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Mir hat der erste Biß eines Hundes für einige Zeit die Unbefangenheit im Umgang mit meinen vierbeinigen Patienten "genommen". Dabei brauche ich grad die, um auch mal unangenehme Manipulationen bei noch fremden Hunden durchführen zu können.
Was hatte ich mir nicht vorher alles ausgemalt, wie ich damit umgehen würde, wenn ein Hund mich beissen sollte...
Ja, klar...
Das einzige, was ich in dem Moment machen konnte, war irgendwann wieder Luft zu kriegen.
Das hat sich angefühlt wie, wie, wie - ein mit Nägel bestückter Golfschläger, der von einem Profi gegen mein Knie gedonnert wurde....Das war nicht mein eigener Hund - deshalb kann man nur bedingt von "Vertrauensverlust" sprechen. Wenn dann mehr so das "Urvertrauen" in sich selbst, dass man auch in komischen Momenten mit Hund schon irgendwie klar kommt.
Das war auch kein Patienten-Hund - aber dennoch habe ich es einige Monate lang unbewußt auf Patientenhunde übertragen und es beiden Seiten damit ungewollt schwerer gemacht.
Irgendwann gab es sich - dieses gewisse Mißtrauen.
Darüber war ich ziemlich froh.
Denn mit der nötigen Unbefangenheit ist die Arbeit mit den Hunden um Klassen leichter.Bei den eigenen Hunden war das "Schlimmste" bisher ein Abschnappen der Angsthündin beim TA. Das war etwas völlig anderes.
Die anderen eigenen Hunde - bis die jemals auf die Idee kämen, mit Schnappen oder Beissen zu reagieren, ich weiß nicht, was ich da im Vorfeld alles vorher machen müßte, um sie soweit zu kriegen. Soweit reicht meine Phantasie nicht.
Bei der dementen Hunde-Omi war es dann wieder ein anderes Kapitel - eine Mischung aus Unsicherheit durch nachlassende Sinnesleistungen und Fehlinterpretation von bis dahin alltäglichen Momenten. Auch nix, was man einem Hund übel nehmen könnte.
LG, Chris
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Hi
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Chris, wie lange hat es gedauert, bis du wieder halbwegs "unbefangen" warst?
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Zitat
Das hat sich angefühlt wie, wie, wie - ein mit Nägel bestückter Golfschläger, der von einem Profi gegen mein Knie gedonnert wurde....Bei meinem ersten "echten" Biss eines Hundes, also mit echter Beschaedigungsabsicht und massiver Vehemenz war nicht der eigentliche koerperliche Schmerz das Schlimmste sondern die Realisation das dieser Hund mir koerperlich massiv ueberlegen ist und ich im ersten Moment einfach total hilflos war.
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Zitat
Chris, wie lange hat es gedauert, bis du wieder halbwegs "unbefangen" warst?
Bei bekannten Patienten-Hunden ein paar Wochen, bei neuen, mit denen ich noch nie gearbeitet hatte, etwa ein viertel Jahr, um halbwegs unbefangen zu sein, ein halbes Jahr, um nicht bei jedem Brummeln einen präventiven Adrenalinstoß zu kriegen...
LG, Chris
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Zitat
Bei meinem ersten "echten" Biss eines Hundes, also mit echter Beschaedigungsabsicht und massiver Vehemenz war nicht der eigentliche koerperliche Schmerz das Schlimmste sondern die Realisation das dieser Hund mir koerperlich massiv ueberlegen ist und ich im ersten Moment einfach total hilflos war.
Ich denke, das ist ein nicht zu unterschätzender psychischer Faktor - die Erkenntnis, dass es nicht unbedingt einen Molosser-artigen Hund braucht, um einen Menschen total ausser Gefecht zu setzen. Das schafft jeder 25-kg-Hund, der es wirklich wissen will, locker.
Und DAS war das, was mich irgendwie am meisten beschäftigt hat, glaub ich.
LG, Chris
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Stimmt.
Bisher kam der Schmerz erst später.
Also klar, das tat weh. Aber nicht sehr.
Die Vehemenz, die unbändige Kraft und der unglaubliche Willen, der einem da entgegenschlägt, das ist in dem Moment viel schlimmer.
Und wenn das Adrenalin dann wieder absinkt, dann kommt der Schmerz. Und dann werde ich zur Memme oder zum übel fluchenden Bündel Mensch.LG
das Schnauzermädel -
Zitat
Ich finde es immer toll, wenn Leute die noch nie von einem Hund mit Beschädigungsabsicht gebissen wurden, meinen das sei alles halb so wild.
Ich behaupte einfach mal, wer einmal ernsthaft von einem Hund gebissen wurde ( wir reden hier nicht von Abschnappen oder Tackern mit kleineren Löchern oder nem Schmiss), dass es nichts verändert hätte lügt.
Das ist eine emotionale Extremsituation, das tut so weh dass du fast den Verstand verliehst, klar Denken ist da echt schwer.
Ich hatte nie Stress wenn ein Hund vorwärts ging, aber seit dem Biß habe ich den. Der Puls geht hoch, mein Blutdruck auch, ich bin bei weitem nimmer so cool wie davor.
Ich finde es völlig ok sich die Frage zustellen, ob man einem Hund gewachsen ist, der so massive Aggression zeigt.
Ja, der Fehler liegt oft beim Halter, nur muss man sich auch dann die frage stellen, kann ICH das noch verändern?
Mir sind die Leute lieber die dann aufgeben, bevor sich das Verhalten festigt.So sehe ich das eigentlich auch. Lilly hat mich schon mal am Finger erwischt, als ich ihr etwas aus dem Maul gepuhlt habe und sie nochmal zugebissen hat. Klar, da habe ich nun keine Angst vor meinem Hund, oder meinetwegen einen Vertrauensbruch erlitten. Würde mir bei einem Schnapper auch nicht passieren. Aber wenn ein Hund derart heftig zubeisst, dann schaut die Sache schon wieder anders aus.
Vielleicht ist das ein schlechter Vergleich, aber mein Freund ist auch viel stärker als ich, angst habe ich vor ihm aber nicht. Klar könnte er mir weh tun wenn er wollte, macht er aber nicht. Würde er es dennoch machen, aus welchem Grund auch immer...danach wäre es nicht wie vorher.
Selbst wenn sich herausstellt, es war ein neurologisches Problem, man ist doch immer in Hab-Acht-Stellung. Man weiß ja nicht, wann es wieder passieren könnte. Ich denke auch, dass die meisten sich das nicht vorstellen können, weil sie es noch nicht erlebt haben.
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Zitat
die Erkenntnis, dass es nicht unbedingt einen Molosser-artigen Hund braucht, um einen Menschen total ausser Gefecht zu setzen. Das schafft jeder 25-kg-Hund, der es wirklich wissen will, locker.
Yup....mich hat mal ein Rottweiler an der Backe erwischt.....aber dies war lediglich ein Wegschnappen und in der Hitze des Gefechtes, das Objekt seiner Begierde war der Hund an meiner Leine und nicht ich.
Einen echten Biss hatte ich dann mal im Oberschenkel von einem Husky-Pitbullmischling, der hat sicher keine 25 kilo gewogen, hing aber mit all seiner Kraft und schuettelnd in meinem Oberschenkel verbissen.......das war dann schon ein ganz anderes Gefuehl vom Kopf her.
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Ich kann mir gut vorstellen das wenn ein Wolfsrudel Mitglied einen vom Alphapaar mit wirklicher Beschädigungsabsicht beißen würde, und wie in dem Thread nicht ablässt, wäre es das Todesurteil für den Angreifer.
Ich wüsste jetzt keine einzige Beobachtung, wo sowas schon mal vorgekommen ist.
Verteidigungsbeissen wird übrigens im Wolfsrudel auch von den Alphas problemlos akzeptiert.Beschädigungsbeissen sieht man eigentlich fast nur während der Ranz der Fähe,
und die geht richtung weiblicher Rudelmitglieder.Aber wir sprechen hier ja von interspezifischer Aggression,
ich denke, sowas sollte man auch separat behandeln.... -
Zitat
Und dann werde ich zur Memme oder zum übel fluchenden Bündel Mensch.
LG
das SchnauzermädelDas kommt bei mir immer auf die Umstaende an.....Abby hatte mich mal recht heftig in die Faust gebissen und ich habe einen "knack" in meinem Daumen gehoert und gespuehrt........das war allerdings waerend einem Spiel mit dem Tauseil und keinerlei Absicht von ihr.......da werde ich dann auch zur Memme die sich sofort die Wunde leckt.
Bei einem Hund mit dem ich arbeite werde ich erstmal stinkesauer auf den Hund (eben ein rein menschliches Gefuehl) und dann, wenn das klare Denken wieder einsetzt, stinkig auf mich selbst. -
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