Hund=Problem bei der Wohnungssuche?
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Na klar, ich nutze meine Privilegien auch, bewusst oder unbewusst. Ich kann nett schreiben und sehr charmant sein. Ich weiß auch, was man findet, wenn man mich in die Suchmaschine wirft und weiß, dass das vermutlich eher gut wirkt. Ich kann Menschen ganz gut einschätzen und weiß ungefähr, ob ich bei denen besser ankomme, wenn ich eher bodenständig und lustig rüberkomme oder ob ich eher "eloquent und gebildet" bedienen sollte.
Ich bin weiß, ich sehe den normativen Schönheitsidealen entsprechend okay aus, ich hab einen recht sicheren Job, ich lebe derzeit in einer hetero Beziehung, ich bin cis.
Und natürlich gebe ich mir auch Mühe bei Bewerbungen, mein Anliegen durchzukriegen.
Natürlich nutze ich meine Möglichkeiten und das finde ich auch nicht asi. Es geht ja nicht darum, dass du etwas falsch machst oder dass ich etwas falsch mache, sondern dass ein System einfach krank ist, wenn man ohne diese Privilegien keine Chance auf bezahlbaren Wohnraum in der Nähe des Arbeitsortes hat.
Ich schlage jetzt mal einen gleichzeitig großen wenn auch trotzdem arg verkürzten Bogen:
Mich hat es nachdenklich gemacht, was letztens hasilein75 so barsch zu mir gesagt hat, als ich mich darüber informieren wollte, ob Gnadenhöfe Landwirtschaft sind. Sie sagte sinngemäß, dass wenn alle, die jetzt landwirtschaftliche Nutzflächen zum persönlichen Hobbyraum deklarieren würden, das auch dürften, es eben keine Felder mehr gäbe, auf denen etwas angebaut werden könne.
Stimmt. Und ich bin bestimmt nicht die einzige, die mit dem Gedanken gespielt hat, Landwirtschaft zu verdrängen um an das zu kommen, was ich will.
Und wenn in den Ballungszentren niemand mehr eine halbwegs annehmbare Wohnung zahlen kann, weil die Person bei Rewe an der Kasse arbeitet oder in der Pflege oder im Kindergarten, dann zeichnet sich doch da ein massives Problem für alle ab. Das meine ich also gar nicht "caritativ".
Eine Stadt kann genauso wenig ohne diejenigen leben, die die alltäglichen Jobs machen, wie Landschaft davon leben kann, dass alle Hipster-Lehrerinnen jetzt drei Schlachtesel retten.
Es hängt ja alles auf perverse Art zusammen. Du verdienst wenig und zahlst viel Miete, da kaufste eben nicht regional und öko, sondern importierten Scheiß, der unter komplett wahnwitzigen Bedingungen hergestellt und um die Welt geschifft wird. Du wohnst weit weg von der Arbeitsstelle weil H&M eben keinen Homeoffice anbieten kann, ja mei, dann fährste halt. Sind dann halt 2 Stunden Lebenszeit pro Tag und ein Tütchen CO2 die Woche. Aber wenigstens haben die Kinder einen guten Platz in der Betreuung - ach so, nee, haben sie ja gar nicht unbedingt, denn da muss man ja auch Bewerbungen schreiben und wer schon mal gesehen hat, wie das an Waldorfkindergärten aussieht, kann sich den großstädtischen Wohnungsmarkt vorstellen. Aber es ist ja nicht nur bei der Waldorf-Elite so, sondern auch bei den ganz normalen KiTas. Oder wenn du deine Oma ins Pflegeheim bringen möchtest - ja, schwierig. Gibt halt auch da zu wenig Platz und zu wenige Leute, die in den Jobs arbeiten weil die einfach absurderweise so viel schlechter bezahlt sind als irgendsoein Fuck, den niemand wirklich braucht.
Ich schreib das übrigens, während der Kindergarten gegenüber abgerissen wird, damit Aldi da eine neue riesige Filiale für das exakt selbe Angebot hinbauen kann, während die Leute, die dort arbeiten werden, sich mit Sicherheit keine vernünftige Wohnung im Dunstkreis leisten können werden, selbst nicht mit ganz aussagekräftigen Bewerbungen.
Und ja, ich weiß, das ist ein Rattenschwanz und ist alles trotzdem verkürzt und eher assoziativ dargestellt aber es macht mich einfach krank und traurig und betroffen, dass wissentlich und sehenden Auges soziale Brennpunkte und ökologische Brennpunkte geschaffen werden.
Das regt mich auf.
Nicht, dass du dich mit allem, was du zu bieten hast, bewirbst. Das tun all. Haben nur nicht alle gleich viel zu bieten.
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Wie leicht die Wohnungssuche ist, hängt aber auch mit dem Preissegment zusammen und mit der Wohnungsgröße.
Als wir hier in der Stadt gesucht haben, gab es für 3-Zimmer-Wohnungen nicht einmal Einladungen zur Besichtigung, weil die Masse an Bewerbern einfach unfassbar groß ist. Preissegment unter 1000 Euro dito.
Alles, was ein oder zwei Zimmer hat, ist hoffnungslos überlaufen hier. Eine Freundin, die nach der Trennung für den Übergang eine kleine Wohnung gesucht hat, war ziemlich verzweifelt bei der Suche, weil man einfach mit sooo vielen Menschen konkurriert.
Wir haben das Glück, auch in einer etwas (!) höheren Größenordnung schauen zu können. Nicht, dass wir gerne viel Geld für die Miete ausgeben wollen, aber zu zweit ohne Kinder bleibt eben mehr liegen am Ende des Monats. Bei größeren Wohnungen hat es sofort geklappt, Einladung, Mietvertrag, alles bestens. Damals haben wir ohne Hund gesucht, der wäre hier aber kein Hinderungsgrund gewesen. Wenn mein Mann allerdings in Rente geht, können wir die Wohnung nicht mehr halten - das ist der Nachteil. Es dauert zwar noch ein paar Jahre, aber die gehen auch schnell vorbei.
Die gefühlte Seriosität des Berufs spielt auch eine Rolle. Das ist bei uns der Pluspunkt und bei einigen, die ich kenne. Bei meinem alten Arbeitgeber war es sogar so, dass schon der Name des Arbeitgebers als gut bekanntes, mittelständisches Unternehmen die Wohnungssuche erleichtert hat.
Aber, davon bin ich überzeugt, am meisten erleichtert das nötige Kleingeld die Suche. Und damit verbunden die Möglichkeit, in den weniger umkämpften Preiskategorien schauen zu können.
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Also ich wohne im Hannover Plattenbau mitten am Kanal und das kostet mich 560 bei einer ein Zimmer Wohnung.
Im nicht so guten Gebiet aber es geht auch noch schlimmer...
Klar im Vergleich zu den Preisen hier noch "nett" aber eigentlich finde ich die Wohnung jetzt schon über bezahlt..
Ich finde das für ein Zimmer schon echt knackig, da lebt man ja normalerweise auch als Alleinverdiener drin. Aber gerade die kleinen Wohnungen sind gefühlt noch einmal doppelt und dreifach teuer.
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Also ich wohne im Hannover Plattenbau mitten am Kanal und das kostet mich 560 bei einer ein Zimmer Wohnung.
Im nicht so guten Gebiet aber es geht auch noch schlimmer...
Klar im Vergleich zu den Preisen hier noch "nett" aber eigentlich finde ich die Wohnung jetzt schon über bezahlt..
Ich finde das für ein Zimmer schon echt knackig, da lebt man ja normalerweise auch als Alleinverdiener drin. Aber gerade die kleinen Wohnungen sind gefühlt noch einmal doppelt und dreifach teuer.
Jop das auf jedenfall und das in einer nicht grade prickelnden Gegend.
Die Preise sind schon heftig...
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Ja das Problem sind wirklich die Wohnungen für "Normalsterbliche". Wenn ich mal zusammen rechne.. letzte Wohnung 750€ warm. Damals schon 400€- mit Betriebskosten anteilig- Fahrtkosten zur Arbeit (Brandenburg ist Flächenland), bei den jetzigen Dieselpreisen.. locker 500-550€. Würden mir mit 40Std Arbeit also 200€ zum Leben bleiben.
Man ist also gezwungen noch 450€ Job zu machen um überhaupt über die Runden zu kommen. Und wer anders verdient 3000€ Brutto und mehr, hat mehr Urlaub, kann Homeoffice machen.. das ganze System ist irgendwie nicht richtig. Während ich im Handel oder der Behindertenhilfe am Existenzminimum kratze und dort definitiv keinen schlechten Job mache.. hatten andere vielleicht das Glück zu studieren und dadurch mehr Qualifikationen zu haben aber wenn nur noch Studierte Chancen auf gute Jobs haben bzw ein Einkommen was zum Leben reicht, dann sind wir irgendwann bei 80% der Erwerbstätigen haben studiert aber soviele gut qualifizierte Jobs gibts nicht. Also brät man dann doch Burger bei Mc Donalds. Die südlichen europäischen Staaten machen dass ja schon vor. Die Verteilung stimmt nicht. Da ist der Haken.
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Ich möchte mal ne Lanze für Studierte brechen, man hat nicht automatisch mehr weil man studiert hat.
Ich hab Studienkollegen (Ing!) die sind für 1700€ Brutto arbeiten gegangen.
Ne gute Freundin von mir verdient nur aufgrund von Schichtzulagen mehr als ihr Freund der Lebensmittelverpackung arbeitet.
Im öD werden trotz Tarifsystem oft die Löhne von studierten gedrückt.
Nicht jeder studierte ist Chefarzt oder wird Manager (oder verbeamteter Lehrer).
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Das Problem hat man in vielen Studiengängen ja jetzt schon, die Masse an fertig studierten Leuten wird in vielen Bereichen nicht mal ansatzweise gebraucht. Was wieder dazu führt, dass es längst keine Seltenheit mehr ist, sich nach dem Studium von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten zu hangeln, von einer befristeten, unterbezahlten Stelle zur nächsten. In der Hoffnung, irgendwie einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die Auswahl an Bewerbern ist so groß, da braucht man weder gute Arbeitsbedingungen noch gescheite Löhne zu bieten...
Wenn ich hier lese, dass ein Einkommen von 3000€ als normaler Durchschnitt angesehen wird
Da möchte ich dann gern weinen gehen...
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Man braucht eben nicht nur gut zu verdienen und nett zu sein. Ein ausländischer Name ist schon Abschreckung genug, dass andere die Wohnung bekommen. Es hat eben nicht nur zu tun kit "ich weiß wie ich mich geben soll und habe ein gutes Gefühl für Menschen". Das nennt sich Alltagsrassismus. Und wenn man dann dann steif behauptet, mit ein bisschen Budget und Transparenz und guter Menschenkenntnis ist das alles ganz easy und man bekommt locker eine wohnung in München innerhalb einer Woche, der negiert, dass es Faktoren gibt, für die man nichts kann und trotzdem benachteiligt wird. Und das völlig unabhängig von Budget und sozialem Stand.
Ist leider oft so, kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Seitdem ich nach der Heirat einen deutschen Namen trage, gehen bestimmte Dinge einfach einfacher.
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das ganze System ist irgendwie nicht richtig.
Ja, das finde ich auch. Habe ich selbst auch erlebt, vorallem dieses krasse Ost/Westgefüge. Wir sind 2014 von Thüringen nach Bayern gezogen, ich war 3 Monate arbeitslos. Danach habe ich einen 20 h Job angenommen, indem ich mehr verdient habe als vorher im 40h-Job in Thüringen, selbe Branche...
Deswegen war es auch klar für uns, als die Entscheidung fiel, wieder zurück nach TH zu ziehen, dass wir, wenn es irgendwie geht weiter im "Westen" arbeiten und im "Osten" leben. Ganz großes Glück,dass es bei unseren AG so passt... Ich bin da sehr dankbar für.
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krasse Ost/Westgefüge
Das kommt aber darauf an was du mit was vergleichst.
Wenn ich Gegenden wie das Saarland und Rheinland-Pfalz mit Bayern vergleiche stinken die auch ab.
Ja es ist furchtbar das es das überhaupt gibt.
Guck dir mal den Grossraum Stuttgart an. Da gibt es Leute die haben einfach Glück gehabt und arbeiten bei Mercedes oder Porsche.
Die sind nicht besser oder schlauer als andere. Die hatten einfach Glück, konnten sich gut verkaufen, hatten Konnektion, waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort usw..
Und die verdienen da Unsummen(!) im Vergleich zu gleichwertige andere Stellen in der Region. Und wenn ich noch einmal den dummen Spruch höre, man kann sich doch auch bei X und Y Bewerben und da arbeiten - nein soviele Jobs gibt's da auch nicht für alle!
Ich empfehle jedem den das Ungleichgewicht des Kapitals in der Gesellschaft und die Entwicklung der letzten 100 Jahren interessiert die Doku "das Kapital des 21. Jahrhundert".
Und das Wohnraum in D immer unbezahlbarer wird, wird es immer schlimmer.
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