Bewegung begrenzen...neue Mode?

  • Auch Hundehaltung und der Umgang mit Hunden scheint ja Modewellen unterworfen zu sein...war man früher ein guter Hundehalter wenn man möglichst viel mit dem Hund unterwegs war, lese ich in letzter Zeit vermehrt davon die Spaziergänge und die Bewegung zu begrenzen, Hunde nicht zu sehr zu belasten und das A und O ist sowieso, dass der Hund lernt Ruhe zu halten...
    Liest man ja auch hier immer wieder...
    Ist es jetzt also wirklich besser nur eineinhalb statt drei Stunden mit dem Hund unterwegs zu sein, ist viel Bewegung per se schlecht oder kommt es auf die Form der Bewegung an?
    Kommt es vielleicht auch auf den Hundetyp und den individuellen Charakter an?
    Was meint ihr?

  • Ich denke das ist sehr sehr individuell.

    Mein Hund zB ist sehr stressanfällig. Normale Spaziergänge allerdings stressen ihn nicht, insofern muss ich da eigentlich nicht aufpassen. Am Verhalten ändert sich merklich nichts, egal ob er nun nur zum Pipi machen raugekommen ist oder wir einen langen Spaziergang gemacht haben.
    Andere Sachen stressen ihn aber hingegen sehr, zB wenn ich bei meiner Familie bin (wohne sonst alleine mit Hund). Da ist der Alltag für ihn anstrengend und ich achte dann eben drauf, dass ich ihm da nicht mehr Stress zumute. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es ihm gut tut dann mal raus zu kommen und einfach draußen ein bisschen rumzudaddeln.
    An anderen Tagen lasse ich ihn lieber ganz in Ruhe, wenn ich den Eindruck habe, dass ihm das gerade ganz gut tut.

  • Es kommt auf den jeweiligen Hund an und wie man dann die Bewegung gestaltet.

    Manche Hunde werden komplett kirre, wenn man eine Stunde Ball spielt, andere finden es einfach schön und kehren in der Sekunde wo der Ball verschwindet wieder zum Alltag zurück.
    Die einen werden unleidig wenn sie sich nicht genug bewegen können andere fangen an zu Hibbeln weil das Srundenlange durch die Gegend streifen Stress für sie ist.

    Ich finde es unsäglich doof, dass man immer wieder glaubt es gäbe die eine universell gültige Lösung für alle Hunde und Halter. Denke darum wechseln diese Modeerscheinungen auch regelmäßig. Man arbeitet nach Schema F und irgendwann fehlt jemanden auf, dass es nicht funktioniert bei den zehn Hunden die er trainiert, doch anstelle dann individuell drauf einzugehen, entwickelt man lieber das nächste Schema F und verkauft das als weltbewegender Durchbruch in der Hundeerziehung :roll:

  • Ich schließe mich den anderen an, solche Fragen sind absolut individuell.

    Meinem Opi war es schon immer egal, ob er nun eine halbe, eine ganze oder sogar zwei Stunden draußen war. Klar, er war immer gern unterwegs, aber wenn ich dann mal eine ganz extreme Uniwoche hatte, haben auch Pipirunden á 10 Minuten gereicht. Heute, mit der Demenz, ist es dann aber wieder so, dass ich gar nicht mehr als 10 Minuten und immer nur die gleichen 2 Runden gehen kann, weil ihn das sonst total verwirrt. Und das wirkt sich dann auch auf den ganzen restlichen Tag aus. Und trotzdem hat er auch manchmal Tage, da kann man mal wieder eine längere Runde laufen, ohne dass es ihn total aus der Bahn wirft.

    Die Hündin meiner Schwester ist da wieder gaaaanz anders. Wenn die nicht ihre große Runde (ca. 1 Stunde) gelaufen ist, wird die nervig. Sie braucht das einfach, sonst ist sie nicht zufrieden.

    Jeder Hund ist da anders. Was man aber, finde ich, schematisch sagen kann, dass es für einen jungen, gesunden Hund nicht reicht, immer nur Pipirunden zu laufen und es andererseits für einen sehr jungen Hund nicht gut ist, zu viel Aktion zu haben. Vielleicht vermischen viele diese Punkte auch einfach. Abgesehen davon gibts hier im Forum aber eben auch einfach unheimlich viele Leute, die ihre Methode für die einzig Wahre sehen und das dann auch an andere so weiter geben. Vielleicht weil sie dann eben einen Hund haben, bei dem viel Auslauf wichtig ist oder eben viel Ruhe.

  • Ich denke, dass es auf den Charakter des Hundes ankommt.

    Leider sind im Moment ja auch Hunde in Mode, die von sich aus sehr hibbelig sind und was machen wollen - Malis und Border zum Beispiel. Für die finde ich es schon wichtig, dass sie auch einen "Ausknopf" erhalten und mal zur Ruhe kommen, denn die wenigsten werden so ausgelastet, dass sie müde sind.

    Nur mit Spazierengehen kriege ich die wenigsten Hunde ausgelastet, zumal die wenigsten Menschen das Schritttempo der Hunde gehen, sondern eher umgekehrt, die Hunde sich massiv anpassen müssen. Wichtiger als 3 Stunden unterwegs zu sein, ist in meinen Augen das Gleichgewicht (für den jeweiligen Hund) von Bewegung und Kopfarbeit.

  • Ich denke auch das man das individuell je nach Hund entscheiden muss.

    Lennox zb kommt sowohl mit langen Spaziergängen als auch mit Aktion super klar. Ein Tag in der HS beim Tag der offenen Tür juckt ihn nicht. Er kann auch beim größten Rummel relaxen. Er ist aber auhc eher der Buddatyp. Er ruht in sich selbst.

    Heaven hingegen ist ein absoluter Hibbel der schnell hochfährt. Lange ruhige Spaziergänge sind kein Problem. Beim Tag der offenen Tür wurde sie einen TAg ausquatiert. Sie würde da einfach keine Ruhe finden. Hochdrehen und nicht zur Ruhe kommen.
    Sie ist da einfach anfälliger und eher der Unterstromtyp.

  • Ich glaube diese Modewellen rollen über uns hinweg, weil wir inzwischen etwas zu verkopft an die ganze Sache herangehen.

    Ich bin jetzt kein "früher war alles besser" Vertreter und sicherlich ist es gut, sich in einem gewissen Maß Gedanken zu machen und sich Wissen anzueignen.
    Aber dadurch ist ein bisschen das Bauchgefühl abhanden gekommen.
    Man schaut auf die Uhr, statt sinnfrei und genießerisch mit dem Hund zu spielen und ihn dabei einfach zu beobachten und aufzuhören, wenn er hektisch ist, heißt das Ganze heute Auslastung und Kopfarbeit.
    Alles wird errechnet und überlegt. Kriegt mein Hund genug Freilauf, verträgt er sich gut genug mit Artgenossen, hat er schon einen Psychoknacks weil er an der Leine laufen muss, wird er völlig aggro weil ich mal mit ihm rangele, welches Spielzeug kaufe ich, wie fördere ich seine Intelligenz, etc. etc.

    Ich glaube auch, dass das "Ruhe halten lernen" ein Resultat dieser Haltung ist. Früher kreiselte man nicht so extrem um den Fetisch Hund, und es wurde einem auch gar nicht suggeriert, dass man das müsse.
    Da lernte der Hund von allein Ruhe halten... ganz ohne Anstrengung :smile:

    Ich persönlich glaube nicht, dass zu viel Bewegung für den Hund schlecht ist (es sei denn, er hat gesundheitliche Probleme), es ist eher dieses "ich muss meinem Hund ne Show bieten", was manchen Hund überfordern kann und überdrehen kann.

  • Mir ist es auch aufgefallen, dass hier im Forum der Trend stark in Richtung "möglichst wenig Bewegung" geht. Da raten mir dann Tatsächlich Halter von Schäferhunden, Border Collies und Co nur 1,5 Stunden am Tag mit meinen Hunden spazieren zu gehen, da sie auch nur 1,5 Stunden spazieren gehen und ihre Hunde dann total k.o. sind. Dabei habe ich noch keinen Schäferhund kennen gelernt dem 1,5 Stunden spazierengehen reichen.

  • Ich würde sagen Qualität statt Quantität.

    Ich kann mit meinen Hunden 3 Stunden täglich rum latschen, allerdings sind sie auch nach 1 1/2 Stunden Action-Spaziergang zufrieden.

    Das erste was meine Hunde lernen ist Ruhe halten, ganz klar.

  • Ich denke, dass es da auf den Hund ankommt. Mein Hund läuft gerne viel, ist dadurch aber nicht ausgelastet. Bei ihm ist Kopfarbeit wichtiger. Ich kenne aber auch Hunde, die laufen lieber nur (also ohne viel Kopfarbeit) und sind damit gut ausgelastet. Es kommt da glaube ich auch sehr auf die Rasse an. Manche sind mit wenig Bewegung zufrieden, andere wollen viel rennen.

    Meine Hundetrainerin hält viel Bewegung für wichtig, um die Muskeln zu stärken etc. Sie fängt auch sehr früh an, ihre Hunde viel zu bewegen, also die bekannte 5-Minuten-Regel fürs erste Jahr hält sie nicht ein. Ihre Hunde machen allerdings später viele Jagdprüfungen. Dann muss man die Hunde vielleicht eher an dieses Pensum gewöhnen.

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