Erziehung ohne Leckerli & Co.

  • Seit längerem beschäftigt mich das Thema "Erziehung ohne Leckerlis". Gemeint ist auch ohne Spielzeug o.Ä.
    Standpunkt dieser Erziehung ist, dass man mit Leckerlis (ich meine immer auch Spielis o.Ä., ist aber zu umständlich ständig zu schreiben ;) ) keine richtige Bindung aufbauen kann, weil der Schwerpunkt auf dem Leckerli liegt und nicht auf dem Hundehalter. Man besticht das Tier quasi nur.
    Das ganze kam auf einem Workshop über Eselpädagogik zur Sprache, also wurde dann für jede Tierart so gesagt.
    Dazu kam auch noch, dass dieses Füttern vor allem bei uns Menschen so einen hohen Stellenwert hat. Bei Tieren findet das gegenseitige Füttern nicht statt, außer von den Eltern.
    Bei Pferden hingegen ist es so, dass nur rangniedere den ranghöheren von gutem Futter weichen. Also macht man sich, wenn man dem Pferd ein Leckerli gibt quasi rangniedriger als das Pferd.


    Auf der Jugendfarm wo ich arbeite wurde deshalb beschlossen, dass die Tiere keine Leckerlis mehr bekommen und gar nicht mehr aus der Hand gefüttert werden dürfen.
    Sie wurden dadurch auch manchmal zu fordernd oder betteln immer.


    Um wieder auf den Hund zu kommen:
    Ich machte mir natürlich Gedanken wie das wäre ohne Leckerlis. Clickern zum Beispiel ginge ja gar nicht mehr, alles müsste über verbales und körperliches Lob passieren.
    Irgendwie find ich es faszinierend und bewundernswert wenn das jemand mit seinen Hunden hinbekommen hat. Eine Bekannte von mir hat zum Beispiel 3 ehemalige Straßenhunde und ist im Tierschutz tätig. Sie hat ihre Hunde komplett ohne Leckerli erzogen und die hören super. Auch Kunststücke hat sie beigebracht ohne Leckerli.


    Also, was haltet ihr von dem Thema?


    Ich selbst hab festgestellt, dass Nele mich manchmal echt nervt wenn sie ständig Leckerlis haben will. Sie hört auch ohne gut, ist dann aber wesentlich freudloser. Ich denke sie ist das schon zusehr gewohnt.
    Auch finde ich, dass Tricks einüben die Bindung stärkt, aber würde das auch ohne Leckerlis gehen?


    Erzieht vielleicht jemand von euch komplett ohne Leckerli und Spieli?
    Wie klappt das?


    Danke schonmal für eure Antworten. Ich hoffe das ich nicht zu verwirrend geschrieben habe, hab so viel zu dem Thema im Kopf =)

  • Ich erziehe anfangs schon mit Leckerlies,aber ich habe die abgebaut.
    Meine brauchen keine Leckerlies um etwas zu tun, für die ist die Arbeit selbstbelohnend.


    Weder Leckerlie,noch Spielzeug höchstens vielleicht ab und an (Selten,bei Nuki gar nicht) mal ein nettes Wort.

  • Zitat

    Sie hat ihre Hunde komplett ohne Leckerli erzogen und die hören super.


    In der Regel läuft das dann auf eine Erziehung, die auf Meideverhalten basiert hinaus.


    Zitat

    Man besticht das Tier quasi nur.


    In den Fall hat man das Prinzip einfach noch nicht verstanden.


    Für mehr habe ich leider gerade keine Zeit, aber vielleicht schreibe ich später nochmal.

  • Meine erste Hündin lief auchein Leben lang ohne Leckerli oder Spielzeug-Belohnung. Das eine gab's noch nicht, aus dem anderen machte sie sich nix - und einen besser erzogenen Hund hatte ich bis heute nicht. Und das ging nicht etwa über Meideverhalten und Zwang, es sei denn, man will Hintern-Runterdrücken für die ersten Sitzübungen schon dazurechnen.


    Eingesetzt haben wir vor allem die Stimme, mit einem Lob oder Tadel im richtigen Moment, und später noch die "eingebauten" Belohnungen (wer gut absaß, durfte anschließend losrasen), das war alles und es klappte prima.


    Trotzdem belohne ich meine jetzigen Hündin, ebenso wie mein Pony regelmäßig mit einem guten Happen, die ist nämlich so maßlos gefräßig, daß es den Weg nochmal sehr erleichtert. Ich arbeite auch besonders gern für ein gutes Honorar, insofern finde ich das auch in Ordnung.


    Aber hinkriegen würde ich das auch so - und es hätte natürlich den Vorteil, daß man ohne Verstärker zur Hand den Hund viel genauer beobachten muß und dabei ein wirklich ganz präzises Timing lernt.

  • Da lese ich gerne mit und wüsste auch gerne mehr - das beschäftigt mich auch.


    Für mich habe ich die ungefähre Regel festgelegt, dass wir zum Training jeder Art - ob Grundgehorsam oder Spiel und Sport - Leckerli nehmen, aber für die Anwendung im Alltag darauf verzichten.


    Wenn also etwas wieder "präzisiert" werden muss, weil es irgendwie verschlampert, gehen wir es als Training mit Leckerli an. Wenn ich aber dazu keine Zeit habe bzw. wir den Gehorsam einfach anwenden müssen - wie letztens auf der Reise (Flugzeug/Bahn/Bus/Grossstadt) - gibt es "nur" Anweisungen und verbales Lob.


    Leckerli heissen bei uns explizit "Training". Ansonsten wie Terriers4me....

  • finde ich toll das du das ansprichst--
    ich habe seit anfang ohne leckerli erzogen...klapt super, du hat ja alles dabei deine stimme, du kannst sie variabel einsetzen, das wichtigste dabei ist einfach das wirklich herzliche lob das du deinem hund gibst wenn er was richtig gemacht hat....
    für den rückruf brauche ich ein spielzeug oder auch leckerlie aber nur dafür....
    ich hatte nun lang damit zu kämpfen ob ich so weiter mache, da mir viele sagten dein hund hat ja keine motivation das zu tun doch ich lobe ihn und streichle ihn, aber anscheinend ist das für viele zu wenig, mein hund kannte es von angang an nich anders und als man ihm mal ein leckerli hinstreckte wusste er nichts mit anzufangen....
    nun bin ich seit 2 wochen dabei ( habe mich überreden lassen, von sovielen kritiken) dass ich mit leckerlie arbeite....mein hund ist nur noch auf meine hand fixiert , er schaut mich nicht mal mehr an wenn ich was von ihm will, er ist viel mehr auf aussen bezogen und sucht kein anschluss an mich ausser ich hab leckerchen...
    für schwierige sachen wie fuss da habe ich anfangs ein tolles spielzeug mit, oder auch mal ein leckerli, aber sobald er weiss was ich von ihm verlagen mache ich alles über verbales herzliches lob....
    und mein hund ist 8 monate und jeder der mich sieht sagt wow ihr hund ist ein traum


    ps: brauchte bis vor 2 wochen keine leine mehr jetzt seit ich mit leckerchen begonnen habe, ist er zwar da wenn ich ihn rufe aber sonst geht er viel mehr seine wege, habe das gefühl er nimmt mich nicht mehr so als was besonderes wahr....bzw. nur mein verbales lob ist ihm zu wenig er wird richtig fordernd für ein leckerli....
    hab gleich heute die leckerlie verbannt, geht viel besser ohne....aber da teilen sich die meinungen viel sagen, leckerli im richtigen moment sei keine bestechung, ich bin da anderer meinung..

  • Ich erziehe gerne mit Leckerlie, aber als Belohnung, nicht als Bestechung. Den Unterschied sollte man schon kennen bevor man es verteufelt. ;) Das hat mit fehlender oder guter Bindung naemlich ueberhaupt nix zu tun.
    Das Argument Hunde oder Pferde machen es untereinander auch nicht zaehlt fuer mich nicht, diese Tiere bringen sich untereinander keine Kunststuecke bei, nichts anderes als das ist unsere Erziehung naemlich wenn wir sitz, platz, fuss, komm, vorsitz und so weiter verlangen
    .
    Ausserdem ist unser Verhaeltnis zu Tieren ein voellig anderes als das untereinander, weshalb naemlich auch dieser Rudelfuehrer Kram Bloedsinn ist. ;)
    Wer meint das ohne Leckerlies machen zu muessen und dies trotzdem mit Freude, Spass und ohne Meideverhalten schaffen zu muessen soll das gerne tun, mir macht es einfach mehr Spass so und mein Hund hoert 1a auch wenn ich keine dabei habe. :gut:
    Man darf ja auch nicht vergessen dass jeder Hund anders ist, einige tun fuer Leckerlies ueberhaupt nix.

  • Zitat

    Ich erziehe gerne mit Leckerlie, aber als Belohnung, nicht als Bestechung. Den Unterschied sollte man schon kennen bevor man es verteufelt. ;) Das hat mit fehlender oder guter Bindung naemlich ueberhaupt nix zu tun.
    Das Argument Hunde oder Pferde machen es untereinander auch nicht zaehlt fuer mich nicht, diese Tiere bringen sich untereinander keine Kunststuecke bei, nichts anderes als das ist unsere Erziehung naemlich wenn wir sitz, platz, fuss, komm, vorsitz und so weiter verlangen
    .
    Ausserdem ist unser Verhaeltnis zu Tieren ein voellig anderes als das untereinander, weshalb naemlich auch dieser Rudelfuehrer Kram Bloedsinn ist. ;)
    Wer meint das ohne Leckerlies machen zu muessen und dies trotzdem mit Freude, Spass und ohne Meideverhalten schaffen zu muessen soll das gerne tun, mir macht es einfach mehr Spass so und mein Hund hoert 1a auch wenn ich keine dabei habe. :gut:
    Man darf ja auch nicht vergessen dass jeder Hund anders ist, einige tun fuer Leckerlies ueberhaupt nix.


    wie äussert sich ein meideverhalten?

  • Im schlimmsten Fall duckt sich der Hund vor Angst, ansonsten kannst du es am Schwanz, den Ohren, den Augen und der Koerperhaltung sehen.
    Ohren zurueck, Kopf zur Seite, weggucken, zuengeln, ausweichen...
    Natuerlich machen Hunde das auch so mal, nicht jedes Weggucken oder Zunge raus ist ein Meideverhalten, daher muss man schon ein gute Auge entwickeln um das zu sehen.


    Ich meine mit Meideverhalten auch nicht dass der Hund nicht mal Mecker bekommt oder koerperlich zur Seite gedraengt wird, ich meine Meideverhalten was durch Brutalitaet wie Umlegen, am Halsband in die Luft ziehen, damit der Hund Sitz macht, ins Platz druecken...
    Nur positiv geht nicht, der Hund muss wissen wo seine Grenzen sind, aber die normalen Kunststueckchen sollten doch bitte positiv aufgebaut werden. :smile:
    Ob das nun mit Leckerlie, Spielzeug oder Loben passiert, da muss man dann das nehmen worauf der Hund am besten reagiert. Meiner reagiert z.B. toll auf koerperliche und stimmliche Motivation.Hauptsache es macht allen Beteiligten Spass, denn mein Hund ist ein Freund und Hobby.

  • TanNoz
    Sie erzieht nicht mit Meideverhalten, dass muss doch auch nicht zwangsläufig so sein ohne Leckerli.


    Falbala
    Schön das du es ansprichst, bei uns läuft das ähnlich. Das Training mit Leckerli geht halt einfacher und schneller als ohne. Ich denke dadran liegt das auch, dass man es so gerne benutzt. Man selbst und der Hund haben schneller Erfolgserlebnisse. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass es ohne Leckerli nachhaltiger ist.


    Bawablue
    Interessanter Bericht :gut: Dann würd ich ja an deiner Stelle ganz schnell wieder umsteigen ;)


    @Zossel
    Tiere untereinander verlangen Gehorsam voneinander und ich finde das ist dann schon vergleichbar mit dem was wir verlangen. Nur ist das was wir verlangen jetzt kein aus dem Weg gehen, sondern differenzierter, aber wie ich finde im Grundprinzip gleich.

    Zitat

    Ausserdem ist unser Verhaeltnis zu Tieren ein voellig anderes als das untereinander, weshalb naemlich auch dieser Rudelfuehrer Kram Bloedsinn ist.


    Einen Absatz vorher hast du noch mit dem Verhalten von Tieren untereinander argumentiert ;)
    Ehrlichgesagt sehe ich das anders. Klar sind wir keine Tiere und gehören einer anderen Art an, aber die Tiere behandeln uns auch nicht wie Menschen, sondern wie Artgenossen. Ich denke, das führt hier aber zu weit und wäre auf jedenfall einen eigenen Thread wert.



    Was mir noch einfällt: Warum wird zwischen Kunststückchen und normalem Gehorsam unterschieden? Warum müssen Kunststückchen nicht immer so 100% ausgeführt werden, der normale Gehorsam aber schon? Ich denke das liegt nur an unserer Sichtweise: Kunststückchen sind was schönes und sollen Spaß machen. Aber im Endeffekt verlangt man etwas von seinem Hund und er sollte es ausführen. Ich glaube nicht, dass er da Unterschiede macht, oder was meint ihr?

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