Hund mit Vorgeschichte aus dem Tierheim

  • Nochmal zur Ergänzung: es wäre bei uns nicht möglich gewesen:

    - öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen
    - Fremd-Besuch plus Hund (nur mit Wegsperren)
    - Fremdbetreuung, auch nur Fremd-Gassigehen völlig ausgeschlossen.

    Erzogen war sie an sich super, mit Freunden/Familie der liebste Hund der Welt, Hundeschule gut gemacht etc.

    Nur mal so noch zum Bedenken zu geben...Kann ja sein, dass Dein Wunschhund nicht ganz so schwierig ist / wird bzw. es sich sogar noch bessert, aber, ich kann da den anderen "Bedenkenträgern" nur zustimmen: geh lieber vom worst-case-scenario aus!

  • Du kennst diesen Hund gerade mal 10 Wochen zu je ca. 2 Stunden, also 20 Stunden. Das ist nichts, absolut nichts im Gegensatz dazu, mit einem solchen Hund den Alltag über viele, viele Jahre zu verbringen. Stunde für Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr.

    Mein Beitrag wird Dir ebenso wenig in den Kram passen wie der so mancher Vorschreiber, denen ich nur beipflichten kann.

    Deine Kenntnisse in Sachen Training spreche ich Dir nicht ab, aber mit Hunden im Tierheim oder in freier Flur bzw. auf einem Hundeplatz zu trainieren, ist etwas ganz anderes, als mit solchen Hunden zusammen zu leben.

    Der Hund hat geschnappt bzw. gebissen. Ich schließe mich denen an, die der Meinung sind, dass Du die Vorfälle herunter spielst. Nicht, dass ich das nicht verstehen würde, aber dem Hund ist damit nicht geholfen.

    Ich denke auch nicht, dass dieser Hund in Dein Leben passt. Es kann sein, dass er mit Deiner Familie, Deinen Freunden, Deinem Umfeld kompatibel wird. Es kann sein, dass er irgendwann mal fremdbetreut werden kann. Es kann sein, dass Du nicht rund um die Uhr Acht geben musst in alle Richtungen, wenn Du mit dem Hund unterwegs bist. Es kann sein, dass Du keine Anfeindungen aus Deinem Umfeld bekommst, weil Du da einen "bösen" Hund an der Leine hast. Es kann sein, dass Du mit dem Hund klar kommst. Was aber, wenn nicht?

    Dein Leben wird sich in den nächsten Jahren total verändern. Schon alleine deshalb finde ich Dich für den Hund nicht geeignet, denn dieser Hund sollte zu Menschen, deren Leben jetzt schon in geregelten Bahnen verläuft. Natürlich kann sich auch bei diesen Menschen einen Veränderung ergeben, aber bei Dir ist das jetzt schon bekannt und sicher.

    Wenn ich dann noch lese, dass der Hund jetzt schon nach CM "trainiert" wird, dann bestätigt mich das in meiner Meinung, dass dieser Hund keinesfalls (!) zu Dir sollte.

  • Zitat

    Du kennst diesen Hund gerade mal 10 Wochen zu je ca. 2 Stunden, also 20 Stunden.

    Es sind zwar ein paar mehr Stunden, insgesamt aber trotzdem nicht so viel, wie eine Woche zusammen zu leben. Von daher passt mein Post trotzdem!

  • Ich möchte dir gerne meine Erfahrungen mit einem Problemhund mitteilen:

    Benni kam zu uns als seine Vorbesitzer in einschläfern lassen wollten. Er kam ursprünglich aus dem Tierheim und hat mitMenschen nur schlechte Erfahrungen gesammelt. Die Vorbesitzer hatten ihn nicht mehr unter kontrolle. Sie konnten sich in ihrem Zuhause nicht mehr frei bewegen und hatten bereits mehrere Bisswunden. Da ich den Hund kannte und ganz gut mit ihm klar kam, hat man mich gefragt und ich habe ihn dann genommen. Meine Erfahrung mit Hunden besränkte sich zu diesem Zeitpunkt auf einen Bobtail, der eine absolute Seele war.
    Es war sehr schwer in "umzupolen", da er überhaupt kein Vertrauen hatte. Ich habe zwei Jahre mit ihm gearbeitet, eine Menge Tränen vergossen und noch mehr Nerven gelassen, bestimmt ein halbes Dutzend Trainer zur Verzweiflung getrieben und soviel gelesen, das ich selber ein Buch schreiben könnte. Meine Arme haben bleibende Narben, da auch ich von ihm gebissen wurde. Aufgegeben habe ich ihn aber nicht. Nach zwei Jahren haben wir es geschafft, Bennis Verhalten zu kontrollieren. Er hatte Vertrauen zu uns und wir wussten genau welche Knöpfe man bei ihm nicht drücken durfte. Er konnte uns überall hin begleiten und Wir konnten ihn sogar längere Zeit bei einer Freundin lassen, als wir das 1. mal ohne ihn in den Urlaub sind. Er starb vor 1,5 Jahren an einer Gehirnerkrankung. Als die Krankheit begann ist er mehr und mehr in sein altes Verhalten zurückgefallen. Das war schrecklich.

    Ich bin ehrlich: hätte ich das alles vorher gewusst, hätte ich Benni nicht genommen. Er war 3,5 Jahre bei uns. Genießen konnten wir nur ein halbes Jahr davon. Und auch wenn wir ihn kontrollieren konnten, blieb eine ständige Angst, das er wieder beißen könnte.
    Trotzdem habe ich ihn sehr geliebt und habe eine Menge gelernt.

    Was ich sagen will: es ist möglich einen solchen Hund umzuprogrammieren, aber es gibt keine Garantie. Es ist sehr viel Arbeit. es ist immer eine extrem emotionale Angelegenheit. Im schlimmsten Fall ist der Hund nicht zu retten, dessen muss man sich bewusst sein.
    Wenn du 100% dahinter stehst und bereit bist auch Opfer zu bringen (Zeit, Nerven usw.) solltest du es versuchen. Du gehst ja nicht völlig blauäugig in diese Situation.
    Würden die Leute im Tierheim dir denn auch helfen? Du könntest den Hund ja auch dorthin bringen, wenn du mal weg musst. Dort kennt man ihn doch und er kennt die Menschen die dort arbeiten. Viele Tierheime nehmen doch auch Pensionshunde. So hättest du das Problem mit dem Unterbringen gut geklärt.

    LG
    Andrea

  • Zitat

    Würden die Leute im Tierheim dir denn auch helfen? Du könntest den Hund ja auch dorthin bringen, wenn du mal weg musst. Dort kennt man ihn doch und er kennt die Menschen die dort arbeiten. Viele Tierheime nehmen doch auch Pensionshunde. So hättest du das Problem mit dem Unterbringen gut geklärt.


    Darauf würde ich mich so nicht unbedingt verlassen - das TH, aus dem ich meinen Hund mit entsprechender Vorgeschichte habe, bietet auch die Annahme von Pensionshunden an, sicherlich wäre der Hund dort jederzeit willkommen. Aber ich will nicht wissen, wie er anschließend zurückkäme, denn dieser Hund war unglaublich gestresst im TH - abgesehen davon hatte er auch einige TH-Mitarbeiter gebissen (andere hat er dafür geliebt), auch da wäre mir das Risiko eines Rückfalls zu groß, wenn ich nicht dabei bin. In meiner Gegenwart ist das heute kein Problem, wir waren schon zu Besuch dort. Der Grund seiner Verhaltensauffälligkeit war übrigens nicht mangelnde Bewegung/Beschäftigung, er hatte all die Jahre eine eigene Gassigängerin, die Tag für Tag extra für ihn gekommen ist und zusammen mit ihrer Hündin für ausgiebige Spaziergänge und Sozialkontakt gesorgt hat.
    Es ist natürlich wie so oft: es kommt auf den einzelnen Hund an. Meinen würde ich niemals in diese Situation bringen, es mag aber mit dem DSH des TS möglich sein, das kann hier niemand einschätzen.

  • @ Zamikimo

    So ein Schwachsinn, wenn der Hund nach CM trainiert wird blablabla..... Leute die sich wirklich mit Hundetraining beschäftigen sind in alle Richtungen offen, und bis jetzt haben seine Methoden sehr gut funktioniert. Das du dir anmaßt seine Methoden so komplett zu verurteilen zeigt einfach nur das du unflexibel bist das trainieren eines Hundes angeht. Auch wenn es von diesen Meinungen noch mehrere hier gibt, grundsätzlich halte ich ihn für einen guten Trainer, man muss ja damit nicht alles meinen was er macht.
    Alles andere ist verständlich, aber wie du schon sagst, Lebensumstände können sich bei jedem verändern. Und klar hatte ich noch keinen eigenen Hund, aber nach über 2 Jahren wo ich mich mit Hunden beschäftigt habe, viel gelesen habe und viel drüber nachgedacht habe, denke ich das die Idee einen Hund zu haben schon sehr lange gereift ist.

  • Zitat

    @ Zamikimo

    So ein Schwachsinn, wenn der Hund nach CM trainiert wird blablabla..... Leute die sich wirklich mit Hundetraining beschäftigen sind in alle Richtungen offen, und bis jetzt haben seine Methoden sehr gut funktioniert. Das du dir anmaßt seine Methoden so komplett zu verurteilen zeigt einfach nur das du unflexibel bist das trainieren eines Hundes angeht.

    Stimmt, wenn es um bestimmte Methoden geht, bin ich sehr unflexibel. Aus gutem Grund.

    Du hast Dich in den letzten 2 Jahren mit Hunden beschäftigt, über Hunde gelesen und darüber nachgedacht.
    All das ist trotzdem - Du willst es leider nicht wahrhaben - extrem weit von der Realität mit solch einem Hund entfernt.

  • Au Backe, jetzt hab ich mir die Arbeit gemacht und alles durchgelesen und jetzt das.......... :verzweifelt:

    Mal eine andere Frage: würde das TH dir den Hund überhaupt geben? Ich nehme an, dass bei so einem Tier die Anforderungen an den zukünftigen Platz sehr hoch sind, oder?

  • Ich glaube, wir haben hier einfach alle keine Ahnung. Lars wird den Hund in ein Lämmchen verwandeln. Vielleicht hat er ja auch heimlich das Buch geschrieben, nach dem angeblich jeder Hund gehorchen lernen kann...

    Sorry, aber ob ich mich für "EINEN" Hund entscheide oder "DIESEN" ist ein ganz großer Unterschied. Ich hoffe einfach nur für den Hund das Beste, was auch immer das ist.

  • Ich hatte als Ersthund einen Herdenschutzhund im Auge, und nachdem ich mich in das Thema eingelesen hatte, habe ich davon Abstand genommen. Als unerfahrener Halterin hätte mir das Tierheim den auch nicht gegeben.

    Einen Hund, der so ist wie der, der hier beschrieben wird, würde ich mir nie zutrauen. Zwei Freundinnen von mir haben mit Tierschutzhunden das umgekehrte Problem, die sind nicht bissig, sondern zu ängstlich.

    Sicher kann man mit jedem Hund liebevoll und verantwortungsbewusst umgehen und auch Standartsituationen trainieren und entschärfen/ verbessern.

    Was es aber nicht zu geben scheint ist eine wirksame Traumatherapie für Hunde. Wenn- durch was auch immer, die der ´Störung´des Hundes zu Grunde liegende Traumatisierung getriggert wird, rastet der Hund aus. Das bis zum Ende seines Lebens.

    Ich finde, man muss vor einer solchen Entscheidung bedenken, ob und in wie weit man sein eigenes Leben, den Freundeskreis, den Partner, die Mitarbeiter etc, die Reisepläne....einem solchen Haustier anpassen kann oder will. Der Mensch muss da viel mehr an sich selbst arbeiten als am Hund.

    Ich besuche z.B. eine der Freundinnen mit ´Panikattacken- Hund nicht mehr- und sie bringt den auch nicht zu mir mit, lässt den lieber im Auto, weil der bei jeder Bewegung, die ich mache ( Beim Essen die Gabel zum Mund führen, ein Taschentuch benutzen, Aufstehen, Herumgehen, egal was, sofort in Panik verfällt. Da kann man sich, Freundschaft hin oder her, definitiv nicht mehr unterhalten, da gibt jeder nur noch Obacht, keinen Muckser zu tun, um den Hund nicht zu agitieren.

    Wenn der traumatisierte Hund dann statt aus Angst zu kreischen agressiv reagiert und beisst wirs noch komplizierter, da dürfte man ja zum Essen kein Glas Wein mehr trinken, damit man die Gäste noch zum Nähen fahren kann...

    Überleg´s Dir gut, was Du da vorhast.

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