Mehr Probleme durch zuviel Vermenschlichung?



  • Danke, Birgit



    Gaby

  • :klugscheisser: mein Mann sagt immer: Schatz bei dir wäre ich gerne Hund ...


    Wen ich nun vermenschliche oder allzu animalisch begegne, könnt ihr euch jetzt selbst aus den paar Wörtern herausfiltern :p


    .......


    Mehr Probleme durch zuviel Vermenschlichung?


    Wir haben gar keine Probleme ...

  • Immer noch zwiegespalten, aber ich versuchs mal - finde die Geschichte nämlich sehr interessant.


    Zitat

    Die Liste könnte man wohl endlos weiterführen, aber ich lasse das mal als Beispiele stehen.


    Wo es Menschen gibt, wird es immer wieder Unzulänglichkeit geben - und keine Instanz, die zwischen Unzulänglichkeiten und angemessenem Verhalten entscheiden kann. In den gleichen Threads finde ich es oft schade, dass der Hund einfach nur funktionieren soll.


    Zitat

    Viele hier wollen dem Hund keine Schmerzen zufügen, kein Meideverhalten erzeugen, den Hund nur mit viel Liebe usw. erziehen.
    Aber kommen nicht gerade dadurch erst so viele Probleme zustande.
    Das die Hunde mehr als Kinderersatz gesehen werden?
    Das die Hunde "geliebt" werden?
    Das die Hunde betüddelt werden?
    Das die Hunde nur noch "funktionieren" wenn sie ihr Leckerchen kriegen?


    Mir fehlt bei dieser These der gemeinsame Konsens, das Bindungsglied.


    Für mich ist es einfach richtig, meinen Hund möglichst nicht unter Druck zu setzen. Alles Andere wäre unecht, nicht ich. Mir ist kein Problem bekannt, welches uns daraus entstanden wäre. Aus einer möglichst druckfreien Erziehung entsteht nicht automatisch die Rückwärts-Implikation einer inkonsequenten Erziehung. Konsequenz unbedingt, Druck nur sehr bedingt.


    In den genannten Parametern sehe ich keine Rückschlussmöglichkeit auf eine Erziehung mit oder ohne Meideverhalten. Wer seinen Hund mit Meideverhalten erzieht, sieht ihn möglicherweise als Kinderersatz. Wer seinen Hund ohne Meideverhalten erzieht, tut das möglicherweise nicht - und umgekehrt.


    Hunde und Kinder nehmen in einer Familie ähnliche Rollen ein - das ist nun einmal so. In beiden Fällen handelt es sich um Schutzbefohlene, die (im Falle der Kinder für einen endlichen Zeitraum) nicht selbst für sich sorgen können - gesellschaftlich und / oder biologisch bedingt. Für mich impliziert das automatisch eine besondere Fürsorgepflicht. In allen anderen Belangen sind Hunde und Kinder kreuzverschieden, weshalb für mich auch ausschließlich die haarigen Vierbeiner in Frage kommen.


    Zitat

    Einige wundern sich, warum ihr Hund ihnen draußen oder auch drinnen auf der Nase rumtanzt.


    Uh, da würde mich aber mal interessieren, ob das statistisch tatsächlich immer die vermenschlichten Hunde sind.


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich gebe Dir durchaus Recht, dass man einen Hund auch in Liebe ersticken kann. Auch eine starke Vermenschlichung kann schließlich großen Druck bedeuten, keine Frage.


    Ich glaube lediglich nicht, dass die o.g. Parameter eine Rückwärts-Implikation zutreffen bzw. eine Aussage über Glück oder Unglück des Hundes treffen können. Zustimmen würde ich, wenn man allgemeiner die These in den Raum stellen würde: Wären unsere Hunde nicht zufriedener, wenn wir einen natürlicheren Umgang mit ihnen finden würden. Hier würde man nämlich vermeintlich positive wie negative Ausreißer mit ausklammern.


    Zitat

    Wieso fällt es vielen so schwer, den Hund als das zu sehen, was er nun mal ist?
    Ein Tier, ein ehemals wildes Tier, dass sich in unseren Lebensraum einfügen lernen muss.
    Und das "muss" ist dabei ganz wichtig, denn ohne dies ist ein entspanntes Zusammenleben nicht möglich.


    Da gebe ich Dir völlig Recht.


    Der Hund ist aber auch ein Lebewesen - er fühlt, denkt und lebt. In seiner Eigenschaft als fühlendes Lebewesen hat er einen Wert - und diese Wertigkeit impliziert für mich Rechte. Ein Hund hat das Recht entsprechend seiner Bedürfnisse gehalten zu werden, soweit das möglich ist - das sagt Du mit Deiner Aussage ja auch. Ein Hund hat für mich aber auch das Recht auf Befindlichkeiten, Bedürfnissen, Macken und den Willen zur Selbstbestimmung. Da ich die Selbstbestimmung nur in extrem kleinen Dosierungen zulassen kann (gesellschaftliche Beschränkung des Lebensumfeldes) möchte ich ihm das zumindest im Kleinen - zu Hause - erlauben.


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    Da wird eine Ewigkeit rumgedoktert, wobei der Hund sich immer mehr verselbstständigt.


    Ich finde nicht, dass man das in dieser Form pauschalisieren kann oder sollte.


    Zitat

    Da wird immer wieder auf die Vergangenheit hingewiesen, wie schlimm diese doch war, was das arme Tier alles erleiden musste und sich selbst ernähren musste.


    Hier musste ich laut lachen, weil ich mir vorstellte, wie Herr Leon mit einem Standmixer durch Spaniens Straßen streift - wegen der Zähne, ihr wisst schon. Verzeiht diese kleine Albernheit am Rande ;-)


    Die Vergangenheit eines Hundes ist in einigen Fällen ein maßgeblicher Bestandteil des Hundes. Wenn ich einen einfachen Sachverhalt aus unserem Leben beschreibe, ist es oftmals wichtig auch die Vorgeschichte zu erklären oder nochmals darauf hinzuweisen.


    Ich sehe Herrn Leon nicht als armen Hund - ganz und gar nicht. Ich sehe ihn allerdings als eine Art geöffneten Karton, indem seine Vergangenheit immer liegen wird. Wann immer ich den Karton ansehe oder gar beurteile, muss ich alle Bestandteile - vergangene wie gegenwärtige - zur Kenntnis nehmen um ein tatsächliches Bild des Kartons zu erhalten.


    Zitat

    Was für einen "Problemhund" man doch aufgenommen hat, nach weiterem lesen kam der Hund mit ein paar Monaten ins Haus :roll:
    Natürlich gibt es die Hunde, die wirklich eine schlimme Vergangenheit hatten.
    Die durch Ängste extrem geprägt sind, die in Panik verfallen etc.
    Aber mir geht es eher um die, wo die Probleme hausgemacht sind bzw. sein könnten.


    Ja, hier sollte man sicherlich differenzieren können.


    Mit der Vergangenheit der Hunde verhält es sich für mich äquivalent zur Vergangenheit von uns Menschen. Wer nicht zufälligerweise eine Zeitmaschine im Keller hat, muss lernen, sich mit der Vergangenheit zu arrangieren - es schadet nie, sich damit auseinanderzusetzen und zu reflektieren, wo und wie man geprägt wurde. Am Wichtigsten aber ist, die Gegenwart nicht aus den Augen zu verlieren - jetzt arbeiten wir daran das unsere Hunde - trotz und wegen ihrer Vergangenheit - ein stressfreies und normales Hundeleben führen können, soweit möglich.


    Zitat

    Wieso fällt es den Menschen noch immer so schwer, mal klare Ansagen zu verteilen, wenn was falsch ist?


    Ich finde nicht, dass sich ein Umgang der auf möglichst wenig Druck basiert und klare Ansagen wiedersprechen - überhaupt nicht.


    Zitat

    Einige fragen sich, wieso "funktionieren" die Hunde von Obdachlosen oder Punkern so "prima"?


    Ich finde das ist eine Pauschalisierung, die man so nicht treffen kann und sollte. Es gibt Hunde von Obdachenlosen, die haben es gut. Es gibt Hunde von Obdachlosen, die haben es nicht so gut - wie bei den Menschen mit festem Wohnsitz eben auch.


    Zitat

    Auf einem Seminar stelle die Referentin das mal klar dar. Die Hunde kriegen von Anfang an sehr klare Ansagen, was erlaubt ist und was nicht.
    Und nur so funktioniert es eben auch, dass diese Hunde im größten Trubel in der Stadt ohne Leine laufen können und entspannt bleiben.
    Es wird nicht an ihnen rumgetüddelt und es werden keine Leckerchen rein geschoben, sondern klare Grenzen gesetzt.


    Mich würde der statistische Evidenz dieser Pauschalisierung interessieren.


    Bibi, versteh mich nicht falsch, ich finde die Kernaussage nicht unrichtig. Probleme habe ich lediglich mit der Beweisführung - Menschen ohne festen Wohnsitz sind nicht das EL-DORADO für Hunde. Hunde werden auf der Straße ebenso mit Abhänigkeit, Alkoholismus und Gewalt konfrontiert - wie es eben auch bei Menschen mit festem Wohnsitz vorkommen kann.


    Statistisch gesehen leben auf der Straße die gleichen Menschen wie in Häusern und sie sind genauso fähig und unfähig zur Erziehung ihrer Hunde, genauso hart und sanft.


    Interpretiert man "Verwöhung" nicht mit einem Fixpunkt sondern relativ zum Lebensstandard des Halters, werden die glorifizierten Menschen-ohne-Wohnsitz-Halter auch zu ganz normalen Haltern: in Frankfurt kenne ich nicht wenige Menschen-ohne-Wohnsitz die ihrem Hund stets den Vorzug bei Speisen lassen. Eine Frau-ohne-Wohnsitz mit einem wundervollen Husky-Schäfimix beschenkte ich jeden Tag auf dem Arbeitsweg mit einem Frühstück - wenn sie am Abend davor kein Geld hatte, ging das Essen stets in den Hund.


    Zitat

    Wieso ist es den Leuten lieber, dass sie über Monate hinter ihrem Hund hergezogen werden, wenn ein kleiner Kniff in die Seite oder ein kurzer Ruck an der Leine dem Hund klar macht, hey so nicht.


    In meinem Fall: weil es für mich einfach falsch ist, meinen Hund wegen Banalitäten in die Seite zu kneifen. Anders würde es sich verhalten, wenn er gerade Herrchen frisst.


    Zitat

    Ich spreche nicht von Schmerzen zufügen, sondern von klaren Grenzen, so ja und so nicht.


    In meinem Fall: ich finde klare Grenzen gut aber völlig unabhängig von der ausführenden Methode. Kniffe oder Leinrucke sind nicht klarer als ein geflüstertes Abbruchkommando - nicht die Handlung macht eine Grenze deutlich sondern der damit verbundene Lerneffekt, der durch Timing und Konsequenz beeinflusst wird.




    Ich leg jetzt meine Hände in Warmwasser, ich glaube die sind tot ;)
    Tippkrampf.

  • Ich glaube, mir dämmert gerade, was Du meinst:


    Meine schon öfter beispielhaft genannte Bekannte mit dem Dobi: Der darf zu Hause ALLES, dem wird wirklich der Poppes hinterher getragen, draußen interessiert der sich null fürs Frauchen...


    Aber muß man da gleich zu Gewalt greifen? Zu Druck und Zwang? Ganz sicher nicht... Da würde schon eine Konsequenz drinnen UND draußen genügen.


    Ist da "Vermenschlichung" das Problem? Auch eher nicht, ich denke schon, daß meiner Bekannten immer bewußt ist, daß sie da nen Hund hat. Aber ich glaube schon, daß eigentlich in (fast) jeder Mensch-Hund-Beziehung der Hund Aufgaben übernehmen soll, Funktionen hat, die für diesen Menschen andere Menschen nicht haben (können). Je nach Sehnsucht des Menschen nach Nähe, nach Umsorgen usw... muß der Hund halt dafür herhalten... meiner Meinung nach ist das aber auch ein Umstand, der für die zunehmenden Probleme bei der Kindererziehung ebenso wichtig ist: Die Menschen werden immer egoistischer: "Ich will Spaß mit dem Hund (egal ob der beim Agi mega-Streß hat). Ich will meinen Kindern was bieten (egal ob das für deren Entwicklung gut ist, hauptsache MIR geht es dabei gut). Ich will den Hund im Bett, ich will ihn zu Hause verpäppeln, ich will mich um ihn kümmern.... "


    Geht es dabei wirklich um den Hund? Geht es dabei um Vermenschlichung? Nein, ich glaube, es geht dabei um egoistische Bedürfnisse, die man halt befriedigt. Da sind einem dann auch die Folgen egal, weil es zählt das hier und jetzt... In der Kindererziehung genauso wie in der Hundeerziehung. Und selbst wenn man die Zusammenhänge sieht, dann ist einem das Zu-hause-verpäppeln einfach zuuuuu wichtig, als daß man daran was ändern möchte. Lieber nimmt man dann auch Probleme draußen in Kauf, macht dann draußen nen Stachel drauf, ruckt am Hund rum, belästigt andere Leute usw... 1-2 Stunden täglich draußen sind ja auch (fast) nichts gegen 22-23 Stunden drinnen Bobbelsches spielen...


    Ich denke, man kann einen Hund (auch einen "Problemhund") auch sehr gut verwöhnen und verpäppeln, WENN es ein Muster hat, wenn es konsequent geschieht, wenn es auch mal an kleine Aufgaben gekoppelt ist usw...

  • Zitat

    Danke, einige haben verstanden, um was es mir geht :gut:


    Es geht doch nicht drum, ob und wie ihr Eure Hunde vermenschlicht, das ist mir sowas von wurscht egal :lol:
    Wer meinen Eingangspost aufmerksam gelesen hat und das haben ja doch einige :gut: hat gelesen, dass es mir um Problemhunde geht und die Behandlung dieser.
    Ich habe sogar einige Beispiele angeführt.


    Wieso fühlen sich hier einige so auf den Schlips getreten?? :???: ;)


    um problemhunde?


    ahja...


    kann ich nicht wirklich mitreden, hatte ich noch nie.


    defniere problemhunde und definiere deine nicht-vermenschlichten ansätze, sie zu....ja...was? sie zu nicht-problemhunden zu machen.


    dann versteh ich einfaches, schlichtes mädel vom land es vielleicht auch.

  • Hi,


    auch von mir ein Nachtrag:


    Logisch bekommen meine Fellnasen Grenzen, und wenn es SEIN MUSS, auch vehement, aber sie bekommen auch Kekse und dickes fröhliches Lob, wenn was toll läuft.


    Natürlich dürfen sie auf die Couch, sich ihre Liegeplätze aussuchen, ab und an im Bett schlafen ( ich mag das ;-) ) und und und ABER, sie wissen sich zu benehmen. Es wird nichts verteidigt und ich muss sie nicht anrüpeln.


    Bei uns dürfen Hunde auch vor mir durch die Tür aber alles nur solange ein harmonisches Miteinander gewährleistet ist.


    Ich bin so ekelig und lasse sie nicht einfach mit jedem Hund spielen und unterbreche ein Spiel auch, wenn es mir zu wild wird oder ich einfach keinen Bock mehr habe ..... Ich hab sie zum fressen gern :D und manchmal nerven sie mich ( aber ganz ganz selten ) .... Sie sind mit an der Arbeit und eigentlich mögliochst überall dabei, aber sie müssen sich einfügen. Und das haben sie bisher alle konsequent und liebevoll gelernt.


    Mal mit, mal ohne Kekse, mit netter und auch mal mit barscher Stimme und manchmal auch mit Kneifen in die Seite oder einen Griff in den Nacken. An der Leine geruckt hab ich auch schon, ich kenne aber auch den Klicker, alles zu seiner Zeit und immer da, wo es funktioniert und mir hilfreich erscheint. Und das ist bisher bei jedem Hund anders.


    Jeder der 4 lernt anders und in anderem Tempo ... was bei dem einen easy going klappt war bei dem anderen groh notwendig .....


    Man lernt dazu und Erfahrungen muss man machen .....


    Liebe Grüße
    Alexandra


    PS: Ich mag selbständige, liebevolle, fröhliche, sozialverträgliche, umgängliche, unaufdringliche, respektvolle und bei Bedarf gehorsame Hunde :gut: die mir vertrauen und gerne mit mir zusammen sind und von der Umwelt als angenehm empfunden werden.

  • Ehrlich gesagt kapier ich auch nicht was Du uns damit sagen willst? :???:


    Vermenschlichung ist menschlich - und daher m.M. nach unvermeidbar.
    Wir denken eben wie Menschen und können uns daher auch das Verhalten anderer Spezies nur über diesen Umweg erklären.


    Schlecht erzogene Köter gibts allüberall - egal welcher Erziehungs- oder Verziehungsmethode der jeweilige Halter anhängt.
    Denn ja - es geht darum Grenzen aufzuzeigen. Wenn diese allerdings von den Launen des Halters abhängig sind und je nach Tagesform variieren - dann wird kein Hund dies richtig lernen und akzeptieren, egal wie der Halter versucht mit dem Hund zu kommunizieren (und nichts anderes sind jedewede Erziehungsversuche)


    Zitat

    Wieso ist es den Leuten lieber, dass sie über Monate hinter ihrem Hund hergezogen werden, wenn ein kleiner Kniff in die Seite oder ein kurzer Ruck an der Leine dem Hund klar macht, hey so nicht.


    Ich spreche nicht von Schmerzen zufügen, sondern von klaren Grenzen, so ja und so nicht.


    Das hier allerdings - und auch noch im Zusammenhang mit echten Problemhunden - kann nicht Dein Ernst sein!
    Glaubst Du wirklich das bei einem echten Problemhund ein kleiner Kniff in die Seite ausreicht - und zwar einer der keine Schmerzen zufügt?
    Oder willst Du Dich über die Leute mit echten Problemhunden lächerlich machen?


    Ich glaube das bei diesen Leuten ein großer Leidensdruck besteht, sonst würden die sicher nicht soviel Geld für Trainer ausgeben. Wenn dieses Problem mit einem kurzen Ruck an der Leine oder einem kleinen Kniff lösbar wäre - da verwette ich mein ganzes Hab und Gut drauf, die Leute würden es tun.
    (und haben es sicher überwiegend auch schon probiert weil irgendwer behauptet hat sie müssten nur genau dies tun)


    Also bitte - was genau willst Du uns mit Deinem Eingangspost sagen?
    Ich kapier es echt nicht :???:

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