gekonnt und hätte wohl eingeschläfert werden müssen) aber prinzipiell finde ich es trotz allem absolut falsch, diese Methoden anzuwenden.


    Für mich ist ein Hund ein Familienmitglied und ich würde mit meinem Hund nichts machen, was ich mit einem zickigen Teenager nicht machen würde. Mal rumbrüllen müsen ok, mal den Chef raushängen lassen und sagen was nicht ok und nicht erlaubt ist aber genauso wenig wie ich mein Kind schlagen würde, würde ich meinen Hund schlagen und meinem Kind würde ich auch keine Stromschläge verpassen, genauso wenig meinem Hund. Das ist so ähnlich wie mit der Gerte bei Pferden... Pferde darf man mit einer Peitsche schlagen und keiner sagt was aber stell dich mal mit einer Peitsche auf den Hundeplatz, da wirst du direkt angezeigt. Also bind deinem Kind mal ein teletac um und lass es so in die Schule gehen, was würde wohl passieren? Trotz aller vielleicht berechtigten Ausnahmen die für einen Hund möglicherweise lebensrettend sein können: Für mich hat jedes Lebewesen das gleiche Recht auf Unversehrtheit und Stromschläge verstoßen gegen dieses Recht. Genauso wie Stachelhalsbänder bei Hunden oder Peitschen bei Pferden (die für mehr als das bloße zeigen genutzt werden).

  • Zitat

    aber prinzipiell finde ich es trotz allem absolut falsch, diese Methoden anzuwenden.


    Da stimme ich dir voll und ganz zu. Mein :gut: war auch nicht für den TT, sondern für die guten Ausführungen zu genau den Problemen, die im Umgang mit diesem sch... Gerät entstehen.

  • Zitat


    Wenn ein Hund schnell ist, ist er übrigens auch ratzfatz aus dem Einwirkungsbereich des Gerätes raus - je nach Akkuladung und Bewaldung reicht das Ding das nämlich gar nicht so furchtbar weit.


    Da sehe ich auch das "Problem". Theoretisch müsste das Signal (auf relativ hoher Stufe) sofort bei "Überschreiten der Kriterien" gegeben werden.

  • Moin,


    Zitat

    Sundri, ich finde deine Aussführungen sehr interessant und auch einleuchtend, aber eine Sache ist mir nicht klar, wir wissen alle wie sehr Hunde beim Hetzen mit Adrenalin vollgepumpt sind und nen absoluten Tunnelblick entwickeln...ich hab schon Hunde gesehen, die in der Hatz in den Stacheldraht gesprungen sind, sich gewickelt haben und einfach weitergerannt sind...hinterher kamen sie schwer verletzt wieder...ein anderer Hund musste per Not-OP gerettet werden, weil er sich beim Hetzen ein Aststück zwischen die Rippen gehauen hat...dieser Hund hat damit noch kilometerweit gejagdt...
    Wie will ich dem Hund denn jetzt mit einem kurzen Kribbeln an sein Kommando erinnern? Kriegt der das überhaupt mit? Irgendwie leuchtet mir das nicht ein...


    Man muss sich auch eingestehen, das es Hunde gibt, die überpassioniert sind, das heißt, eigentlich unbrauchbar. Eine gewisse Härte ist okay, Malik ging schlicht durch jedes Brombeergebüsch und wir haben viele Sauen so hoch gemacht und Stacheln gezogen.... aber in Draht wäre er nie gerannt (das war immer meine Angst) - er war immer so kontrolliert, das er drunter weg ging.... vielleicht liegt`s dann auch an einer gewissen Impulskontrolle? Ein absolutes Jagen und Hetzen ohne Kontrolle ist nicht erwünscht (hat man bei Terriern öfter, die vergessen gut und böse durchaus mal) der Hund soll ja mit seinem Menschen jagen. Malik kam also auf Treibjagden immer wieder bei mir vorbei und kassierte dafür auch Leckerchen. Das Ziel der Ausbildung (wird leider oft versäumt) ist es eben nicht einen jagenden Hund zu haben, sondern einen, der mit mir zusammen gemeinsam jagt und der das auch weiß. Ohne mich nichts los..... Dann funzt auch das Kribbeln... richtig eingesetzt.


    Zitat

    Das PS von Sundri finde ich interessant, weil ich das Gegenteil erlebt habe: Mein Hund rennt verbotenerweise auf eine Pferdekoppel, ich brülle "hier", sie hört nicht, brennt sich eine am Stromzaun und rennt erstmal eine Runde schreiend im Kreis. Und trotzdem versucht sie nach wie vor, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf genau diese Koppel zu kommen (liegt zum Glück an den Pferdeäpfeln und nicht an den Ponies).


    Ja, aber sie hat dann den Stromschlag nicht mit Deinem Kommando verknüpft, entweder passte das Timing nicht genau oder aber sie hat`s einfach anders verknüpft. Das "wie ein Hund was verknüpft" hat man nicht immer in der Hand. Leider.


    @ Rocky 7, wenn ich die Wahl hab, zwischen kontrollierten TT Einsatz und einem, mit einem Bus kollidierenden Hund, ich würde das TT nehmen. Es gibt auch in der Kindererziehung Situationen in denen man eingreifen muss, jetzt sofort - und in denen man seinem Kind die, durchaus auch logischen Folgen, nicht erleben lassen darf. Wenn mein kleines Kind auf eine befahrene Straße läuft, werf ich mich notfalls auch drauf, wenn es das einzige Mittel ist, das ich noch habe. Schlagen - nutzt da allerdings nichts. Es geht auch beim TT eben nicht um Strafe oder Schmerz, sondern um Erziehung und Einwirkung - aber damit haben viele ihre Probleme und die meisten Geräte befinden sich in falscher Hand, leider.


    Sundri

  • Zitat

    Da sehe ich auch das "Problem". Theoretisch müsste das Signal (auf relativ hoher Stufe) sofort bei "Überschreiten der Kriterien" gegeben werden.


    Eben nicht - warum denn mit Kanonen auf Spatzen schießen? Warum Starkeinwirkung wenn ich es auf einer unteren Stufe auch erreichen könnte? Warum nicht diese ausprobieren und gleich drauf? Das ist irgendwie genau der Punkt um den es ganz oft geht...... Ich gehe davon aus, das mein Hund mit mir arbeiten will und ich kann ihm dabei helfen indem ich ihn kribbelnd erinnere, das ich auch noch da bin. DAS ist immer die erste Wahl, alles andere ist unangemessen.


    Sundri

  • Ist da nicht die Gefahr einer Gewöhnung größer? Ich bin von einem eher unkooperativen, durch häufigen Jagderfolg, schon hetzenden Hund ausgegangen. Nicht von einer NOCH entspannten Situation.

  • Zitat

    Ohne Jagen ist wörtlich genommen auch nicht artgerecht.


    Tja, dann was? Hund jagen lassen? Ein bisschen? Immer Freitags und Sonntags? :D Logisch, Ersatz beschaffen, aber was machst du, wenn der Hund keinen Ersatz annimmt? Mit ihm gemeinsam jagen und das geht am Anfang nur an der Leine. Oder aber man verbietet ihm die Jagd komplett und lenkt ihn um. :ka: Das ist manchmal nicht ganz einfach, leider. :verzweifelt:


    Heute war zB einer der Tage, an denen ich Rosie nur kurz zum Abspacken ableinen konnte. Danach war wieder Leine angesagt.

  • An die Sache, die Estandia anspricht, musste ich aber auch denken. Wenn ich mit positiver Strafe arbeitet ist es lerntheoretisch nämlich schon so, dass, wenn meine Einwirkung immer nur gerade so hoch ist, dass sie gerade stark genug ist um den Hund im Verhalten zu stoppen ganz schnell ein Gewöhnungsprozess in Gang kommt und man im Laufe der Zeit immer höher auf der Eskalationsleiter einsteigen muss, um den Hund überhaupt noch zu erreichen.
    Feldstudien dazu kann man auf jeder Hundewiese betreiben... :D
    Eigentlich sollte es genau umgekehrt sein. In der englischsprachigen Literatur gibt es einen netten Satz dazu: "Hit hard and early". Heißt ja nix anderes als bei "Fehlverhalten" möglichst frühzeitg und massiv einzugreifen.

  • Zitat

    Ist da nicht die Gefahr einer Gewöhnung größer? Ich bin von einem eher unkooperativen, durch häufigen Jagderfolg, schon hetzenden Hund ausgegangen. Nicht von einer NOCH entspannten Situation.


    Hej,


    na ja, Erziehung findet eben, meiner ansicht nach, in einem Rahmen statt, in dem der Hund noch ansprechbar ist oder es sein sollte. Also in einer "noch" entspannten Situation.


    Je häufiger der Hund die Gelegenheit hatte frei zu hetzen, desto weniger abrufbar wird er auch. Das sollte jeder wissen, der einen Jagdhund (bleiben wir mal dabei, da weiß ich, wovon ich rede) ausbildet. Malik hat, durch die Verkettung unglücklicher Ereignisse, als junger Hund einen Hasen gefangen.... er hatte dadurch unwiederbringlich gelernt, "DIE krieg ich" und während er hinter allem Wild zuverlässig abrufbar war, fiel es ihm hinter Hasen unerträglich schwer - war ich da nicht schnell genug - war er weg.


    Dann hab ich das Risiko, abzuwägen, abrufen (was - wenn er mich überhört) oder laufen lassen - weil ich einen Fehler gemacht hab - und "wissen" das er Hasen normalerweise eben nicht bekommt.


    Nun gibt`s Jagdhunde die legen sich blindlings hin, wenn der Downpfiff kommt und andere, meiner war anders, der guckte sich erst einmal um, bevor er sich legte.... also haben wir geübt, hinlegen in jeder Variante. Ohne Wild, mit Wild, um die Ecke (wo er mich nicht sah), nah von mir, fern von mir und immer im Auge - es darf auch nicht langweilig werden, bzw. 30 mal hintereinander macht keinem Spaß (sieht man in der Jagdhundeausbildung auch oft, bis zum erbrechen apportieren - mein Ausbilder war da anders, der sagte immer, wenn`s drei mal gut klappt, lass es für heute.) Und den Ernstfall erst einmal wieder meiden, bis das Hinlegen zuverlässig klappt. Und dann an Hasen gehen - uns so hat es dann geklappt. Irgendwann war einfach in ihm drin, Pfiff = Hinlegen. Klar hat er dem Hasen nachgeschaut (ich mag das klassische Down nicht, mit Kopf auf dem Boden, ich will meinen Hund möglichst sehen) und gezittert, aber er lag.


    Also, erst mal alle Varianten ausprobieren ohne TT und das dann eben nur im äußersten Notfall einsetzen. Liegt das Kind schon im Brunnen steigt die Gefahr einer Falschanwendung (weil der Halter eben auch sauer ist) und bei harten Hunden der Ignoranz. Man kann es versuchen, aber wenn es nicht klappt - hat man keine Mittel mehr, das sollte man im Auge haben.


    Je häufiger der Hund frei hetzen konnte, desto hartnäckiger wird er das auch tun.... ein unkontrolliert abgehender Hund wird zur nächsten Jagd durchaus nicht mehr eingeladen, solche will niemand dabei haben. Kontrolliert hetzende Hunde (die laufen bei Treibjagden vor der Treiberkette und kehren um, wenn kein Treiber mehr da ist) sind erwünscht - andere eher lästig, die jagen das Wild eben auch im Alleingang. Natürlich kann es vorkommen das da mal einer durchtgeht, in der Hektik - aber eigentlich soll das nicht sein. Je häufiger er durchkommt, desto schwerer ist eine Korrektur - das wissen wir von allen anderen Verhaltensweisen ja auch. Da hilft dann auch Gewalt nicht, sondern Geduld, Zeit und ein Neubeginn von vorne.


    Liebe Grüße Sundri

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