Erziehung ohne Leckerli & Co.

  • Zitat

    Diese Trennung zwischen Ausbildung und Alltag ist doch albern.
    Ein Hund der mich ignoriert wenn ich ihn vom Garten hereinrufe, wird auch eher nicht vorm Hasen abdrehen.
    Genauso kann man in vielen Alltagssituationen ( eben auch in der Pflege) viel klären was einem später die Ausbildung erleichtert.


    :gut: Genauso sehe ich das auch! :smile:

  • Zitat

    :gut: Genauso sehe ich das auch! :smile:


    Dazu muss ich sagen, dass mein Hund außerhalb seines zu Hauses sehr viel besser hört. Zu Hause hat sie's einfach nicht gelernt, das war für mich nicht wichtig. Draußen ist mir wichtig.


    Zu der Sache mit den Lecker: Lola hat früher für Lecker alles gemacht, hat wohl da dran gelegen, dass es für alles mögliche Lecker gab, ging schon auf den Rudel-Gassi-Runden los, ständig wurde irgendwas in den Hund reingestopft, und nicht nur von mir.
    Als ich damals (vor 5 Jahren) die HuSchu besucht habe, wurde alles, aber auch wirklich alles mit Lecker beigebracht und bestätigt. Sicher mutiert man dann zum Futterspender, ich war auch nichts anderes. Wusste sie, ich hab keine Lecker bei, war ich Luft.
    Heute ist das anders, die einzige Situation, wo ich Lecker brauche, sind Hundebegegnungen, wenn ich den Clicker vergessen habe. Ich gehörte auch zu der Fraktion "Nie-ohne-Lecker-aus-dem Haus", heute gehe ich nicht ohne Clicker. Der Clicker ist einfach emotionsneutral - meine Stimme nicht. Und nein, es gibt nicht nach jedem Click ein Lecker: Rufe ich sie z.B. von einem Mauseloch ab, sie kommt - Click und sie darf zum Mauseloch, und so bestätige ich ganz oft. Lecker gibt es auch, aber nicht für alles und jedes, obwohl ich immer welche bei habe. Es kommt aber immer öfter vor, dass ich gar keine brauche, mittlerweile kann ich sie auch gut verbal oder mit Spiel loben. Streicheln als Lob hasst sie wie die Pest.
    Ich finde es toll, wenn Leute ihre Hunde ganz ohne Lecker erzogen bekommen, rein über Stimme und Körpersprache, bei mir funktioniert das nicht, da ich nicht sehr ausdrucksstark körperlich und stimmlich kommunizieren kann. Da ist es schon ein Vorteil, dass sie absolut fressgeil ist und für Essen (fast) alles macht, aber mittlerweile geht es auch ohne Lecker.


    LG Marion

  • Zitat

    wenn es soweit ist, dass man ohne Leckerlie nicht mal mehr Gassi gehen kann, hat man die Sache mit dem Bestätigen so rein überhaupt nicht verstanden.


    Man hat sie vielleicht schon verstanden (zumindest kann ich das von mir sagen), aber man driftet einfach kontinuierlich in eine ungesunde Richtung ab. Und so wie ich es hier an einigen Stellen lese und tagtäglich draußen sehe, stehe ich damit nicht alleine da. Für mich war klar, dass ich so nicht mehr weitermachen möchte und es hat sowohl mir, als auch meinem Hund gut getan, umzudenken.


    Ich habe nicht das geringste Problem damit, wenn jemand Futter als Bestätigung einsetzt und ich habe nicht mehr Achtung vor den Hundehaltern, die es ohne machen. Womit ich aber sehr wohl ein Problem habe, ist, wenn jeder Furz, den der Hund drückt in irgendeiner Form bestätigt werden muss, weil sonst ja die Motivation fehlt. Denn aus meiner Sicht können genau über diese Einstellung solche Abhängigkeiten, wie von mir beschrieben, überhaupt erst entstehen.


    Viele Grüße
    Frank

  • "Diese Trennung zwischen Ausbildung und Alltag ist doch albern.
    Ein Hund der mich ignoriert wenn ich ihn vom Garten hereinrufe, wird auch eher nicht vorm Hasen abdrehen.
    Genauso kann man in vielen Alltagssituationen ( eben auch in der Pflege) viel klären was einem später die Ausbildung erleichtert."


    Bingo!
    Alltagssituationen SIND Ausbildung, oft ganz grundlegende, weil da die "Vertrauensfragen" geklärt werden: Läßt der Hund sich auf mich ein und von mir leiten oder nicht? Welchen hohen Stellenwert sowas hat, wird dir jeder, der jemals mit einem Jungpferd zu tun hatte, aus der Praxis bestätigen können - und ich seh da absolut keinen Unterschied zum Welpen.

  • Hmh. Ich unterscheide schon dazwischen, ob mein Hund etwas neu lernt oder ob ich von ihr bei der Bushaltestelle verlange, dass sie sich hinlegt. Das eine ist für mich Ausbildung und das andere Alltag. So lange sie etwas nicht perfekt beherrscht, wird sie mit Leckerli oder Futter bestärkt.


    Wo ich bei Finchen auch immer mit Leckerli/Futter arbeite, sind Menschen, die für sie fremd sind, aber die ich schon kenne. Die dürfen ihr dann einfach so Leckerli zustecken, damit sie merkt, dass die nicht schlimm sind.


    Ich unterscheide aber eigentlich nicht zwischen Futter erarbeiten und Leckerli bekommen. Ich verwende Futter auch als Leckerli. Manchmal hat Finchen auch keine Lust auf die Futterbelohnung und führt das Gewünschte trotzdem aus. Ich denke wir könnten auch ohne arbeiten, aber ich belohne gerne mit Futter und es funktioniert gut, also warum ändern?

  • Nur sind wir keine Tiere, Anja.


    Wenn ich vom Rudelprinzip ausgehe und genau das scheint dahinterzustecken, dann habe ich ein Problem. Hund-Mensch können kein Rudel bilden und es ist ein Trugschluß, dies zu glauben.


    Kommunikation zwischen Mensch und Hund läuft auf einer ganz anderen Ebene als zwischen Hund und Hund.

  • ein sehr interessantes thema :)


    ich verwende irgendwie alles. zum kommandoaufbau oder trick lernen gibts leckerchen als bästätigung,
    sitzt ein kommando werden die leckerchen nach und nach abgebaut.
    mittlerweile kann ich alle kommandos so gut wie jederzeit abfragen, ob es dafür eine belohnung gibt oder nicht und wenn ja dann entweder ein spiel oder leckerchen.


    stelle mir das aber auch schwierig vor dem hund "klar zu machen" dass es keine leckerchen mehr gibt oder spielzeug als belohnung wenn er es nicht anders kennt :???: der hund muss mit verbalem lob ja auch zu begeistern sein. merke das bei unseren beiden auch, wenn die wissen dass ich leckerchen dabei habe hören die schon ein wenig besser als wenn ich keine dabei habe. nicht dass die beiden sonst gar net hören würde aber eben besser.
    es gibt aber auch lange nicht mehr für alles ein lecker.


    @schnappi24
    schön wie sich die beziehung zwischen dir und deinem hund verändert hat :)
    darf ich fragen wie du das gemacht hast? leckerchen nach und nach "abgesetzt" und verbal gelobt?
    gab es schwierigkeiten bei manchen kommandos?

  • Zitat

    @schnappi24
    schön wie sich die beziehung zwischen dir und deinem hund verändert hat :)
    darf ich fragen wie du das gemacht hast? leckerchen nach und nach "abgesetzt" und verbal gelobt?
    gab es schwierigkeiten bei manchen kommandos?


    Nach und nach abgesetzt habe ich nichts. Sondern es gab einfach nichts mehr und ein Lob gibt es auch nicht für jeden Alltagskram, sondern für Sachen, die für mich lobenswert sind. Das führte dazu, dass mein Lob auch wieder ehrlicher geworden ist.


    Schwierigkeiten gibt es und gab es auch nicht mehr als vorher. Wenn meine kleine Knallschote gerade besseres vor hat, ist ihr auch jede eventuelle Belohnung egal. Von daher ist es ehrlich gesagt kein Unterschied, ob ich nen Keks dabei habe oder nicht. Ganz im Gegenteil: ich weiß jetzt, dass ich keinen »Rettungsanker« dabei habe und einfach handeln muss.


    Man braucht jetzt aber auch nicht zu denken, dass ich hier auf einmal nen super erzogenen Hund sitzen habe, der Herrchen anbetet, weil er ja ach so viel Persönlichkeit in die Erziehung einbringt. An dem Punkt sind wir noch lange nicht :D Aber ich merke einfach, dass mir der Weg eher liegt und ich sehe, dass es meiner kleinen Terroristin gut tut.


    Viele Grüße
    Frank

  • Ich denke der Knackpunkt bei der Erziehung ohne Leckerli ist, dass der Hund die Beziehung zum HH als Privileg sieht und auch die Aufmerksamkeit nicht als selbstverständlich nimmt.
    Für die meisten Hunde sind aber Streicheleinheiten nichts seltenes oder besonderes, weil sie ja ständig gestreichelt und beachtet werden.
    Für diese Form der Erziehung muss man sich rar machen. Und ich denke da liegt die Schwierigkeit. Es ist einfach schwer den eigenen Hund den man liebt und mit dem man auch kuscheln will links liegen zu lassen.
    Ich selbst schaff das auch nicht über einen längeren Zeitraum. Aber als ich Janosch mehr ignoriert habe, so 2 Wochen ungefähr, hab ich deutlich gemerkt, dass er sehr viel empfänglicher mir gegenüber war. Er war aufmerksam und wollte gefallen, hörte schon auf leise Stimme und war einfach mehr auf mich fixiert.
    Gescheitert ist das nur wieder an mir :roll: Obwohl es jetzt auch nicht schlecht ist.

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