Und dann was Tragisches...

  • natürlich lieben die menschen ihre hunde, gerade blinde haben eine besonders intensive beziehung zu ihrem tier. allerdings wird es einem blinden sehr schwer fallen eine leinenaggressionen u.ä. zu händeln.
    eine freundin von mir hat aktuell genau dieses problem: sie wohnt mit ihrem hund im hundebezirk berlin-friedrichshain. ihr hund wurde während des führens zwei mal angegriffen, natürlich nicht so heftig wie der hund im video.
    aber es hat gereicht, um sein verhalten negativ zu verändern.
    deshalb beginnt ihr hund jetzt andere hunde teilweise anzubellen. nun arbeiten wir daran, dass sie eine möglichkeit findet zu erkennen, wann ihr hund sich aufgrund eines artgenossens anspannt. eins ist klar: blocken geht nicht, vorher erkennen, bögen laufen etc. fällt alles aus. sie kann den fremden hund ja nicht einmal sehen. nromalerweise muss ich meinem hund schutz oder ausweichmöglichkeiten bieten, damit sich solche probleme legen. das geht bei einem führhund nicht...eine verzwickte situation. nun lernt sie gerade über die körperliche anspannung ihres hundes die situationen einzuschätzen, ihn notfalls abzubrechen oder weiterzulotsen.

    und da die leute in dem bezirk teilweise null rücksicht nehmen läuft ihr immernoch jeden tag irgendein hund ins geschirr, um ihren hund zu rammeln, zu bedrohen oder zum spielen aufzufordern.
    doch was könnte sie machen, wenn ihr hund heftiger reagieren würde, z.b. mit einem echten angriff?
    wenn ihr hund aufgrund solcher erlebnisse zur gefahr für andere hunde werden würde?
    es gibt einige führhunde, die durch negative erlebnisse problematisch gegenüber menschen/artgenossen geworden sind. was macht man als blinder mit einem solchen hund? auch extrem ängstliches verhalten ist saugefährlich. was ist, wenn der hund jedes mal einen meidebogen über die straße läuft?

    in solch einem fall hat es nichts mit fehlender liebe zu tun, wenn man den hund nicht weiter halten kann.

  • Unsere Hundetrainerin bildet auch Führhunde aus und ich habe sie oft ausgefragt.

    Nicht alle Blinden lieben ihre Hunde sondern einige sehen in ihnen nur einen lebendigen Blindenstock. Unsere Trainerin versucht zu vermeiden, solchen Menschen Hunde zu übergeben, aber ganz frei ist sie nicht. Denn die Krankenkassen, die den Hund finanzieren und denen er dann auch gehört, haben da ein Wort mitzureden.

    Wenn ein Blinder meint, sein Hund sei nicht mehr geeignet zum Führen, gibt es Sachverständige, die das überprüfen. Wenn es sich um behebbare erworbene Verhaltensdefizite handelt, kommt der Hund für kurze Zeit zur Nachschulung zum Trainer zurück. Dazu sind die Führhundausbilder vertraglich von den Krankenkassen verpflichtet.

    Sollte der Hund tatsächlich nicht mehr in der Lage sein zu Führen, erhält der Blinde einen neuen Hund und der alte wird vermittelt. Nach Erfahrungen unserer Trainerin, findet sich fast immer in der Familie des Blinden jemand, der den Hund nimmt. Aber wenn nicht, gibt es viele Interessenten, weil kaum irgendein Hund so gut wie ein Führhund erzogen ist. Traurig im Tierheim landet wohl keiner.

    Die Führhundausbilder müssen auch gegenüber den Krankenkassen eine Gewährleistung für die Gesundheit der Führhunde übernehmen. Die werden deshalb auf Herz und Nieren gecheckt und wenn es Probleme gibt, gleich weiter vermittelt. Auch diese Hunde sind begehrt und landen nicht in Kleinanzeigen, weil sie eine professionelle Rundumerziehung haben.

    Ich würde jederzeit mit Kusshand so einen Hund nehmen, der bei unserer Trainerin, übrigens nur mit positiver Verstärkung, ausgebildet wurde.

    LG Appelschnut

  • Abessinierin Das kann leider passieren und manche Kassen übernehmen die Kosten gar nicht. Oft muss man auch vor Gericht um den Hund bezahlt zu bekommen. :/

    Tinks Na klar darf man den Führhund dann behalten :) Man hat aber auch die möglichkeit, falls es wirklich nicht anders geht, dass der Hund wieder in seine Patenfamilie kommt, in der er von Welpe bis Junghund zur Sozialisierung gelebt hat.

  • Das ist wirklich, wirklich hart - aber leider kein Einzelfall.

    Ein Bekannter von mir, mit seinem jungem Blindenhund Jimmy, wo gerade erst zusammen wächst, was zusammen gehört, wurde vor einigen Monaten am Frankfurter Bahnhof von einem fremden Hund angegriffen (als sein Hund im Geschirr war). Wohl gemerkt ER, NICHT sein Hund. Seit diesem Vorfall hat der junge Blindenführhund Probleme, wenn er im Geschirr auf andere Hunde trifft. Kurz vorher wurde Jimmy mal von einem Hund angegegangen, auch während er im Geschirr war. Und für meinen Bekannten ist das Training wirklich schwierig, weil er eben nicht frühzeitig eingreifen kann :sad2: Aber ich hab das Gefühl, dass es langsam besser wird und die beiden bei diesem Thema vorankommen. Vor allem, wenn sich die anderen HH schon von weitem bemerkbar machen, dann klappt es schon ganz gut :smile:


    Es gibt da ein wirklich schönes Buch:

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