Mehr Probleme durch zuviel Vermenschlichung?

  • Ich versteh was du meinst und immer kann ich mich davon auch nicht befreien. Meine Hunde werden auch sehr verwöhnt, auch wenn das meiste eher für mich persönlich ist und den Hunden relativ Wurst.


    Aber so einige Probleme wie hier oft geschildert werden, wie z.B. Hund beißt, schnappt, verteidgt Futter, kann nicht alleine bleiben...
    kenn ich so auch nicht. Ich hatte damit noch nie Probleme, weil es für mich einfach eine Selbstverständlichkeit ist, daß ich den Hunden Futter wegnehme (weil z.B. die Kaurolle sonst verschluckt wird), weil ich einfach mal die Wohnung verlassen muß, egal ob Welpi dann allein ist oder nicht.
    vieles geschieht aus dem Bauch heraus. Aber jeder hat ja nen anderen Bauch ;)


    Meine Hunde sind nicht so perfekt erzogen wie manch anderer. Sie kennen ihre Grundkommandos, wissen wann es Ärger gibt (oder geben könnte), bleiben in meinem gewünschten Radius und verhalten sich eigentlich (in 95% der Fälle) vorbildlich bzw. so, wie ich es mir wünsche


    Ich glaube der Grad zwischen verhätscheln und als Hund sehen ist schwer. Da hat jeder eine andere Schmerzgrenze.

  • Ja, lasst uns endlich aufhören von Welpis und Mäusen und Pelznäschen zu reden wenn es um unsere scharfzähnigen, fleichfressenden Monster geht, die allesamt nur Haus, Garten und Sofa beherrschen wollen.
    Ein wenig Terror in der Nachbarschaft, Stänkern mit anderen Hunden und vor allem Ziehen, Ziehen.


    Bibi, das DF lebt von der Unzulänglichkeit der Hundehalter und ihren Austausch darüber und jeder hat eine andere Macke und das ist gut so.


    LG, Friederike

  • Hi,


    gerecht sein , heißt für mich nicht betüddeln. Es gibt Grenzen und wer sich daran hält hat auch seine Freiheiten. So funktioniert das bei mir und es funktioniert gut.


    Manche Dinge kann man nicht mit monate langer Leckerli Gabe erzeugen. Es gibt Dinge, die sind einfach ein NO GO und das aus Sicherheitsgründen und die haben auch zu sitzen und zwar schnell und unmissverständlich. Und wenn dazu notwendig sein sollte, dass einer meiner Hunde mal auf den Rücken geflogen ist, dann ist es mir das allemal wert, als Monate und Jahre rumzudiskutieren und meinen Hund wegen Ungehorsam an ein Auto zu verlieren ...... oder wegen Bisswunden beim Tierarzt zusammenflicken zu lassen.


    Für mich resultiert diese Heititei Erziehung aus der immer mehr zunehmenden Respektlosigkeit und fehlender Sensibilität vieler Menschen und das spiegelt sich dann in den Hunden wieder.


    Gruß
    Alex

  • Hm, meine Frage dazu wäre: Was genau verstehst du unter "Vermenschlichung des Hundes"?


    Ich könnte mir viele Punkte darunter vorstellen ...


    Zum Beispiel, einem Hund, der sich "in freier Wildbahn" von Mäusen, toten Vögeln und Abfällen ernähren würde, aufs Gramm genau die ideale Nährstoffmenge zu errechnen, damit er auch ja nicht versehentlich einen Mangel an Calcium oder einem anderen Mineral erleidet.
    (Hier, finde ich, wird ein Tier menschlicher behandelt, als die meisten Menschen.)


    Ich empfinde es auch als vermenschlicht, wenn laut aufgeschrien wird, wenn ein Tier abgegeben wird, weil es z.B. beißt und man Angst um die eigenen Kinder hat.
    Hier würde ich auch sagen: Ein Hund ist kein Mensch, und bevor ein Mensch oder ein Kind schaden nimmt, würde ein Hund bei mir 10 mal rausfliegen. Diese Form der Vermenschlichung eines Tieres kann ich nicht verstehen und finde sie auch nicht gesund.


    Dann muss man einfach sehen, dass ein Hund, der MIT dem Menschen IM HAUS lebt, ganz automatisch in mancher Hinsicht vermenschlicht sein MUSS, denn er schläft auf weichen Decken oder Kissen, und gehört ein Stück weit einfach zur "menschlichen Familie".
    NATÜRLICH verhalte ich mich nicht, als sei ich ein HUND, das wäre doch Quatsch. Ich bin ein MENSCH und verhalte mich auch so.
    Und dazu gehört dann auch, dass ich meine kleine Mops-Motte GERNE auf dem Schoß habe und hinter den Ohren krabbel ... Aber nicht, weil ich meinen Hund vermenschliche, sondern doch aus reinem Egoismus, weil ich LUST dazu habe, mein Möpschen zu beschmusen. Und letztlich ... was sollte so ein Mops denn auch für eine andere Bestimmung haben, als Frauchen durch seine Anwesenheit zu erfreuen. :hust: Als Wachhund eignet er sich nur bedingt.


    Ich halte nichts davon, mich oder meine Persönlichkeit zu verbiegen, nur damit ich für meinen Hund hundegerecht werde.
    Ich bin nunmal nicht der coole Typ, der sich nicht für seine Umgebung interessiert. Bei mir werden alle bekrabbelt, betüttelt und mit Kosenamen versehen, egal ob Partner, Kinder, Freundinnen oder Tiere, die in mein Sichtfeld geraten. Was soll's, dafür leben Tiere doch mit dem Menschen, damit sie sich ein Stück weit auch in ein menschliches Leben integrieren.


    Ich glaube, jeder Mensch hat einfach seine eigene Persönlichkeit, und ich sehe das Problem eher darin, dass viele Hunde vielleicht nicht zu genau diesem Hundehalter passen, als darin, dass HH sich nicht genug verhundlichen, damit sie hundegerechg genug sind. :headbash:


    Wie "im richtigen Leben" auch, sollte halt jeder Topf seinen Deckel finden. Wer von Natur aus eher cool und souverän ist, und eine natürliche Autorität ausstrahlt, passt zu einem Hund, der eine klare und souveräne Führung braucht.
    Wer eher gerne den Hanswurst spielt für sich und seine Umgebgung oder seine Tiere, Partner, Kinder, Kollegen gerne bespaßt, zu dem passt vielleicht besser ein Hund, der sich leicht führen läßt und gerne gehorcht ...


    So jedenfalls sehe ich das.

  • Bianca, was ist los ?
    Hast du was zu dir genommen, hat dir jemand einen Spiegel vorgehalten, hast du dein eigenes Verhalten reflektiert ?


    Ich bin überrascht, wo ist dein "der arme Hund, der kann doch nix dafür, konditionier ein Entspannungssignal"


    Immer wieder goldig, wer so alles seine Ansichten nach Jahreszeit ändert :roll:


    Gruß, staffy - immer böse

  • Zitat


    Ich habe damals überhaupt nicht über ein Training nachgedacht.
    Die Wohnung wurde verlassen und gut ist.
    Man ging zum Müll und keiner hat vorher überlegt, ohhhhhhhhh, der arme kleine Welpe muss jetzt allein bleiben :shocked:


    Das habe ich ehrlich gesagt auch so gemacht. Ich war in den ersten Wochen noch nicht hier im Forum, und ich bin auch mal kurz mit der Großen allein um den Block ...


    Viele Dinge empfinde ich auch als übertrieben. Z.B. dass der Stundenplan eines Hundes heute fast schlimmer aussieht, als der eines Kindes ...
    Samstag Hundeschule, Montag Agility, Mittwoch Fährtentraining und Freitag Obedience. :hust:


    Damit kann ich recht wenig anfangen, ich finde es schlichtweg übertrieben.


    Andere Dinge, wie, mir 1000 Kosenamen einfallen lassen, meinen Hund zu betüddeln oder ihnen an Silvester ein paar Chips zuzustecken finde ich wiederum nicht schlimm. Auch nicht, dass er zum Kuscheln aufs Sofa kommt, denn das macht MIR ja Spaß, und ... :D zu irgendwas muß der Hund ja nützlich sein, wenn ich schon so viel Geld und Zeit in ihn investiere ...

  • Zitat



    Viele hier wollen dem Hund keine Schmerzen zufügen
    , kein Meideverhalten erzeugen, den Hund nur mit viel Liebe usw. erziehen.
    Aber kommen nicht gerade dadurch erst so viele Probleme zustande.
    Bibi



    Und?
    Ist das Deiner Meinung nach der falsche Ansatz?


    Also ehrlich gesagt Bibi...
    Ich weiß nicht, in welcher Welt Du lebst.... :???:


    Überall wo ich hinschaue, wird an Hunden herumgeruckt und -gezerrt,
    die Mehrzahl bekommt billigen Supermarkt-Mist, viele Hunde können froh sein wenn sie regelmäßig das Grundstück verlassen dürfen und rechtzeitig zum TA gebracht werden wenn sie krank sind usw. usf.


    Und Du regst Dich darüber auf, hier im Forum von Leuten zu lesen, die z.B. ihre Hunde verwöhnen und ihnen keine Schmerzen zufügen möchten?


    Ich wäre froh, wenn es mehr Hunde geben würde, die Dein geschildertes "Problem" haben!

  • Tanja, aber manche Dinge können bei manchen Hunden, ich spreche nicht von allen Hunden, denn Hunde sind nun mal sehr individuell, mit Meideverhalten aufgebaut werden und nicht über Alternativverhalten.
    Wenn man alles über Alternativverhalten bei allen Hunden aufbauen könnte, dann wären hier eigentlich fast alle Threads hinfällig, oder?? ;)
    Und ja, es gibt bei mir definitiv sehr schnell Grenzen, Grenzen, die meine Hunde einzuhalten haben, um sich, mich, andere Lebewesen nicht zu gefährden.
    Beispiel, mein Hund geht an der Leine und rutscht soweit Richtung Straße, dass sie schon fast drauf ist.
    Da wird sie auch unsanft hoch geholt, selbst wenn es nicht ihre Schuld ist.
    Und ja, sie geht danach ins beschwichtigen, obwohl sie nicht "Schuld" ist.
    Aber sie lernt daraus, dass die Straße gemieden werden soll, egal ob sie Schuld hat oder nicht, zur Not läuft sie eben hinter mir.
    Oder der Hund will was fressen, was ich eindeutig nicht will.
    Da mache ich keine langen Faxen, denn diese können tödlich enden.
    Es gibt ne klare Ansage, wenn die missachtet wird, dann wird ne Leine, Schlüsselbund o.ä. hingedonnert oder wenn nicht vorhanden, gebe ich Hackengas und scheuche meinen Hund weg.
    Und ja, auch dann geht mein Hund ins beschwichtigen, er lernt es solche Dinge zu vermeiden und somit die Gefahrenquellen zu meiden.


    Und ja, man kann das auch alles über Tage, Wochen, Monate trainieren, aber es gibt auch Grenzen und die heißen bei mir, es darf niemand gefährdet werden.


    Lakasha: Ja, natürlich hat jeder sein eigenes Bauchgefühl und auch seine eigene Schmerzgrenze.
    Auch das gehört sicherlich mit zum Lernprozess dazu, dass man eben merken sollte, wie weit man mit seiner Art Bauchgefühl kommt und wenn die Schmerzgrenze zu niedrig angesetzt ist, dann sollte man schnell was ändern.
    Leider ändern die Menschen erst oft dann was, wenn die Schmerzgrenze deutlich überschritten wurde, wenn die halbe Wohnung zerstört wurde oder ein Unfall passiert ist, weil der Hund "mal wieder" jagen gegangen ist. :|


    Noch mal zum Alleinbleiben zurück zu kommen.
    Bibo konnte nicht allein bleiben. Eindeutig mein Fehler, da ich sie immer mit Dusty zusammen hatte bzw. eben mit beiden Hunden unterwegs war.
    Wenn ich dann in späteren Jahren mit Dusty mal allein raus wollte, dann hatte ich Indianergeheul vom Feinsten.
    Am Anfang habe ich nichts gemacht, bin eben schnell zurück gekehrt, man will ja keinen Ärger mit den Nachbarn. Trainieren war auch schwierig, da sie das nicht immer gezeigt hat.
    Dann bin ich umgezogen, hier kratzt es niemand, wenn sie mal jammert, ach ne, doch mich stört es.
    Mich stört es, weil es ja auch Stress für den Hund bedeutet.
    Eines Tages war es wieder soweit, ich mit Dusty raus, Bibo hatte vorher ihre Runde.
    Als wir gerade ein paar Meter gegangen waren höre ich das Gejaule aus dem Haus.
    Ich habe Dusty angeleint und bin wieder rein.
    Habe Bibo angeschnauzt und sie in den Korb geschickt.
    Und oh Wunder, seitdem hat sie nie wieder gejault.
    Die klare Ansage hat Früchte getragen :D
    Und auch hier wieder, das muss nicht bei allen Hunden klappen ;)
    Ist eben nur ein Beispiel aus meinem kleinen Erfahrungsschatz :smile:

  • nun, dass ein hund ein hund ist und bleibt - das ist richtig.


    dass allzuviel vermenschlichung blödsinn ist, ist auch richtig.


    allerdings - ein klein wenig irritierend finde ich das "entweder-oder" bei der ganzen geschichte.


    ich brauch mit sicherheit keinen kindersatz - danke, hab zwei in der schönsten pubertät - das deckt meinen bedarf an kindern völlig.


    trotzdem versuch ich, ein klein wenig auf dem neuesten stand zu bleiben und offen für denkansätze, anregungen, tipps oder meinetwegen auch "erziehungsmethoden" was die hunde betrifft, zu sein.


    und wenn ich dann dabei für mich selber feststelle, dass ich weder grobe körperliche einwirkung noch irgendwelche hilfsmittel wie sprüh/stromhalsbänder brauche - was dann?


    oder wenn ich persönlich es vorziehe, alle meine hunde lieber schritt für schritt ans alleinebleiben zu gewöhnen - eben weil sie es für ein paar stündchen die woche können müssen und weil mir eine vielleicht 50/50 chance, dass sie es "einfach so ins kalte wasser geschmissen" auch lernen zu wenig ist - was dann?


    leckerchen, belohnen - kurz wattebällchen schmeissen - jap. mach ich auch. und nu?


    baustellen? nö. hab ich nicht. (ausser beim dackel - aber der läuft ausser konkurrenz derzeit - die hab ich nicht selber gebacken, die baustellen, die darf ich nur ausbaden im moment).


    klare grenzen setzen: aber natürlich.


    vermenschliche ich? - aber natürlich!


    und sogar noch gern und mit vergnügen: in meinem vermenschlichungsdrang geh ich sogar so weit, dass ich ab und an mich selber eher "verhundle" - nur um nach meinem menschlichem ermessen den hund so gut wie möglich hund sein zu lassen und trotzdem in meiner umwelt und in meinem alltag mit ihnen zusammenleben zu können...


    und dazu gehört so viel mehr, als nur ständig leckerlis zu stopfen oder nur ständig klare ansagen zu machen. und weil ich für mich da einen sehr gangbaren weg gefunden habe, kann ich ganz klar und ohne wenn und aber feststellen: ich bin ein mensch, meine hunde sind und bleiben hunde - aber indem ich manches einfach vom rein menschlichen gesichtspunkt aus angehe (für das hab ich ja mein primatenhirn) muss ich nix komplizierter machen, als es ist. dann ist die ganze kiste "erziehung, ausbildung, lernen ect" eine ganz einfache.

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