Kommt und erzählt alles über eure Border Collies

  • So, dann erzähl ich mal von "unserem" BC.
    Rocky ist 5 und gehört meiner Schwiegermutter. Als Welpe besuchte er einige Stunden in der Welpenschule, wurde aber ansonsten kaum sozialisiert, stattdessen bei anderen Hunden auf den Arm genommen, von Menschen weggezogen, lernte kaum Umgebungen und verschiedene Situationen kennen.
    Rocky sah als Welpe einfach unheimlich niedlich aus und die knapp 400€ Anschaffungskosten wiesen auf eine "gute Zucht" hin, immerhin recht viel Geld für nen Hund :roll:


    Ich lernte ihn mit 10 Monaten kennen. Damals hatte er bereits einige Menschen gebissen, war mit Hunden komplett unverträglich und an keinen Fremden mehr heranzuführen. Zum Grundgehorsam: Sitz kannte er.


    Mit meinem jugendlichen Leichtsinn ging ich schnurstracks auf ihn zu und was soll ich sagen: er tat mir nix. Kein Knurren oder gar Beißen. Ich konnte ihn wenig später anfassen.


    Dann kam kurze Zeit später meine Bailey ins Haus und mit deren Aufwachsen lernte ich, dass Hunde nicht sind, wie sie sind, sondern dass die Besitzer ihre Hunde "formen". Ich wollte Rocky erziehen.
    Ich nahm viele Einzelstunden bei diversen Trainern. Einige sagten uns sogar ab nach dem Kennenlernen. Eine gab an, Angst vor diesem Vieh zu haben.
    Wir versuchten alle erfolgsversprechenden Methoden der "Hundeflüsterer" aus:

    1) Lerne deinem BC 1000 Tricks. Er wird so ausgelastet sein, dass er keine Zeit für Aggressionen hat!
    --> ich lernte ihm 3 Tricks in 3 Stunden. Ich hab nen BC und dazu einen total schlauen! Nun konnte er nach oder wahlweise vor dem Beißen also sogar Männchen machen! Die Aggressionen nahm das längst nicht!


    2) Ein Border muss Hüten. Wenn er seiner Bestimmung nachgehen kann, wird alles gut!
    --> wir fanden einen Schäfer, der mit seinem BC diverse Hüteseminare besuchte und selbst eine kleine Schafherde hatte. Nach viiiielen vielen Stunden mussten wir einsehen: Rocky hat keinerlei Hüteambitionen. Er drehte sich, sobald wir uns der Herde nährten, von dieser weg.

    3) Grundgehorsam muss sein! Dann kriegst du jede Aggression in den Griff!

    --> ich könnte mit Rocky sofort die BH-Prüfung machen, würde es nicht den Teil mit fremden Menschen geben und kein anderer hund auf dem Platz sein. Fürs Fußlaufen investierten wir ganze 2 Stunden, dann saß es perfekt ohne dass er zuvor jemals Fuß gelaufen wäre..

    4) Ein Border braucht Auslauf, viiiel Auslauf! Dann ist der platt!

    --> schon von klein auf (ca. 5-6Monate) läuft Rocky am Tag bis zu 30km. Mit ihm geht der Opa des hauses, mind. 5 Runden am Tag. Spaziergang-Runden ca.2-3 von etwa 4-5km pro Stück, dazu am Fahrrad 1-2mal ca. 10 km. Dabei kommt er immer wieder in Situationen, in denen er seine Aggressionen ausspielen kann. Fremde Menschen, Hunde, ein herzschwacher alter Leinenführer ohne Durchsetzungsvermögen... Schwiegermutter selbst geht allerdings gar nicht mit ihm nach Draußen.


    5) Longieren wird ihm die Aggression nehmen!
    --> Nein, aber es macht ihm Spaß. Es macht mir Spaß. Es hilft bei der Unterordnung. Ein schöner hundesport, aber kein Wundermittel für sein Verhalten!


    6) Agility!!
    --> Leider fanden wir keinen Verein, der Rocky eine Chance gab. So kaufte ich für den eigenen Garten Geräte. Mittlerweile verbinden wir diese mit dem Longieren. Auch nur ein Hundesport...

    7) Verwirrung ist der beste Weg! Nimm deinem Hund die eigene Entscheidungsgewalt ab!

    --> und hier sind wir bei der ersten Methode, die wirklich etwas geholfen hat. Geht er vor, geh ich zurück. Geht er die Treppe hoch, geh ich sie runter. Sag ich "Fresschen", kriegt er keins. Ich setz ihn in die Badewanne ohne ihn zu baden. Ich hole die Leine und hänge sie wieder hin. Ich mach die Tür zum Garten auf und lasse ihn nicht raus. Sprich: ich nehme ihm seine selbstentscheidung völlig ab. Zudem erhielt Rocky seinen ersten Maulkorb.
    Mit einigen Tipps hatte ich ihn innerhalb von 1 Stunde leinenführig.


    Wie sieht das Leben mit ihm heute aus?


    Wir leben...
    Leider schaffe ich es nach all den Jahren nicht, die anderen Familienmitglieder ins Boot zu holen. Alle erkennen Rockys Fortschritte, stehen mit fallender Kinnlade am Wegesrand, wenn ich ihn an der Leine führe, aber keiner möchte die Ratschläge umsetzen.
    Zitat: "mit Maulkorb sieht er so böse aus!" --> jaa, ist er auch, aber es dient der Sicherheit aller Anwesenden. Ich lasse den MK auch nicht permanent auf, aber ich habe ihn immer dabei!
    Zitat: "der ist in der Wohnung doch sooo lieb!" --> ja, er hat euch alle auch voll im Griff und tanzt euch auf der Nase rum...
    ..ich könnt noch weiter so fortfahren...


    Abschließend kann ich nur sagen: ich war/bin stets bemüht...

  • Ach Sternenflut, ich versteh wie du dich fühlst. Ich rede bei meinem Vater auch immer gegen eine Wand an. Seit meine Mutter selbst einige male auf dem HuPla war, ist sie bekehrt und bemüht sich weiterzubilden und Tipps und Ratschlähe anderer Leute anzunehmen. Allerdings sehe ich bei meinem Vater schwarz, er ist eben so wie er ist.


    Ich hoffe für euch, das sich dein Training mit Rocky bald auszahlen wird.

  • Die BC-Geschichte ist sehr traurig und noch trauriger ist, dass der Rest der Familie den Hund und Dich nicht unterstützen.


    Zitat

    Als Welpe besuchte er einige Stunden in der Welpenschule, wurde aber ansonsten kaum sozialisiert, stattdessen bei anderen Hunden auf den Arm genommen, von Menschen weggezogen, lernte kaum Umgebungen und verschiedene Situationen kennen.


    Meinst Du, ein anderer Hund würde bei so einem Verhalten des HH anders reagieren?

  • Oh Sternenflut! Das ist eine traurige Geschichte, aber zum Glück hat der Rocky ja Dich!! Ich kenne auch solche Geschichten, aber halt mit anderen Rassen (z.B. Nachbars Labrador, der jeden Tag 6 Stunden alleine ist und nur 20 Minuten Auslauf an der Flexi bekommt :( : )


    Bei mir heute im Zug:
    Ich hatte Inuk mit an der Uni. Auf der Heimfahrt spricht mich eine junge Frau an. Ich schätze sie wird so 19-20 Jahre alt gewesen sein:
    "Oh ein Border Collie! Der ist ja so schön!! Ich habe auch 2 Border Collies."
    Ich denk mir nix, gibt es ja öfters dass jemand 2 Hunde hat.
    Frau: " Es sind Wurfgeschwister und im Moment 6 Monate alt."
    Ich:" Oh, wow, dass ist aber sicher auch anstrengend, mit 2 so jungen Hunden und dann ja auch noch BCs. Wieso hast Du denn gleich 2 genommen?"
    Frau: "Ich konnte mich nicht entscheiden!"


    Häää? Hallo? Sie konnte sich nicht entscheiden? Welcher Züchter gibt denn einer jungen Frau die jeden Tag arbeiten muss gleich 2 Welpen mit? Man könnte natürlich auch sagen, dass diese junge Frau total gut organisiert ist und sich super mit Hunden auskennt etc. Aber folgende Aussagen lassen mich anderes vermuten:
    " Die machen mit zuhause alles kaputt. Ich musste schon 4 mal ein neues Körbchen kaufen. Dabei gehe ich 3-4 Stunden am Tag mit denen spazieren und sie toben auch die ganze Zeit!"
    :headbash: Oh ja supa!!!


    So, das nur mal so nebenbei eine weitere Border Collie Geschichte...


  • :kopfwand: :erschreckt:

  • Gut, das mit dem "nicht entscheiden können" kenne ich auch :ops: ... Allerdings nicht bei Tieren, sondern eher im Restaurant beim Essen oder beim Einkaufen.


    Aber das ist doch ein wenig viel des Guten, muss ich sagen. Das ist ein absolutes No-Go.

  • Zitat

    Gut, das mit dem "nicht entscheiden können" kenne ich auch :ops: ... Allerdings nicht bei Tieren, sondern eher im Restaurant beim Essen oder beim Einkaufen.


    Aber das ist doch ein wenig viel des Guten, muss ich sagen. Das ist ein absolutes No-Go.



    ohja beim essen ist es ganz ganz schlimm, da würde ich am liebsten beides nehmen :headbash: wenn der Magen dann nur nicht auf einmal immer kleiner wird. :???:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!