Was Veränderungen bewirken können...

  • Nachdem ich eben den Thread zum Stellenwert unserer Hunde durchgelesen hab und hier ja auch andere Themen sind, wo es darum geht, wie weit man bereit ist, sich für seinen Hund zu ändern, muss ich doch mal was loswerden, was mir in der letzten Nacht schon eine reichlich schlaflose Nacht bereitet hat.

    Es geht, wie soll es auch anders sein, um Poldi und mich.

    Als Apollo als Kleinteil einzog, klappte alles wunderbar, bis er ca. ein Jahr alt war. Ich war ich, ich war authentisch. Aber, ich war nicht immer nett zu ihm. Hat er sich wie ein Idiot benommen, habe ich meine Verärgerung darüber nicht runtergeschluckt. Ich hab meinem Ärger Luft gemacht (verbal) und dann war es auch wieder gut. Apollo ist ein sehr körperlicher Hund und wenn er damals der Meinung war, er könne Frauchen als Trampolin benutzen oder anderweitig mir gegenüber körperlich rumpöbeln, habe ich auch auf körperlicher Ebene reagiert mit Bodyblock oder auch einfach mal wegstoßen. Schläge oder ähnliche drastischere Maßnahmen entbehren jeder Grundlage, sowas geht mMn gar nicht. Meiner eigenen Empfindung nach klappte es gut, mein Hund hörte, wenn es darauf ankam und unterließ nach kurzer Zeit auch seine körperlichen Pöbelversuche.

    Aufgrund einiger Angriffe, die er angeleint ertragen musste, gab es da leider dieses "kleine" Leinenaggro-Problem. Da ich mit diesem Thema damals keinerlei Erfahrung hatte, suchte ich Hilfe, in Foren, bei Hundetrainern etc. Hörte mir tausend Tipps und Vorschläge an... und sah im Endeffekt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Ich nahm mir zu Herzen, dass andere (bezieht sich nicht auf das DF, sondern jemand aus meinem privaten Umfeld) der Meinung waren, ich hätte ja alles verkehrt gemacht, meine Art des Umgangs mit dem Hund wäre so nicht tragbar.
    Weil ich meinem Hund und mir helfen wollte, habe ich mich verändert. Ich verhielt mich so, wie andere es von mir verlangten, fast drei Jahre lang. Ich wurde niemals mehr körperlich (egal was er mit mir anstellte) und versuchte, fast nur noch nett zu sein. Ich war nicht mehr authentisch, ich verlor mein Bauchgefühl, hatte meine Emotionen nicht mehr wirklich im Griff, weil ich allen Ärger in mich rein gefressen hatte, und rutschte ab in Depressionen. Und mein Hund verstand die Welt nicht mehr und regelte in diesen drei Jahren fast alles selber! Dass das nicht die Art von regeln war, die ich mir gewünscht hätte, könnt ihr euch sicherlich vorstellen.

    Tag X kam gestern abend... wir sind einem Hund begegnet und Apollo fing mal wieder das Toben an. Ich üb mich ja im ignorieren derweil... funzte nur gestern nicht mehr, weil mein Hund mir bei der Aktion fast den Arm gebrochen hat.
    Wäre es das erste Mal gewesen, hätte es mich vielleicht nicht so zum Nachdenken angeregt. Aber seit ich mich verändert habe, kommen solche Situationen immer wieder vor. Ich bin selbst oft mit Prellungen übersäht, weil der Hund aus diversen Gründen schlichtweg auf mich draufsteigt, beim rumkabbeln knappt er in der Zwischenzeit auch gern mal so zu, dass es wehtut und draußen hört er nicht mehr in den Situationen, wo es drauf ankommt. Es ist schon recht extrem und die Lust auf Spaziergänge ist mir in letzter Zeit ehrlich vergangen.

    So habe ich nun die letzte Nacht mit Nachdenken verbracht... und bin für mich zu dem Entschluss gekommen, dass ich wieder so sein möchte, wie ich früher war. Und das fällt ehrlich verdammt schwer, wenn man drei Jahre lang irgendwie jemand anders war.

    Auf dem Spaziergang heute vormittag versuchte ich, mich doch wieder auf mein Bauchgefühl zu verlassen und nicht alle Handlungen des Hundes und meine einer psychologischen Analyse zu unterziehen. Auf gut Deutsch... Apollo fraß Pferdeäpfel, mein Bauchgefühl sagte irgendwas von "Aaaaaaaaaaaah", was ich dann genauso auch kundtat... Poldi ließ vor Schreck die Pferdeäpfel fallen und guckte danach nur noch einmal nach einem... bis ihm einfiel, dass die Alte vorhin schon so komische Anwandlungen hatte. Den ließ er dann liegen, besser ist das wohl! ;)

    Bezüglich der Leinenaggro werde ich ihm ab sofort mitteilen, was ich davon halte! Ich denke, er weiß meine Meinung dazu noch gar nicht. Die letzten drei Jahre hatte ich ja auch keine. :hust:
    Mir ist klar, dass ich jetzt einiges wieder gerade rücken muss, um zu meinem Hund wieder die Beziehung zu bekommen, die wir mal hatten.

    Meine Selbsterkenntnis aus der Sache ist jedenfalls, dass ich nach wie vor bereit bin, meinem Hund all das zukommen zu lassen, was er braucht... aber nie wieder für den Preis, den ich bezahlt habe, nämlich mich selbst aufzugeben! Das Köterchen wird mich schon so nehmen müssen, wie ich bin... und ich glaube, er findet das auch ganz okay so!

    Tipps und Verbesserungsvorschläge möchte ich jedenfalls vorerst keine mehr haben, ich vertrau jetzt einfach mal auf mein Bauchgefühl!

  • Ich denke damit wählst du auch den richtigen Weg.
    Dein Hund wird nie was lernen wenn du nicht dahinterstehst.

    Und nichts ist authentischer als die unmittelbare Reaktion. Wie sonst soll der Hund erlernen was nicht erwünscht ist?

    Ich wünsche dir viel Erfolg in der nächsten Zeit und dass Apollo mal lernt sich zu benehmen ;)

  • ... etwas ganz wichtiges in dieser Beziehung, wie ich finde, ist:

    Ich lasse mich nicht, und von Niemandem, so behandeln.
    Ich hab Grenzen und verlange ein ( dem jeweiligen Charakter
    und Erziehungsstand ) angemessenen Respekt. Ob Mensch
    oder Tier.

    Wenn ich " ehrlich " angep.... bin, bin ich wohl am authentischten :???:
    ( Stimme, Körperhaltung etc... ) ... desgleichen trifft es aber auch,
    wenn ich mir ein Loch freue, wenn mein Hund seinen Namen
    getantzt hat ;)

    Grüße
    Susanne

  • Hallo,
    ich find du machst das jetzt genau richtig. :gut:
    Wir hatten auch zu Beginn eine Huschu die vorgab immer nett zu sein nur positiv verstärken. :/
    Irgendwie konnte ich damit gar nicht klar kommen, denn wenn meine Hunde mir sprichwörtlich den ......finger zeigen, dann will ich ihnen auch klar machen, das das nicht in Ordnung ist. ;)

    Wir haben uns eine andere Huschu gesucht und jetzt geht es uns allen damit besser. :D
    Also ich wünsch dir viel Glück mit der neuen, alten Art im Hundeumgang. ;)

  • Martina, iich find Dein Post einfach nur :gut: und ich denke, das und genau das ist Euer Weg!

    Bauchgefühl, Herz, gesunder Menschenverstand und eine gewisse Portion Humor sind eigentlich das, was die Hundeerziehung ausmacht und nicht iwelche Theorien.

    Birgit

  • :gut:

    Du wirst es auch schaffen!

    Berichte doch bitte bei deinen Erfolgen :D *neugierigbin* Gerne auch sehr ausführlich, also in welcher Situation du wie reagiert hast und so. Nicht um dich zu verbessern keine Sorge, einfach mal rein aus Interesse.
    Ich teile meiner Fellnase auch mal meinen Ärger mit, wenn es angebracht ist..... auch manchmal in ähm... nennen wir es mal undeffinierbaren Geräuschen :hust: ABER er versteht es immer :headbash:

    lg

  • :gut: Glückwunsch dazu :gut:
    Mir ging es genauso und ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Am Ende hatte ich vor lauter Nettikgeit einen Hund der Aggressiv auf Hunde und Menschen war, weil ich so nett war und diese versuchte wegzuclickern (alles positive zu bestätigen ... na ihr wißt schon), weil ich ablenkte und umlenkte, Trainer bemühte und Lerntheorien verfolgte. Das Elend verwandelte sich von einem kleinen in ein riesiges. Endergebnis war, dass die Agila wegen einem Haftpflichtschaden bemüht werden mußte ... mein Mann und ich öfters mal Wunden davontrugen, uns fast die Arme und Finger brachen in dem Bemühen den Hund an der Leine zu halten.

    Nach der Änderung dieser Denkweise, habe ich innerhalb kürzester Zeit ein super Verhältnis zu meinem Hund bekommen ... nach wenigen Wochen waren Aggro gegen Menschen und Hunde soweit durch. Gegen Menschen komplett und bei Hunden dauerte es etwas länger. Heute ist es nur noch belastungsabhängig ... sprich die plötzliche Begegnung oder zig Hunde hintereinander... die für ihn noch schwierig sind. Das ganze war allerdings auch verfestigtes Verhalten. Auch heute (1 Jahr danach) hat er Phasen, wo er nachfragt, ob ich es wirklich alles ernst meine oder ob ich meine Meinung eventuell doch ein klein wenig geändert habe ... es war doch früher alles so lustig :lol: . Spaß beiseite. Bei mir ist der Knoten irgendwann Februar / März 10 geplatzt und seitdem hat sich alles geändert ...ich habe einen tollen Begleiter und wir haben ein super Verhältnis zueinander. Er weiß heute, dass ich nicht immer nett bin aber immer fair.

    Mein Neuzugang kam auch vor 3 Wochen mit Leinenaggro zu mir. Auch mit ihm habe ich schon einige Gespräche über die familiären Gepflogenheiten geführt und was wir so lustig finden, was nicht und was so gar nicht geht. Er ist sehr schnell dabei das zu begreifen, einfach weil es bei uns nicht verfestigt ist und weil er uns glaubt, dass wir meinen was wir sagen. Ein riesen Unterschied und das was wir früher Max angetan haben, dafür könnten wir uns heute noch was über die Rübe ziehen. Einfach und fair ... auf das Bauchgefühl hören.

    Ich wünsche euch viel Spaß bei eurem neuen Weg :gut:

  • Hi Martina

    Ich kann dich sehr gut verstehen und auch ich war schon an der Grenze mein Bauchgefühl zu verlieren. Doch habe ich mich schnell wieder an Dieses erinnert und weiter umgesetzt.

    Die Gefahr in einem Forum oder im Umfeld sind nun mal die unterschiedlichen Meinungen und nicht jeder Rat ist immer gut und hilfreich, aber oft sehr irreführend und verunsichernd, leider. :p

    Gehe "deinen Weg" und dein Hund wird in Kürze begreifen das du wieder führst und er das dann gerne akzeptieren.

    Hunde brauchen nun mal klare Regeln und ja, es gibt auch mal einen Leinendruck bei uns und dazu stehen wir. Unser Weg muss richtig sein, da keiner unserer Hunde auffällig ist und alle gut zu führen sind.

    Ich wünsche dir viel Erfolg! ;)

    Lg Sabine

  • Hatte ich schon erwähnt, dass ich meinen kleinen (großen) Sausack liebe?

    Bin gerade von der Abendrunde heim gekehrt und meinem Wauz strahlt glaub ich die Sonne aus dem Hintern. Der kriegt meine seelischen (Ver-)Stimmungen ja schon mit, bevor ich davon auch nur ansatzweise einen Plan hätte. So war er im Großen und Ganzen ein netter Hund, der sogar wusste, dass zu den Worten "Hier" und "Sit" auch Taten seinerseits erwartet wurden. Gut, beim "Sit" hat er sich gesetzt und danach mit der Pfote rumgewunken, war wohl zuviel Clicker in den letzten Tagen. Aber der Wille zählt!

    Irgendwann bekomm ich bestimmt wieder mal Besuch vom Vet-Amt... mit denen bin ich bald per du! Dreimal, nee zweimal waren sie schon hier, weil die lieben Nachbarn sich ja überhaupt nicht vorstellen können, dass 40 kg Dalmi plus Rollstuhl zusammen in einem Satz mit "funktioniert" stehen können. Beim dritten Mal hatte das nette Amt leider keine Zeit für einen Besuch... rief an und meinte, fühlen Sie sich mal überprüft! :D

    Aber mein Hund motzte heute abend mal wieder, weil kleines fusseliges kläffendes Ätzteil (den Hund kann ich ja verstehen, bei dem Besitzer würde ich auch doof im Kopf werden) zehn Meter vor uns sein zartes :hust: Stimmchen hören ließ! Ich teilte Apollo auf sein Geprolle in wenig freundlichem Ton mit, dass es gleich klatscht, und garantiert keinen Beifall! Er hat ja schon ein bisserl deppert dreingeschaut, der Gute. Die Gunst der Stunde hab ich genutzt, um mich vom Ätzteil zu entfernen. Aber wenn die lieben Nachbarn das wieder gehört haben... hihi

    AnjaNeleTeam
    Er konnte sich ja mal benehmen... und irgendwo ganz tief drin ist das auch alles noch da, da bin ich mir sicher!

    @RatzundRübeI
    Wie wahr, wie wahr... ich hätte mich meiner Haut allerdings schon gegenüber den netten Menschen, die mir erzählt haben, wie böse ich bin, erwehren sollen... dann wäre es wahrscheinlich nie so weit gekommen!

    Abessinierin
    Jaaa... der Humor... der war mir doch wirklich glatt abhanden gekommen. Gerade bei einem Schelm, wie der Poldi einer ist, sollte man aber Humor haben. Sonst hat man echt schlechte Karten bei ihm... für irgendeinen Schabernack ist der immer zu haben... Frauli das Spielzeug vom Rolli klauen und begeistert über die völlig überwässerte Wiese flitzen und im Anschluss das Spielzeug mitten auf der Wiese liegen lassen. Sein liebstes Hobby... und ich steh auf dem Weg und hab keinen Plan, wie ich jetzt an das blöde Teil drankomme! Ich hoffe, in Zukunft kann ich über sowas wieder lachen, die letzte Zeit ging das nicht mehr!

    snoopymaus
    Undefinierbare Geräusche? Ja, die kommen bei mir öfter vor... ich bin dann einfach nicht in der Lage, in dem Moment eine geordnete Ansage auf die Reihe zu kriegen. Da kommt dann auch schonmal ein "Aaaaah" oder ein "Wuäää" (hatten wir vorhin, als er Pizzareste auf der Wiese gefunden hat). Nun ja, er wusste so halbwegs, was ich wollte und hat's trotzdem gefressen. :aufsmaul:

    Fanta
    Ich hab schon viele Beiträge von euch mit großem Interesse gelesen! Ich find es toll, wie du das jetzt mit den zwei Jungs regelst, auch wenn es mal stressig wird!

    Terrorfussel
    Ja, die guten Ratschläge, die ich bekam... waren nicht aus diesem Forum, sonst hätte ich den Thread wohl nicht erstellt. Kamen aus der Familie, selbst jemand mit vielen eigenen Hunden... mag ja mit ihren funktionieren, meiner tickt halt anders. Und wer mit Flexi-Leinen nach seinen Hunden wirft... :hust: hat sich in meinen Augen eh disqualifiziert. Bei mir fliegt auch mal (drei Mal in vier Jahren) eine normale Führleine, aber auf die Idee, ne Flexi zu werfen, bin ich GsD auch noch nicht gekommen!

  • egal, wie man erziehen möchte, wenn man sich selbst dabei verliert, dann verliert man auch die Beziehung zu seinem Hund.

    Meine tiefste Überzeugung, hätt ich mehr auf mein Bauchgefühl und weniger auf Trainer gehört, bräuchten wir diese sicherlich gar nicht.
    Jetzt brauch ich einen!
    Der Witz daran ist, dieser Mensch erzählt mir das was ich anfangs auch tat. Verrückte Welt.

    Nur ein authentischer Mensch ist in der Lage Beziehungen aufzubauen, egal zu welcher Art Lebewesen!

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft zurückzufinden zu dem mensch der du mal warst und der du anscheinend auch gern warst.

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