Sind Tierärzte wirklich so???

  • Zitat

    In allen größeren Stadten gibt es Orgas(z.B. "Underdog"), die regelmäßig Sprechstunde mit ehrenamtlich neben ihrer normalen Praxis arbeitenden Tierärzten abhalten. Die Medikamente werden von der jeweiligen Orga gestellt. Man muss lediglich nachweisen, dass man bedürftig ist(Z.B. Hartz IV-Empfänger oder gar obdachlos). Wer wirklich kein Geld hat, sein Tier medizinisch versorgen zu lassen, dem wird hier geholfen.


    Solche Orgas machen in der Regel medizinische Basisversorgung.
    Die behandeln mal ne Ohrentzündung, machen kleinere Wunden schick, tun was gegen Milben, verschreiben ein paar Medis bei Herzproblemen oder Arthrose um die gröbsten Symptome zu lindern. Oder es wird günstig bis kostenlos geimpft und kastriert. Oder es gibt mal nen Sack Nierendiätfutter gratis.


    Material und Medikamente sind oft genug gespendet, oft abgelaufenes oder angefangens Zeug aus anderen Praxen und Kliniken, Arbeitszeit ist ehernamtlich oder durch einen TS-Verein oder ähnliches finanziert. Auf jeden Fall arbeitet der TA umsonst oder für ein Taschengeld und die Zeit, die man auf solche Aktionen verwenden kann ist dementsprechende auch begrenzt, von irgendwas muss man ja "nebenbei" auch leben.


    Würden die regelmäßig kostenlose oder sehr günstige OPs im vierstelligen Bereich machen, dann wären die bald handlungsunfähig.
    Kann sein, dass da im Einzelfall mal solche Aktionen finanziert werden durch gezielte Spendesammlungen oder so, aber mit Sicherheit ist das nicht die Regel.


    Also, ja, da wird einem geholfen.
    Aber garantiert wird da nicht der Goldstandart medizinischer Versorgung geboten und auch Intensivmedizin in Notfällen ist nicht gegeben.
    Wer das will, der muss es halt doch zahlen. Bei solchen Projekten geht es darum, mit einfachen Mitteln zu lindern was man lindern kann.

  • @Marula:Ja klar machen die keine Goldimplantate, das weiß ich auch! Mein von dir zitierter Beitrag bezog sich eher auf die Eingangsfrage/Überschrift des TS.

  • Mein Freund und seine Kollegen würden sich bedanken, wenn sie ihr Geld nicht pünktlich und vollständig auf dem Konto hätten, weil Cheffe zig Hunde kostenlos operiert oder alles in Raten bezahlt wird (oder auch nicht) und kein/kaum Geld eingenommen wird. In der Kette würden sich dann Vermieter, Versicherungen etc. bedanken, wenn sie ihr Geld nicht pünktlich bekommen würden..


    Die Angestellten kosten Geld (und in der TK, in die ich mit meinen Hunden gehe, sind das knapp 40 Stück!), die Geräte kosten Geld und wollen bitte schön benutzt werden können. Das alles muß bezahlt werden und das geht nicht mit einer super molarischen aber beschissenen wirtschaftlichen Einstellung..


  • Ja, es stirbt. Aber bei einem Halter der nicht in der Lage ist eine OP zu bezahlen kann man realistisch gesehen davon ausgehen das der Hund früher oder später eben an einer anderen Sache stirbt, weil der Besitzer eben den nächsten Unfall, die nächste Krankheit nicht behandeln lassen kann/wiil, aus Geldmangel.
    Also, was soll man machen? Die OP kostenlos, nur um dann irgenwann zu hören das der Hund 5 Monate später elendig an Tollwut verreckt ist, weil der Besitzer die Impfungen auch nicht bezahlen konnte?


    Die Frage der Ethik stellt sich dem Besitzer, nicht dem Tierarzt. Denn der Tierarzt ist auch seinen Mitarbeitern und seiner Familie gegenüber verpflichtet, das er sie bezahlen/versorgen kann.
    Und jeder TA den ich kenne wird diese Tötung nicht ohne einen Stich im Herzen durchgeführt haben.
    Trotzdem wird sie durchgeführt, denn alles andere geht einfach nicht.

  • Wobei ich bei uns auch noch nicht erlebt habe, dass ein Notfall reinkam, dessen Überleben von einer sofortigen OP abhing (wie es bei einer Magendrehung nunmal der Fall ist), und dann erstmal Vorkasse verlangt wurde. Natürlich klärt man mit dem Besitzer die Kosten und läßt ihn dann entscheiden. Aber wer fährt schon mit einem Notfall-Tier erstmal eben an den EC-Automaten?
    Mir selbst wurde in Düsseldorf mal mein Hund angefahren. Habe meinen Haus-TA damals morgens um 7h rausgeklingelt, weil er direkt um die Ecke der Unfallstelle wohnte, die Praxis nur wenige Häuser weiter lag. Sofort wurden alle Maßnahmen zur Notversorgung ergriffen, später wurde er in eine Klinik verlegt. Da hat kein Mensch über Kosten gesprochen. Da wurde einfach gehandelt. Der Hund hat's leider nicht geschafft und mußte nach 3 Tagen euthanasiert werden. Es folgten die Rechnungen von TA und Klinik. Die Rechnung für die Erstversorgung beim Haus-TA war dermaßen gepfeffert, da hab ich mich auch maßlos geärgert. Er wußte ja, dass ich das für einen toten Hund bezahlen mußte. Die Rechnung der Klinik für stationäre Aufnahme, Intensivbetreuung, Röntgen und alles war sogar niedriger.

  • Mal abgesehen von der grundsäztlichen Diskussion über Moral und Ethik (da habe ich glaube ich schon ausführlich genug zu geschrieben) bin ich ein bisschen schockiert, dass in so vielen Kliniken erst nach Vorkasse operiert / gehandelt wird - siehe Geschichte von Mollrops.


    In unserer Tierklinik darf man sich aussuchen, wie man zahlen möchte - mit Bargeld, auf Raten, Rechnung oder direkt mit Karte. Ich unterschreibe z.B. vor Ort die Rechnung und authorisiere dann eine Lastschrift, weil es für mich am Bequemsten ist. Auch in der Tierklinik in Hofheim war das so.

  • Zitat

    Wenn das eine große TK war, konnte er erst recht nichts umsonst machen.
    Wie hätte er denn die Kosten abrechnen sollen, er ist ja seinen Vorgesetzten Rechenschaft schuldig.
    Die Medis und alles andere kosten ja auch Geld. Es sei denn, er hätte die OP aus seiner eigenen Tasche gezahlt.


    Oder die TK bleibt auf den Kosten sitzen, obwohl sie schon für sozial schwache Herrchen extra Tarife hat.


    Kleines Bsp aus meinem "unmittelbarsten Umfeld": Halter läßt seinen Hund überfahren, bekommt es auch gar nicht mit (da BlutAlkohol-Konzentration über Außentemp.) möchte dann aber (nachdem man ihn über Chip-Auslesen ausfindig gemacht hat), daß Hund euthanasiert wird.
    Die TA haben dafür keine med. Indikation gesehen und den Hund deshalb operiert. Herrchen hat die Kosten nicht tragen wollen und um der Fellnase das TH zu ersparen, ist er ertsmal bei einer TA, die in auf Station betreut hat, eingezogen ... und so wie es aussieht sind die Vermittlungs-Aktivitäten sehr gering ... ;)
    Dies zur Verallgemeinerung, daß TÄ im allgemeinen so sind.

  • Zitat

    Ja, es stirbt. Aber bei einem Halter der nicht in der Lage ist eine OP zu bezahlen kann man realistisch gesehen davon ausgehen das der Hund früher oder später eben an einer anderen Sache stirbt, weil der Besitzer eben den nächsten Unfall, die nächste Krankheit nicht behandeln lassen kann/wiil, aus Geldmangel.
    Also, was soll man machen? Die OP kostenlos, nur um dann irgenwann zu hören das der Hund 5 Monate später elendig an Tollwut verreckt ist, weil der Besitzer die Impfungen auch nicht bezahlen konnte?


    Die Frage der Ethik stellt sich dem Besitzer, nicht dem Tierarzt. Denn der Tierarzt ist auch seinen Mitarbeitern und seiner Familie gegenüber verpflichtet, das er sie bezahlen/versorgen kann.
    Und jeder TA den ich kenne wird diese Tötung nicht ohne einen Stich im Herzen durchgeführt haben.
    Trotzdem wird sie durchgeführt, denn alles andere geht einfach nicht.


    Also eine OP wegen einer Magendrehung ist schon sehr kostspielig. Ich hatte damals auch das Geld nicht im Nachttisch liegen. Mein Umfeld hat es übrigens auch kaum verstanden, weshalb ich die OP durchführen liess. Da haben wohl viele Menschen eine andere Schmerzgrenze. Das klang auch beim Klinikchef durch, das nicht viele diese OP durchführen lassen. Ich gebe auch ehrlich zu, ich musste schon sehr schlucken - ist ja nicht wenig Geld gewesen. Aber meinen geliebten jungen Hund nicht die Chance zu geben - daran habe ich keinen Moment gedacht. Die Kohle hatte ich ja schnell wieder drin - mein geliebtes Auto verkauft und was billigeres gekauft. Dinge kann man ersetzen, ein junges Hundeleben nicht.

  • Ein Tierarzt darf nicht umsonst praktizieren, auch nicht für die tiertafel/Verein. Meist wird das dann so gehandhabt das der TA ne Rechnung stellt und am Jahresende genau diesen Betrag wieder spendet...
    Das macht aber auch ned jeder ta mit. Wir hier haben bei unsrer Tafel noch keinen ta gefunden der es machen würde.


    Zur Fragestellung: ich finde man kann dem ta keine Vorwürfe machen, er ist dienstleister, wie ein klemptner, frisör oder Autovermietung. Und da macht auch keiner was umsonst. Ich finde es is zu engstirnig gedacht das er das ethnisch tun soll. Wieviele kommen nach diesem noch? 1, 100? Man muss da so klaren grenzen setzte , sonst kommt man in nen strudel und nicht mehr raus... Wer bezahlt denn die materialen?die ta-Assistenten bei der op? Etc? Genau - er selbst! Immer!

  • Ich mußte noch für keine OP meiner Tier Vorkasse leisten, egal in welcher Klinik. Allerdings waren das auch nie so hohe Beträge wie bei einer Magendrehung. Ob's daran lag, weiß ich nicht.

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